Als die sechste antinapoleonische Koalition siegreich aus den Befreiungskriegen hervorging und Napoleon Mitte April 1814 abdanken und ins Exil nach Elba gehen musste, stellte sich nach über 20 Jahren Krieg, territorialen und politischen Umwälzungen, und französischer Hegemonie die Frage nach einer Neuordnung des europäischen Staatensystems und der (Wieder-) Herstellung einer auf einem Gleichgewicht beruhenden Staatenordnung, die den europäischen Frieden tragfähig und dauerhaft gewährleisten sollte. Nichts geringeres als dieses Primärziel hatten sich die europäischen Souveräne und ihre Bevollmächtigten auf dem vom Oktober 1814 bis Juni 1815 abgehaltenen Wiener Kongress als Aufgabe auferlegt. Durch geschickte Verhandlungen und pragmatische Kompromisse gelang es den Großmächten auf dem Kongress eine Ordnung zu etablieren, die für fast vier Jahrzehnte, bis zum Ausbruch des Krimkrieges 1853, Frieden zwischen den Großmächten schuf. Doch wie versuchte man die angestrebte Friedensordnung auf dem Kongress zu erreichen und welche Hauptzielsetzungen, Ergebnisse und Leitprinzipien und diesbezüglichen Bestimmungen und Maßnahmen kennzeichneten sie primär? Diese Arbeit wird sich diesen Fragen annehmen und befasst sich daher folglich mit der auf dem Wiener Kongress durch die Großmächte etablierten europäischen Staaten- und Friedensordnung und den sie kennzeichnenden primären Ergebnissen, Hauptzielsetzungen und Leitprinzipien sowie einigen vereinbarten potentiell friedenssichernden Bestimmungen und Maßnahmen.
Im ersten Punkt des Hauptteils (2. Punkt der Arbeit) wird auf die Vorgeschichte und Ausgangssituation des Wiener Kongresses, namentlich das militärische Ende Napoleons und den Erste Pariser Frieden, eingegangen, um dem Leser einen prägnanten Überblick darüber zu geben, wie es überhaupt zu einem solchen allgemeinen Staatenkongress in Wien kam, welche Aufgaben diesem Kongress zugedacht waren und welchen Charakter diesbezüglich der Erste Pariser Frieden besaß. Der zweite Punkt des Hauptteils (3. Punkt der Arbeit) befasst sich mit den am Kongress teilnehmenden und die „Wiener Ordnung“ etablierenden Großmächte, ihren Hauptvertretern und den jeweiligen primären Einzelinteressen, um dem Leser aufzuzeigen, welche machtpolitischen und einzelstaatlichen Ziele und Politiken die Verhandlungen des Kongresses neben dem kollektiven Primärziel der Schaffung einer für alle tragfähigen Staaten- und Friedensordnung im wesentlichen prägten und welche Konfliktlinien zwischen den....
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vorgeschichte und Ausgangssituation: Das militärische Ende Napoleons und der Erste Pariser Frieden
- 3. Die am Kongress teilnehmenden und die „Wiener Ordnung“ etablierenden Großmächte: Ihre Bevollmächtigten und Interessen
- 4. Die Etablierung und Charakteristika der „Wiener Ordnung“: Leitprinzipien, politische Hauptzielsetzungen, Ergebnisse und potentiell friedenssichernde Bestimmungen und Maßnahmen
- 4.1 Legitimität, Autorität, Solidarität und Intervention, Restauration bzw. Restitution sowie europäisches Gleichgewicht der Mächte („Balance of Power“)
- 4.2 Gebiets- und Grenzbestimmungen: Territoriale Veränderungen und Neuordnung im Sinne der Gleichgewichtskonzeptionen
- 4.3 Frieden durch Handel und Internationalisierung der europäischen Flussschifffahrt? Wirtschafts-, handels- und verkehrspolitische Grundlinien, Bestimmungen und Entscheidungen
- 4.4 Europäisches Konzert der Großmächte („Concert européen“ bzw. Pentarchie) und die Einrichtung eines Konferenzsystems zur Wahrung des Friedens und der Ordnung
- 5. Fazit / Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die auf dem Wiener Kongress (1814-1815) von den Großmächten etablierte europäische Staaten- und Friedensordnung. Ziel ist es, die primären Ergebnisse, Hauptzielsetzungen und Leitprinzipien dieser „Wiener Ordnung“, sowie potentiell friedenssichernde Maßnahmen zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet den Weg zum Kongress, die beteiligten Mächte und deren Interessen, und untersucht die wichtigsten Elemente der neu geschaffenen Ordnung.
- Die Vorgeschichte des Wiener Kongresses und die Ausgangssituation nach dem Ende der napoleonischen Kriege.
- Die beteiligten Großmächte, ihre Interessen und die Dynamik der Verhandlungen.
- Die zentralen Leitprinzipien der „Wiener Ordnung“, wie Legitimität, Gleichgewicht der Mächte und Intervention.
- Die territorialen Neuordnungen und Grenzbestimmungen als Ergebnis des Kongresses.
- Die Rolle von Wirtschaft und Handel in der Friedensordnung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, die sich mit der Analyse der auf dem Wiener Kongress etablierten europäischen Friedens- und Staatenordnung befasst. Sie skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit und gibt einen kurzen Überblick über die Struktur und den Aufbau der folgenden Kapitel. Die Einleitung betont die Bedeutung des Wiener Kongresses für die Schaffung einer lang anhaltenden Friedensordnung in Europa.
2. Vorgeschichte und Ausgangssituation: Das militärische Ende Napoleons und der Erste Pariser Frieden: Dieses Kapitel beleuchtet den Russlandfeldzug von 1812 als Wendepunkt in Napoleons Herrschaft und im europäischen Machtgefüge. Es beschreibt den Beitritt weiterer Mächte zur Koalition gegen Napoleon und die Rolle Österreichs unter Metternich. Das Kapitel analysiert den Ersten Pariser Frieden und seine Bedeutung als Vorläufer des Wiener Kongresses, der die Aufgabe hatte, eine neue, stabile Ordnung in Europa zu schaffen. Die gescheiterten Verhandlungen während eines Waffenstillstands unterstrichen die Notwendigkeit eines umfassenden Kongresses zur Neuordnung Europas.
3. Die am Kongress teilnehmenden und die „Wiener Ordnung“ etablierenden Großmächte: Ihre Bevollmächtigten und Interessen: Dieses Kapitel fokussiert auf die am Wiener Kongress beteiligten Großmächte – ihre jeweiligen Interessen und die Rolle ihrer wichtigsten Vertreter. Es untersucht die machtpolitischen Ziele und Strategien der einzelnen Mächte und verdeutlicht, wie diese neben dem gemeinsamen Ziel einer tragfähigen Friedensordnung die Verhandlungen beeinflussten. Die Analyse beleuchtet potentielle Konfliktlinien zwischen den Großmächten trotz der übereinstimmenden Primärziele, und wie diese durch Kompromisse und Verhandlungen gelöst wurden.
4. Die Etablierung und Charakteristika der „Wiener Ordnung“: Leitprinzipien, politische Hauptzielsetzungen, Ergebnisse und potentiell friedenssichernde Bestimmungen und Maßnahmen: Dieses Kapitel liefert eine detaillierte Analyse der „Wiener Ordnung“. Es untersucht die zentralen Leitprinzipien wie Legitimität, Autorität, Solidarität und Intervention, sowie die Rolle des europäischen Gleichgewichts der Mächte und des „Concert européen“. Das Kapitel analysiert die territorialen Neuordnungen und Grenzbestimmungen im Kontext der Gleichgewichtskonzeptionen und die wirtschafts- und verkehrspolitischen Maßnahmen, die zur Stabilisierung des Friedens beitragen sollten. Die Einrichtung eines Konferenzsystems zur Wahrung des Friedens und der Ordnung wird ebenfalls eingehend behandelt.
Schlüsselwörter
Wiener Kongress, Wiener Ordnung, Napoleon, europäisches Gleichgewicht, Legitimität, Restauration, Intervention, Concert européen, Pentarchie, Gebietsneuordnung, Friedensordnung, Großmächte, Machtpolitik, Diplomatie.
Häufig gestellte Fragen zum Wiener Kongress
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die auf dem Wiener Kongress (1814-1815) von den Großmächten etablierte europäische Staaten- und Friedensordnung. Sie untersucht die primären Ergebnisse, Hauptzielsetzungen und Leitprinzipien dieser „Wiener Ordnung“ sowie potentiell friedenssichernde Maßnahmen.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Weg zum Kongress, die beteiligten Mächte und deren Interessen und untersucht die wichtigsten Elemente der neu geschaffenen Ordnung. Konkret werden die Vorgeschichte des Wiener Kongresses, die beteiligten Großmächte und deren Interessen, die zentralen Leitprinzipien der „Wiener Ordnung“ (Legitimität, Gleichgewicht der Mächte, Intervention), die territorialen Neuordnungen und Grenzbestimmungen, sowie die Rolle von Wirtschaft und Handel in der Friedensordnung analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist deren Inhalt?
Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 (Vorgeschichte und Ausgangssituation) beleuchtet das Ende der napoleonischen Kriege und den Ersten Pariser Frieden. Kapitel 3 (Die am Kongress teilnehmenden Großmächte) fokussiert auf die beteiligten Mächte, ihre Interessen und Vertreter. Kapitel 4 (Die Etablierung der Wiener Ordnung) analysiert die Leitprinzipien, Zielsetzungen, Ergebnisse und friedenssichernden Maßnahmen der „Wiener Ordnung“. Kapitel 5 (Fazit/Zusammenfassung) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Wiener Kongress, Wiener Ordnung, Napoleon, europäisches Gleichgewicht, Legitimität, Restauration, Intervention, Concert européen, Pentarchie, Gebietsneuordnung, Friedensordnung, Großmächte, Machtpolitik, Diplomatie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die „Wiener Ordnung“ umfassend zu analysieren und ihre Ergebnisse, Hauptzielsetzungen und Leitprinzipien zu verstehen. Der Fokus liegt auf der Erforschung der friedenssichernden Maßnahmen und der Untersuchung der beteiligten Mächte und ihrer Interessen.
Wie wird die „Wiener Ordnung“ charakterisiert?
Die „Wiener Ordnung“ wird charakterisiert durch Leitprinzipien wie Legitimität, Autorität, Solidarität und Intervention, sowie durch das europäische Gleichgewicht der Mächte und das „Concert européen“. Sie umfasste territoriale Neuordnungen, Grenzbestimmungen und wirtschafts-/verkehrspolitische Maßnahmen zur Friedenssicherung.
Welche Rolle spielte der Erste Pariser Frieden?
Der Erste Pariser Frieden wird als Vorläufer des Wiener Kongresses beschrieben. Die gescheiterten Verhandlungen während eines Waffenstillstands unterstrichen die Notwendigkeit eines umfassenden Kongresses zur Neuordnung Europas.
Welche Bedeutung hat der Wiener Kongress für die europäische Geschichte?
Der Wiener Kongress hatte immense Bedeutung für die Schaffung einer lang anhaltenden Friedensordnung in Europa. Die Ergebnisse des Kongresses prägten die europäische Politik für Jahrzehnte.
- Citar trabajo
- Johannes Ehrengruber (Autor), 2017, Der Wiener Kongress und die Etablierung einer europäischen Staaten- und Friedensordnung ("Wiener Ordnung"), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377320