Humor und vulgäre Sprache in "American Pie". Konversationsanalytische Untersuchung des Humors im Film


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 2,3

Anonym (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand zum Thema Humor
2.1 Definition Humor
2.2 Inkongruenztheorie
2.3 Überlegenheitstheorie
2.4 Erleichterungstheorie

3. Methodik

4. Korpus

5. Analyse: Auftreten der Humortheorien in American Pie
5.1 Inkongruenztheorie
5.2 Überlegenheitstheorie
5.3 Erleichterungstheorie

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Humor wird im Alltag erzeugt, um seine Mitmenschen zu belustigen. Dabei gibt es verschiedene Theorien, weshalb die Menschen etwas komisch finden und weshalb sie beginnen zu lachen. Wie auch in vielen anderen Bereichen der gesprochenen Sprache erkennt man auch bei der Erzeugung von Humor teilweise einen vulgären Sprachstil. Vulgär bedeutet dabei „abwertend im Sinne von ‚gemein, gewöhnlich und ordinär‘“ (Wahrig-Burfeind 2011: 1619).

Dies ist nicht nur im realen Alltag der Fall, sondern auch in medialen Unterhaltungsformen wie beispielsweise Komödien. Ein Beispiel für eine Komödie stellt die Filmreihe American Pie dar. In diesen Filmen geht es um eine Gruppe von jungen Erwachsenen, deren Leben sich fast nur um Frauen und Sex dreht. In diesem Zusammenhang wird vor allem durch vulgäre Themen und durch vulgäre Sprache Humor erzeugt, der die Zuschauer belustigen und von den Filmen überzeugen soll.

Diese Thematik wird in dieser Arbeit zum Anlass genommen, zu untersuchen, wie der Humor in American Pie produziert wird. Dabei werden verschiedene Humortheorien dahingehend überprüft, ob und wie diese im Film auftauchen. Ein besonderer Blick gilt dabei der Vulgärsprache. Verstärkt diese den Humor oder gilt sie nur als unmerklicher Nebeneffekt der bekannten Auslöser von Humor aus den unten beschriebenen Humortheorien?

Ziel ist zu erkennen welche Humortheorien in American Pie Verwendung finden und ob diese ausschließlich durch Vulgärsprache produziert werden. Dabei stellt diese Arbeit die Hypothese auf, dass die Humortheorien durch Vulgärsprache verstärkt werden, diese aber nicht den Hauptbestandteil des Humors darstellt.

Zum besseren Verständnis werden zunächst die bekanntesten Humortheorien erläutert. An dieser Stelle ist anzumerken, dass auch nur die beschriebenen Theorien in dieser Arbeit untersucht werden. Anschließend wird die in der Analyse verwendete Methodik der linguistischen Gesprächsanalyse erklärt, um die folgenden Analyseschritte zu verständlichen. Diese wird schließlich in die Humortheorien unterteilt, um die verschiedenen Auslöser von Humor erkenntlich zu machen. Für jede Theorie werden zwei Beispiele aus dem Film transkribiert, um eine ausreichende sprachliche Grundlage zu erzeugen.

2. Forschungsstand zum Thema Humor

In der wissenschaftlichen Literatur gibt es viele Ansätze in unterschiedlichen Bereichen zum Themengebiet Humor. Da die Analyse dieser Arbeit in verschiedene Auslöser des Humors unterteilt wird, werden diese Theorien im Folgenden vorgestellt.

2.1 Definition Humor

Der lateinische Begriff húmor beziehungsweise úmor ist etwa gleichbedeutend wie Feuchtigkeit beziehungsweise Flüssigkeit (vgl. Rißland 2002: 17). Im Verlauf der Zeit und in Abhängigkeit vom Kontext gehen die Definitionen und Bedeutungen des Begriffs ‚Humor‘ jedoch weit auseinander (vgl. Rißland 2002: 16). Während der Humor in der mittelalterlichen Medizin die Bedeutung Körpersaft innehatte, wird das Wort Mitte des 16. Jahrhunderts mit der Definition Gemütslage, Gestimmtheit, Laune, Charakter ins Deutsche übernommen (vgl. Belz 2008: 17). Mitte des 18. Jahrhunderts wird Humor im Deutschen schließlich als „literarische Darstellung, die Heiterkeit, Belustigung, Spaß ausstrahlt“ (Belz 2008: 17) bezeichnet.

Allgemein wird der Humor gegenwärtig als „Sinn für das Komische“ bezeichnet (Best 1994: 10). Dementsprechend „wird Humor […] auch für die Eigenschaften des Komischen und die Stilmittel der Komik verwendet“ (Knop 2007: 73).

Im deutschen Wörterbuch werden dem Begriff Humor drei Definitionen zugschrieben: „1 Fähigkeit, auch die Schattenseiten des Lebens mit heiterer Gelassenheit zu betrachten 2 überlegene Heiterkeit, gute Laune 3 bestimme Art, Dinge humorvoll zu nehmen od. auszudrücken“ (Wahrig-Burfeind 2011: 748). Die ersten beiden Definitionen finden sich in der in dieser Arbeit erläuternden Erleichterungs- und Überlegenheitstheorie wieder.

Die Erzeugung von Humor im filmischen Medium verfolgt vorrangig das Ziel, „das Publikum zu unterhalten und zum Lachen zum bringen“ (Belz 2008: 86). Dies ist auch in der behandelten Filmreihe der Fall.

2.2 Inkongruenztheorie

Die Inkongruenztheorie beschreibt „das Komische als Kontrast zwischen Erwartung und Wirklichkeit“ (López 2012: 17). Die Theorie stützt sich auf Autoren wie Hutcheson, Kant, Schopenhauer, Hazlitt und Freud (vgl. López: 17).

Moritz Lazarus definiert das Lachen durch die „Inkongruenz von Schein und Sein“ (Schmidt-Hidding 1963: 214), bezieht den Auslöser des Lachens jedoch auf das Erscheinen von etwas Positivem anstelle von etwas Negativem.

Laut Dorota Miller stammt die modernste Inkongruenztheorie jedoch von Paul McGhee (1979: 6f.), dessen Definition sie als „Disharmonie zwischen zwei Ideen“ (Miller 2002: 55) übersetzt. Das heißt wenn zwei Ideen nicht zueinander passen, können diese Lachen auslösen und so eine Art von Humor darstellen. So wird der Humor „durch die Erfahrung einer empfundenen Unvereinbarkeit erzeugt – zwischen dem, was wir wissen oder erwarten, und dem was dann im Witz, Gag, Scherz oder in der Übertreibung stattfindet“ (Critchley 2002: 12). So gesehen braucht es für die Erzielung eines komischen Effekts „etwas Unerwartetes, eine Überraschung oder eine Diskrepanz zwischen dem Erwarteten und dem Tatsächlichen“ (Belz 2008: 21).

Man erkennt also, dass es in der Forschung viele verschiedene Definitionsversuche für die Inkongruenztheorie gibt, die sich in Details unterscheiden. Alle gemeinsam haben jedoch die Inkongruenz von zwei Äußerungen oder Gegenständen. In dieser Arbeit gilt es herauszufinden, ob diese Art von Humor auch in American Pie zu finden ist.

2.3 Überlegenheitstheorie

Die Überlegenheitstheorie „versteht das Lachen in erster Linie als Ausdruck des Überlegenheitsgefühls einer Person, die über jemand anderen lacht bzw. diesen auslacht“ (López 2012: 17). Die klassischen Vertreter dieser Theorie sind unter anderem Platon, Aristoteles und Hobbes (vgl. López 2012: 17). Die Überlegenheit zeugt aus einem plötzlichen „Stolz aus der plötzlichen Vorstellung einer Erhebung in unseren Selbsten im Vergleich zu der Gebrechlichkeit anderer oder unser früheren eigenen“ (Critchley 2002:11).

Dorota Miller nennt in diesem Zusammenhang das Beispiel, dass man lacht, „wenn sich eine Person der Situation unangemessen verhält, denn man fühlt sich im Vergleich mit dieser Person aufgewertet und steigt dadurch in den eigenen Augen“ (Miller 2002: 54).

Für diese Arbeit gilt es dementsprechend zu untersuchen, ob Humor insofern vorliegt, dass das Publikum oder auch Filmfiguren belustigt werden, indem diese ein Überlegenheitsgefühl erhalten, indem zum Beispiel eine Filmfigur in eine unangenehme Situation gerät.

2.4 Erleichterungstheorie

Die Erleichterungstheorie findet ihren Ursprung im 19. Jahrhundert bei Herbert Spencer und erklärt „das Lachen als ein Ablassen von angestauter nervöser Energie“ (Critchley 2002: 11). Um diese nervöse Energie auf den Humor zu beziehen, beschreibt Sigmund Freud das größte Hindernis des Humors als „Entbindung peinlicher Effekte“ (Freud 1986: 86). Der Humor wird dementsprechend dann verwendet, wenn er einen Gefühlsaufwand beziehungsweise einen peinlichen Affekt verhindern soll (vgl. Freud 1986: 189). Diese Auffassung teilt ebenso Salvatore Attardo: „Release theories maintain that humor releases tensions, psychic energy, or that humor releases one from inhibitions, conventions and laws“ (1994: 50).

Diese Theorie wird im Film wahrscheinlich dann auftauchen, wenn eine Figur über sich selbst lacht oder lacht, um eine peinliche Situation zu überstehen.

3. Methodik

In diesem Kapitel wird die Methodik dieser Arbeit vorgestellt und erläutert. Dabei handelt es sich um die linguistische Gesprächsanalyse.

Die Gesprächsanalyse untersucht „nach welchen Prinzipien und mit welchen sprachlichen und anderen kommunikativen Ressourcen Menschen ihren Austausch gestalten und dabei die Wirklichkeit, in der sie leben, herstellen“ (Deppermann 2008: 9). Als Ausgangspunkt für die Begründung einer Gesprächsanalyse gelten die Konstitutivität, Prozessualität, Interaktivität, Methodizität sowie die Pragmatizität (vgl. Deppermann 2007: 3).

Die Konstitutivität meint dabei die aktive Herstellung der Gesprächsereignisse, die Prozessualität das zeitliche Gebilde, welches durch die Abfolge von Aktivitäten besteht (vgl. Deppermann 2008: 8). Letzteres ist wichtig, da die „zeitliche Dynamik […] erst die Möglichkeit von Interaktion“ (Deppermann 2007: 5) schafft. Die Interaktivität steht für die wechselseitig aufeinander bezogenen Beiträge der Gesprächsteilnehmer. Die Methodizität der Gespräche ist erkennbar durch die systematische Konstruktion der Beiträge. Die Pragmatizität verlangt schließlich, dass die Teilnehmer im Gespräch gemeinsame oder individuelle Ziele verfolgen. (vgl. Deppermann 2008: 8).

Die Gesprächsanalyse gilt im Normalfall wie auch in dieser Arbeit als qualitative Analyse, in der keine quantitativen Häufigkeitsaussagen getätigt werden. Außerdem ist der Bezug zum Kontext notwendig, weshalb die transkribierten Beispiele auch die Äußerungen vor und nach der untersuchten Gesprächspraktik enthalten (vgl. Deppermann 2007: 53 f.).

Gegenstand dieser Analyse sind in der Regel natürliche Alltagsgespräche, die aufgezeichnet und nicht künstlich zum Zweck der Arbeit geschaffen wurden. (vgl. Brinker / Sager 2010: 21). Dabei können sowohl Kategorien der Makroebene wie die Gesprächseröffnung, Kategorien der mittleren Ebene wie Gliederungssignale und Kategorien der Mikroebene wie zum Beispiel die syntaktische Struktur untersucht werden (vgl. Henne / Rehbock 2001: 14). In diesem Fall handelt es sich auch um Alltagsgespräche, wobei diese künstlich hergestellt wurden, da es sich um Filme handelt, in denen die Schauspieler nach Drehbüchern handeln. Dennoch bietet sich die Methode an, da die Beispiele Alltagssituationen darstellen.

Das Ziel der Analyse besteht letztendlich darin, Formen, […] typologisch zu beschreiben und verständlich zu machen, indem gefragt wird, welche Funktionen die Formen für Aufgaben, für Probleme und Zwecke haben, mit denen Interaktanten in Gesprächen befaßt sind (Deppermann 2008: 49).

Das Prinzip der linguistischen Gesprächsanalyse eignet sich insofern für diese Arbeit, dass hier alltägliche Gespräche dahingehend analysiert werden wie der Humor sprachlich erzeugt wird und welche Forschungstheorie dargestellt wird. Der Humor gilt dabei als Prinzip beziehungsweise als sprachliche Ressource der sprachlichen Ausgestaltung eines Menschen im Alltagsgespräch. Nun gilt es den „Form-Funktionszusammenhang“ (Deppermann 2007: 32) dieser Gesprächspraktik zu analysieren.

Grundlage der Gesprächsanalyse ist ein Korpus von transkribierten Alltagsgesprächen aus dem Film American Pie, das im anschließenden Kapitel kurz vorgestellt wird.

4. Korpus

Das analysierte Korpus basiert auf der Filmreihe American Pie. In dieser Filmreihe geht es um eine Gruppe von Jugendlichen, die auf der Suche nach Frauen und Sex sind. Dabei werden verschiedene Charaktere dargestellt, wobei die Figur Jim Levenstein als Protagonist bezeichnet werden kann. Die Figur verkörpert einen schüchternen jungen Mann, der stetig in peinliche Situationen gerät. Auch seine Freunde Oz, Stiffler, Kevin und Finch sowie Jims Vater spielen eine Rolle bei der Erzeugung von Humor.

American Pie gilt als Komödie, weshalb es in vielen Situationen das Ziel verfolgt wird, Humor zu erzeugen. Mancher dieser Szenen werden in dieser Arbeit beispielhaft unter Betrachtung der verwendeten Humortheorie transkribiert und analysiert. Verwendet werden dabei Szenen der Filme „American Pie“ und „American Pie 2“, die 1999 und 2001 erschienen sind.

Beide Filme sind gegen eine Gebühr auf der Internetseite www.amazon.de abrufbar. Die Transkription erfolgte nach den Standards des GAT 2 (vgl. Selting et al. 2009).

5. Analyse: Auftreten der Humortheorien in American Pie

5.1 Inkongruenztheorie

Im vorliegenden Beispiel, geht es darum, dass Jim (Ji) von seinem Vater (Va) aus dem Krankenhaus abgeholt wird, nachdem dieser seinen Penis anfasste, seine Hand jedoch zuvor versehentlich mit Sekundenkleber eingerieben hatte. Die Beiden führen daraufhin ein emotionales Gespräch im Auto, während Jims Vater seinem Sohn versichert, dass er trotz des peinlichen Vorfalls stolz auf ihn ist und ihn liebt.

[...]

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Details

Titel
Humor und vulgäre Sprache in "American Pie". Konversationsanalytische Untersuchung des Humors im Film
Hochschule
Universität Münster
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V377527
ISBN (eBook)
9783668549296
ISBN (Buch)
9783668549302
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Humor, American Pie, vulgär, Sprache, Linguistik, Untersuchung, Konversation, Film
Arbeit zitieren
Anonym (Autor:in), 2016, Humor und vulgäre Sprache in "American Pie". Konversationsanalytische Untersuchung des Humors im Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377527

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