Die Arbeit schlägt eine postmoderne Lesart von „Castello die destini incrociati“ von Italo Calvino vor. Auf den ersten Blick mag Italo Calvinos Erzählung nicht als prototypisch postmodern einzuordnen sein und im Schatten augenscheinlich experimentellerer postmoderner Romane zu stehen. Doch auf den zweiten Blick erschließt sich dennoch eine erstaunlich experimentelle Vielfalt.
Calvinos „Castello dei destini incrocati” ("Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen") ist ohne Weiteres auch als konventionelle Erzählung lesbar. Schicht für Schicht müssen hinter den einzelnen Geschichten metafiktive Abhandlungen und Reflexionen zum Wesen der postmodernen Sprache, zur Bedeutungsgenerierung von Worten, zum Vorgang des Schreibens und zur Entstehung von Texten entdeckt werden.
Calvino betrachtet postmodernes Schreiben und den Umgang mit der Sprache aus einer neuen und unkonventionellen Perspektive, indem er sich selbst und dem Leser einen Spiegel vorhält. Sehr wohl kann „Il castello dei destini incrociati“ somit als prototypisches Beispiel postmoderner Literatur gelten, wie auch als Vorläufer digitaler Hyperliteratur, welche viele Merkmale postmoderner Kunstformen weiterentwickelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Kurze Definition der europäischen Postmoderne anhand ihrer philosophischen, historischen und linguistischen Besonderheiten
- 1.2 Definition des Postmodernen Romans
- 1.3 Prototypische Merkmale des europäischen postmodernen Romans
- 2 Vorgeschichte und Genese des „Castello dei destini incrociati“
- 2.1 Die Geschichte hinter der Geschichte: Die Genese des „Castello“
- 2.2 Die Geschichte der Tarotkarten
- 2.3 Auctor ex Machina: Das Tarot als kombinatorische Erzählmaschine
- 3 Prototypische Merkmale des postmodernen Romans im „Castello dei destini incrociati“
- 3.1 Metafiktive Reflexionen im „Castello“
- 3.1.1 Metafiktive Reflexionen zur Genese des „Castellos“
- 3.1.2 Metafiktive Reflexionen zur Beschaffenheit und Funktion von Sprache im „Castello“
- 3.1.2.1 Die Sprachlosigkeit der Protagonisten
- 3.1.2.2 Die Mehrdeutigkeit der Karten
- 3.1.3 Metafiktive Reflexionen zum Inhalt des „Castellos“
- 3.1.3.1 Die Dekonstruktion des Protagonisten als selbstbestimmtes Subjekt
- 3.2 Die Einbeziehung des Lesers
- 3.2.1 Mögliche Ebenen des Leser-Erzähler-Autor-Verhältnisses im „Castello“
- 3.2.2 Der aktive Leser - Vorläufer des digitalen Hypertext
- 3.3 Intertextualität im „Castello“
- 3.4 Das Spielerische im „Castello“
- 3.5 Doppelkodierungen im „Castello“
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das „postmoderne Potenzial“ von Italo Calvinos „Il castello dei destini incrociati“ anhand prototypischer Merkmale postmoderner Literatur. Die Analyse konzentriert sich auf die spezifischen literarischen Techniken und Strategien, die Calvino einsetzt, um ein postmodernes Erzählkonzept zu realisieren.
- Metafiktion und die Reflexion über die Konstruktion von Erzählungen
- Die Rolle des Lesers und die Interaktivität des Textes
- Intertextualität und die Verwendung von literarischen und kulturellen Referenzen
- Das Spiel mit Sprache und Bedeutung
- Die Dekonstruktion traditioneller Erzählstrukturen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und definiert die Postmoderne anhand ihrer philosophischen, historischen und linguistischen Besonderheiten. Sie beschreibt die Herausforderungen bei der Definition der Postmoderne und des postmodernen Romans, betont den Bruch mit traditionellen Erzählstrukturen und die Bedeutung der Relativität von Sprache und Bedeutung, unter Bezugnahme auf Lyotard, Derrida, Saussure, Baudrillard und andere. Die Arbeit kündigt die Analyse von Calvinos „Il castello dei destini incrociati“ als Beispiel für den postmodernen Roman an.
2 Vorgeschichte und Genese des „Castello dei destini incrociati“: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung von Calvinos Werk. Es erörtert den historischen Kontext, die Rolle der Tarotkarten als erzählerisches Gerüst und die Funktion des Zufalls in der Gestaltung der Handlung. Die Genese des „Castello“ wird detailliert untersucht, wobei der Einfluss der Tarotkarten auf die narrative Struktur hervorgehoben wird. Die Bedeutung des „Auctor ex Machina“ – in diesem Fall das Tarot – als kombinatorische Erzählmaschine wird analysiert.
3 Prototypische Merkmale des postmodernen Romans im „Castello dei destini incrociati“: Dieser zentrale Kapitel analysiert die prototypischen Merkmale des postmodernen Romans im „Castello“, indem es metafiktive Reflexionen, die Einbeziehung des Lesers, Intertextualität, das Spielerische und Doppelkodierungen untersucht. Die Analyse beleuchtet, wie Calvino durch sprachliche Mehrdeutigkeiten, die Dekonstruktion des Protagonisten und die aktive Beteiligung des Lesers an der Interpretation die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischt und die traditionellen Erzählkonventionen unterläuft. Die verschiedenen Ebenen des Leser-Erzähler-Autor-Verhältnisses werden ausführlich diskutiert, ebenso wie der innovative Aspekt des „aktiven Lesers“ als Vorläufer des digitalen Hypertextes. Die Intertextualität wird im Kontext der vielfältigen literarischen und kulturellen Anspielungen analysiert. Das spielerische Element der Erzählung wird im Kontext von Zufall, Kombinatorik und der Verwendung des Tarots beleuchtet.
Schlüsselwörter
Postmoderne, Italo Calvino, Il castello dei destini incrociati, Metafiktion, Intertextualität, Leserbeteiligung, Sprache, Bedeutung, Tarotkarten, Erzählstruktur, Dekonstruktion.
Häufig gestellte Fragen zu Italo Calvinos "Il castello dei destini incrociati"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Italo Calvinos "Il castello dei destini incrociati" auf sein "postmodernes Potenzial". Sie untersucht, wie Calvino prototypische Merkmale postmoderner Literatur in seinem Roman einsetzt und welche literarischen Techniken und Strategien er dabei verwendet.
Welche Themen werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse konzentriert sich auf Metafiktion und die Reflexion über die Konstruktion von Erzählungen, die Rolle des Lesers und die Interaktivität des Textes, Intertextualität und den Gebrauch literarischer und kultureller Referenzen, das Spiel mit Sprache und Bedeutung sowie die Dekonstruktion traditioneller Erzählstrukturen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, die die Postmoderne und den postmodernen Roman definiert; ein Kapitel zur Vorgeschichte und Genese des "Castello", welches die Entstehung des Werkes und die Rolle der Tarotkarten beleuchtet; ein zentrales Kapitel, das die prototypischen Merkmale des postmodernen Romans im "Castello" analysiert (Metafiktion, Leserbeteiligung, Intertextualität, Spielerisches, Doppelkodierungen); und abschließend ein Fazit.
Welche Aspekte der Postmoderne werden im "Castello" untersucht?
Die Analyse untersucht im Detail metafiktive Reflexionen (zur Genese, Sprache und Inhalt des Romans), die Einbeziehung des Lesers in den Interpretationsprozess (verschiedene Ebenen des Leser-Erzähler-Autor-Verhältnisses und der "aktive Leser" als Vorläufer des digitalen Hypertextes), Intertextualität, das Spielerische der Erzählung (Zufall, Kombinatorik, Tarot) und Doppelkodierungen. Die Dekonstruktion des Protagonisten als selbstbestimmtes Subjekt wird ebenfalls behandelt.
Welche Autoren werden in der Arbeit referenziert?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Autoren, die für das Verständnis der Postmoderne relevant sind, darunter Lyotard, Derrida, Saussure und Baudrillard.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Postmoderne, Italo Calvino, Il castello dei destini incrociati, Metafiktion, Intertextualität, Leserbeteiligung, Sprache, Bedeutung, Tarotkarten, Erzählstruktur, Dekonstruktion.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, das "postmoderne Potenzial" von Italo Calvinos "Il castello dei destini incrociati" aufzuzeigen und zu analysieren, wie Calvino durch spezifische literarische Techniken ein postmodernes Erzählkonzept realisiert.
Wie wird der Leser in die Analyse einbezogen?
Die Arbeit betont die aktive Rolle des Lesers bei der Interpretation des Textes und diskutiert die verschiedenen Ebenen des Leser-Erzähler-Autor-Verhältnisses im "Castello". Der "aktive Leser" wird als Vorläufer des digitalen Hypertextes betrachtet.
Welche Rolle spielen die Tarotkarten im Roman?
Die Tarotkarten bilden das erzählerische Gerüst des Romans. Sie werden als "Auctor ex Machina" und als kombinatorische Erzählmaschine analysiert, die sowohl die Handlung als auch die Struktur des Romans beeinflussen.
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- Berthe Jentzsch (Author), 2011, Italo Calvinos „Il castello dei destini incrociati“ als postmoderner Roman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377559