Gerhart Hauptmann, der dominierende Dichter des deutschen Naturalismus, thematisiert die Schäden durch die Modernisierung in seinem Frühwerk und beachtenswertesten Prosatext Bahnwärter Thiel. Er stellte für die damalige Zeit einen unerhört modernen Text dar, da die einzelnen Vorgänge, die den Verfall des Menschen begleiten, mit „wissenschaftlicher“ Objektivität beschrieben werden. Wobei die realistisch geschilderten Vorkommnisse als eine Kette von Symbolen erscheinen, die für eine Wirklichkeit steht, welche mit naturalistischen Mitteln alleine nicht darzustellen wäre. Die zentrale Fragestellung dieser Hausarbeit lautet aus diesem Grund: Welche Funktion übernimmt der Zug in Bahnwärter Thiel als omnipräsentes Symbol? Um das Zug-Symbol, seine Einflussnahme auf den Leser und eine mögliche Entwicklung innerhalb der Novelle verstehen zu können, wird die Analyse kapitelweise vorgenommen, wobei das dritte und längste Kapitel nochmals unterteilt wird.
Der Unfall im Mittelpunkt von Hauptmanns Novelle korrespondiert mit den sich verändernden industriellen Arbeits- und Verkehrsverhältnissen, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts als ambivalente Erfahrung einprägen. Technische Neuerungen, wie die Eisenbahn und die damit einhergehende Euphorie kollidieren mit der katastrophalen Verunsicherung der Menschen. Um bei der anschließenden Analyse von Bahnwärter Thiel das Technik- und Menschenbild der damaligen Zeit in Bezug zu Hauptmanns Werk setzen zu können, wird zu Beginn der historische Hintergrund des Eisenbahn-Motivs näher beleuchtet. Darüber hinaus wird ein kurzer Einblick in die Novelle des Naturalismus und dessen Abgrenzung zum Realismus gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe zu Bahnwärter Thiel: Historischer Kontext, Entstehung und Einflüsse
- Analyse des Eisenbahn-Motivs in Bahnwärter Thiel
- Das Eisenbahn-Motiv im ersten Kapitel
- Das Eisenbahn-Motiv im zweiten Kapitel
- Das Eisenbahn-Motiv im dritten Kapitel
- Samstagabend/-nacht
- Sonntag
- Montag und Dienstagmorgen
- Das omnipräsente Symbol - ein Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Funktion des Zuges als omnipräsentes Symbol in Gerhart Hauptmanns Novelle "Bahnwärter Thiel" (1888). Sie untersucht, wie das Eisenbahn-Motiv den Leser beeinflusst und sich innerhalb der Novelle entwickelt. Die Analyse erfolgt kapitelweise, wobei das dritte Kapitel, das längste, weiter unterteilt wird.
- Die Rolle des Zuges als Symbol für den technischen Fortschritt und dessen Einfluss auf das menschliche Leben
- Die Darstellung des menschlichen Wahnsinns im Kontext der Industrialisierung und des Eisenbahn-Motivs
- Die Ambivalenz der technischen Neuerungen im 19. Jahrhundert und die daraus resultierende Verunsicherung der Menschen
- Der Kontrast zwischen der scheinbar geordneten und kontrollierten Welt des Bahnwärters Thiel und der chaotischen und unberechenbaren Welt der Eisenbahn
- Die Auswirkungen der Modernisierung auf das Seelenleben des Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den historischen Kontext und die Entstehung der Novelle "Bahnwärter Thiel". Sie stellt den Zug als dominantes Symbol der Modernisierung und dessen Einfluss auf das Seelenleben des Menschen vor.
Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund des Eisenbahn-Motivs im 19. Jahrhundert. Es zeigt, wie die Eisenbahn die gesellschaftlichen Verhältnisse und die menschliche Wahrnehmung von Raum und Zeit veränderte. Außerdem werden die Gefahren und Risiken der Eisenbahn für die Menschen, insbesondere die Lokomotivführer, hervorgehoben.
Das dritte Kapitel analysiert die Funktion des Eisenbahn-Motivs in der Novelle. Es untersucht die verschiedenen Stadien des Wahnsinns, die der Bahnwärter Thiel im Laufe der Geschichte durchlebt, und wie diese mit der Eisenbahn und deren Symbolkraft verbunden sind.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel, Naturalismus, Eisenbahn-Motiv, Symbol, Technik, Modernisierung, Industrialisierung, Wahnsinn, Seelenleben, Raum und Zeit.
- Arbeit zitieren
- Nicole Etzkorn (Autor:in), 2015, Der Zug als omnipräsentes Symbol in Gerhart Hauptmanns Novelle "Bahnwärter Thiel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377607