Die Darstellung von Prominenz in Deutschland und den USA anhand der deutschen und der US-amerikanischen Zeitschrift "IN TOUCH"

Eine vergleichende Analyse


Diplomarbeit, 2008

97 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand
2.1 Die Bedeutung des Begriffes ´Prominenz´
2.2 Das Persönlichkeitsrecht von Prominenten und die Medienfreiheit
2.3 Zusammenfassung
2.4 Wissenschaftliches Erkenntnisinteresse

3. Die Zeitschrift

4. Der Zeitschriftenmarkt und die ´In Touch´ in den USA

5. Der Zeitschriftenmarkt und die ´In Touch´ in Deutschland

6. Hypothesenbildung

7. Untersuchungsdesign
7.1Vorlauf und Untersuchungszeitraum
7.2Methodisches Vorgehen
7.3Kategorienschema

8. Präsentation der Ergebnisse
8.1 Allgemeine Ergebnisse
8.2 Spezielle Ergebnisse
8.2.1 Prominente im Text
8.2.2 Prominente im Bild
8.2.3 Geschlechtervergleich
8.2.4 Nationalität der Prominenten in der deutschen In Touch ´
8.2.5 Nationalität der Prominenten in der US-amerikanischen ´ In Touch ´
8.2.6 Leistungsfeld der Prominenten
8.2.7 Informationenüber die Prominenten
8.2.8 Tenor der Berichterstattung
8.2.9 Inszenierung und Umfeld der Bild-Berichterstattung
8.2.10 Erotische Darstellung der Prominenten

9. Hypothesenüberprüfung

10. Fazit

11. Literaturverzeichnis

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auflagenzahlen USA

Abbildung 2: Zeitschriftengründungen im 18. Jahrhundert

Abbildung 3: Auflagenzahlen der Publikumszeitschriften

Abbildung 4: Auflagenzahlen der Fachzeitschriften

Abbildung 5: Auflagenzahlen der Kundenzeitschriften

Abbildung 6: Inhalte der Erhebungseinheiten

Abbildung 7: Geschlechterverhältnis in der ´In Touch´ (USA)

Abbildung 8: Geschlechterverhältnis in der `In Touch´ (Deutschland)

Abbildung 9: Herkunftsland der Text-Prominenten (Deutschland)

Abbildung 10: Herkunftsland der Bild-Prominenten (Deutschland)

Abbildung 11: Herkunftsland der Text-Prominenten (USA)

Abbildung 12: Herkunftsland der Bild-Prominenten (USA)

Abbildung 13: Erwähntes Leistungsfeld der Text-Prominenten

Abbildung 14: Gattungen der Erhebungseinheiten

Abbildung 15: Informationen im Text

Abbildung 16: Verhältnis Privatleben und Leistungsfeld

Abbildung 17: Tenor der Berichterstattung

Tabelle 1: Gliederung der Publikumszeitschriften

Tabelle 2: Die zehn auflagenstärksten Zeitschriften der USA

Tabelle 3: Die auflagenstärksten People-Magazine Deutschlands

Tabelle 4: Daten der Untersuchungsobjekte

Tabelle 5: Einheiten in der US-amerikanischen ´In Touch´

Tabelle 6: Einheiten in der deutschen ´In Touch´

Tabelle 7: Rangfolge der Text-Prominenten

Tabelle 8: Rangfolge der Bild-Prominenten

Tabelle 9: Leistungsfeld der Prominenten (Deutschland)

Tabelle 10: Leistungsfeld der Prominenten (USA)

Tabelle 11: Umfeld und Inszenierungsgrad der Bilder (Deutschland)

Tabelle 12: Umfeld und Inszenierungsgrad der Bilder (USA)

Tabelle 13: Öffentliches Umfeld (Deutschland)

Tabelle 14: Öffentliches Umfeld (USA)

Tabelle 15: Emotionen der Prominenten (USA)

Tabelle 16: Emotionen der Prominenten (Deutschland)

Tabelle 17: Outfit der Prominenten

Tabelle 18: Erotische Darstellung der Prominenten

1. Einleitung

Prominenz ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig. In allen Formen von Medien begegnen uns berühmte Persönlichkeiten. Fernsehen, Hörfunk und Printmedien generieren ihre Einschaltquoten bzw. Verkaufszahlen mit Geschichten über Prominente. Nur wenige Sendungen im Fernsehen kommen ohne Prominenz aus. Spätestens durch die regelmäßige Ausstrahlung einer Sendung bzw. dem regelmäßigen Auftritt in einem Format wird auch eine bis dato unbekannte Person prominent. Die meisten Printmedien drucken ausschließlich berühmte Persönlichkeiten auf dem Cover ab. Diese sind der ´eye-catcher´ und sollen den Kunden zum Kauf der Zeitschrift oder Zeitung anregen. Viele TV-Formate drehen sich ausschließlich um prominente Personen. Die RTL-Sendung ´Ich bin ein Star, holt mich hier raus´ ist ein Format des Privatsenders, in dem mehrere Prominente bis zu zwei Wochen im australischen Regenwald leben. Elektrizität und fließendes Wasser erhalten die Teilnehmer nicht. Diese Sendung zeigt, wie sich die Prominenten in einer solchen Extremsituation verhalten. Sie müssen selbst auf Nahrungssuche im Regenwald gehen und Teamgeist entwickeln. Dieses Verhalten widerspricht einem Bild von prominenten Menschen, die in ihrem Alltag sonst alles bekommen können, was sie wollen und sich um Lebensmittel und Ernährung sonst keine weiteren Gedanken machen müssen. Genau dieser Gegensatz zieht die Zuschauer an, die die Prominenten mit sich selbst auf eine Stufe oder sogar noch niedriger gestellt sehen. Auch die RTL-Sendung „Exclusiv - Das Starmagazin“ berichtet ausschließlich über das Leben von Prominenten. An Wochentagen wird abends um 18.30 Uhr 15 Minuten lang über die Neuigkeiten der so genannten ´Stars´ berichtet.

Die Prominenten werden für die Medien immer wichtiger und sind als Vermarktungsobjekt unverzichtbar (KAUFMANN, 2005, S. 1). Im Gegenzug sind auch die Prominenten abhängig von den Medien. Sie müssen ihren Prominenz-Status erhalten und dafür sorgen, dass ihnen von den Medien genügend Aufmerksamkeit gebührt. SCHNEIDER spricht von einem „gegenseitigen Tausch von Aufmerksamkeit. In einer Gesellschaft des materiellen Überflusses entwickelt sich diese zu einer zweiten Einkommensform“ (2004, S. 89). GMÜR geht sogar soweit, dass er vom „harten Kampf auf dem Jahrmarkt der Aufmerksamkeit“ spricht (2002, S. 29). Diese Aufmerksamkeit bezieht sich ebenso auf die Rezipienten. Denn neben dem Tätigkeitsfeld des Prominenten und den Medien, sind sie ein weiterer Faktor, der Prominenz entstehen lässt. Die Rezipienten sehnen sich so sehr nach Geschichten über berühmte Persönlichkeiten, dass es bereits „einen nicht zu stillenden Wissensdurst über Menschen des öffentlichen Lebens“ gibt (STRATENSCHULTE, 2004, S. 6). Diese Entstehung und Wirkung von Prominenz war bereits Gegenstand einiger Untersuchungen, auf die im Laufe der Arbeit noch näher eingegangen wird.

Auch der Zeitschriften-Markt bedient sich in seiner Berichterstattung dem Leben von Prominenten. Viele Zeitschriften haben sogar ausschließlich das Leben der prominenten Personen als Inhalt. Diese Zeitschriften gehören zu den ´People-Magazinen´ und erfreuen sich nicht nur in Deutschland großer Beliebtheit.

Beide Themengebiete zusammengefasst, die Prominenz auf der einen, und der Zeitschriftenmarkt auf der anderen Seite, sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Der Darstellung von Prominenz kann man sich hierzulande so gut wie gar nicht entziehen. Auf öffentlichen Veranstaltungen und in den Medien sind sie so präsent, dass man ihnen täglich begegnet.

Doch Prominenz ist nicht nur in Deutschland ein gesellschaftlich und wirtschaftlich wichtiges Thema. Es ist davon auszugehen, dass in allen Industriestaaten, die medial voll ausgestattet sind, prominente Personen eine wichtige Rolle spielen. Doch wie werden diese Prominenten in anderen Ländern dargestellt? Diese Arbeit soll die Darstellung von Prominenz in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika untersuchen und Unterschiede sowie mögliche Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Diese vergleichende Analyse wird mit dem People- Magazin ´In Touch´ in seiner deutschen und der US-amerikanischen Ausgabe vorgenommen.

Zunächst soll der aktuelle Stand der Forschung zum Thema vorgestellt werden. Die vorliegende Arbeit soll auf diesem Forschungsstand aufbauen und ihn erweitern. Ebenfalls im zweiten Kapitel wird der Begriff ´Prominenz´ erklärt. Hierzu gibt es viele Autoren, die sich mit dem Thema ´Prominenz´ beschäftigen und dieses aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Aus diesen Erläuterungen ergibt sich das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung.

Im dritten Kapitel wird der Begriff ´Zeitschrift´ definiert und die Besonderheiten der verschiedenen Zeitschriften-Gattungen herausgestellt. Das vierte Kapitel analysiert den Zeitschriftenmarkt in den USA. Im Speziellen wird hier auf das Untersuchungsobjekt, die Zeitschrift ´In Touch Weekly´, und dessen Position auf dem US-amerikanischen Markt eingegangen. Im darauf folgenden Abschnitt wird ähnlich verfahren. Hier wird der deutsche Zeitschriftenmarkt vorgestellt und die Position der Zeitschrift ´In Touch´ auf diesem Markt erläutert.

Anhand der im sechsten Abschnitt gebildeten Hypothesen werden die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Prominenz in der deutschen und US-amerikanischen Ausgabe der Zeitschrift ´In Touch´ untersucht.

Das entsprechende Untersuchungsdesign wird im siebten Kapitel erläutert. Speziell auf die Inhaltsanalyse soll hier näher eingegangen werden. Im achten Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert, bevor mit Hilfe dieser Ergebnisse die Hypothesen im neunten Kapitel überprüft werden.

Anschließend wird ein Fazit aus den gewonnenen Ergebnissen präsentiert. Den Abschluss bildet im elften Kapitel die Vorstellung der verwendeten Literatur.

2. Forschungsstand

Die Berichterstattung über Prominenz ist allgegenwärtig und die Medien kommen ohne Prominente kaum noch aus. Dennoch hat dieses Thema in der Kommunikationswissenschaft bisher nur unzureichend Beachtung gefunden. An dieser Stelle soll ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung auf diesem Themengebiet gegeben werden.

ALBUS spricht vom „ästhetischen Mittel“ (1999, S. 1) und der Möglichkeit der Prominenten mit ihrem bekannten Namen zu werben. In eine ähnliche Richtung gehen die Untersuchungen von KAUFMANN, die die „Möglichkeiten und Grenzen der markenrechtlichen Verwertung der Person“ (2004, S. 1) behandelt.

Dieter HERBST sieht in den berühmten Persönlichkeiten „Marken“, die wie Produkte hergestellt werden und im Prinzip austauschbar wären. So sei die Karriere des deutschen Models Claudia Schiffer ebenso mit einer anderen Frau möglich gewesen, so lange die systematische Planung der Modelagentur durchgezogen worden wäre (2003, S. 9). HERBST erläutert in seiner Arbeit wie Prominente sich vermarkten und versteht sich als ein Ratgeber für Personen, die sich oder andere vermarkten wollen. Er geht demnach mehr auf die ´Macher´ hinter den Prominenten ein, denn diese PR-Agenten, Manager oder auch Berater tragen wesentlich dazu bei, dass eine Person überhaupt prominent wird. Zwar werden in dieser Untersuchung einige Prominente und ihre Darstellung beschrieben, doch handelt es sich hier lediglich um einzelne Fälle, so dass HERBST offen lässt, wie prominente Menschen im Allgemeinen in den Medien dargestellt werden.

GMÜR stellt fest, dass die vermehrte Berichterstattung über Prominente in den vergangenen Jahren eine ganz neue Berufsgattung, die ´Paparazzi´, entstehen ließ. Diese entreißen den Prominenten die Intimität, um sie in der Öffentlichkeit darzustellen (2002, S. 52). In seiner Studie untersucht er das Phänomen des öffentlichen Menschen anhand von psychischen Faktoren. GMÜR erklärt, warum Menschen die mediale Präsenz suchen und dadurch zu Stars, aber auch Opfer werden können. Er findet eine Begründung, warum die Medien Prominente Menschen darstellen und warum diese Menschen die Öffentlichkeit suchen in weit entfernter Vergangenheit und bezeichnet diesen Drang nach Aufmerksamkeit als genauso alt wie die Menschheit selbst (2002, S. 52). Auch in dieser Studie werden viele Einzelfälle beschrieben, doch auch GMÜR verzichtet auf Aussagen über die Art und Weise der Darstellung von Prominenz.

Die Autorin PETERS untersucht in ihrer Arbeit wie Prominenz entsteht und wirkt. Sie begründet ihre Untersuchung damit, dass „Prominenz in der Forschung bisher kaum Aufmerksamkeit gefunden“ hat (1996, S. 12). Die Autorin greift diese Forschungslücke insofern auf, indem sie sich zunächst mit der Rezipientenseite befasst und anschließend erklärt, wie Prominenz entsteht und schließlich auf das Publikum wirkt. PETERS´ Ausführungen sind sehr detailliert, so dass bei der Bestimmung des Begriffes ´Prominenz´ noch näher auf ihre Arbeit eingegangen wird.

Auch SCHNEIDER hat erkannt, dass es auf dem Gebiet der Prominenz- Forschung einige Lücken gibt. Er fordert zu Beginn seiner Untersuchungen, dass man „akademische Berührungsängste“ gegenüber dem Thema ablegt (2004, S. 16). Die beschriebenen Ängste beziehen sich auf die Boulevardpresse, die nach SCHNEIDER heutzutage bestimmt, welche Aspekte in der Gesellschaft thematisiert werden. Er spricht von einem zwiespältigen Verhältnis zwischen dem Privatleben und dem öffentlichen Leben der Prominenten. Er weist deutlich auf die Forschungslücke hinsichtlich dieser Thematik hin: „Eine ´Theorie der Prominenz´ […] steht daher noch aus. Die bislang geleistete Grundlagenforschung befindet sich noch immer auf der Ebene der Materialsammlung“ (2004, S. 25). Er versucht zunächst verschiedene Prominenz-Begriffe zu definieren und zu ergründen, wie diese Prominenz entsteht. Anschließend geht er auf die Gesellschaft und die wirtschaftlichen Aspekte des Prominent-Seins ein. Das Verhalten der Prominenten selber wird ebenfalls thematisiert. Abschließend bezeichnet SCHNEIDER die Entwicklung der Darstellung von Prominenz als eine „Relevanzumkehr“ (2004, S. 431). Die Medienprominenz sei „längst von den Gefilden der Yellow-Gazetten in die Bastionen der hohen Kultur hinaufgestiegen“ (2004, S. 431)

Auf die politische Prominenz geht DÖRNER ein. Die angesprochenen Politiker müssen sich ebenso darstellen und auftreten wie Prominente anderer Sparten, um im bereits erwähnten Kampf um Öffentlichkeit für sich und ihre Partei nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die Politiker stecken damit wie alle Prominenten in einer Zwickmühle: „Meiden sie die Medienöffentlichkeit, dann entsagen sie einem zentralen Machtinstrument; suchen sie hingegen die Foren des Politainmet auf, dann begeben sie sich in eine Welt, deren Mechanismen nur zum Teil steuerbar sind“ (2001, S. 14). Dadurch, dass Politiker nur erfolgreich sein können, wenn sie eine gewisse Macht ausüben, sind „People-Magazine wie Bunte oder Gala mittlerweile zu einer festen Größe im politischen Diskurs geworden“ (DÖRNER, 2001, zitiert nach Schneider 2004, S. 243).

MEYER legte im Jahre 1978 eine Studie vor, die sich mit sieben Publikumszeitschriften befasst und dabei das Thema ´Prominenz´ im Speziellen berücksichtigt. Allerdings untersucht MEYER weniger die einzeln thematisierten Prominenten in den Zeitschriften, sondern erläutert, inwiefern sie in die verschiedenen redaktionellen Textformen eingebunden sind. Er untersucht und vergleicht Zeitschriften verschiedener Gattungen auf inhaltliche und formale Darstellungen. Es werden für die untersuchten Zeitschriften zudem detaillierte Informationen geliefert aus welchem Themengebiet die einzelnen Texte der Ausgaben stammen. Somit lassen sich der Zeitschrift ´Bunte´ aus dem Jahr 1976 insgesamt 32,27 % der redaktionellen Berichterstattung der Prominenz zuordnen (1978, S. 111). Diese Prominenz wird in der Untersuchung weiter aufgegliedert. So stellt MEYER fest, dass aus dem Themenbereich Adel bzw. Königshäuser insgesamt knapp 30 % der Berichterstattung über Prominente in der ´Bunten´ stammt. Damit ist dieser Themenbereich von allen am Stärksten ausgeprägt. Es folgen die Schauspieler mit knapp 14 % und die Sportler mit ca. 10 % (1978, S. 203). Die ´Bunte´ ist die einzige Zeitschrift dieser Untersuchung, die der Gattung der People-Magazine zuzuordnen ist. Des Weiteren werden Zeitschriften der Gattungen Jugendzeitschrift, Programmzeitschrift und Wochenendzeitschrift untersucht. Allerdings wird auch in dieser Studie weniger deutlich, wie diese Prominenten dargestellt werden. Die Themengebiete der redaktionellen Texte sowie die berufliche Einordnung der Prominenten stehen in hier im Vordergrund.

Es wird bereits deutlich, dass das Phänomen ´Prominenz´ ein sehr vielseitiges ist und sich bereits mehrere Forschungen dem Thema angenommen haben. Allerdings betrachten diese Forschungen das Themengebiet sehr unterschiedlich. Vor allem der Bezug auf die Darstellung von Prominenz in den Medien wurde in der Vergangenheit selten hergestellt. „Dieses krasse Missverhältnis zwischen hoher publizistischer/ökonomischer Bedeutung des Medieninhalts >Prominenz< und dem niedrigen Forschungsstand“ veranlasste SCHIERL zu einem Projekt auf diesem Forschungsgebiet (2007b, S. 7). Er stellt dabei fest, dass die Prominenz-Berichterstattung seit 1973 einen enormen Bedeutungszuwachs verzeichnet. Von 1973 bis 2003 hat sich der Anteil der Artikel mit Prominenten in seinen Untersuchungsobjekten (´Bunte´, ´Gala´ und ´Spiegel´) nahezu verdoppelt (2007c, S. 21).

Auch die Struktur der einzelnen Themenbereiche hat sich in diesem Zeitraum verändert. In den beiden People-Magazinen ´Bunte´ und ´Neue Revue´ spielt das Leistungsfeld der Prominenten immer weniger eine Rolle. War dies in der ´Bunten´ 1983 noch in fast 65 % der Fälle das Hauptthema der einzelnen Artikel, so handelten 2003 nur noch knapp 31 % der Artikel vom Leistungsfeld der Prominenten. In der `Neuen Revue´ ist im selben Zeitraum ein Rückgang von 29 % auf 20 % zu verzeichnen. In beiden Zeitschriften, jedoch stärker in der ´Neuen Revue´, hat das Thema „Beziehung“ dagegen an Bedeutung gewonnen. In der ´Neuen Revue´ drehten sich 2003 14,3 % der Artikel um dieses Thema. Zehn Jahre zuvor waren es noch 4,3 %. (2007c, S. 35).

Bei den erwähnten Autoren herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass bei der Darstellung von Prominenz drei Faktoren eine wichtige Rolle spielen: Neben den Prominenten selber sind dies die Rezipienten und die Medien, die die Prominenten letztendlich ablichten. In Bezug auf die Rezipienten kommt den Medien eine wichtige Bedeutung zu: Sie vermitteln Normen und Werte, an denen sich die Menschen orientieren. Da in den Medien immer mehr Prominente dargestellt werden, orientieren sich die Menschen über die Medien an eben diesen Prominenten. Der Amerikaner Douglas KELLNER bezeichnet die Prominenten gar als „die Ikonen der Medienkultur, die Göttinnen und Götter des Alltagslebens“ (2005, S. 192). Er bestätigt weiterhin die Tatsache, dass die Prominenten Marken sind und dementsprechend von einem professionellen Management vermarktet werden müssen, um regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. KELLNER bekräftigt damit die bereits erwähnten Ausführungen von z.B. HERBST, KAUFMANN und GMÜR.

In einer Studie zur Rechtswissenschaft untersucht RIEDE die Darstellung von Personen der Zeitgeschichte vor dem Hintergrund der rechtlichen Situation in Deutschland und den USA. Für sie „liegt der Vergleich mit dem US-amerikanischen Recht nahe, gibt es doch kaum ein Land, in dem die Presse derart zügel- und hemmungslos […] über prominente Persönlichkeiten zu berichten pflegt“ (2000, S. 2). Die Autorin verdeutlicht den großen Unterschied zwischen Deutschland und den USA, indem sie abschließend zusammenfasst, dass „der rechtliche Schutz gegen Bildnisveröffentlichungen […] im US-amerikanischen Recht weitaus schwächer ausgestaltet ist als im deutschen“ (2000, S. 363). Auf die unterschiedlichen Gesetzgebungen in Deutschland und den USA wird im Laufe der Arbeit ( Kapitel 2.2) noch näher eingegangen.

STRATENSCHULTE verfasste ebenfalls am Institut für Sportpublizistik an der Deutschen Sporthochschule Köln eine ähnliche wie die vorliegende Arbeit. Er untersuchte die Darstellung von Prominenz in Deutschland und Frankreich anhand der Zeitschrift ´Gala´, die in beiden Ländern erscheint. In einer ähnlichen Vorgehensweise wie es für diese Arbeit angedacht ist, liefert STRATENSCHULTE interessante Ergebnisse bezüglich des Vergleiches von Darstellung von Prominenz in Deutschland und Frankreich. In der deutschen Ausgabe der ´Gala´ wird vor allem über US- amerikanische Prominente berichtet, während in Frankreich einheimische Stars bevorzugt werden. In beiden Ländern steht das genuine Tätigkeitsfeld des jeweiligen Prominenten im Vordergrund der Berichterstattung: Knapp ein Drittel der Artikel behandelt das Thema ´Beruf´ oder ´Karriere´, während ein Viertel hauptsächlich das Privatleben der Prominenten thematisiert (2005, S. 86). Zudem ist der Tenor der Berichterstattung mehrheitlich neutral. Obwohl es auch zwischen Deutschland und Frankreich eine differente rechtliche Lage bezüglich der Berichterstattung über Personen des öffentlichen Lebens gibt, konnte in der Untersuchung keine rigorosere Berichterstattung in der deutschen ´Gala´ festgestellt werden. Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich waren die meisten Bilder offensichtlich inszeniert. In Deutschland war dies zu 83,6 % und in Frankreich zu 79,9 % der Fall (2005, S. 85). Diese Ergebnisse werden im Laufe der Arbeit einen hilfreichen Anstoß für die zu entwickelnden Hypothesen geben.

Die angesprochenen Untersuchungen machen bereits deutlich, dass die Darstellung von Prominenz in den Medien noch nicht hinreichend erforscht wurde. Viele Autoren befassen sich mit der Begriffsbezeichnung der ´Prominenz´. Darüber hinaus geht es um die Wirtschaftlichkeit des ´Prominent-Seins´ und die rechtlichen Hintergründe. Die Bandbreite der Möglichkeiten in der Prominenz-Forschung ist also sehr groß.

Die vorliegende Arbeit soll Ergebnisse darüber liefern, wie die Prominenten letztendlich in den Medien dargestellt werden. Die Forschungslücke hinsichtlich dieser Thematik kann hier zwar nicht geschlossen werden, aber das Forschungsfeld soll dadurch begehbarer gemacht werden.

2.1 Die Bedeutung des Begriffes ´Prominenz´

Der Begriff ´Prominenz´ hat seinen Ursprung im lateinischen: ´prominere´ = hervorragen. Das BROCKHAUS bezeichnet einen Prominenten als „beruflich oder gesellschaftlich weithin bekannt, berühmt, einen besonderen Rang einnehmend“ (1996a, S. 3025).

DIE ZEIT definiert ebenfalls jemanden als prominent, der im Beruf oder in der Gesellschaft eine hervorragende Stellung einnimmt (2005, S. 556). Weitere Erläuterungen zum Begriff ´Prominenz´ liefert vor allem das Lexikon DIE ZEIT allerdings nicht. Eine weitere Bestimmung des Begriffes ´hervorragend´ wäre hier notwendig. Prominent sind nach dieser kurzen Definition auch sämtliche Firmenchefs, oder erfahrene Angestellte, die zum Beispiel 30 Jahre mehr Berufserfahrung als ihre Lehrlinge und somit mehr Einfluss in ihrem Betrieb haben. Für diese Lehrlinge sind ihre Vorgesetzten demnach prominent, da diese sie in der Hierarchie des Betriebes überragen.

Der Prominenzbegriff wurde erstmals in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts verwendet. Allerdings war der Ausdruck zunächst negativ behaftet. Bis dahin wurde jemand, der besonderes geleistet hat, ´hervorragend´ genannt. Nach KRAUS gelten die Schauspieler als Schöpfer des Prominenzbegriffes. Ihnen genügte es nicht ´hervorragend´ zu sein. Sie zielten darauf ab, sich von der Gesellschaft zu unterscheiden und sahen sich als Obertanen, daher nannten sie sich selbst prominent. KRAUS kritisiert den Umgang mit dem Prominenzbegriff insofern, dass damit nahezu willkürlich umgegangen worden sei. Vorher hatte es Seltenheitswert und verdiente Anerkennung, wenn jemand etwas Hervorragendes geleistet hatte, doch jetzt werde dieser Begriff dazu verwendet, sich von den Mitmenschen abzugrenzen, ohne etwas besonders Herausragendes im ursprünglichen Sinne geleistet zu haben (KRAUS, 1927/1961, S. 50, zitiert nach PETERS, 1994, S. 17).

In den 50er und 60er Jahren verbreitete sich das Fernsehen in der Gesellschaft und die Schauspieler hatten immer mehr Gelegenheit sich zu präsentieren und sich weiter von den ´Untertanen´ zu distanzieren. Es entstand ein wahrer „Prominentenboom“ (PETERS, 1994, S. 19), der auch viele weitere Gattungen (Moderatoren, Sprecher etc.) entstehen ließ. Die Autorin PETERS macht aber deutlich, dass es sich nur um neue Typen von Prominenz handelt und die neuen Medien wie TV und Radio zur Verbreitung dieser beiträgt. Sie liefert den Ansatz, dass Menschen prominent sind, wenn sie von mehr Mitmenschen gekannt werden, als sie selbst kennen. Dazu konnten auch die Medien der früheren Jahrhunderte beitragen. Boten, Schriften sowie mündliche Überlieferungen über besondere Leistungen konnten in der Bevölkerung verbreitet werden. Doch erst die Massenmedien prägen die Verbreitung des Prominenzbegriffes und die immer schnellere Entstehung von neuer Prominenz.

Das Prominent-Sein führt zu der Möglichkeit mit dem eigenen Namen zu werben. Viele weitere Untersuchungen befassen sich mit diesem Thema. ALBUS bezeichnet die Prominenten daher als „Message und Markenartikel“ (1999, S. 142). HERBST hat seine gesamte Untersuchung mit dem Titel „Der Mensch als Marke“ bezeichnet. Neben dem Prominenz- Begriff taucht dabei eine weitere Umschreibung berühmter Persönlichkeiten auf: Der Star. Bei der Begriffsbestimmung greift DREWS wieder auf das Hervorragen zurück:

Ein Star ist jemand, der das auch verdient und bedient. Die Voraussetzung ist, dass er hervorragende Leistungen bringt, sei es beim Schauspiel, Gesang oder auf der Bühne. Seine Beliebtheit muss er auch bedienen können und wollen, er muss also für sein Publikum da sein. (2003, S. 193)

Auch hier wird das notwendige Zusammenspiel der drei wichtigsten Komponenten, die jemanden zum Star machen können, herausgestellt: Das Publikum bzw. die Rezipienten sowie die Presse. Nur wenn der Prominente als dritte Komponente mit beiden zusammenarbeitet und den gegenseitigen Kontakt sucht, kann jemand zum Star werden. Durch die Vielzahl der Medien ist es in den vergangenen Jahrzehnten immer einfacher geworden, schnell bekannt zu werden. Dadurch hat sich allerdings auch die Konkurrenz erhöht, so dass es schwieriger wird aus dieser Menge herauszuragen. Wer prominent ist, ist demnach noch kein Star (LOU, 2003, S. 1999). Laut SICKENBERGER aber ist die Grenze zwischen Stars und Prominenten nicht so hoch anzusiedeln. Demzufolge kann jeder Schauspieler einer Soap auch als Soap-Star bezeichnet werden (2003, S. 196). Im BROCKHAUS gilt ein berühmter und gefeierter Künstler, der im Mittelpunkt des Interesses steht, als Star. Des Weiteren ist jemand ein Star, „der auf einem bestimmten Gebiet Berühmtheit erlangt“ (1996a, S. 3704). Dieser Star-Begriff hat, wie der Prominenz-Begriff, seinen Ursprung in der Entwicklung der modernen Medien. Diese Entwicklung gilt als Hebel für die rasante Verbreitung des Star-Begriffs (FRANCK, 2000, S. 60).

Neben ´Prominenz´ und ´Star´ taucht in diesem Zusammenhang auch regelmäßig der Begriff ´Elite´ auf. ´Élite´ stammt aus dem Französischen und bedeutet ´der Auserwählte´. Dieser Ausdruck besteht bereits seit dem 17. Jahrhundert. Es zählen solche Personen zur Elite, die in einem anspruchsvollen Umfeld zu den Besten gehören (SCHNEIDER, 2004, S. 48). Zu einem solch anspruchsvollen Umfeld gehört auch die Politik. Es bedarf aber einer genaueren Erläuterung, welches Umfeld als anspruchsvoll gilt. Wer in der Öffentlichkeit bekannt ist, ist dies meist durch seine berufliche Karriere geworden: Schauspieler, Sänger, Moderatoren, Profisportler usw. Auch diese Umfelder sind sicherlich anspruchsvoll, denn schließlich ist nicht jeder Mensch in der Lage, durch eine Fernsehshow zu führen, in der Fußball-Bundesliga mitzuhalten oder mit seinem Gesangstalent ein breites Publikum zu begeistern. Man muss also in einem bestimmten, anspruchsvollen Metier herausragendes leisten, um sich zur Elite zählen zu dürfen. In diesem Zuge taucht auch wieder der Begriff des Hervorragens auf. Dies verdeutlicht, dass es eine klare Abgrenzung der Begriffe Stars, Elite und Prominenz nicht gibt. Dennoch versucht SCHNEIDER eine Kategorisierung des Elitebegriffes vorzunehmen.

Er macht dabei sechs unterschiedliche Kriterien aus:

1. Geburtselite
2. Machtelite
3. Positionselite
4. Leistungselite
5. Funktionselite
6. Wertelite

Zur Geburtselite gehört, wer allein durch seine Abstammung berühmt ist. Dazu gehört der Adel. Wird in einem Königshaus Nachwuchs geboren, steht dieser automatisch im Fokus der Öffentlichkeit. Zur Machtelite gehören vor allem Politiker, die man aber genauso zur Positionselite zählen kann. Wer zur Leistungselite gehört, zählt nach bestimmten Leistungskriterien zu den Besten seines Faches. Hierzu gehören zum Beispiel Profisportler. Die Funktionselite lässt sich von Leistungs- und Positionselite nur schwer abgrenzen. Denn wer in einer verantwortungsvollen Position ist, muss eine gewisse Leistung bringen, um zur Elite seines Umfeldes zu gehören. Die Wertelite legt weniger Wert auf Leistung, Position oder Macht, sondern sieht sich in der Gesellschaft schlichtweg selbst als höherwertig an (2004, S. 50-51).

Dass bei diesen zahlreichen Ausführungen keine Grenzen festgelegt sind, zeugt von der Schwierigkeit einer Definition des Phänomens Prominenz. Wer in einer Lokalzeitung erwähnt wird, erhält in diesem Verbreitungsgebiet Aufmerksamkeit und gilt als prominent. Eine örtliche Beschränkung ist dem Begriff Prominenz demnach auf jeden Fall zuzuordnen. Schließlich ist nicht jeder Prominente an jedem Ort der Welt bekannt. Neben der räumlichen Abgrenzung ist sicherlich auch die zeitliche zu berücksichtigen: Wer nur auf Grund eines Ereignisses prominent geworden ist, dem wird nach Ablauf der Berichterstattung von der Öffentlichkeit möglicherweise keine Beachtung mehr geschenkt. RIEDE (2000) und GRONAU (2001) sprechen hier von einer relativen Person der Zeitgeschichte. Auf diesen Begriff wird später noch näher eingegangen, wenn es um das Persönlichkeitsrecht von Prominenten im Zusammenhang mit der Medienfreiheit geht ( Kapitel 2.2).

Betrachtet man alle bisher aufgeführten Definitionsansätze, lässt sich feststellen, dass Prominenz aus einer großen Anzahl von Gesellschaftsbereichen stammen kann. Dies sind vor allem Sport, Politik, Schauspielerei, Gesang, Unterhaltung, Adelszugehörigkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Um als prominent zu gelten, müssen drei Faktoren miteinander verbunden werden. Zunächst muss es eine Person (1.) geben, die in der Öffentlichkeit, vor allem in den Medien (2.), dargestellt wird.

Dieser Darstellung muss von der Rezipientenseite (3.) aus Beachtung geschenkt werden. Von einer hervorragenden Leistung kann man im Grunde absehen, wenn die drei genannten Faktoren zutreffen. Zwar ist davon auszugehen, dass eine Person, die in der Öffentlichkeit große Beachtung erhält, eine gewisse Leistung erbracht hat, aber zwangsläufig ist dies nicht. Wer zur Geburtselite gehört ist prominent, hat aber nichts Hervorragendes im ursprünglichen Sinne geleistet. Als Beispiel seien hier Paris Hilton und Nicole Richie genannt. Die Hotelerbin sowie die Tochter des Sängers Lionel Richie könnten auf Grund der ursprünglichen Definition von Prominenz nicht als prominent gelten. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihre Berühmtheit begannen auszunutzen und in Werbespots auftraten oder sich in der Reality-Show ´Simple Life´ präsentierten.

Prominenz kann zwar auf verschiedene Wege entstehen, entweder durch einen kurzfristigen, großen Erfolg in einem gewissen Umfeld oder durch regelmäßig gute Leistungen im Laufe des Lebens, allerdings werden diese Leistungen des Prominenten oftmals in den Hintergrund gestellt: „Wichtig ist eigentlich nur, dass dem oder der Prominenten in irgendeinem Teil des vom Publikum wahrgenommenen Lebensbereichs Aufmerksamkeit zuteil geworden ist oder noch besser: latent zuteil wird“ (ALBUS, 1999, S, 146). In die gleiche Richtung gehen die Ansätze von SCHIERL. Seinen Ausführungen zufolge ist Prominenz „nichts Wesensmäßiges, Essenzielles, sondern lediglich eine […] Zuschreibung einer Bekanntheit, die bei anderen als bekannt vorausgesetzt werden kann“ (2007c, S. 11). Diese „Bekanntheit der Bekanntheit“ definiere den Begriff Prominenz. Besondere Qualitäten oder Leistungen einer Person sind also keine Voraussetzung für die Entstehung von Prominenz, sie können jedoch unterstützend wirken (2007c, S. 12).

In der englischen Sprache lässt sich ein Pendant zum deutschen Begriff Prominenz ausmachen: Hier wird ein ´celebrity´ als Berühmtheit definiert. Folgendes Beispiel wird genannt: „that celebrity of stage and cinema - der Star von Bühne und Leinwand“ (BROCKHAUS, 1996b, S. 997). Auch in dieser Betrachtung fließt der Begriff Star mit ein. Als Adjektiv wird gerne der Ausdruck ´famous´ verwendet. Der US-Amerikaner Jerry RUBIN verdeutlicht, dass auch über Deutschlands Grenzen hinaus, prominente Menschen in der Gesellschaft einen besonderen Stellenwert genießen: „They are automatically interested in what I have to say. Nobody knows exactly what I have done, but they know I´m famous” (RUBIN, o. J., zitiert nach PETERS, 1996, S. 143). Diese Aussage bestätigt ebenfalls die Ausführungen von ALBUS und SCHIERL. Es genügt demnach, dass bekannt ist, dass die entsprechende Person bekannt ist („Bekanntheit der Bekanntheit“). Die genauen Gründe spielen bei der Bestimmung des Prominenz-Begriffes keine Rolle.

2.2 Das Persönlichkeitsrecht von Prominenten und die Medienfreiheit

Neben den Begriffen Prominenz, Star und Elite existiert ein weiterer Ausdruck, der das Phänomen der berühmten Personen zu definieren versucht. Vor allem in Bezug auf die Rechtssprechung existiert der Begriff der ´Person der Zeitgeschichte´. Es wird dabei zwischen der absoluten und der relativen Person der Zeitgeschichte unterschieden. Eine Person gilt als „absolut zeitgeschichtlich, wenn sie sich durch ihre besondere Stellung, Taten, Leistungen oder die Bekleidung von Ämtern aus dem Kreis ihrer Mitmenschen hervorhebt“ (RIEDE, 2000, S 73). Auch in dieser Definition taucht der Begriff des Hervorhebens bzw. Herausragens auf. Damit decken sich die Ausführungen von RIEDE mit der Prominenz- Definition im ursprünglichen Sinne. Zur Bestimmung der absoluten Person der Zeitgeschichte sei ergänzt, dass eine solche Person völlig unabhängig von einem bestimmten Ereignis in der Zeitgeschichte berühmt ist. Vielmehr ist es der über lange Jahre erarbeitete Status, den ein Mensch als absolute Person der Zeitgeschichte einordnen lässt (GRONAU, 2002, S. 41). Als Beispiele nennen beide Autorinnen übereinstimmend die Sportler Franz Beckenbauer und Boris Becker, den Politiker Willy Brandt bzw. generell Parteispitzenkandidaten, die Schauspielerin Romy Schneider und Caroline von Monaco als Angehörige des Adelsgeschlechts. Für die Prominenten ist diese Einordnung insofern bedeutend, als das um den Schutz ihrer Privatsphäre geht. Denn an einer absoluten Person der Zeitgeschichte besteht nach dem Bundesverfassungsgericht ein öffentliches Informationsinteresse. Damit „muss dieser Personenkreis die ohne Einwilligung erfolgende Veröffentlichung ihrer Bildnisse - vorbehaltlich entgegenstehender Interessen des § 23 Abs. 2KUG - gem. § 23 Abs. 1 Nr. 1 KUG dulden“ (GRONAU, 2002, S. 43). Selbst wenn diese Bildnisse die Personen nicht in ihrem Tätigkeitsfeld, in dem die Öffentlichkeit sie kennt, abbilden, gilt dieses Gesetz. Prominente müssen also damit rechnen, dass jederzeit über die verschiedensten Situationen aus ihrem Leben berichtet wird. GMÜR fasst dazu treffend zusammen: „Das einzige, was sich unserem Blick entzieht, […] sind die Gedanken“ (2002, S. 195).

Als prominent gelten auch relative Personen der Zeitgeschichte. Solche Personen stehen auf Grund eines bestimmten Ereignisses für eine gewisse zeitliche Periode in der Öffentlichkeit. Sie haben auch nur solche Veröffentlichungen zu dulden, die im Zusammenhang mit dem Ereignis stehen, das sie bekannt gemacht hat (RIEDE, 2000, S. 115). Dies können zum Beispiel Angeklagte sein oder die Anwälte in einem bedeutenden Strafverfahren. Ebenso zählen Begleiter oder Verwandte von Prominenten bzw. absoluten Personen der Zeitgeschichte dazu. Wenn eine solche Person mit dem entsprechenden Begleiter in der Öffentlichkeit erscheint, darf über sie berichtet werden. „Die Zulässigkeit der Bildnisveröffentlichung setzt voraus, dass über das Ereignis einer vertrauten Begleitung einer absoluten Person der Zeitgeschichte berichtet wird“ (GRONAU, 2002, S. 48).

Diese Ausführungen bzw. Definitionen sind allerdings im Jahre 2004 in Frage gestellt worden. Caroline von Monaco klagte zunächst vor dem Bundesverfassungsgericht, nachdem verschiedene Medien Fotos von ihr bei privaten Tätigkeiten veröffentlichten. 1999 wiesen die deutschen Gerichte ihre Klage ab. Fünf Jahre später allerdings hatte sie vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Erfolg. Die deutsche Presse sah ihr Recht auf Pressefreiheit gefährdet und reagierte bestürzt auf das Urteil. Man wollte einen Einspruch der Bundesregierung gegen das Urteil erreichen. Diese Versuche schlugen jedoch fehl und das Urteil wurde rechtskräftig (RÄKER, 2007, S. 83).

Dies verstärkte den Konflikt zwischen dem Persönlichkeitsrecht und der Pressefreiheit. Auf der einen Seite bedienen sich die Prominenten der Presse, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern bzw. zu erhalten und tragen dazu auch des Öfteren private Details an die Öffentlichkeit. Auf der anderen Seite wollen diese Personen nicht ihr komplettes Privatleben offenbaren. Besonders dann nicht, wenn sie schon einen gewissen Prominenz-Status erreicht haben und nicht mehr selbst aktiv werden müssen, um in der Öffentlichkeit zu stehen.

Das so genannte „Caroline-Urteil“ hat zwar für großes Aufsehen gesorgt, aber RÄKER stellt dazu fest, dass es hierzulande keine einheitliche Tendenz in der Rechtssprechung als Reaktion auf dieses Urteil gibt. Bisher konnte das Bundesverfassungsgericht bei neueren Fällen auf die Unterschiede zum „Caroline-Fall“ verweisen und das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte umgehen. Dies dürfte allerdings nur bis zu einer neuerlichen Anrufung des Gerichts Bestand haben (2007, S. 94). Der Autor erwartet demnach, „dass Prominente sich zukünftig eines besseren Schutzes durch die deutschen Gerichte erfreuen können“ (2007, S. 96). Allerdings bleibe abzuwarten, ob dies auch zu einer Veränderungen der Berichterstattung führen wird.

Eine Trennung vor dem rechtlichen Hintergrund, wie es in Deutschland bei absoluten oder relativen Personen der Zeitgeschichte der Fall ist, gibt es in den USA nicht. Hier ist es lediglich untersagt, Bilder von Personen, die in ihren eigenen vier Wänden aufgenommen wurden, gegen den Willen dieser Personen zu veröffentlichen. „Bei der Abgrenzung des öffentlichen vom privaten Bereich geht die Rechtssprechung im Prinzip von einer räumlich-gegenständlichen Betrachtung aus“ (RIEDE, 2000, S. 193). Somit widerspricht es der Rechtslage in den USA nicht, wenn ein Unfallopfer auf der Straße liegend fotografiert wird oder jemand mit geöffnetem Hosenschlitz abgelichtet wird, solange er sich in der Öffentlichkeit bewegt. Auch ein küssendes Paar in einem Park darf gezeigt werden. Selbst wenn niemand der Aufnahme zustimmt oder man ihr sogar widerspricht, ist sie rechtens. Schließlich obliegt man in der Öffentlichkeit der Beobachtung seiner Mitmenschen und tritt aus seiner Privatsphäre aus, sobald man an einen öffentlich zugänglichen Ort gelangt. Dieser Ort beginnt bereits beim Verlassen des eigenen Hauses bzw. der Wohnung (RIEDE, 2000, S. 195). Einige Ausnahmen gibt es in den USA allerdings doch. Wird die abgebildete Person vom Fotografen offensichtlich belästigt, ist die Aufnahme unzulässig, da das right of privacy verletzt ist. Zudem kann sich eine Person gegen die Veröffentlichung eines Bildnisses wehren, wenn sie in einer peinlichen, nicht von ihr selbst verschuldeten Situation abgebildet wird (RIEDE, 2000, S. 198).

2.3 Zusammenfassung

Eine eindeutige Definition des Prominenz-Begriffes gibt es nicht. Viele Forscher, die sich mit diesem Phänomen beschäftigt haben, sind sich zwar in vielen Punkten einig, wie eine Person in einer breiten Öffentlichkeit Bekanntheit erlangen kann und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, aber eine einheitliche Begriffsbestimmung ist der Forschung bisher nicht gelungen. Stattdessen tauchen verschiedenartige Begriffe wie Elite, Star oder Personen der Zeitgeschichte auf. Klare Grenzen zwischen diesen verschiedenen Begriffen gibt es ebenso wenig. Für die Beantwortung der Fragestellung dieser Arbeit ist es nicht zwingend notwendig deutliche Abgrenzungen vorzunehmen. Alle Ausführungen der Autoren beschreiben, was eine Person prominent machen kann und was das Phänomen Prominenz ausmacht. Dennoch muss für die vorliegende Arbeit bestimmt werden, welche Personen als prominent angesehen werden, damit sie alle in die Untersuchung mit einfließen.

Es gelten demnach sämtliche Personen als prominent, die mit ihrem vollen Namen oder ihrem Künstlernamen (z. B. ´Madonna´) im Text erwähnt werden. Auch Personen, deren Namen sich aus dem Textzusammenhang rückschließen lässt, auch wenn es nur durch den Vornamen ist (z. B. ´Sabrina, Mutter von…´), sind in diesem Falle prominent. Dies gilt auch für die Nennung eines Titels (z. B. ´Der US-Präsident´ oder ´Königin der Niederlande´). Genauso können Gruppen, wie Sportmannschaften, Musikbands oder Familien prominent sein (z. B. ´Real Madrid´ oder ´Spice Girls´). Mit dieser Bestimmung sollte es gelingen, alle in der deutschen und der US-amerikanischen Zeitschrift ´In Touch´ erwähnten und abgebildeten Prominenten zu erfassen.

Zudem bestätigt diese Herangehensweise die bereits erwähnten Ausführungen von ALBUS und SCHIERL, die als einzige Voraussetzung für die Definition von Prominenz die Aufmerksamkeit nennen, die die jeweiligen Personen erhalten. Dies ist selbstverständlich der Fall, sobald eine Person in einer Zeitschrift wie die ´In Touch´ genannt wird.

2.4 Wissenschaftliches Erkenntnisinteresse

Wie in den vorangegangenen Abschnitten deutlich geworden ist, besteht nicht nur Uneinigkeit darüber, wie Prominenz genau definiert wird. Vielmehr liegt die Schwierigkeit des Prominenz-Phänomens darin, dass es sehr vielseitig zu betrachten ist: „Dieses komplexe, unübersichtliche, ideologisch geladene und noch weitgehend unerforschte Thema bietet sich zur Erkundung jenseits verfügbarer Bewertungsschablonen an“ (SCHNEIDER, 2004, S. 15).

Wie wirkt Prominenz auf den Konsumenten? Was macht eine Person prominent? Warum wird jemand Prominent? Inwiefern und warum kreieren die Medien Prominenz? Wie arbeiten Prominente und die Medien zusammen? All diese Fragen beschreiben nur einige mögliche Forschungsfelder hinsichtlich des Prominenz-Phänomens. Mehrfach wurde bereits darauf hingewiesen, dass es auch bei der Art und Weise der Darstellung von Prominenz keine bzw. nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Aus dieser Forschungslücke ergibt sich das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse dieser Arbeit. Es soll vorgestellt werden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es in der Prominenz- Darstellung in Deutschland und den USA gibt. Um den Rahmen einer solchen Untersuchung nicht zu sprengen, beschränkt sich die Untersuchung auf die Zeitschrift ´In Touch´, die sowohl in Deutschland als auch in den USA erscheint.

3. Die Zeitschrift

In diesem Kapitel soll eine Begriffsbestimmung erfolgen. Die gängigsten Definitionen bzw. ihre Versuche werden aufgezeigt. In diesem Zuge werden die Merkmale einer Zeitschrift erklärt. Außerdem geht es darum, die Zeitschriften zu typologisieren. In den darauf folgenden Abschnitten wird speziell auf die Zeitschriftenmärkte in den USA bzw. in Deutschland eingegangen.

STÖBER spricht von einer „Schrift der Zeit“. Die Zusammensetzung der beiden Worte „übersetzte das französische und englische ´journal´“ (2000, S. 80).

Bei der genaueren Begriffsbestimmung wird deutlich, dass es keine einheitliche Definition gibt. BLEIS sieht darin sogar ein „terminologisches Dilemma“ (1996, S. 21). Problematisch sei die Abgrenzung der Zeitschrift von der Zeitung, da im heutigen Sprachgebrauch beide Begriffe synonym verwendet werden und somit Zeitschriften häufig als Zeitungen bezeichnet werden. Zudem begründet der Autor die mangelnde Bestimmung „mit der Vielfalt an Erscheinungsformen, die im Laufe der Zeit unter der Bezeichnung Zeitschrift zusammengefasst wurden“ (1996, S. 22).

Der Begriff Zeitschrift ist im Jahre 1751 nachgewiesenermaßen das erste Mal verwendet worden. Die Gattung gab es aber bereits früher. „Zuvor sprach man von Journal, Magazin, Monatsschrift, Sammlungen u.ä.“ (NOELLE-NEUMANN, 2000, S. 427). Im Jahre 1674 erschien die Zeitschrift ´Götter-Both Mercurius´ in Nürnberg. Sie wurde quartalsweise herausgegeben und gilt als die erste deutsche Zeitschrift (STÖBER, 2000, S. 82).

Doch trotz der langen Geschichte des Begriffes ist die Zeitschrift bis heute nicht exakt definiert worden. Bei der Begriffsbestimmung vergleichen viele Autoren die Zeitschrift mit der Zeitung und versuchen sich so einer Definition anzunähern. „Als Ergebnis dieser Ansätze wurde die Zeitschrift stets in Abgrenzung zur Zeitung und ihren ´Wesensmerkmalen´ der Publizität, Aktualität und Universalität definiert“ (ROLF, 1994, S. 13).

Tatsächlich lassen sich diese drei Merkmale in Verbindung mit zwei weiteren bei den meisten Versuchen der Definition ausmachen. Es ergeben sich demnach die folgenden Merkmale einer Zeitschrift: Periodizität, Publizität, Aktualität, Kontinuität und Universalität.

- Ein Druckwerk ist eine Zeitschrift, wenn sie mindestens viermal jährlich, aber nicht täglich, erscheint Periodizität (ROLF, 1994, S. 13).
- Die Zeitschrift wird veröffentlicht und ist im Prinzip für jeden erhältlich Publizität.
- Zwar haben Zeitschriften einen aktuellen Bezug, da sie aber nicht täglich erscheinen, beziehen sie sich auf mehrere Tage oder Wochen Aktualität.
- Eine Zeitschrift bedient sich zumeist gleicher bzw. stark einheitlicher Inhalte Kontinuität.
- „Zeitschriften sind Druckwerke, die im Prinzip eine universelle und uneingeschränkte Berichterstattung bieten, die aufgrund eines thematisch vorgegebenen begrenzten Aufgaben- und Stoffgebietes jedoch eingeschränkt sein kann“ (BLEIS, 1996, S. 23)

Universalität.

ROLF schlägt vor, zunächst von einer umfassenden Definition abzusehen und stattdessen „die wichtigsten Zeitschriftentypen konkreter zu bestimmen, um so zu einer globalen Zeitschriftendefinition zu gelangen“ (1994, S. 15). Dieser Empfehlung wird an dieser Stelle Folge geleistet.

Bei der Typologisierung von Zeitschriften herrscht bei den Autoren Einigkeit in Bezug auf zwei Gattungen: Man unterscheidet die Fachzeitschriften und die Publikumszeitschriften.

Fachzeitschriften beziehen sich zum Beispiel auf bestimmte Berufe. Dies sind unter anderem ´Das deutsche Ärzteblatt´, ´Zeitschrift für Beamtenrecht´ oder die ´Juristenzeitung´. Dieser Zeitschriftentyp soll den Menschen ein „stets gegenwärtiger Lehrer [sein] […] und ihn dadurch auf der Höhe seiner fachlichen Leistung“ halten (KOSCHNICK, 1988, S. 594).

[...]

Ende der Leseprobe aus 97 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung von Prominenz in Deutschland und den USA anhand der deutschen und der US-amerikanischen Zeitschrift "IN TOUCH"
Untertitel
Eine vergleichende Analyse
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln  (Institut für Sportpublizistik)
Note
1,8
Autor
Jahr
2008
Seiten
97
Katalognummer
V377873
ISBN (eBook)
9783668554450
ISBN (Buch)
9783668554467
Dateigröße
787 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prominenzdarstellung, In Touch, Deutschland, USA
Arbeit zitieren
Falko Schwetz (Autor:in), 2008, Die Darstellung von Prominenz in Deutschland und den USA anhand der deutschen und der US-amerikanischen Zeitschrift "IN TOUCH", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377873

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