In der vorliegenden Arbeit wird zunächst der Begriff des Motivs, seine Forschungslage und die im Verlauf der Arbeit angewandte Definition des Begriffs erläutert, anschließend erfolgt eine Einschätzung zur Motivik in der Gattung des Adoleszenzromans insbesondere hinsichtlich des vorliegenden Romans. Die Motive werden insbesondere auf Basis von Elisabeth Frenzels Motivgeschichte betrachtet. Darauf folgt eine detaillierte Aufstellung der in Herrndorfs Roman erkennbaren. Dabei wird auf die vorgefundenen Hauptmotive des Reifens und Reisens, die Freundschaft und der gerechte Räuber, und der Polarität von Begrenzung und Freiheit eingegangen. Weiterhin werden der Vater-Sohn-Konflikt in Verbindung mit Aggression, das Aufeinandertreffen von Geschäftsmann und Künstler und zudem das Wanderer-Motiv als Rahmenmotive analysiert.
Zum Ende erfolgt eine kurze Betrachtung der detailbildenden Motive des Romans.
Der Roman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf konnte bereits bei seiner Veröffentlichung einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bis zum Freitod des Autors verkaufte er sich rund eine Millionen mal und erhielt mehrere Preise. Auch in Rezensionen finden sich nahezu ausschließlich gute Worte zu dem Werk, das Herrndorf kurz nach der Diagnose eines in den meisten Fällen tödlichen Hirntumors fertig stellte. Daraufhin begann er auch die Arbeit an seinem Blog „Arbeit und Struktur“, welcher nach seinem Tod im August 2013 in Druck kam. Auf diesem berichtet er von der Diagnose und seinem Krankheitsverlauf, über Alltägliches, Träume, aber auch von seiner Arbeit an „Tschick“ sowie einem weiteren Roman. In einem Abschnitt beschreibt er, wie ihm die Idee zu seinem Jugendroman kam, nachdem er um 2004 die Romane seiner Kindheit und Jugend wieder gelesen hatte, u.a. spricht er hier von „Huckleberry Finn“ und „Herr der Fliegen“. Über diese notiert er, dass „die meisten aber erstaunlich gut [seien], [er] bessere Bücher vielleicht nie gelesen“ habe. Zudem fiel ihm auf, dass „alle Lieblingsbücher drei Gemeinsamkeiten [hätten]: Rasche Eliminierung der elterlichen Bezugspersonen, große Reise, großes Wasser.“ Der Plot sei schnell beisammen und in die heutige Zeit übertragen gewesen, wobei das Motiv des Wassers aus Logikgründen ausgeklammert wurde. Herrndorf war offenbar fasziniert von der Vorstellung, dass ein Großteil prägender Jugendromane mit einer ähnlichen Grundmotivik arbeitet und funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Inhaltliche Zusammenfassung des Romans „Tschick“.
- 3.1 Der Begriff des Motivs und seine Forschungslage_
- 3.2 Abgrenzung des Motivbegriffs von benachbarten Bezeichnungen_
- 3.3 Angewandte Definition des Begriffs Motiv_
- 4. Allgemeine Anmerkungen zur Motivik im Adoleszenzroman und im Roman „Tschick“
- 5. Die Hauptmotive
- 5.1 Die zentrale Motivverknüpfung des Reifens und Reisens
- 5.2 Das zentrale Motiv der Freundschaft und der gerechten Räuber_
- 5.3 Die Polarität von Begrenzung und Freiheit
- 6. Die Rahmenmotive
- 6.1 Das Familienmotiv in Koppelung an Aggression und den Vater-Sohn-Konflikt
- 6.2 Die Konfrontation der Motive Geschäftsmann und Künstler
- 6.3 Der Wanderer
- 7. Detailbildende Motive_
- 7.1 Das Motiv der Anderen
- 7.2 Das Motiv des Mannes zwischen zwei Frauen_
- 7.3.1 Die Landschaftsmotive
- 7.3.2 Das Berg-Motiv_
- 7.3.3 Das Ruinen-Motiv
- 7.3.4 Das Stadt-Motiv
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die literarischen Motive in Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“. Sie zielt darauf ab, die Hauptmotive des Werks zu identifizieren und deren Funktion in der Erzählung zu analysieren. Der Fokus liegt dabei auf der inhaltlich-formalen Dimension der Motive und deren Bedeutung für die Handlungsstruktur und -entwicklung.
- Reifungsprozess und Reise als zentrale Motivverknüpfung
- Freundschaft und der Mythos der "gerechten Räuber"
- Konflikt zwischen Freiheit und Begrenzung
- Familienkonflikte und das Motiv des "Vater-Sohn-Konflikts"
- Landschaftsmotive als Spiegel der inneren Entwicklung der Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den Roman „Tschick“ und seine Rezeption. Der Autor Wolfgang Herrndorf wird vorgestellt, und seine Inspirationen für die Entstehung des Jugendromans werden beleuchtet. Das erste Kapitel behandelt den Begriff des Motivs und dessen Forschungslage, wobei die Abgrenzung zu anderen Begriffsdefinitionen im Vordergrund steht. Im zweiten Kapitel werden allgemeine Anmerkungen zur Motivik im Adoleszenzroman und im Roman „Tschick“ gegeben. Kapitel 3 fokussiert auf die Hauptmotive des Romans, darunter die zentrale Motivverknüpfung von Reifung und Reisen, das Motiv der Freundschaft und der gerechten Räuber sowie die Polarität von Begrenzung und Freiheit. Kapitel 4 beschäftigt sich mit den Rahmenmotiven des Romans, wie das Familienmotiv, das Motiv des Geschäftsmanns und des Künstlers sowie das Motiv des Wanderers. Kapitel 5 geht auf die detailbildenden Motive ein, darunter das Motiv der „Anderen“, das Motiv des „Mannes zwischen zwei Frauen“ und verschiedene Landschaftsmotive. Das Fazit fasst die Untersuchungsergebnisse zusammen und bietet einen abschließenden Blick auf die Motivik in „Tschick“.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Wolfgang Herrndorf, „Tschick“, Motiv, Adoleszenzroman, Reifung, Reise, Freundschaft, Vater-Sohn-Konflikt, Begrenzung, Freiheit, Landschaftsmotive, Literaturgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Ronja Kolls (Autor:in), 2015, Untersuchung der Literaturmotive in Wolfgang Herrndorfs Roman "tschick", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378507