Persönlichkeitsentwicklung als Präventionsauftrag der postmodernen Gesellschaft


Bachelorarbeit, 2010

61 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

1 Einleitung

2 Gesellschaftliche Orientierung und Relevanz

2.1 Postmoderne

2.1.1 Charakteristik der Postmoderne

2.1.2 Das Subjekt der postmodernen Gesellschaft

2.2 Herausforderung und Risiko

2.2.1 Suchtstrukturen als Fehlstabilisierung

2.2.2 Der humanistische Ansatz von Erich Fromm

2.2.3 Eingeschliffene Bewältigungsstrategien

2.3 Folgen der Überforderung des Individuums

2.3.1 Psychische Erkrankungen: Fehlzeiten, Diagnosen, Kosten

2.3.2 Gegenwärtige Ansätze im Umgang mit den Folgen

3 Differenz und Vielfalt als Chance

3.1 Persönlichkeitsentwicklung: Ansätze und Modelle

3.1.1 Entwicklung der Persönlichkeit nach Rogers

3.1.2 Gestalttherapie, Achtsamkeit und Akzeptanz

3.1.3 Spiritualität

3.1.4 Watzlawick und die 'Wirklichkeit'

3.1.5 Kommunikationsmodelle nach Schulz von Thun

3.1.6 Gruppe und Gemeinschaft

3.2 Wegweiser in die Zukunft der Persönlichkeitsentwicklung

4. Fazit: Persönlichkeitsentwicklung - Risiko oder Chance?

Literaturverzeichnis


1 Einleitung

 

'Ich bin viele', 'Wer bin ich - und wenn ja ,wie viele?', 'Werde, der du werden kannst', 'Werde, was du bist', 'Wähle, was du bist', ... – zahlreiche Zeitschriften und Bücher greifen mit verkaufsfördernden Titeln die Suche des Menschen nach Identität und Selbsterkenntnis auf, die angesichts vielfältiger Rollen und Ich-Zustände im gegenwärtigen Alltag offensichtlich zu einer dringlichen Aufgabe geworden ist.

 

Diese Thesis will herausarbeiten, ob die Gesellschaft ein fundamentales Interesse daran haben kann, professionelle Begleitung der persönlichen Entwicklung ihrer Individuen – abseits funktioneller Anpassung - als ihre Aufgabe anzunehmen. Die Fragestellung erfolgt aus der Perspektive der Sozialen Arbeit heraus, in der durch das Handlungsprinzip 'Fördern und Fordern' gegenwärtig die Anpassung der Klienten immer (ein) Aspekt der Hilfsangebote sein muss. Bestehende Angebote der Sozialen Arbeit werden deshalb in der Thesis nicht aufgegriffen.

 

Die Notwendigkeit, die Möglichkeiten und der Nutzen von Persönlichkeitsentwicklung für die Gesellschaft werden in den Fokus genommen. Die hohen Anforderungen und Besonderheiten der postmodernen Gesellschaft bilden den Ausgangspunkt der Argumentation; aktuelle Daten aus der Arbeitswelt und dem Gesundheitswesen dokumentieren Folgen der Überforderung.

 

Persönlichkeit definiere ich in Anlehnung an Allport als dynamische Organisation psychophysischer Systeme im Individuum, die sein charakteristisches Fühlen, Verhalten und Denken formen. (vgl. Allport 1970: 28) Die dargestellten Ansätze und Modelle zur Persönlichkeitsentwicklung berücksichtigen diese Ebenen des menschlichen Seins und können als Basis und mögliche Instrumente einer institutionalisierten Begleitung persönlicher Entwicklung verstanden werden. „Wenn man den Menschen im Sinne der humanistischen Psychologie als ein bewusst lebendes, sich selbst bestimmendes Wesen definiert, [...] dann ist die Persönlichkeit natürlich entwickelbar. Der Mensch befindet sich eigentlich immer in einem persönlichen Entwicklungsprozess. [...] Es ist unmöglich, sich nicht zu entwickeln. [...] Darum kann sich auch niemand aus der Verantwortung für sein Tun stehlen, indem er allein dem Schicksal die Schuld für seine Misere gibt.“ (Simon 2007: 23) Diese Perspektive verdeutlicht die Intention der Thesis, die Eigenverantwortlichkeit des Individuums ebenso wie seine beeindruckenden Fähigkeiten zur Entfaltung des eigenen Wesens mit all seinen Stärken und Schwächen zu betonen.

 

2 Gesellschaftliche Orientierung und Relevanz

 

2.1 Postmoderne

 

2.1.1 Charakteristik der Postmoderne

 

„Paradox zugespitzt: Postmoderne ist ein ambivalenter Begriff, der genauso ambivalent ist wie die postmoderne Zeit, die schließlich die Postmoderne hervorgebracht, verbreitet und zur Mode erklärt hat. Die Unmöglichkeit einer eindeutigen Definition der Postmoderne ist zugleich ihre einzig mögliche Definition. [...] Man kann sagen: Die letzten dreißig Jahre des vergangenen Jahrhunderts können als das Zeitalter der Postmoderne bezeichnet werden. Aber genau genommen bleibt die historische Bestimmung der Postmoderne ebenso diffus wie die begriffliche Definition.“ (Behrens 2004: 8 f.)

 

Diese Aussage verdeutlicht die Schwierigkeit, den Begriff 'Postmoderne' eindeutig zu definieren. Bei aller Unterschiedlichkeit der Positionen im Diskurs lassen sich jedoch auch Gemeinsamkeiten finden - eine ist „ihr kritisches Verhältnis zur Moderne. Es geht um eine radikale Pluralisierung der modernen Kultur und Gesellschaft.“ (ebd.: 12) Anders ausgedrückt: „Eine zentrale Klammer postmoderner Theoriebildung ist die paradigmatische Umstellung von Einheit auf Differenz.“ (Wirth 2005: 17) Das Paradigma der Einheit, das so selbstverständlich und strukturell in der Gesellschaft verankert war, dass die Problematik der Umstellung auf Differenz zwar als diffuses Unbehagen und Unsicherheit im Alltag des Menschen wahrgenommen, häufig aber kaum reflektiert wird.

 

Als Schlüsseltext des Postmoderne-Diskurses gilt 'Das postmoderne Wissen' von Jean-François Lyotard. „Bei extremer Vereinfachung hält man die Skepsis gegenüber den Metaerzählungen für 'postmodern'.“ (Lyotard 1986: 14). Diese 'großen Erzählungen' begründeten die Tendenz zur Einheit in der Moderne als legitimierende Leitideen. Als Metaerzählung galt z.B. die Aufklärung mit dem Ziel der Emanzipation des Menschen, der Idealismus mit seiner Teleologie des Geistes und der Historismus (vgl. Welsch 1991: 32).

 

Laut Welsch ist der Begriff 'Postmoderne' in mehrfacher Hinsicht umstritten: Bezüglich seiner Legitimität, des Anwendungsbereichs, der zeitlichen Einordnung und des Inhalts. (ebd.: 9 f.) Kann tatsächlich von einem 'neuen' Zeitalter gesprochen werden? Beck nutzt stattdessen den Begriff 'Zweite Moderne' und bezeichnet damit die Radikalisierung der Prinzipien der Moderne, insbesondere der Globalisierung. Auch nach Welsch ist die Postmoderne eigentlich 'radikal-modern', da „die Pluralität von der Moderne des 20. Jahrhunderts selbst schon kommuniziert worden“ sei. (Wirth 2005: 24) Welsch grenzt dabei die Moderne – insbesondere die des 20. Jahrhunderts - von der Neuzeit ab. Ebenso nachdrücklich grenzt er die Postmoderne von der Posthistorie ab: „Die Posthistorie-Diagnose ist passiv, bitter oder zynisch und allemal grau. Die Postmoderne-Prognose hingegen ist aktiv, optimistisch bis euphorisch und jedenfalls bunt.“ (Welsch 1991: 18) Er bezeichnet die Vision der Postmoderne als zuinnerst positiv und negiert ihren Anspruch, etwas gänzlich Neues zu bezeichnen. Das Neue sei vielmehr, dass die Pluralität „jetzt konsequenterweise zur Grundverfassung werden muß.“ (ebd.: 82) In der Praxis der Pluralität sieht er vor allem zwei Gefahren: die der Beliebigkeit und die der Oberflächlichkeit. Feyerabends 'anything goes' steht als Ausdruck der Beliebigkeit im Widerspruch zur von Welsch geforderten Differenzierungsfähigkeit. Der Oberflächlichkeit könne entgangen werden, indem Konzeptionen miteinander in 'Widerstreit' treten, statt sich hinter einer vermeintlichen Subjektivität zurückzuziehen. Welsch spricht von 'Polyregularität' ohne Totalitätsregel und der Mehrfachkodierung im Einzelnen gegenüber der Unfasslichkeit im Ganzen (vgl. ebd.: 321 ff.) Der „Dissens als LYOTARDscher Widerstreit, als ein Konfliktfall zwischen zwei Parteien, der nicht angemessen entschieden werden kann, da eine auf beide Argumentationen anwendbare Urteilsregel fehlt“ (Wirth 2005: 26), als Paradigma für eine neue Gerechtigkeitspraxis: „Der Konsens ist ein veralteter und suspekter Wert geworden, nicht aber die Gerechtigkeit. Man muß also zu einer Idee und einer Praxis der Gerechtigkeit gelangen, die nicht an jene des Konsens gebunden ist.“ (Lyotard 1986: 106)

 

Behrens bezeichnet die Postmoderne als den „diagnostische[n] Reflex auf das offenkundige Scheitern der Moderne.“ (Behrens 2004: 9 f.) „Die Vernunft beziehungsweise die Vernünftigkeit der Welt bilden das Programm der Moderne [...]. Grundlage ist die totalisierende Einheit aus Vernunft (Rationalität), Sinn (konsistente Bedeutung) und Geschichte sowie ein seine Geschichte und sich selbst bestimmendes Subjekt (der freie Mensch). Gleichzeitig ist die Moderne die Epoche, die wie keine andere zuvor im Widerspruch zu ihren Postulaten steht: Dieselbe Vernunft, die zum Programm der Aufklärung wurde, hat auch ein soziales wie technologisches Zerstörungspotential und eine rational organisierte Politik und Ökonomie der Vernichtung hervorgebracht; der proklamierte Fortschritt als höchster Sinn der Moderne hat sich im selben Maße als Rückschritt und Zivilisationsbruch erwiesen, mit verheerenden Folgen, denen man nur zynisch Sinn zu unterstellen vermag; das Subjekt droht an den sozialen wie individuellen Widersprüchen zu scheitern, ohne dass es sich in Freiheit verwirklicht hat. [...] Irrationalität, das Verrückte, Bedeutungslose, das Schweigen, das Hässliche und Unlogische haben in der Moderne keinen Platz. Dieser Ausschluss ist immer mit Gewalt verbunden: In der Moderne werden die Wahnsinnigen eingesperrt, wird das Begehren verdrängt, die Anziehungskraft des Ekels und des Hässlichen verleugnet, werden die Menschen, die ihr Leben nicht nach den geltenden Normen richten, abgeschoben, diszipliniert, kontrolliert“ (ebd.: 17 ff.) Die Moderne konnte ihre Versprechen also nicht verwirklichen – der Freisetzung aus alten Herrschaftsstrukturen folgte die Unterwerfung unter neu geschaffene Prämissen. Laut Behrens kann es einer reflektierenden Postmoderne nicht darum gehen, die Moderne zu verachten. Stattdessen stellt sie deren Prämissen in Frage und versucht, das jeweils Andere, das Ausgeschlossene zu integrieren.

 

Konzepte und Erkenntnisse der Moderne – wie der Humanismus und die Aufklärung -müssen also keineswegs gänzlich verworfen, sondern relativiert und ergänzt werden. Der postulierte 'Tod des Subjekts' kann nicht als absolut missverstanden werden. Tatsächlich blieb auch die „Idee vom Menschen als autonomes Subjekt ein uneingelöstes Versprechen [... und] angesichts der postmodernen Auflösung aller moderner Verbindlichkeiten und Sicherheiten [kann] der Mensch nicht länger als konsistentes und einheitliches Individuum verstanden werden.“ (ebd.: 82 f.)

 

2.1.2 Das Subjekt der postmodernen Gesellschaft

 

Hier zeigt sich eine besondere Herausforderung für das Individuum, denn „in der Sicht der postmodernen Theorie scheint es, als sei der Mensch gezwungen, sich ständig neu zu erfinden. Bestand der Entwurf des modernen Menschen in der Einheit des Lebens, gerichtet auf die Entfaltung von Selbstbewusstsein und Persönlichkeit, so ist die Biographie des postmodernen Menschen bewusst von Brüchen gekennzeichnet, von Neuanfängen und Flexibilität; es ist ein unsicheres Leben, in dem sich das Individuum nicht mehr auf die vertrauten Koordinaten der Moderne verlassen kann: Es gibt kein zentrales Subjekt, keinen Mittelpunkt des Lebens, kein vorgeschriebenes Ziel, keinen festen Ausgangspunkt.“ (ebd.)

 

In seiner Schrift 'Subjektivität und Postmoderne - William James' bezieht sich Bruder (1993: 81-135) auf James' Konzept des Pragmatismus. „Diese Position hat große Ähnlichkeit mit der Vorstellung des 'Konstruktivismus' [...]. Die Kernthese des Konstruktivismus besagt, daß das Subjekt seine Welt und Wirklichkeit selbst herstellt. Die Wirklichkeit sei eine (kognitive) 'Konstruktion', gebunden an die Erfahrung des Subjekts.“ (ebd.: 89) James' „Philosophie der radikalen Subjektivität“ bezeichnet Bruder als Vorwegnahme dieser Position der Postmoderne mit der „spezifischen Differenz“, dass die Vernachlässigung der objektiven Verhältnisse in der Postmoderne durch die erloschenen Metaerzählungen begründet ist. (vgl. ebd.: 133)

 

James selbst grenze seine Position ab „gegen die - 'idealistische', wie er sagt - Vorstellung eines substantiellen Ich [...]. Er wendet sich zugleich gegen den Empirismus (Humes, Herbarts, Lotzes). Zwar habe dieser die Substantialisierung des Ichs überwunden [...,] habe aber [...] sich von der Erfahrung dieses Ichs wieder entfernt. Das Ich, das die Tatsache des Bewußtseins erfährt, apperzipiert, könne nicht selbst ein solches Aggregat von Tatsachen sein.“ (ebd.: 93)

 

Bruder legt die Dekonstruktion (Derrida) des Subjekts in der Postmoderne dar: „Die 'Dekonstruktion' versucht, den festen Ort überkommener Sinnzusammenhänge und Deutungsmuster tradierter Disziplinen zu verlassen und stattdessen Positionen des Dazwischen, des Auf-der-Grenze einzunehmen, die für 'Paralogien' offen sind, für Wissenszusammenhänge, die das Paradoxe in sich aufnehmen, ohne es durch den gewaltsamen Ausschluß von Alternativen zu beseitigen, die sich gegen den Zwang zur Systematik sperren, für das 'Heterogene' [...], das die 'Souveränität' des Subjekts gegen seine (Selbst-)Vernichtung durch die 'instrumentelle Vernunft' verteidigt.“ (ebd.: 106 f.) Die radikale Problematisierung des Subjekts ist ein zentraler Bestandteil des Postmoderne-Diskurses. Sie „(be)trifft vor allem die Vorstellung vom Subjekt als einer vorgegebenen, fest gefügten Entität, als dem souveränen Autor und Verursacher seiner Handlungen mit einem einheitlichen, reflexiven, steuernden und kontrollierenden Bewußtsein als seinem Zentrum. Diesem wird die Vorstellung einer dezentrierten, entgrenzten Subjektivität entgegengehalten.“ (ebd.: 82)

 

2.2 Herausforderung und Risiko

 

Das Individuum der postmodernen Gesellschaft steht inmitten der Pluralitäten, inmitten der Differenz und damit im – bewussten oder unbewussten – Auftrag, sich selbst in dieser zu positionieren und zurechtzufinden. Keupp stellt die Doppeldeutigkeit der Folgen des Pluralismus dar: Einerseits eine Vielfalt an Möglichkeiten, andererseits der Wunsch nach Überschaubarkeit und Klarheit. Die 'Freisetzung' des Menschen entstehe durch den Verlust von feststehenden Normen, Rollen und Lebenswegen. Den neuen Faktor im aktuellen Prozess sieht er im Zerfall kollektiver Formen der solidarischen Unterstützung, da es keinen alltäglichen Kampf mehr gegen existenzielle Lebensnot gebe, wie dies in der Industrialisierung der Fall war. „Für die bei uns noch immer starke Tradition des 'autoritären Charakters' bedeutet Freisetzung die Erfahrung, sich auf eine Ich-Instanz verlassen zu müssen, die zu wenig Potential für Autonomie und kritische Reflexion besitzt. Das Bedürfnis nach dem Aufgehobensein in einer 'Gemeinschaft', die dem Ich Selbstwert und Stärke vermittelt, ist äußerst groß.“ (vgl. Keupp 1994: 339 ff.)

 

Beck formuliert: „Um es mit Jean-Paul Sartre zu sagen: Die Menschen sind zur Individualisierung verdammt. Individualisierung ist ein Zwang, ein paradoxer Zwang allerdings, zur Herstellung, Selbstgestaltung, Selbstinszenierung nicht nur der eigenen Biographie, sondern auch ihrer Einbindung und Netzwerke, und dies im Wechsel der Präferenzen und Lebensphasen und unter dauernder Abstimmung mit anderen und den Vorgaben von Arbeitsmarkt, Bildungssystem, Wohlfahrtsstaat usw.“ (Beck 1994: 14) Für den Menschen gibt es also kein Entkommen aus der Anforderung, sein Leben im Pluralismus zu gestalten. Beck sieht in der Unüberschaubarkeit der Möglichkeiten den Grund der Hinwendung bzw. der „Flucht in Magie, Mythos, Metaphysik.“ (ebd.: 18)

 

Keupp vermutet vor allem im Zerfall der solidarischen Unterstützung die Begründung für den Erfolg der Angebote auf dem 'Psychomarkt' und der New Age - Bewegung. Diese bieten eine gewisse Sicherheit und einen Sinnhorizont mit in sich geschlossenen Lebensmodellen. Keupp bezeichnet die Hinwendung zu diesen Angeboten als Regression. Die New Age - Bewegung biete dabei eher Antworten für die bildungsbürgerlichen Schichten, während der Neukonservatismus vor allem Menschen anspreche, die sich selbst als Opfer des Freisetzungsprozesses wahrnehmen.

 

2.2.1 Suchtstrukturen als Fehlstabilisierung

 

Abhängigkeit von charismatischen Personen oder rigiden Ideologien kann jedoch keine konstruktive Antwort auf die gegenwärtigen Anforderungen sein, obgleich die Versuchung verständlich ist. Denn das 'Rüstzeug', das den Menschen auf ihren individuellen Lebensweg mitgegeben wurde, ist den Herausforderungen nur selten gewachsen. „Es gibt nicht wenige erwachsene Menschen, denen es nicht gelungen ist oder die nicht genügend Gelegenheit hatten, sich während ihrer Kindheit und Adoleszenz hinreichend viele eigene Kompetenzen anzueignen, vielfältige eigene Erfahrungen zu machen und das für eine autonome Entwicklung erforderliche Selbstvertrauen auszubilden. Sie bleiben entweder in einer abhängigen Beziehung zu ihren primären Bezugspersonen oder suchen sich Partner, mit denen sie diese abhängige Beziehung weiterführen können. Bekommen sie Kinder, so entwickeln sie auch zu diesen eine abhängige und abhängig machende 'Klammerbeziehung'. Was solche Menschen brauchen, ist jemand, der ihnen Mut macht, eigene Kompetenzen zu entdecken und zur weiteren Lebensgestaltung einzusetzen.“ (Hüther 2009: 90 f.) Ohne eine solche Unterstützung ist die permanente Reinszenierung der Abhängigkeitsstruktur über die Generationen vorprogrammiert. „Je weniger ich Lebendigkeit und Wertschätzung aus meinem autonomen Selbst heraus realisieren kann, desto abhängiger bin ich von meiner Umwelt, desto mehr bin ich gezwungen, meine Umwelt entsprechend zu manipulieren oder unter Druck zu setzen, damit sie mir das, was ich mir selber nicht geben kann, gibt. Dies ist jedoch eine Sisyphos-Arbeit, da das auf Wertschätzung von außen angewiesene Selbst ein von ständigem Mißtrauen und ständigen (Selbst-) Zweifeln geplagter Nimmersatt ist.“ (Schleeger 1992: 17)

 

Schaef definiert Sucht als einen Prozess, gegenüber dem wir machtlos sind: „Eine Sucht legt über unsere Gefühle und Wahrnehmungen einen Schleier. Zorn, Schmerz, Depression, Verwirrung, aber auch Freude und Liebe - die Sucht erspart uns den Umgang mit solchen Empfindungen, da wir sie nicht oder nur gedämpft spüren. [...] Eine Sucht befreit uns von der Verantwortung für unser Leben.“ (Schaef 1989: 32 f.) Süchte werden in substanzgebundene und prozessgebundene Süchte unterschieden, wobei die Funktionsweise in beiden Fällen dieselbe ist. Schaef verdeutlicht das Suchtsystem am Beispiel der Beziehungssucht: „Von einem frühen Alter an lehrt man uns, die Suchtbeziehung bei einem anderen Namen zu nennen: wahre Liebe. Unter wahrer Liebe verstehen wir, wenn ein Mensch ohne den anderen nicht mehr leben [...] kann. Wir haben ebenfalls sehr früh gelernt, daß echte 'Sicherheit' [...] nur zu finden ist, indem wir eine solche gegenseitige Abhängigkeit einrichten.“ (ebd.: 42) Dieses Bild von vermeintlich erstrebenswerter partnerschaftlicher Liebe wird in einer Vielzahl von Liedern, Filmen und Romanen gezeichnet. „Die Beziehung funktioniert wie eine Sucht, und beide Partner leben in der Erwartung, sie könne all ihre Bedürfnisse befriedigen [...] Eine Suchtbeziehung stellt per definitionem eine fortgesetzte Eltern-Kind / Kind-Eltern-Beziehung dar.“ (ebd.: 43) Die Kehrseite der Sucht ist die Co-Abhängigkeit - der Co-Abhängige braucht den Süchtigen eben so sehr, wie dieser den Co-Abhängigen; gemeinsam bilden sie das Suchtsystem.

 

Als ein typisches Merkmal der Sucht bezeichnet Schaef die „Illusion von Kontrolle“. Innerhalb des Suchtsystems - z.B. der Familie - ist jeder bemüht, den anderen zu kontrollieren. Es beginnt mit dem „Versuch, unser Selbst mit Hilfe einer Substanz oder eines Prozesses zu kontrollieren. In Alkohol, Drogen, Sorge, Arbeit und Beziehungen sehen wir Möglichkeiten, dem Umgang mit unseren Gedanken, Gefühlen und Handlungen auszuweichen. Diese Ausweichmanöver verwandeln sich schnell in Versuche, die Gedanken, Gefühle und Handlungen anderer zu kontrollieren. [...] Und wenn wir feststellen, daß wir eher in der Lage sind, die Abneigung und den Haß hervorzurufen, dann entscheiden wir uns eben dafür.“ (ebd.: 62 f.)

 

2.2.2 Der humanistische Ansatz von Erich Fromm

 

Die Abhängigkeit des Menschen von äußeren 'Dingen' thematisiert auch Fromm in seiner Unterscheidung zwischen den Existenzweisen des Seins und des Habens. „In der Existenzweise des Habens gibt es keine lebendige Beziehung zwischen mir und dem, was ich habe. Es und ich sind Dinge geworden, und ich habe es, weil ich die Möglichkeit habe, es mir anzueignen. Aber es besteht auch die umgekehrte Beziehung: Es hat mich, da mein Identitätsgefühl bzw. meine psychische Gesundheit davon abhängt, es und so viele Dinge wie möglich zu haben. Die Existenzweise des Habens wird nicht durch einen lebendigen, produktiven Prozeß zwischen Subjekt und Objekt hergestellt. Sie macht Subjekt und Objekt zu Dingen. Die Beziehung ist tot, nicht lebendig.“ (Fromm 1979: 80 f.) Diese Existenzweise sei von Abhängigkeit geprägt, Gier ein typisches Symptom dieser Abhängigkeit. Die „psychische Gier – und jede Gier ist psychisch, selbst wenn sie über den Körper befriedigt wird – [ist] unersättlich, da die innere Leere und Langeweile, die Einsamkeit und die Depression, die sie eigentlich überwinden soll, selbst durch die Befriedigung der Gier nicht beseitigt werden können.“ (ebd.: 13) Buchführung, Bilanz und Profit bezeichnet Fromm als Prinzipien der Produktion, aber auch des menschlichen Lebens seit der Industrialisierung: „Der Mensch wird zu einem Unternehmen; sein Kapital ist sein Leben, und seine Aufgabe scheint zu sein, dieses Kapital möglichst gut zu investieren. Ist es gut investiert, dann hat er Erfolg. Investiert er sein Leben schlecht, dann ist er erfolglos.“ (Fromm 1992b: 25) Dem gegenüber entspreche die Existenzweise des Seins dem Verlangen danach, „unseren Fähigkeiten Ausdruck zu geben, tätig zu sein, auf andere bezogen zu sein, dem Kerker der Selbstsucht zu entfliehen.“ (Fromm 1979: 102) Diese Existenzweise biete jedoch nicht die vermeintliche Sicherheit, die wir uns mit dem Haben erwerben können. „Jeder neue Schritt birgt die Gefahr des Scheiterns, und das ist einer der Gründe, weshalb der Mensch die Freiheit fürchtet.“ (ebd.: 109)

 

Neurotizismus betrachtet Fromm als nahe liegendes Symptom des nicht völlig entfremdeten Menschen der gegenwärtigen Gesellschaft, denn „jemand, der noch Person geblieben und nicht zum Ding geworden ist, ein solcher Mensch kann nicht anders, als sich in der heutigen Gesellschaft einsam, ohnmächtig und isoliert zu erleben. Er kommt nicht umhin, sich selbst und seine Überzeugungen - ja sogar seine geistige Gesundheit – infragezustellen. [...] Es geschieht nicht selten, daß ein solcher Mensch auch an einer Neurose leidet.“ (Fromm 1990: 88) Die Manifestation als Neurose könne durchaus positiv im Sinne einer erhöhten Wahrnehmungsbereitschaft interpretiert werden und stelle eine Akzentuierung von Erscheinungen dar, die wir auch bei so genannten 'normalen' Personen vorfinden (vgl. Fromm 1971: 138).

 

Fromm setzt sich mit der gegenseitigen Bedingtheit von Gesellschaft und Individuum auseinander: „Gesellschaft und Individuum stehen sich nicht 'gegenüber'. Die Gesellschaft ist nichts als die lebendigen, konkreten Individuen, und das Individuum kann nur als vergesellschaftetes Individuum leben.“ (Fromm 1992a: 76) Dabei sind jedoch die Zielsetzungen verschiedene: „Gäbe es zwischen den Zielsetzungen der Gesellschaft und den Zielsetzungen einer völligen Entwicklung des Menschen keinen Konflikt, dann wären die beiden Verständnisse von seelischer Gesundheit identisch und es gäbe keinen Grund, sie auseinanderzuhalten. In der bisherigen Geschichte des Menschen hat es aber schon immer einen Konflikt zwischen den Interessen der individuellen Entwicklung und den Interessen der jeweiligen Gesellschaft gegeben, so daß es auch immer zwei verschiedene Auffassungen von seelischer Gesundheit gab.“ (Fromm 1991: 108) Die relativistische Auffassung setzt er mit dem Geisteszustand der gesellschaftlichen Mehrheit gleich. Hierbei gehe es um die gelungene Anpassung an die Lebensweise einer Gesellschaft. Dieser Anpassungstheorie liegen „folgende Annahmen zugrunde: 1. Jede Gesellschaft als solche ist normal; 2. seelisch krank ist, wer von dem von der Gesellschaft favorisierten Persönlichkeitstyp abweicht; 3. das Gesundheitswesen im Bereich von Psychiatrie und Psychotherapie verfolgt das Ziel, den einzelnen auf das Niveau des Durchschnittsmenschen zu bringen [...] Es zählt nur, daß der einzelne angepaßt ist und daß er das gesellschaftliche Gefüge nicht stört.“ (ebd.: 18) Die zweite Auffassung ist jene vom „Standpunkt des Individuums: Da betrachten wir Gesundheit und Normalität als ein Optimum an Glück und Gedeihen.“ (Fromm 1971: 139)

 

Fromm macht deutlich, dass Pathologie bzw. Normalität nicht absoluten Maßstäben folgen kann: „Solange ein bestimmtes Phänomen der menschlichen Entwicklung als notwendiges Stadium auftaucht, ist es nicht pathologisch. Hält es sich aber über die entwicklungsbedingt notwendige Zeit hinaus, ist es als etwas Pathologisches anzusehen.“ (Fromm 1991: 111) Das individuelle Entwicklungsstadium ist dementsprechend ein entscheidendes Kriterium bei der Einschätzung von seelischer Gesundheit. Fromm sieht Entwicklungsaufgaben, denen der Mensch sich nicht entziehen kann, wenn sein Leben 'gelingen' soll: „Wenn wir nicht verrückt sind, und wenn wir nicht das Wissen um die Probleme unserer Existenz verdrängen, indem wir zwanghaft einem Fluchtweg folgen - was manchen Menschen gelingt, und zwar zum Teil sehr umfassend - , dann müssen wir uns mit der Frage der Bedeutung unseres Lebens befassen; dazu benötigen wir einen Bezugs- und Orientierungsrahmen, der uns Sinn gibt.“ (ebd.: 31) Das Individuum ist also gefordert, seinem Leben Sinn zu verleihen.

 

Fromm betont die dialektische Beschaffenheit der Individuation und verdeutlicht dies an der Entwicklung des Kindes. Das Wachstum bestehe im Fortschritt der Selbststärke, die sich auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene entwickle. Grenzen setzten dieser Entwicklung die sozialen Verhältnisse und die Lebensbedingungen. Auf der anderen Seite der Individuation stehe die Einsamkeit. „Die primären Bindungen gewähren Sicherheit und eine Ureinheit mit der äußeren Welt. In dem Maße, in dem das Kind aus dieser Welt emportaucht, wird es gewahr, daß es allein, daß es ein von allen anderen gesondertes Wesen ist. Die Trennung von einer Welt, die im Vergleich mit dem eigenen persönlichen Sein überwältigend stark, machtvoll, oft drohend gefährlich ist, erzeugt ein Gefühl von Ohnmacht und Angst. [...] Da entstehen Süchte, Impulse, Versuchungen, die eigene Persönlichkeit wieder aufzugeben und die Gefühle der Ohnmacht und Einsamkeit durch ein völliges Untertauchen in der äußeren Welt loszuwerden.“ (Fromm 1971: 36 f.)

 

2.2.3 Eingeschliffene Bewältigungsstrategien

 

Sucht und Verdrängung sind häufige Bewältigungsstrategien als Antwort auf die Herausforderungen der postmodernen Gesellschaft. Ob eine Strategie als günstig oder ungünstig eingeordnet wird, hängt von der – personalen und zeitlichen - Perspektive ab, aus der diese Einordnung erfolgt. Manch 'eigenwillige' Verhaltensweise, die sich als Außenwirkung eines Bewältigungsmusters zeigt, wird von der Gesellschaft als ungünstig bezeichnet, während das Individuum selbst sich damit durchaus wohl fühlen kann. Die Bedeutung der zeitlichen Perspektive illustriert Fromm an einem Beispiel: „Wenn man auf der einen Seite einen völlig narzißtischen Säugling und andererseits einen völlig narzißtischen Erwachsenen hat, dann ist der Säugling nicht krank, weil sein Narzißmus ein notwendiger Teil seiner evolutionären Entwicklung ist. Im Rahmen seiner Evolution ist der Narzißmus in einem frühen Stadium ein notwendiger Bestandteil. Weil er aber notwendig ist, ist er nicht pathologisch. Zeigt die gleiche Person zwanzig Jahre später dasselbe Ausmaß von Narzißmus, dann ist sie psychotisch.“ (Fromm 1991: 111 f.) Gerade im Narzissmus ist zugleich die besondere Gefahr von Bewältigungsmechanismen zu erkennen: Zum Schutz vor Verletzung werden die ursprünglichen Gefühle vermieden bzw. verdrängt und mit anderen künstlich überlagert. So sei der Narzisst vermeintlich „damit beschäftigt, [...] sich selbst zu bewundern. Während es oberflächlich den Anschein hat, als seien diese Geschöpfe sehr in sich verliebt, lieben sie sich in Wirklichkeit nicht, und ihr Narzissmus ist - wie Selbstsucht und Habgier - die Überkompensation eines Grundmangels an Liebe. Freud hat darauf hingewiesen, daß der narzisstisch Veranlagte seine Liebe von anderen ab- und der eigenen Person zugewandt hat. Die erste Hälfte dieser Feststellung stimmt, die zweite ist eine Täuschung. Der Narzisstische liebt weder andere noch sich.“ (Fromm 1971: 118)

 

Die Bewältigungsstrategien schleifen sich als psychische Gewohnheit ein und entwickeln ein neurobiologisches Äquivalent, das „für all jene [gilt], die irgendwann in ihrem Leben eine ganz bestimmte Strategie zur Bewältigung ihrer Ängste und zur Aufrechterhaltung ihrer inneren Ordnung gefunden haben und diese einmal gefundene Strategie anschließend immer wieder zwanghaft in der gleichen Weise einsetzen [...]. Die dabei in ihrem Hirn aktivierten Verschaltungen werden so immer effizienter verknüpft und gebahnt, bis aus den anfänglichen kleinen 'Nervenwegen' allmählich feste Straßen und schließlich sogar breite 'Autobahnen' entstanden sind. Aus der primären Bewältigungsstrategie ist dann ein eingefahrenes Programm geworden, das das gesamte weitere Denken, Fühlen und Handeln der betreffenden Menschen bestimmt. Zwanghaft sind sie darum bemüht, immer wieder solche Bedingungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten, unter denen sie die Zweckmäßigkeit ihrer einmal entwickelten Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Solange ihnen das gelingt, werden sie bei der Bewältigung bestimmter Aufgaben immer besser, immer effizienter und immer erfolgreicher. Sie scheitern aber meist kläglich, sobald sich die Verhältnisse ändern und neue Herausforderungen auf sie zukommen, die mit den alten, eingefahrenen Verhaltensmustern in ihrem Hirn nicht zu bewältigen sind.“ (Hüther 2009: 62 f.)

 

2.3 Folgen der Überforderung des Individuums

 

Die Konsequenzen der eingeschliffenen Bewältigungsmuster, die im Lebensverlauf nicht mehr in erster Linie ihre Schutzfunktion erfüllen, aus deren Motivation heraus sie entstanden sind, sondern Entfremdung vom eigentlichen Selbst und eine Einschränkung der persönlichen Handlungsspielräume bewirken, zeigen sich in unserer Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen. Sie repräsentieren damit die unterschiedlichen 'Antworten' auf die Anforderungen der Postmoderne. Die individuelle Entscheidung, welche Berufsgruppe oder welche Institution zur Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderung gewählt wird, ist letztlich ausschlaggebend dafür, ob die 'Antwort' als pathologisch oder normal eingestuft wird. Nimmt das Individuum (oder sein Umfeld) die Herausforderung als Überforderung wahr, die ihn in seiner Alltagsbewältigung massiv beeinträchtigt, ist die Diagnose einer 'psychischen Störung' wahrscheinlich.

 

2.3.1 Psychische Erkrankungen: Fehlzeiten, Diagnosen, Kosten

 

Eine Analyse der AOK-Arbeitsunfähigkeitsdaten aus dem Jahr 2008 weist auf die wachsende Bedeutung psychischer Diagnosen bei den Fehlzeiten von Arbeitnehmern hin: „Sind in den letzten Jahren die Fehlzeiten aufgrund körperlicher Erkrankungen zurückgegangen, wurden psychische Erkrankungen zunehmend dokumentiert. So haben sich die Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen seit 1997 verdoppelt, die Arbeitsunfähigkeitstage haben sogar um 83,3% zugenommen“ (Heyde 2010: 33). Grundlage der erhobenen Daten sind 9,7 Mio. erwerbstätige AOK-Mitglieder. Die dominierenden Diagnosegruppen bei den psychischen Erkrankungen sind 'Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen' (46,7%), 'Affektive Störungen' (38%, Schwerpunkt: depressive Störungen), 'Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen' (13,3%) sowie 'Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen' (3,2%). Auslöser ist häufig ein akutes oder schon länger anhaltendes, belastendes Lebensereignis. Geschlechtsspezifische Unterschiede in den Diagnosen zeigen sich vor allem bei der 'depressiven Episode', von der Frauen deutlich häufiger betroffen sind, während der Anteil der Männer bei 'Psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen' viermal höher ist als bei Frauen. Dies kann als Hinweis auf geschlechtsspezifische Bewältigungsstrategien psychischer Belastung gedeutet werden.

 

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit schätzt den jährlichen Verlust bei der Arbeitsproduktivität durch psychische Erkrankungen auf acht Mrd. Euro. Im Jahr 2006 fielen laut Angaben des Statistischen Bundesamts für die medizinische Behandlung, Rehabilitation und Pflege bei psychischen und Verhaltensstörungen insgesamt Kosten von ca. 26,7 Mrd. Euro an. (vgl. ebd.: 35 ff.)

 

Die Autoren der Analyse weisen darauf hin, dass „die reale Inzidenz psychischer Erkrankungen auf Basis dieser Daten nicht beziffert werden [kann]. Für eine umfassende Betrachtung der Verbreitung psychischer Erkrankungen bedürfte es epidemiologischer Langzeituntersuchungen, die derzeit nicht vorliegen.“ (ebd.: 33)

 

Die Diagnoseverteilung psychischer Erkrankungen im Jahr 2004:

 

Diagnoseverteilung in Fachabteilungen für Psychotherapeutische Medizin:

 

 

Diagnoseverteilung in Fachabteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie:

 

 

Diagnoseverteilung bei Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung mit psychischen Störungen, die eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt haben:

 

 

(vgl. Schulz 2008: 52 ff.)

 

In den letzten Jahren hat das 'Burnout-Syndrom' in den Medien Präsenz gewonnen. „Dieser Zustand der physischen und psychischen Erschöpfung wird in der ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) mit dem Diagnoseschlüssel Z73 erfasst und der Gruppe der Einflussfaktoren auf den Gesundheitszustand zugeordnet. Burnout stellt also keine eigenständige Krankheit dar, wird aber als diagnostische Zusatzinformation zunehmend angegeben. 2008 wurden 34,9 AU-Tage je 1.000 Mitglieder ohne Rentner durch Burnout gemeldet, 2004 waren es gerade einmal 4,6 Tage“ (BKK Bundesverband 2009: 96) Bauer (2008: 82) bezeichnet Burnout als Massenphänomen mangelnder Anerkennung und hoher Belastung der modernen Arbeitswelt.

 

Mit dem Burnout-Syndrom wurde eine Nische gefunden, die dem Dilemma zwischen (Über-)Forderung und Scheitern an den Leistungsanforderungen der Arbeitswelt vermeintlich entkommt. Das Individuum kann sich damit vorübergehend dem Druck entziehen und gleichzeitig das Bild seiner Leistungsbereitschaft aufrecht erhalten. Denn das Störungsbild des Burnouts impliziert Verausgabung und Engagement über die eigenen Grenzen hinaus: „Seht her, ich habe mich so sehr angestrengt und wirklich alles gegeben, was mir möglich war. (Ich war brav)“ Es muss damit nicht vor dem System und seinen Anforderungen kapitulieren. Zugleich muss es auch das System und sein eigenes Mitwirken darin nicht kritisch hinterfragen oder langfristige Konsequenzen ziehen. Es war einfach „nur zu viel“. Mit ein wenig gutem Willen des Arbeitgebers, der die Anforderungen eventuell graduell reduziert (oder durch entsprechende Seminare und Coaching trainiert wird, den Mitarbeitern etwas mehr Anerkennung zukommen zu lassen) und dem zu erwartenden eigenen Engagement im Wiedererlangen der Funktionstüchtigkeit „wird's schon wieder werden.“ Das Leistungs-Dogma wird so immer noch selten hinterfragt. Deutlichen Ausdruck findet diese Systembestärkung in einer äußerst zynischen Umdeutung eines Personalentwicklers, der im Gespräch über die steigenden Zahlen von Burnout-Fällen anmerkt: „Na ja, wenn die Mitarbeiter 'ausgebrannt' sind, bedeutet das immerhin auch, dass sie vorher für ihre Arbeit 'gebrannt' haben.“

 

Die Krankheitskosten für psychische und Verhaltensstörungen (ICD-10: F00-F99) haben laut Statistischem Bundesamt von 2002 bis 2006 um 14%, für Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen (ICD-10: Z00-Z99) um 30,7% zugenommen. (vgl. Statistisches Bundesamt 2008: 21 ff.)

 

Badura et al. (2010: vi) folgern im Vorwort des Fehlzeiten-Reports 2009: „Das Streben nach Wohlbefinden sollte [...] als Aufgabe einer funktionstüchtigen Gemeinschaft begriffen werden, um so eine gesundheits- wie arbeitsförderliche Wirkung zu erzielen.“

 

2.3.2 Gegenwärtige Ansätze im Umgang mit den Folgen

 

2.3.2.1 Psychotherapie

 

Zuständig für die Behandlung 'Psychischer und Verhaltensstörungen' sind in unserer Gesellschaft Psychiatrie und Psychotherapie. „Die Ursprünge der Psychotherapie (i. w. S.) reichen zurück bis zu den Anfängen der menschlichen Geschichte selbst. Seitdem Menschen in sozialen Verbänden zusammenleben, ist es erforderlich, diese mit Hilfe festgelegter Rollen und Regeln zu organisieren, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Diese Normen [...] spiegeln die Werte und die Struktur einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Gesellschaftssystems und einer bestimmten Kultur wieder. Sie wirken sich auf die Definition von normalem – d.h. rollenkonformen - , von abweichendem Verhalten aus und beeinflussen die ausgewählten Behandlungsverfahren sowie die Ziele, die mit ihnen verfolgt werden. Psychotherapie ist somit nie wertfrei. Seitdem es Normen gibt und Menschen, die ihnen nicht entsprechen, die unter ihrem Anderssein leiden, bzw. unter denen die Gesellschaft leidet, seitdem gibt es andere, die versuchen, mit Hilfe von Worten und Taten psychische, somatische und/oder Abweichungen im Verhalten zu verändern.“ (Huf 1992: 28)

 

Leitziel jeder (kassenfinanzierten) Psychotherapie muss also die Einpassung des Individuums in das bestehende Gesellschaftssystem sein. Das Interesse der Sozialversicherer als Kostenträger psychotherapeutischer Maßnahmen liegt darin, das Individuum wieder erwerbsfähig, zumindest jedoch 'funktionsfähig' ins System zu integrieren. Mag das Selbstverständnis vieler Therapeutinnen das der empathischen Begleiterin eines individuellen Prozesses sein, hat sich doch die Therapieplanung diesen Leitzielen unterzuordnen.

 

Inwieweit Diagnose-Statistiken ein realistisches Bild der tatsächlichen Beeinträchtigungen zeichnen, darf kritisch hinterfragt werden. Sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Psychotherapie ist es übliche Praxis, Diagnosen – unter weitgehender (und kreativer) Einhaltung der Diagnosekriterien – 'strategisch' zu stellen. Verschiedene Störungen rechtfertigen unterschiedliche Sitzungsanzahlen bzw. Verweildauer. In der stationären Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie führt die Umstellung auf 'Diagnosebezogene Fallgruppen' (Diagnosis Related Groups) zu einer weiteren Verzerrung.

 

Exemplarisch seien hier die Diagnosekriterien einer 'Depressiven Episode' aufgeführt:

 

Gleichzeitiges Vorliegen von mindestens zwei der folgenden Symptome über mindestens zwei Wochen:

 

depressive Stimmung in einem für die Betroffenen deutlich ungewöhnlichen Ausmaß über die meiste Zeit des Tages

 

Verlust des Interesses oder der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten

 

verminderte Energie und erhöhte Ermüdbarkeit

 

Zusätzlich mindestens zwei Symptome bis zu einer Gesamtzahl von 4 (leichte Episode) bis 8 (schwere Episode) aus der folgenden Gruppe:

 

1. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme

2. Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls

3. Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle

4. negatives Zukunftsdenken und Pessimismus

5. Selbstverletzung, suizidale Handlungen oder Gedanken an Suizid

6. Schlafstörungen jeder Art

7. Appetitverlust

 

Eventuell somatisches Syndrom, das folgende typischen Merkmale aufweisen kann:

 

1. Verlust von Freude oder Interesse

2. mangelnde Reaktionsfähigkeit auf positive Ereignisse

3. mindestens zwei Stunden zu frühes Erwachen

4. Morgentief

5. psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit

6. Appetitverlust

7. Gewichtsverlust

8. Libidoverlust

 

 (ICD-10: F32, Quelle: Hautzinger 2009 - ergänzende Onlinematerialien - Diagnosekriterien: 7)

 

Hier wird deutlich, dass die Beurteilung der einzelnen Kriterien nicht eindeutig an objektiv messbaren Parametern fest zu machen ist und die Diagnose ein und desselben Phänomens beispielsweise sowohl auf eine leichte wie eine schwere Episode lauten kann.

 

2.3.2.2 Angebote des freien Marktes für Privatpersonen

 

Nach wie vor empfinden viele Menschen die Diagnose einer 'Psychischen Störung' als Stigma, das sie nach Möglichkeit vermeiden wollen. Gründe hierfür mögen Widerstände gegen die eigenen 'Schwächen' oder auch eine Verweigerung der Pathologisierung sein. Bei Versuchen der Alltagsbewältigung im 'normalen' Rahmen stehen ihnen (je nach finanziellen Möglichkeiten) diverse Angebote in Form von Seminaren, Coaching, Beratung, Selbsterfahrung u.ä. zur Auswahl.

 

„Obwohl die Ansätze unterschiedlich und sogar manchmal widersprüchlich sind, haben die meisten das gemeinsame Ziel, Hilfsmittel verfügbar zu machen, mittels deren wir alle lernen können, unsere menschlichen Fähigkeiten und Potentiale zu erforschen, auszudehnen und zu entwickeln. Indem wir uns selbst über die eigenen Stärken und Schwächen klar werden, können wir beginnen, uns selbst zu lehren, wie wir unsere Möglichkeiten, Freude und geistigen Frieden zu erfahren, steigern und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit von Streß und Unglücklichsein verringern können. [...] Psychologie, Psychiatrie, Selbstreflexion, Änderung und Selbstvervollkommnung sind nicht mehr nur für den Kranken und Unglücklichen da, sondern stehen in zusammengefaßter Form auch relativ gesunden Menschen zur Verfügung.“ (Dychtwald 1981: 257)

 

Problematisch im weiten Feld dieser Angebote abseits einer vermeintlichen Pathologie können die großen qualitativen Unterschiede gesehen werden, deren Beurteilung dem Laien kaum möglich ist. Da es keine gesetzlichen Anforderungen bezüglich der fachlichen Qualifikation der Anbieter gibt, solange diese sich von 'Therapie' bzw. 'Heilkunde' distanzieren, tragen die Nutzer das Risiko möglicherweise unseriöser Angebote eigenverantwortlich. „Die Entwicklung der letzten Jahre hat [...] deutlich gemacht, daß unter Selbsterfahrung, Selbstverwirklichung, Selbstentwicklung usw. fast immer etwas anderes verstanden wird, als die Stärkung der subjekthaften Eigenkräfte des Menschen. Zumeist wird nur der eigene Narzißmus gestärkt und die Unfähigkeit zur Vernunft und Liebe [...] besiegelt, indem mit den Selbsterfahrungstechniken neue Krücken der Habenorientierung angeboten werden.“ (Funk/Fromm 1990: 11) Treffen Klienten auf Anbieter, die ihre eigenen Verhaltensmuster unreflektiert ausagieren oder gar als einzig heilbringende 'Wahrheit' deklarieren, kann der Schaden größer als der Nutzen sein.

 

2.3.2.3 Prävention nach §20 SGB V

 

„(1) Die Krankenkasse soll in der Satzung Leistungen zur primären Prävention vorsehen, die die in den Sätzen 2 und 3 genannten Anforderungen erfüllen. Leistungen zur Primärprävention sollen den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und insbesondere einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen. Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen beschließt gemeinsam und einheitlich unter Einbeziehung unabhängigen Sachverstandes prioritäre Handlungsfelder und Kriterien für Leistungen nach Satz 1, insbesondere hinsichtlich Bedarf, Zielgruppen, Zugangswegen, Inhalten und Methodik.

 

(2) Die Ausgaben der Krankenkassen für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben nach Absatz 1 und nach den §§ 20a und 20b sollen insgesamt im Jahr 2006 für jeden ihrer Versicherten einen Betrag von 2,74 Euro umfassen; sie sind in den Folgejahren entsprechend der prozentualen Veränderung der monatlichen Bezugsgröße nach § 18 Abs. 1 des Vierten Buches anzupassen.“

 

(§ 20 SGB V vom 20.12.1988, zuletzt geändert durch Art. 4 G v. 14.4.2010 I 410)

 

Im Jahr 2007 erbrachten die gesetzlichen Krankenkassen Leistungen nach den §§ 20 Abs.1 (Primärprävention), 20a (Betriebliche Gesundheitsförderung) und 20b SGB V (Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren) in Höhe von 4,26 € je Versicherten. (vgl. 'Selbsthilfe und Prävention 2007': 4)

 

Im 'Leitfaden Prävention' der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen (2008: 8) wird bei den Leistungen zur Primärprävention unterschieden zwischen dem 'Setting-Ansatz' für „Zielgruppen [...], die sozial bedingt ungünstigere Gesundheitschancen aufweisen“ und dem 'Individuellen Ansatz', der sich an den einzelnen Versicherten wendet. Als Handlungsfelder werden folgende konkretisiert:

 

 

Laut Präventionsbericht 2009 (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.) soll die gesundheitliche Situation der Versicherten „verbessert und vorhandene gesundheitliche Ressourcen und Fähigkeiten [...] gestärkt werden. Übergeordnetes Ziel individueller Angebote ist es, die Auftretenswahrscheinlichkeit von medizinisch und volkswirtschaftlich bedeutsamen Krankheitsbildern zu verringern.“

 

Als empfehlenswerte präventive Intervention im Bereich psychischer Erkrankungen werden bezüglich Depressionen und Angststörungen die „Förderung individueller Kompetenzen der Belastungsverarbeitung zur Vermeidung von Dysstress“ benannt.

 

Die Inanspruchnahme im Individuellen Ansatz 2008 (Anzahl Kursteilnehmer):

 

 

 

(vgl. Präventionsbericht 2009: 69 ff.)

 

Im Handlungsfeld 'Suchtmittelkonsum' werden überwiegend Nichtraucherseminare angeboten. Im Bereich 'Stressbewältigung / Entspannung' finden sich Kursangebote wie: Taichi, Qigong, Yoga, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training; aber auch: 'Strategien gegen Stress', 'Training Emotionaler Kompetenzen', 'Stressbewältigung durch Achtsamkeit', und 'Metaphysische Meditation' (vgl. Präventionskursdatenbank BKK). Die Gesetzlichen Krankenversicherungen bezuschussen diese Kurse mit ca. 70 bis 150 € jährlich pro Versicherten.

 

Bezüglich des Oberziels 'Reduktion von Psychischen und Verhaltensstörungen' in der Prävention der gesetzlichen Krankenkassen konstatiert der BKK Bundesverband: „Die Rolle der Arbeitswelt bei der Entstehung und im Verlauf der Erkrankungen, sowie die grundsätzliche Beeinflussbarkeit psychischer Erkrankungen durch Prävention machen sie zu einem geeigneten Präventionsoberziel der GKV. Mit Präventionsmaßnahmen zur Verhütung psychischer Erkrankungen kann zudem potenziell auch auf andere Krankheitsbilder (z.B. Rückenschmerzen, Herz-/ Kreislauferkrankungen) Einfluss genommen werden.“ (BKK Gesundheitsreport 2008: 15)

 

2.3.2.4 Betriebliche Weiterbildung

 

In der dritten europäischen Erhebung über die berufliche Weiterbildung in Unternehmen (Continuing Vocational Training Survey, CVTS3) zeigt sich eine deutliche Verschiebung der Inhalte der Bildungsangebote in deutschen Betrieben. „Im Bereich 'EDV, Informationstechnik, Computerbedienung' ist der Anteil an den gesamten Teilnahmestunden von 21% in 1999 auf 14% in 2005 gesunken. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der gesamten Teilnahmestunden im Bereich 'Persönlichkeitsentwicklung, Qualitätsmanagement, Arbeitstechniken, Kooperationstraining und Gesprächsführung, Arbeitswelt' [...] von 9% in 1999 auf 16% in 2005 angestiegen; die Bedeutung der so genannten 'soft skills' hat sich demnach in den letzten Jahren fast verdoppelt.“ (BIBB Report 07/2009: 5)

 

Das Leistungsdreieck zwischen Unternehmen, Trainern und Klienten sorgt für sehr unterschiedliche Aufträge innerhalb dieser Angebote – insbesondere bei den 'inoffiziellen Aufträgen'. Die Trainer stehen mitunter vor der Entscheidung, ob sie sich als 'Erfüllungsgehilfen' für unangenehme Führungsaufgaben instrumentalisieren lassen.

 

Der Unterschied zwischen den persönlichen Themen, die in solchen Seminaren auftauchen können und den persönlichen Themen, die sich in therapeutischen Sitzungen zeigen, ist manchmal gering, manchmal schlicht nicht vorhanden. Dies ist nicht wirklich verwunderlich: Wie sollte es möglich sein, erworbene Bewältigungsmuster, die sich im Lebensverlauf verfestigt haben, aus dem Verhalten, Denken und Empfinden im beruflichen Kontext heraus zu halten – sie sind zum Habitus geworden.

 

Die Bewusstwerdung solcher Muster und die Freisetzung der in ihnen gebundenen Energie kann für den Einzelnen, das Team und das Unternehmen große Vorteile bedeuten. Zugleich birgt eine solche Entwicklung die 'Gefahr' selbst-bewusster und damit auch kritischer Mitarbeiter, die nicht von jedem Unternehmen und jeder Führungskraft gewünscht sind.

 

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Persönlichkeitsentwicklung als Präventionsauftrag der postmodernen Gesellschaft
Hochschule
Rheinische Fachhochschule Köln  (Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
61
Katalognummer
V378741
ISBN (eBook)
9783668619852
ISBN (Buch)
9783668619869
Dateigröße
699 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Persönlichkeitsentwicklung, Rogers, Prävention, Postmoderne, Resilienz, Salutogenese, Ressourcenorientierung, Fromm, Schulz von Thun, Psychische Störungen, Beratung
Arbeit zitieren
Christina Clayton (Autor:in), 2010, Persönlichkeitsentwicklung als Präventionsauftrag der postmodernen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378741

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Persönlichkeitsentwicklung als Präventionsauftrag der postmodernen Gesellschaft



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden