Anhand von sechs Texten, die verschiedene soziopolitische Fragestellungen behandeln, soll dargestellt werden, wie sich westliche Modelle und ihre Vorläufer vom Islam bzw. islamischen Gesellschaftsordnungen unterscheiden, und wie überzeugend die Argumentationen der Verfasser/innen sind.
Zu Anfang der Arbeit geht der Autor näher auf Andrea Bergs "Dynastie oder Demokratie?", Tilman Schiels und Hans-Dieter Evers "Strategische Gruppen. Vergleichende Studien zu Staat, Bürokratie und Klassenbildung in der Dritten Welt", Ernest Gellners "Nationalismus. Kultur und Macht", Aaron J. Gurjewitschs "Das Individuum im europäischen Mittelalter", Ulrich Schneckeners "States at Risk. Fragile Staaten als Sicherheits- und Entwicklungsproblem" und Emmanuel Todds "Das Schicksal der Immigranten. Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien" ein. Abschließend beurteilt der Autor die Texte aus eigener Perspektive.
Inhaltsverzeichnis
- Das Individuum ist unfassbar
- Der Mensch als Motor des Fortschritts
- Individualismus in Osteuropa
- Die Rolle der Religion
- Individuelle Selbstverantwortung
- Der Islam als Gegenbild?
- Muslimischer Fundamentalismus und arabischer Nationalismus
- Kultur und Glaube im Vergleich
- Islamische Reformbewegung
- Mobilität und Anonymität
- Religiöser Fundamentalismus
- Der Islam als Gegenmodell zum Marxismus
- Dynastie oder Demokratie
- Politische Entwicklung Zentralasiens
- Parallelen zur arabischen Welt
- Herrschaftsstruktur in Zentralasien
- Das Schicksal der Immigranten
- Assimilation und Segregation
- Familienstrukturen
- Der Islam als universelle Religion
- Familienstrukturen der Aufnahmegesellschaft
- Materielle Bevorzugung des Erstgeborenen
- States at Risk Zur Analyse fragiler Staatlichkeit
- Kriterien für „failed states“
- Die Bedrohung durch „failed states“
- Die Entwicklung des Staates im Westen
- Staatlichkeit und ihre Funktionen
- Klassifizierung von Staatlichkeit
- Faktoren, die den Zerfall der Staatlichkeit begünstigen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text setzt sich zum Ziel, die Unterschiede zwischen dem Westen und dem Islam anhand von sechs verschiedenen Texten zu beleuchten. Die Texte behandeln soziopolitische Fragestellungen und untersuchen, wie sich westliche Modelle und ihre Vorläufer vom Islam bzw. islamischen Gesellschaftsordnungen unterscheiden. Des Weiteren wird die Überzeugungskraft der Argumentationen der Autoren analysiert.
- Das Individuum in der westlichen Kultur
- Religiöser Fundamentalismus und Modernität
- Politische Systeme und Machtstrukturen
- Assimilation und Segregation von Migranten
- Kriterien für „failed states“ und deren Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Individuum ist unfassbar
Der Text von Aaron Gurjewitsch rückt das Individuum als wesentliches Merkmal der westlichen Kultur in den Mittelpunkt. Der Autor argumentiert, dass die Entwicklung des Individualismus in Europa eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche und wissenschaftliche Fortschritte war. Im Gegensatz dazu, so Gurjewitsch, ist der Individualismus in Osteuropa immer noch negativ konnotiert.
Muslimischer Fundamentalismus und arabischer Nationalismus
Ernest Gellner analysiert die unterschiedliche Reaktion auf die Prozesse der Modernisierung im Westen und in islamisch geprägten Ländern. In islamischen Ländern hat sich die Moderne nicht zu einer Säkularisierung, sondern zu einer Zunahme des religiösen Fundamentalismus geführt, während der Westen einen nationalistischen Weg eingeschlagen hat.
Dynastie oder Demokratie
Andrea Berg untersucht die politische Entwicklung zentralasiatischer Staaten nach dem Zerfall der Sowjetunion. Die Autor sieht Parallelen zwischen den autoritären Systemen dieser Länder und nichtdemokratischen Systemen in der arabischen Welt. Die Herrschaftsstruktur in Zentralasien lässt sich laut Berg als eine Verbindung von islamisch-tribalen und sowjetischen Mustern verstehen.
Das Schicksal der Immigranten
Emmanuel Todd betrachtet die verschiedenen Einstellungen gegenüber Immigranten in verschiedenen Ländern, mit einem Fokus auf die Rolle von Familienstrukturen und der Stellung der Frau. Der Autor argumentiert, dass die unterschiedlichen Einwanderungsländer über unbewusste Matrizen die Wahrnehmung des Ausländers und damit auch dessen Status bestimmen. Der Islam ist laut Todd universalistisch, aber er trennt stark zwischen den Rechten von Frauen und Männern. Die Familie spielt in Todd's Analyse eine zentrale Rolle, insbesondere das Erbrecht, das nach seinem Dafürhalten auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet wird.
States at Risk Zur Analyse fragiler Staatlichkeit
Ulrich Schneckener untersucht die Kriterien, die "failed states" bestimmen. Viele der von ihm angeführten "failed states" oder ihnen nahekommende Staaten sind Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Schneckener argumentiert, dass der Staat drei wesentliche Funktionen hat: die Sicherheitsfunktion, die Wohlfahrtsfunktion und die Legitimitäts-/Rechtsstaatsfunktion. Diese Funktionen stehen in Wechselwirkung miteinander, und ein Versagen in einem Bereich kann zu einem Versagen in den anderen Bereichen führen.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit zentralen Themen wie Individualismus, Religion, Modernisierung, politische Systeme, "failed states", Assimilation und Segregation, sowie Familienstrukturen. Er untersucht die unterschiedlichen Entwicklungspfade des Westens und des Islams und stellt die jeweiligen Prägungen und Herausforderungen gegenüber. Wichtige Begriffe sind: Individualismus, Fundamentalismus, Demokratie, Patrimonialismus, Integration, Staatlichkeit, Legitimität und "failed states".
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2014, Der Islam im Spannungsfeld der westlichen Gesellschaftsordnung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378810