Aus der statistischen Sonderveröffentlichung der Deutschen Bundesbank zum 6. Mai 20131 ist zu entnehmen, dass im Wirtschaftsjahr 2010 die Rückstellungen im Verhältnis zu der Bilanzsumme eine Quote von 19,5 % erreichen (darunter: 6,5 % Pensionsrückstellungen). Dieses Ergebnis bezieht sich auf Unternehmen aller Rechtsformen und Wirtschaftszweige. Der auffällig hohe Anteil des Passivpostens „Rückstellungen“ an der Bilanzsumme verdeutlicht ihren hohen Stellenwert im Jahresabschluss. Auch die Reichweite der komplexen Thematik der Latenten Steuern ist im Handelsrecht wesentlich gestiegen. Dafür ursächlich ist die steuerliche Wahlrechtsausübung, welche aufgrund der Streichung der im § 5 Abs. 1 S. 2 EStG a. F. verankerten umgekehrten Maßgeblichkeit ein immer stärker werdendes Abdriften der Steuerbilanz von der Handelsbilanz zur Folge hat. In Anlehnung an diese Rechtsfolge hat der Gesetzgeber die kleinen Kapitalgesellschaften von der Anwendung des § 274 HGB durch die Einführung des § 274a Nr.5 HGB kraft BilMoG2 befreit. Jedoch wird für die kleinen Kapitalgesellschaften im Gesetzesentwurf zum BilMoG3 diese Befreiungsoption mit einer Bedingung im Hinblick auf die Tatbestandsvoraussetzungen des § 249 Abs.1 S. 1 HGB gekoppelt. Diese Unstimmigkeit führte zu großen Bedenken innerhalb des Berufsstands der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sowie zu einer bis zum heutigen Tage herrschenden Debatte um die Bildung von „Rückstellungen für passive latente Steuern“, in welcher die bedeutsamen jedoch voneinander abzugrenzenden Bilanzposten „Rückstellungen“ und „Latente Steuern“ mite nander kollidieren. Indessen spielt die Divergenz zwischen den Verlautbarungen der BStBK und des IDW, die zuletzt im Jahr 2012 bekanntgegeben wurden, eine signifikante Rolle. In der vorliegenden Arbeit werden zunächst die Grundlagen von Rückstellungen im Teil B dargestellt und anschließend im Teil C das Verhältnis dieser zu den latenten Steuern erschlossen. Der Teil D stellt den Schwerpunkt dieser Ausarbeitung dar, worin anfangs die Verlautbarungen des IDW und der BStBK vergleichend beschrieben werden. Darauf basierend wird ferner eine vergleichende Analyse anhand der Prüfung des handelsbilanziellen Schuldbegriffs über die von der ständigen Rechtsprechung ermittelten Tatbestandsvoraussetzungen von Rückstellungen gemäß § 249 Abs. 1 S. 1 HGB durchgeführt. Der abschließende Anwendungsfall wurde zum Zweck der Darstellung der Verlautbarungen des IDW und der BStBK erstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Grundsätze der Rückstellungen
- I. Rückstellungsbegriff und wirtschaftliche Bedeutung
- II. Rückstellungsarten
- 1. Rückstellungen mit Schuldcharakter
- 2. Rückstellungen mit Aufwandscharakter
- III. Rückstellungen nach Handelsrecht
- 1. Ansatz/Gründe nach
- 2. Bewertung / Höhe nach
- 3. Ausweis
- IV. Rückstellungen nach Steuerrecht
- 1. Maßgeblichkeitsprinzip
- 2. Ansatz/Gründe nach
- 3. Bewertung / Höhe nach
- Rückstellungen für passive latente Steuern
- C. Abweichungen zwischen handels- und steuerrechtlicher Bilanzierung von Rückstellungen
- I. Latente Steuern als Folge der Abweichungen
- II. Latente Steuern als Rückstellung
- D. Divergenz zwischen der BStBK und des IDW um die Bildung von Rückstellungen für passive latente Steuern
- I. Problemstellung
- II. Persönlicher Anwendungsbereich
- III. Sachlicher Anwendungsbereich
- 1. Verlautbarung der BStBK vom 12.10.2012
- a) Einbeziehungsfähige Sachverhalte
- b) Ausgeschlossene Sachverhalte
- Voraussetzungen für den Ansatz von Rückstellungen für passive latente Steuern
- aa) Wahrscheinlichkeit des künftigen Entstehens und der Inanspruchnahme
- bb) Wirtschaftliche Verursachung vor dem Bilanzstichtag
- d) Bewertung und Ausweis
- 2. Verlautbarung des IDW vom 15.10.2012
- a) Einbeziehungsfähige Sachverhalte
- b) Voraussetzungen für den Ansatz von Rückstellungen für passive latente Steuern
- aa) Wahrscheinlichkeit des künftigen Entstehens und der Inanspruchnahme
- bb) Wirtschaftliche Verursachung vor dem Bilanzstichtag
- c) Bewertung und Ausweis
- IV. Vergleichende Analyse
- 1. Prüfung des Rückstellungscharakters von passiven latenten Steuern
- a) Wahrscheinlichkeit des künftigen Entstehens und der Inanspruchnahme
- aa) Ständige Rechtsprechung
- bb) Im Fall von passiven latenten Steuern
- b) Wirtschaftliche Verursachung vor dem Bilanzstichtag
- aa) Ständige Rechtsprechung
- bb) Im Fall von passiven latenten Steuern
- 2. Auswirkungen
- V. Anwendungsfall zur Darstellung der Verlautbarungen
- 1. Sachverhalt
- 2. Lösungsansatz nach IDW
- 3. Lösungsansatz nach BStBK
- Berechnung der Rückstellungen für passive latente Steuern
- Bewertung/Abzinsung von Rückstellungen für passive latente Steuern
- a) Handelsrechtliche Lösung
- b) Steuerrechtliche Lösung
- 6. Buchungssätze
- E. Fazit
- Literaturverzeichnis
- Rechtsprechungsverzeichnis
- Verwaltungsanweisungen
- Quellenverzeichnis
- Rückstellungsbegriff und -arten
- Abweichungen zwischen handels- und steuerrechtlicher Bilanzierung von Rückstellungen
- Latente Steuern als Folge der Abweichungen
- Voraussetzungen für den Ansatz von Rückstellungen für passive latente Steuern
- Vergleichende Analyse der Verlautbarungen der BStBK und des IDW
- Kapitel B: Das Kapitel erläutert die grundlegenden Prinzipien von Rückstellungen, einschließlich ihrer Definition, verschiedener Arten und der Bedeutung im wirtschaftlichen Kontext. Außerdem werden Rückstellungen im Rahmen des Handels- und Steuerrechts behandelt.
- Kapitel C: Dieses Kapitel beleuchtet die Unterschiede zwischen der handels- und steuerrechtlichen Bilanzierung von Rückstellungen und diskutiert die Entstehung latenter Steuern als Ergebnis dieser Abweichungen.
- Kapitel D: Das Kapitel befasst sich mit der Divergenz zwischen den Verlautbarungen der BStBK und des IDW zur Bildung von Rückstellungen für passive latente Steuern. Die Problemstellung wird definiert, und die persönlichen sowie sachlichen Anwendungsbereiche beider Verlautbarungen werden analysiert.
- Kapitel D, III, 1 und 2: Die Verlautbarungen der BStBK und des IDW werden im Detail betrachtet, wobei die Einbeziehungsfähigen Sachverhalte, die Voraussetzungen für den Ansatz von Rückstellungen, die Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Entstehens, die wirtschaftliche Verursachung und die Bewertung und Ausweisung der Rückstellungen für passive latente Steuern untersucht werden.
- Kapitel D, IV: Dieses Kapitel beinhaltet eine detaillierte vergleichende Analyse der Verlautbarungen der BStBK und des IDW. Es untersucht insbesondere die Prüfung des Rückstellungscharakters von passiven latenten Steuern, die Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Entstehens und der Inanspruchnahme, die wirtschaftliche Verursachung vor dem Bilanzstichtag sowie die Auswirkungen beider Ansätze.
- Kapitel D, V: In diesem Kapitel wird ein Anwendungsfall präsentiert, um die Anwendung der Verlautbarungen der BStBK und des IDW zu veranschaulichen. Es beinhaltet die Berechnung der Rückstellungen für passive latente Steuern und die Bewertung und Abzinsung dieser Rückstellungen nach handels- und steuerrechtlichen Gesichtspunkten.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Verlautbarungen der Bundessteuerberaterkammer (BStBK) und des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) zum Ausweis passiver latenter Steuern als Rückstellung in der Handelsbilanz vergleichend zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Passive latente Steuern, Rückstellungen, Handelsrecht, Steuerrecht, Bilanzierung, BStBK, IDW, Verlautbarungen, Wahrscheinlichkeit, wirtschaftliche Verursachung, Bewertung, Ausweis, Vergleichende Analyse, Anwendungsfall.
- Arbeit zitieren
- Yaprak Cinar (Autor:in), 2013, Vergleichende Analyse der Verlautbarung der Bundessteuerberaterkammer (BStBK) bzw. des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) zum Ausweis passiver latenter Steuern als Rückstellung in der Handelsbilanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378852