Die Bedeutung der Migrationspädagogik im pädagogischen Berufsfeld

Am Beispiel Kindertagesstätte


Hausarbeit, 2016

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Literaturverzeichnis

1 .Einleitung

2. Begriff der Migrationspädagogik
2.1 Begriffliche Positionierung
2.2 Ziele der Migrationspädagogik
2.3 Veränderung der Situation in Gesellschaft und Kita

3. Der Situationsansatz im Arbeitsfeld von Pädagogen

4 .Voraussetzungen für den Migrationspädagogischen Ansatz in Kindertagesstätten

5. Fazit

1.Einleitung

„Bildung ist der Schlüssel!“[1]. Diese Aussage ist oftmals Antwort auf Fragen, die sich damit beschäftigen, wie Integration gelingen kann und wie soziale Ungleichheit abgebaut werden kann. Auch findet sich diese Aussage mit dem Thema Migration im Zusammenhang mit Elementarbildung. Wie können Pädagogen in Kindertagesstätten mit dem Thema Migrationspädagogik umgehen?[2]

Migration stellt in vielerlei Hinsicht für gegenwärtige Gesellschaften und somit auch für pädagogische Handlungs- und Organisationsformen eine grundlegende Bedeutung dar. Die Literatur verweist immer wieder darauf, dass weltweit noch nie so viele Menschen dazu bereit waren, aufgrund von ökologischen Veränderungen, Kriegen oder anderen Bedrohungen gezwungen, ihren Lebens- oder Arbeitsmittelpunkt, sei es auf Dauer oder über einen bestimmten Zeitraum hinweg, zu verändern. Kurz gesagt: „Wir leben in einem Zeitalter, für das Phänomene der Migration konstitutiv sind.“[3]

Migration stellt einen bedeutenden Aspekt dar, im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen. Migrantlnnen können daher als Mitwirkende betrachtet werden, welche neues Wissen, sowie neue Erfahrungen und Sprachen in unterschiedliche soziale Zusammenhänge einbringen und diese mitgestalten.[4] An dieser stelle lässt sich der Zusammenhang zur Bildung und Pädagogik herstellen. Seit den 1980er Jahren findet man in der Literatur das Wort „interkulturell“ als Schlüsselbegriff, wenn es darum geht, Fragen im Themenfeld „Migration und Bildung“ zu thematisieren. Der Ausdruck „Migrationspädagogik“ findet sich in den Texten, welche sich mit dem Verhältnis von Bildung und Migration befassen, eher selten. An dieser stelle ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass Migrationspädagogik einen Blickwinkel bezeichnet, unter welchem Fragen thematisiert und gestellt werden, welche bedeutsam für eine Pädagogik unter den Bedingungen einer Migrationsgesellschaft sind.[5]

Weiterführend stellt die Migrationspädagogik einen weitreichenden Teil der sozialen Arbeit dar, da die Integration von Menschen in die Gesellschaft seit ihren Anfängen ein natürlicher Auftrag derer ist.[6]

Im Rahmen der migrationspädagogischen Perspektive geht es „[..] aufgrund des Wissens um Probleme und Einseitigkeiten der Kulturperspektive nicht darum, „Kultur“ und „kulturelle Identität“ schlicht als Erklärung zu benutzen, sondern zuallererst als zu erklärendes

Phänomen und zu analysierende Praxis [..]“/

Hinführend zum Thema kann der migrationspädagogische Ansatz als Vorschlag zu einer Praxis verstanden werden, welche von der Überzeugung getragen wird, dass es ratsam ist, nach Handlungs- und Erfahrungsformen, die weniger Macht über andere ausüben, Ausschau zu halten und sie real werden zu lassen.

Auch das Erziehungssystem im Bereich Kindertagesstätte hat sich, mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten auf die Anwesenheit von Kindern mit Migrationshintergrund in Kindertagesstätten verändert.[7] [8]

Die vorliegende Hausarbeit wird sich auf die Bedeutung von Migrationspädagogik beziehen, welche in Zusammenhang mit dem pädagogischen Berufsfeld gebracht wird. Dieser Zusammenhang wird am Beispiel der Kindertagesstätte dargestellt. Im ersten Teil der Hausarbeit wird es um den Begriff der Migrationspädagogik gehen, indem dieser positioniert wird, um anschließend die Ziele der Migrationspädagogik herauszuarbeiten. Daran anschließend wir die Veränderung der Situation in Gesellschaft und Kindertagesstätte aufgegriffen, um eine Hinführung zum Hauptteil herzustellen. Im zweiten Teil wird es dann um den sogenannten „Situationsansatz“ im Arbeitsfeld von Pädagogen gehen, um dann zum Hauptteil der Hausarbeit zu kommen, welche Voraussetzungen für den migrationspädagogischen Ansatz in Kindertagesstätten von Bedeutung sind. Abschließend wird der letzte Teil in Form eines Fazits Schlüsselaspekte aufgreifen und einen Ausblick geben.

2.Begriff der Migrationspädagogik

2.1 Begriffliche Positionierung

Migrationspädagogik bezeichnet einen Blickwinkel, unter welchem Fragen gestellt und thematisiert werden, die bedeutsam für eine Pädagogik unter den Bedingungen einer Migrationsgesellschaft sind.[9] Der Ausdruck Migration stellt eine allgemeine Perspektive dar, mit der Phänomene erfasst werden, die für eine Migrationsgesellschaft kennzeichnend sind. Diese Phänomene sind beispielsweise die Vermischung als Folge von Wanderungen, Strukturen des Rassismus, Konstruktionen des Fremden und die Entstehung neuer Formen von Ethnizität. Die Perspektive der Migrationspädagogik bezieht sich also in einer pädagogischen Einstellung auf Phänomene dieser Art.[10]

Mit dem Kembegriff der Migrationspädagogik ,,[..]kommen durch Migrationsphänomene angestoßene Prozesse der Pluralisierung und der Vereinseitigung, der Differenzierung und der Ent- Differenzierung, der Segregation und der Vermischung des Sozialen in den Blick.“[11] Dass die Einengung auf nur eine einzige kulturelle Betrachtung der mit der Wanderung verbundenen Phänomene unangemessen ist, zeigt die Perspektive der Migrationspädagogik. Wanderung stellt ein umfangreiches Phänomen dar, welches im Spannungsfeld politischer, kultureller und rechtlicher Systeme, auf allen weltlichen Ebenen stattfindet. Aus diesem Grund müssen Identifizierungen und Positionierungen der Migranten und Nicht- Migranten im Konflikt dieses Spannungsfeldes verstanden werden. Damit meint die Literatur den Bezug auf das Soziale und versteht Migrationspädagogik als eine Perspektive, die den Beitrag der Bildungsinstitutionen zu diesen Verhältnissen in den Blick nimmt, sowie Möglichkeiten der Thematisierung und Verschiebung dieser Verhältnisse aufzeigt.[12] Die zentrale Aufgabe, mit welcher sich die Migrationspädagogik befasst, besteht in der Beschäftigung mit der Frage, wie der und die Andere unter Bedingungen von Migration dargestellt werden und inwiefern pädagogische Praxis und pädagogische Diskurse ihren Beitrag dazu leisten. Zugehörigkeitsordnungen und speziell die Frage, wie solche Ordnungen in bildungsinstitutionellen Kontexten wiederholt und verschoben werden, sind Gegenstand der Migrationspädagogik.[13]

Des Weiteren interessiert sich die migrationspädagogische Perspektive für pädagogische Bedingungen und Konsequenzen einer sozialen Ordnung, die durch hierarchische Differenzen gekennzeichnet ist. Sie befasst sich mit Ordnungen des Unterschieds und des Unterscheidens, welche auch immer Phänomene der Hierarchisierung und der machtvollen Unterscheidung zwischen „Anderen“ und „Nicht-Anderen“ darstellt.[14] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich mit der Migrationspädagogik im erziehungswissenschaftlichen und pädaogischen Diskurs eine eigenständige Perspektive etabliert hat, mit der das Feld Bildug in der Migrationsgesellschaft macht- und differenztheoretisch reflektiert wird.[15]

2.2 Ziele der Migrationspädagogik

Zu Beginn ist es sinvoll zu erwähnen, dass Migrationspädagogik keine Zielgruppenpädagogik ist und auch keine Integrationspädagogik, deren vordergründiges Ziel es ist, eine Veränderung der Migranten zu erwirken.[16]

Anders als in pädagogischen Ansätzen, die sich in erster Linie mit der mit der Förderung von Kompetenzen der Migranzen beschäftigen, geht es in dem migrationspädagogischen Ansatz ,,[..]um das Erkennen der Macht institutioneller und diskurisver Ordnungen[..]“, sowie darum, die Frage zu erkunden, ,,[..]wie würdevolle Handlungsfähigkeit unter den Bedingungen des Gegebenen möglich ist, ohne damit diese Bedingungen bedingungslos zu affirmieren.“[17] Zusammengefasst ist als ein Ziel dieses Ansatzes zu erkennen, dass der Blickwinkel der Migrationspädagogik das Verhältnis zwischen Migration und Bildung umfasst. Ziel ist nicht die Frage, wie die Integration vom Migranten optimierbar ist, sondern der Fokus wird darauf gelegt, wie Zugehörigkeitsordnungen in der Migrationsgesellschaft Vorkommen und auf die Macht der Unterscheidung, die von ihnen ausgeht. Folglich ergibt sich daraus das Ziel, ermöglichte und verhinderte Bildungsprozesse zu erkennen und zwar aller Menschen, wie auch immer ihr migrationsgesellschaftlicher Status sein mag.

2.3 Veränderung der Situation เท Gesellschaft und Kita

Deutschland wurde, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, zum wichtigsten Ziel von Migranten in Europa. Zwischen 1950 und 1998 verließen etwa 20 Millionen Menschen Deutschland, während im gleichen Zeitraum etwa 30 Millionen Menschen kamen. Lange weigerten sich politische Entscheidungsträger, diese Migrationsrealität anzuerkennen und diese Weigerung prägte lange Zeit den gesellschaftlichen Umgang mit Migration.[18] เท Europa und Deutschland hält sich eine Negativperspektive, die Migration vor allem mit Armut und Kriminalität in Verbindung bringt, und als störend und bedrohend thematisiert wird. Jedoch sind die Konsequenzen der Zuwanderung und Emigration fundamental für die gesellschaftliche Realität. Denn betrachtet man den Wandel und die Veränderung in Gesellschaft, ist Integration kein Minderheitenthema, sondern für Bildung, Politik und Gesellschaft eine dauerhafte Herausforderung. Die mit Migrationsprozessen verbundenen Veränderungen sind mit gesellschaftlichen Veränderungen Herausforderungen verbunden, die häufig in vielen Ländern, einseitig als Probleme und Schwierigkeiten gesehen werden. Diese Herausforderungen können jedoch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven gesehen werden. Auf der einen Seite geht die Anwesenheit von Migranten auf allen gesellschaftlichen Ebenen mit Aufgaben der Neugestaltung einher. Zum anderen werden moderne Staaten, die an Gerechtigkeitskonzepten orientiert sind, durch die Anwesenheit von Migranten, die sie oft durch Zuteilungsprozesse wiederfinden, [..] in ihrem Selbstverständnis, gerechte Gesellschaften zu sein, irritiert und verunsichert.“[19] Migration stellt an dieser stelle für egalitäre Gesellschaften auch eine moralische Herausforderung dar.

Problembeschreibungen unter diesen zwei Perspektiven sind charakteristisch für das Verhältnis von Pädagogik und Migration. Pädagogische Institutionen und pädagogisches Handeln werden sowohl unter der Perspektive der Handlungsfähigkeit, als auch unter dem Punkt der Gesetzmäßigkeit durch die Anwesenheit der Migranten herausgefordert.[20] An dieser stelle ist es sinnvoll die Veränderungen der Gesellschaft an die Situation in Kindertagestätten, als pädagogische Institution, anzuknüpfen. Denn von der Tatsache der Migration ist die Pädagogik in vielerlei Hinsicht betroffen. Denn nicht nur gewohnte Institutionalisierungsformen pädagogischen Handelns, sondern auch pädagogische Selbstverständnisse werden unter Bedingungen der Vielfalt von ethnisch- kulturellen Zugehörigkeiten problematisch.

Die Kindertageseinrichtungen in Deutschland stehen seit Jahren unter einem erheblichen Veränderungsdruck. Gesellschaft und Politik haben ihren Blick auf das System der Kinderbetreuung gerichtet: Die Kitas werden als Heilmittel gesehen, um viele schwerwiegende Probleme zu lösen. Ein großes Thema stellt hier die nachhaltige Integration zugewanderter Menschen dar. Es stellt mittlerweile oftmals keine Seltenheit mehr dar, dass in einer Kindertagesstätte die weit überwiegende Mehrheit der Kinder einen Zuwanderungshintergrund aufweist. Diese Tatsache bringt eine neue Vielfalt an sozialen und kulturellen Gewohnheiten mit sich.[21] Weiterführung bringen diese Tendenzen große Herausforderungen für die Gestaltung pädagogischer Angebote mit sich. Dies bezieht sich explizit darauf, dass bislang Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund deutlich seltener Kindertagesstätten besuchen, als Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund. Jedoch geht es im Berufsfeld der Pädagogen insbesondere darum, Familien mit Migrationshintergrund zu einem frühen Besuch der Kindertagesstätte zu ermutigen, um sprachliche Kompetenzen zu verbessern.[22]

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine enorme Veränderung der Situation in Gesellschaft und Kindertagesstätte stattgefunden hat.

[...]


[1] Molthagen, 2016, S.9

[2] Vgl. Molthagen, 2016, S.9

[3] Vgl. Mecherll, 2004, S.7

[4] Vgl. Mecherll, 2004, S.8

[5] Vgl. Mecherll, 2004, S.18

[6] Vgl. Hauss, 2010, S.9

[7] Mecheril, 2004, S.19

[8] Vgl. Diehm, 1995, S.9

[9] Vgl. Mecheril, 2004, S.18

[10] Vgl. Mecheril, 2004, S.18

[11] Mecheril, 2004, S.18

[12] Vgl. Mecheril, 2004, S.18

[13] Vgl. Mecheril, 2010, S.16

[14] Vgl. Mecheril, 2010, S.16

[15] Vgl. Mecheril, 2016, S.24

[16] Vgl. Mecheril, 2016, S.19

[17] Mecheril, 2016, S.19

[18] Vgl. Mecheril, 2010, S.8

[19] Mecheril, 2010, S.10

[20] Vgl. Mecheril, 2010, S.10

[21] Vgl. Meeyn, 2014, S.14

[22] Vgl. Meeyn, 2014, S.15

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Migrationspädagogik im pädagogischen Berufsfeld
Untertitel
Am Beispiel Kindertagesstätte
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Erziehungswissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V379653
ISBN (eBook)
9783668567443
ISBN (Buch)
9783668567450
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, migrationspädagogik, berufsfeld, pädagogen, beispiel, kindertagesstätte
Arbeit zitieren
Johanna Jacob (Autor:in), 2016, Die Bedeutung der Migrationspädagogik im pädagogischen Berufsfeld, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379653

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