Kinder und das Medium Fernsehen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung: Medien im wachsendem Interesse von Kindern

2. Eckdaten der Fernsehnutzung von Kindern
2.1 Gesamtheit und Reichweite
2.2 Unterschiede bei den Geschlechtern
2.3 Sehdauer
2.4 Fernsehnutzung im Tagesablauf
2.5 Angebot an Sendern und Fernsehprogrammen

3. Weitere Faktoren, die den Fernsehkonsum beeinflussen

4. Der Umgang von Kindern mit Fernsehinhalte

5. Kinder und Werbung

6. Medienpädagogische Aspekte

7. Zusammenfassung

Bibliographie

1. Einleitung: Medien im wachsendem Interesse von Kindern

Kinder und Jugendliche wachsen in der heutigen Zeit in einer multimedialen Welt auf. Sie werden in einem weit größeren Maße mit einer Vielzahl von Medien konfrontiert, als das noch vor 20 Jahren der Fall gewesen ist. Das Angebot an Medien ist dabei reichhaltig: Bilderbücher, Hörkassetten mit Liedern und Geschichten, Computerspiele, Video- und Kinofilme für Kinder sind nur ein kleiner Teil dessen, was heutzutage angeboten wird.

Kein anderes Medium aber als das Fernsehen steht immer mehr im Interesse der Kinder und gibt daher auch Anlass zur Diskussion bei Eltern und Pädagogen. Der steigende Fernsehkonsum von Kindern und das mittlerweile reichhaltige Angebot der Sender an nicht immer kindgerechten Programmen lässt immer häufiger kritische Fragen nach möglichen Ursachen und negativen Folgen übermäßigen und unreflektierten Fernsehens aufkommen. Fernsehnutzung hat nämlich nicht nur bei den meisten Erwachsenen, sondern schon im Kindesalter einen festen Platz im Tagesablauf. Wie bedeutend der Fernsehkonsum mit den Jahren geworden ist zeigt sich z.B. anhand einer Untersuchung von Dieter Baacke zum Medienbesitz von 6-13jährigen im Jahr 1999[1]. Baacke differenziert darin nach verschiedenen Altersgruppen den Besitz von Medien in den Städten Halle und Bielefeld. Dabei fällt der Hauptanteil des Medienbesitzes von Jugendlichen unter den Bereich der auditiven Medien: zwei Drittel der 6jährigen besitzen bereits eine eigenen Kassettenrecorder oder CD-Player, an zweiter Stelle folgt das Radio. An dritter Stelle steht der eigene Fernseher. Schon 24,1% der 6jährigen haben ein eigenes Gerät in ihrem Zimmer stehen; bei den 12-13jährigen sind es schon 47,7%.

Im Folgenden soll nun näher auf das Medium Fernsehen eingegangen werden. Anhand grundlegender Eckdaten der Fernsehforschung soll gezeigt werden, wie und in welchem Umfang das Fernsehen im Alltag von Kindern eingebunden ist und welche Faktoren ihr Fernsehverhalten beeinflussen können. Darüber hinaus wird allgemein der Umgang von Kindern mit Fernsehinhalten dargestellt. Da Kinder mit dem Programmangebot der Sender auch immer Werbung konsumieren, soll im Weiteren auf Merkmale und Strategien der Werbeindustrie im Hinblick auf Kinder als spezielle Zielgruppe eingegangen werden. Als letzter Punkt sollen medienpädagogische Aspekte einen Weg weisen, wie man Kinder zu einem kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit Fernsehinhalten erziehen kann.

2. Eckdaten der Fernsehnutzung von Kindern

Zunächst einmal ist es sinnvoll, anhand einer Studie zu zeigen, in welchem Umfang Kinder das Medium Fernsehen in Anspruch nehmen und welche alters- und geschlechtsspezifischen Unterschiede dabei zu beobachten sind. Darüber hinaus stellt das Angebot an Programmen der verschiedenen Fernsehsender ein nicht unerhebliches Kriterium für den Fernsehkonsum dar.

2.1 Gesamtheit und Reichweite

Alle folgenden genannten Daten basieren auf einer kontinuierlichen quantitativen Fernsehforschung und werden im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) von der GfK Fernsehforschung regelmäßig repräsentativ ermittelt. Die Daten geben Auskunft darüber, wie das deutsche Fernsehverhalten in der Praxis tatsächlich beschaffen ist.[2]

Im vorliegenden Untersuchungszeitraum von 1996 lebten in den deutschen Haushalten 8,92 Millionen Kinder zwischen 3 und 13 Jahren. Davon befanden sich 2,26 Millionen im Vorschulalter zwischen 3 und 5 Jahren; 3,44 Millionen zwischen 6 und 9 und 3,22 Millionen zwischen 10 und 13 Jahren.

An einem durchschnittlichen Tag werden 61% aller Kinder vom Medium Fernsehen erreicht; also 5,48 Millionen sehen an einem durchschnittlichen Wochentag fern. Die absolute Fernsehnutzung ist wie bei den Erwachsenen altersabhängig: so sitzen 55,2% der 3 bis 5 Jährigen an einem durchschnittlichen Tag mindestens kurz vor dem Bildschirm. Dieser Wert steigt bei den 6 bis 9jährigen auf 60,2 %; bei den 10 bis13 jährigen nehmen immerhin schon 65,9% das Medium Fernsehen in Anspruch. Die Daten belegen aber auch, dass 40% der Kinder gar nicht von den Programmen der Fernsehveranstalter erreicht werden.

Betrachtet man die Tageszeit, zu der das Medium TV genutzt wird, fällt fast die gesamte Nettoreichweite der Nutzung zwischen 06:00 und 20:00 Uhr: so werden 57,9 % der Kinder erreicht. Bezogen auf die Nettoreichweite von 61 % fallen also 95 % der Reichweite in den Zeitraum zwischen 06:00 und 20:00 Uhr.

2.2 Unterschiede bei den Geschlechtern

Jungen werden etwas mehr von dem Medium Fernsehen erreicht: 59,7% der Jungen und 56% der Mädchen sitzen an einem durchschnittlichen Fernsehtag vor dem Gerät. Dieser Unterschied zeigt sich auch bei der Betrachtung von Werktagen und Wochenenden sowie bei der Fernsehzeit zwischen 06:00 und 20:00 Uhr: 59,1% der 3 bis 13jährigen Jungen saßen 1996 in diesem Zeitraum an einem durchschnittlichen Fernsehtag vor dem Bildschirm gegenüber 55,4% der Mädchen. Auch am Wochenende zeigt sich diese Relation: Samstags beläuft sich der Wert bei den Jungen auf 58,9% gegenüber 54,7 % bei den Mädchen; sonntags liegt der Wert bei den Jungen bei 63,3 % gegenüber 60,4 % bei den Mädchen.

2.3 Sehdauer

Die durchschnittliche Sehdauer im Jahr 96 betrug bei den 3 bis 13jährigen 101 Minuten pro Tag. Unterscheidet man die einzelnen Altersgruppen, so verbrachten die 3 bis 5jährigen durchschnittlich 81 Minuten täglich vor dem Fernseher. Die 6-9jährigen sahen 96 Minuten, die 10-13 jährigen 120 Minuten pro Tag fern.

Die hauptsächliche Fernsehnutzung entfällt auf den Zeitraum zwischen 06:00 und 20:00 Uhr. Etwas mehr als Dreiviertel der von den 3-13jährigen mit Fernsehen verbrachten Zeit fällt in diese Zeitspanne; also rund 76,2%. Dabei sehen die älteren Kinder in der Regel länger fern, da sie oft später ins Bett gehen. Aus diesem Grund ist auch der Prozentsatz der Fernsehnutzung in der Hauptzeit zwischen 06:00 und 20:00 altersabhängig: rund 85% der Vorschulkinder, 80% der 6-9jährigen und 68% der älteren Kinder zwischen 10 und 13 Jahren sehen vor 20 Uhr fern. Dennoch sitzen Vorschulkinder im Schnitt noch 12 Minuten nach 20 Uhr vor dem Gerät; bei den 10 bis 13jährigen sind es bereits 38 Minuten.

Die Differenz zwischen der Nettoreichweite von 95% und der eigentlichen Sehdauer von 76% ergibt sich aus dem Umstand, dass die Sehdauer den absoluten Anteil der Fernsehnutzung berücksichtigt, der v.a. bei älteren Kindern auch in die Zeit nach 20 Uhr fällt.

2.4 Fernsehnutzung im Tagesablauf

Die Fernsehnutzung ist im Alltag von Kindern genau wie bei Erwachsenen abhängig von den ausgestrahlten Programmen. Im Zuge der Ausweitung des Programmangebotes für Kinder in den letzten Jahren hat sich ihre Fernsehnutzung deutlich verändert. Sie ist nicht nur angestiegen und wird voraussichtlich weiter steigen, sondern die Fernsehzeit verschiebt sich auch vom Hauptabend weg hin zum Nachmittag und Vorabend. Dabei zeigen sich beim Vergleich von Werktagen, Samstag und Sonntag durchaus Unterschiede:

Werktags beginnt ein Fernsehtag um ca. 06:00 Uhr früh: zwischen 07:00 und 12:00 Uhr wurden 1996 durchschnittlich mehr als 350.000 Kinder erreicht. Am frühen Nachmittag, wenn die Kinder von Kindergarten und Schule kommen, nimmt der Fernsehkonsum bis kurz vor 14:00 Uhr deutlich zu: rund eine Millionen Kinder sehen zu dieser Zeit fern. Danach sinkt die Nutzung während der nächsten zwei Stunden und steigt erst um 17:00 Uhr wieder kräftig an. Ab 19:45 Uhr endet der Fernsehtag für viele Kinder dann allmählich, obwohl werktags immer noch durchschnittlich 650.000 Kinder um 22:00 Uhr fernsehen.

Berücksichtigt man die verschiedenen Altersgruppen, so ist die werktägliche Fernsehnutzung im Wesentlichen ähnlich. Nur bei den Spitzenwerten der Fernsehnutzung zeigen sich altersabhängige Unterschiede: (vgl. Abbildung 1, S.7)

Absolute Lieblingszeit der Kinder zwischen 3 und 13 Jahren ist unter der Woche die Zeit zwischen 19:00 und 20:00 Uhr. Im Vergleich der verschiedenen Altersgruppen liegt der Spitzenwert der TV-Nutzung bei den Vorschulkindern zwischen 18:15 und 18:30 Uhr; bei den 6-9Jährigen wird der Spitzenwert v.a. am Vorabend zwischen 18:45 und 19:45 Uhr erreicht. Die 10-13 jährigen verfolgen im Schnitt am liebsten zwischen 19:45 und 20:00 das Fernsehprogramm.

Samstags steigt der TV-Konsum im Laufe des Vormittags stetig an und erreicht zwischen 9:15 und 9:45 Uhr einen ersten Spitzenwert; mehr als 1,2 Millionen Kinder sitzen in dieser Zeit vor dem Fernseher, danach fällt die Nutzungskurve bis ca.13:00 Uhr wieder ab. Gegen 15:30 steigt sie wieder und erreicht um 16:30 unter Berücksichtigung aller Kinder ihren Nachmittags-Spitzenwert. Nach kurzem Rückgang zwischen 16:45 und 17:45 Uhr steigt die Nutzungskurve wieder kontinuierlich bis kurz vor 21:00 Uhr an, um ab 21:30 Uhr wieder abzufallen. Bemerkenswert ist dabei, dass samstags trotzdem noch mehr als 500.000 Kinder um 23:00 Uhr vor dem Fernseher sitzen.

Bei dem Vergleich der jeweiligen Altergruppen zeigt sich wiederum ein ähnlicher Verlauf der Nutzungskurve: (siehe Abbildung 2, S.7)

Bei allen Altergruppen wird am Morgen der Spitzenwert zwischen 09:15 und 09:30 erreicht; der nachmittägliche Spitzenwert beläuft sich auf 16:30 Uhr.

Die vormittägliche Nutzung der 6-9 Jährigen ist deutlich höher über dem Wert der älteren Kinder. Erst ab Mittag sitzen mehr ältere Kinder vor dem Fernsehapparat. Auch die Nutzung während der Vor- und Hauptabendszeit ist altersabhängig unterschiedlich: während sich samstags die Vorschulkinder ab 18:45 zusehends ins Bett verabschieden, dürfen die 6-9jährigen meist bis gegen 21:00 Uhr, die 10-13 jährigen häufig sogar bis 21:30 Uhr fernsehen. Nach 23:00 Uhr verfolgen dabei noch mehr als 350.000 Kinder zwischen 10-13 Jahren und ca.150.000 der 6-9jährigen das Programmangebot.

Im Gegensatz zu samstags lassen sich sonntags zwei Hauptfernsehzeiten während des Vormittags erkennen: zwischen 9:30 und 10:00 Uhr, und kurz vor dem Mittagessen zwischen 11:30 und 12:00 Uhr lässt sich ein erhöhter Fernsehkonsum feststellen. Nach dem Mittag verläuft die Nutzung eher gleichmäßig, wobei ab 13:00 Uhr kontinuierlich mehr als 1 Millionen Kinder erreicht werden. Ab 16:30 steigt der Fernsehkonsum erheblich an und erreicht abends in der Zeitspanne zwischen 19:30 und 19:45 seinen Höhepunkt: ca.

1, 7 Millionen Kinder zwischen 3 und 13 Jahren sehen zu dieser Zeit fern.

Die Hauptfernsehzeit der 3-5jährigen liegt bereits am Vormittag: zwischen 9:15 und 10:00 Uhr sowie kurz vor Mittag zwischen 11:30 und12:00 Uhr werden deutlich mehr Kinder dieser Altersgruppe erreicht als am Nachmittag oder Vorabend. Ansonsten lässt sich bei den 3-5jährigen gegenüber dem Nachmittag eine leicht höhere Fernsehnutzung zwischen 18:00 und 19:45 Uhr beobachten.

Die Gruppe der 6-9jährigen übertrifft die älteren Kinder über den ganzen Vormittag hinweg im Fernsehkonsum. Ihr Spitzenwert liegt ebenfalls bei 9:30. Die 10-13jährigen interessieren sich verstärkt erst ab dem frühen Nachmittag für das Fernsehen, die Hauptnutzung liegt hier am späten Vorabend zwischen 19:45 und 20:15 Uhr.

(siehe Abbildung 3, S. 8)

Mögliche Ursache hierfür ist ein für die älteren Kinder interessanteres Programmangebot in Form von Actionserien oder Filmen. Die von den jüngeren eher bevorzugten Zeichentrickserien hingegen werden häufiger am Vormittag gesendet.

Zusammengefasst kann man also sagen, dass die Nutzung des Fernsehangebotes an verschiedenen Wochentagen sehr unterschiedlich verläuft: werktags beginnt kindergarten und schulbedingt die Fernsehnutzung erst ab dem frühen Nachmittag, samstags und sonntags liegt die Nutzung schon am Vormittag deutlich über dem Niveau eines Nachmittags an normalen Werktagen. Samstags ist darüber hinaus v.a. am Abend eine verstärkte Nutzung zu beobachten, während sonntags in erster Linie am Nachmittag mehr Zeit vor dem Fernseher verbracht wird.

[...]


[1] Baacke, Dieter: Die 6-12 Jährigen, Weinheim 1999, S.299-300

[2] Vgl. Graf, Gerhard: „Kinder und Fernsehnutzung“ in: „Kindermedien- Medienkinder“, Hg. von Günther Helmes und Dirk Ulf Stötzel, Siegen 1997, S. 265- 275

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kinder und das Medium Fernsehen
Hochschule
Universität Bayreuth  (Kulturwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Medientheorien und Medienpädagogik
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V37967
ISBN (eBook)
9783638371681
Dateigröße
1675 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Schlagworte
Kinder, Medium, Fernsehen, Medientheorien, Medienpädagogik
Arbeit zitieren
Marlen Schieler (Autor:in), 2002, Kinder und das Medium Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37967

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