Mountainbike-Tourismus: Empirische Untersuchung der Nachfrage und Überlegungen zur Rentabilität von Mountainbiking-Angeboten


Diplomarbeit, 2004

155 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Aufgabenstellung und Methodik
1.1 Aufbau der Arbeit
1.2 Die Befragungen
1.3 Grundgesamtheit und Repräsentativität

2 Die Zielgruppe
2.1 Demografie
2.2 Der Erfahrungsindex
2.3 Mountainbiking: Motive
2.3.1 Motive nach Altersklassen
2.3.2 Motive nach Erfahrungsklassen
2.3.3 Motive nach Geschlecht
2.4 Ansprüche an die Strecke
2.5 Ansprüche an die Wegweisung
2.6 Reiseintensität und Reisehäufigkeit
2.7 Destinationen und Anreise
2.8 Informationsverhalten
2.9 Ansprüche an die Region
2.10 Ansprüche an die Unterkunft

3 Exkurs: MTB-Ausgaben nach Geschlecht

4 Downhill-Fahrer als besondere Zielgruppe

5 Einzugsgebiete von MTB-Marathons

6 Ökonomische Bedeutung des MTB-Tourismus
6.1 Mountainbiking aus der Sicht privater Anbieter
6.2 Mountainbiking aus finanz- und gesamtwirtschaftlicher Sicht
6.3 Ausblick: Skizze einer gesamtwirtschaftlichen Fallstudie

Anhang

Auswertung Fragebogen Willingen

Online-Fragebogen

Auswertung Online-Fragebogen

VulkanBike-Fragebogen

Auswertung VulkanBike-Fragebogen

Auswertung Gesamtdatensatz

Herkunft der Teilnehmer verschiedener MTB-Marathons

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Altersstrukturen in den einzelnen Befragungen

Abbildung 2: Vergleich der Alters- und Geschlechtsstrukturen mit entsprechenden Daten von Watzek

Abbildung 3: Alters- und Geschlechtsstrukturen der Leser von MTB-Zeitschriften und der Befragten

Abbildung 4: Alterstruktur der Befragten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands

Abbildung 5: Höchster Schulabschluss der Befragten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands

Abbildung 6: Klassiertes Nettoeinkommen der Befragten

Abbildung 7: Hauptverdienereinkommen der BIKE-Leser im Vergleich zur Gesamtbevölkerung

Abbildung 8: Relative Häufigkeit der Mountainbiking-Motive

Abbildung 9: Mountainbiking-Motive nach Altersklassen

Abbildung 10: Mountainbiking-Motive nach Erfahrung

Abbildung 11: Mountainbiking-Motive nach Geschlecht

Abbildung 12: Ansprüche an MTB-Strecken

Abbildung 13: Eignung verschiedener Orientierungsarten

Abbildung 14: Anzahl der Kurzurlaube und Urlaube pro Jahr, die mit dem MTB verbracht werden

Abbildung 15: Bereits besuchte MTB-Regionen nach Befragungsorten

Abbildung 16: Zur MTB-Urlaubsplanung genutzte Informationsquellen

Abbildung 17: Zur MTB-Urlaubsplanung bevorzugte Informationsquelle

Abbildung 18: Informationsquellen zum VulkanBike-Eifel-Marathon

Abbildung 19: An eine MTB-Region gestellte Anforderungen

Abbildung 20: Im Sporturlaub bevorzugte Unterkunft

Abbildung 21: Im Sporturlaub bevorzugtes Arrangement

Abbildung 22: Vom Herbergsbetrieb erwartete Services

Abbildung 23: Was ein fahrrad-freundlicher Herbergsbetrieb bieten sollte

Abbildung 24: Durchschnittskosten des MTB nach Nettoeinkommensklassen mit linearer Regressionsgleichung

Abbildung 25: Durchschnittskosten des MTB nach Ausübungsdauer mit linearer Regressionsgleichung

Abbildung 26: Mountainbiking-Motive von Downhill-Fahrern und Nicht-Downhill-Fahrern

Abbildung 27: Streckenansprüche von Downhill-Fahrern und Nicht-Downhill-Fahrern

Abbildung 28 Herkunft der Teilnehmer des VulkanBike-Eifel-Marathons 2003

Abbildung 29: Herkunft der in Willingen Befragten

Abbildung 30: Herkunft der Teilnehmer der „adidas BIKE Transalp Challenge“

Abbildung 31: Entfernung des Herkunftsort der Befragten zu den Veranstaltungen in Daun und Willingen in Perzentilen

Abbildung 32: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons in Erfurt 2002

Abbildung 33: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons 2003 in Erfurt

Abbildung 34: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons 2003 in Münsingen

Abbildung 35: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons 2003 in Neustadt a.d.W.

Abbildung 36: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons 2003 in Bad Wildbad

Abbildung 37: Herkunft der Teilnehmer des MTB-Marathons in St. Wendel 2002.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Die Befragungen im Überblick

Tabelle 2: Frauenanteil und Durchschnittsalter der Befragten nach Befragungen

Tabelle 3: Gemeinsame absolute und relative (Werte in Klammern) Häufigkeitsverteilung von Partnerschaft und Kindern

Tabelle 4: Trainingshäufigkeit der Befragten pro Woche und Ausübungsdauer des Mountainbiking

Tabelle 5: Zuordnungsvorschrift für den Erfahrungsindex

Tabelle 6: Erfahrungsstufen nach Geschlecht

Tabelle 7: Die drei wichtigsten „Mountain Biking Features“ nach Cessford mit eigenen Erläuterungen

Tabelle 8: Die fünf wichtigsten „Mountain Biking Features“ nach Geschlecht

Tabelle 9: Streckenansprüche nach Erfahrung

Tabelle 10: Streckenansprüche nach Geschlecht

Tabelle 11 Attraktivität von weiteren Angeboten im Themenbereich „Outdoor“

Tabelle 12: MTB-Ausgaben und deren Bestimmungsgründe nach Geschlecht

Tabelle 13: Downhill-Fahrer und Nicht-Downhill-Fahrer

Tabelle 14: Untersuchungsanordnung zur Kosten-Nutzen-Untersuchung von MTB-Wegenetzen und MTB-Wettbewerben

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Zur Entstehung dieser Arbeit haben mehrere Menschen beigetragen, denen ich für ihre Hilfe danke. Steffen Keiner hat die Umfragen in Daun und im Internet ermöglicht, Daten zur Reichweite von Mountainbike-Marathons und viele hilfreiche Anregungen beigetragen. Frank Marini (Marini Event Team), Leonie Paqué (Kreisstadt St. Wendel), Charlotte Schwarz (STADA Radsportakademie), Matthias Klumpp (ALB Gold Teigwaren) und Lars Mentgen (upsolut mv GmbH) verdanke ich die großzügige Bereitstellung von Daten zur Reichweite von Mountainbike-Marathons. Christian Dernbach und Simone Steines haben wertvolle Hinweise und Korrekturen beigesteuert. Leo Hammes (Sport & Tourismus GmbH) danke ich dafür, dass er die Durchführung der Umfragen finanziell unterstützt hat.

1. Aufgabenstellung und Methodik

Die Aufgabenstellung zur vorliegenden Arbeit ist aus dem an der Universität Trier durchgeführten Forschungsprojekt „Outdoorsport in der Eifel“ hervorgegangen. Ziel des Forschungsprojekts war es, die Marktchancen verschiedener touristischer Outdoorsportangebote in der Eifel zu beurteilen und verantwortlichen Politikern, Tourismus­planern und privaten Anbietern Handlungsempfehlungen zur sport­touristischen Vermarktung der Eifel zu geben. Im Einzelnen wurden die Sportangebote Mountainbiking, Wandern, Laufen und Survival untersucht. Mit der Erstellung des Endberichts „Outdoorsport in der Eifel - Neue touristische Perspektiven für die Region“[1] wurde das Projekt im Sommer 2003 beendet. In diesem Endbericht werden die untersuchten Sportarten vorgestellt und in ein gemeinsames Marketingkonzept integriert, das den Mittelpunkt der Überlegungen darstellt. Zur Beschreibung der Ziel­gruppe der Mountainbiker wurden drei umfangreiche Befragungen im Jahr 2002 durch­geführt. Für das übergeordnete Marketingkonzept war eine umfangreiche Analyse der Befragungsdaten nicht nötig. Im Wesentlichen wurden lediglich die relativen Häufigkeiten der Antworten beschrieben und interpretiert. Der Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit war daher die Überlegung, die aus den Befragungen gewonnenen Daten noch weiter auszuwerten. Somit unterstützt die vorliegende Diplomarbeit speziell die Umsetzung der mountainbikespezifischen Empfehlungen des Endberichts und vertieft die Analyse der Zielgruppe „Mountainbiker“. Diese Diplomarbeit setzt aber nicht die Kenntnis des Endberichts voraus und sie bezieht sich auch nicht speziell auf die Eifel. Vielmehr werden Handlungsempfehlungen zum Mountainbike-Tourismus unabhängig von der Region gegeben.

Zusätzlich zu den Befragungen im Rahmen des Forschungsprojekts wurde für diese Arbeit die Reichweite von Mountainbike-Marathons untersucht. Mit den Angaben zur Reichweite lassen sich Aussagen zur Werbewirksamkeit von Veranstaltungen dieser Art machen und es lässt sich grob abschätzen, woher die meisten Nachfrager einer Mountainbike-Region kommen. Damit ergeben sich regionale Anknüpfungspunkte lediglich bei der Untersuchung der Anziehungskraft verschiedener Mountainbike-Marathons. Ebenso wie im Endbericht steht die Auswertung für den Mountainbike-Tourismus praxisrelevanter Ergebnisse im Vordergrund. Allerdings werden die theoretischen Hintergründe der empirischen Ergebnisse ausführlicher als im Endbericht erläutert. Außerdem werden die eigenen Befunde in noch stärkerem Maße mit ähnlichen Studien verglichen und ergänzt.

Die Ziele der Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen: Mountainbiker werden als Zielgruppe auf der Basis eigener Umfragen beschrieben. Die Ergebnisse werden theoretisch begründet und mit anderen Befragungsergebnissen verglichen, um Handlungs­empfehlungen zum Mountainbike-Tourismus geben zu können.

1.1 Aufbau der Arbeit

Im inhaltlichen Teil der Arbeit wird in Kapitel 1 zuerst die Problematik und Zielsetzung erläutert. Es folgt eine kurze Darstellung der eigenen empirischen Untersuchungen, deren Repräsentativität anschließend diskutiert wird.

Der nächste Schritt in Kapitel 2 ist die Untersuchung der Zielgruppe mit folgenden Frage­stellungen:

- Welche demografischen Besonderheiten weist die Zielgruppe auf?
- Welche Motive gibt es, Mountainbiking auszuüben?
- Wie ist das Urlaubsverhalten zu charakterisieren?
- Wie informieren sich Mountainbiker über Mountainbikeurlaube und MTB–veranstaltungen?
- Welche Ansprüche haben sie an Mountainbike-Regionen, die Unterkunft, Mountain­bike-Strecken und deren Wegweisung ?

Zuerst wird die Zielgruppe jeweils als in sich homogene Gruppe betrachtet und es werden deren besondere Eigenschaften beschrieben. Bei einigen Fragestellungen wird dann geprüft, ob Alter, Geschlecht und der Grad der Erfahrung einen Einfluss haben. Die Ergebnisse aus den eigenen empirischen Untersuchungen werden jeweils mit ent­sprechenden Ergebnissen ähnlicher Befragungen verglichen. An gegebener Stelle werden dabei Verbesserungsvorschläge für schlecht operationalisierte Fragen gemacht.

Im nächsten Kapitel 3 wird in einem Exkurs der Frage nachgegangen, weshalb Frauen für ihr MTB wesentlich weniger ausgeben als Männer.

In Willingen ergab sich die Möglichkeit, Downhill-Fahrer an einer neu eröffneten Downhill-Strecke zu befragen. Die Wünsche und Besonderheiten dieser Untergruppe werden in Kapitel 4 überblickartig dargestellt.

Im Mittelpunkt des Kapitels 5 stehen die Einzugsgebiete von Mountainbike-Marathons. Landkarten dokumentieren die räumliche Werbewirkung von solchen Veranstaltungen.

Die Kapitel 2, 4 und 5 stellen einzelne Bausteine zur Beschreibung der Zielgruppe dar, um zu diskutieren, wie Mountainbike-Tourismus gestaltet werden soll. Diese Bausteine werden in Kapitel 6 zusammengefügt, um zu diskutieren, ob sich Investitionen in Mountainbike-Tourismus überhaupt lohnen. Dabei wird die betriebs-, finanz- und gesamt­wirtschaftliche Rentabilität getrennt betrachtet. Da die vorhandenen Daten keine abschließende Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Rentabilität des Mountainbike-Tourismus erlauben, schließt ein Vorschlag zur Untersuchung der gesamtwirtschaft-lichen Kosten und Nutzen des Mountainbike-Tourismus die Arbeit ab.

Im Anhang befinden sich die Erhebungspapiere, die Randauszählungen der jeweiligen Befragungen und ergänzende Karten zur Herkunft der Teilnehmer verschiedener MTB-Marathons. Die beiliegende CD enthält die vorliegende Arbeit, den verwendeten Daten­satz mit Codeplan und die verwendete SPSS-Syntax.

Bei Abbildungen und Tabellen können Rundungsdifferenzen dazu führen, dass addierte Prozentwerte von 100,0 % abweichen. Erhebliche Abweichungen sind auf Mehrfach­nennungen zurückzuführen.

1.2 Die Befragungen

Um die Wünsche von Mountainbikern zu erfassen, wurden im Rahmen des Projektes „Outdoorsport in der Eifel“ drei verschiedene schriftliche Befragungen durchgeführt und im gleichnamigen Endbericht bereits beschrieben:

- Willingen: Während des „BIKE-Festivals“ der Zeitschrift „BIKE“ wurden 760 Besucher im Zeitraum 14.06 - 16.06.2002 auf dem Festival-Gelände befragt. Dabei wurden die Befragten von Studenten der Universität Trier persönlich angesprochen und ermuntert, den Fragebogen auszufüllen. Bei den Befragten handelt es sich hauptsächlich um Teilnehmer des MTB-Marathons, der im Rahmen des Festivals stattfand und zum kleineren Teil um Downhill-Fahrer.
- Online: In der Anmeldephase des VulkanBike-Eifel-Marathons in Daun wurden diejenigen Teilnehmer, die sich online zum Rennen anmeldeten, auf der Veranstaltungs-Homepage aufgefordert, an der Online-Umfrage teilzunehmen. Die Beantwortung war möglich bis zum 15.09.2002. Um die Teilnahmerate zu erhöhen, wurden unter den Teilnehmern Preise verlost.
- Daun: Die Teilnehmer des VulkanBike-Eifel-Marathons erhielten in Daun erneut die Möglichkeit, an einer Umfrage teilzunehmen. Dazu wurden 1200 Fragebogen den meisten der rund 2000 Anmeldeunterlagen beigefügt. Diese Anmeldeunterlagen erhielten die Teilnehmer vom 13. bis zum 14.09.2002 und konnten sie bis zum 15.09.2002 abgeben. Allerdings haben nur 266 Teilnehmer den Fragebogen aus­gefüllt. Ein Grund dafür war, dass vielen Befragten nicht klar war, dass es sich nicht um die gleiche Befragung wie beim Online-Fragebogen handelt, sondern um eine andere Umfrage mit Zusatzthemen. Unter den Teilnehmern wurden ebenfalls Preise verlost.[2]

Insgesamt haben 1309 Mountainbiker die Fragebogen ausgefüllt. Die Antworten teilen sich wie folgt auf:

Tabelle 1: Die Befragungen im Überblick

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Da viele identische Fragen in den jeweiligen Befragungen vorkamen, wurden die Daten zu einem einzigen Gesamtdatensatz zusammengesetzt. Im folgenden Kapitel wird gezeigt, dass die Verwendung eines Gesamtdatensatzes gerechtfertigt ist, weil die Befragungen eine Auswahl aus einer homogenen Gruppe abbilden. Kopien der Frage­bogen und die dazugehörigen Randauszählungen befinden sich im Anhang. Zusätzlich zu diesen Befragungen wurde speziell für die vorliegende Arbeit auch das Einzugs­gebiet von neun Mountainbike-Marathon-Veranstaltungen in acht Orten erforscht. Genauere Angaben zu dieser Erhebung sind im Kapitel 5 zu finden.

1.3 Grundgesamtheit und Repräsentativität

Mit der Definition der Grundgesamtheit wird geklärt, über welche Gruppe statistisch gesicherte Aussagen gemacht werden sollen. Ein vergleichbarer Gedankengang zur Definition der Grundgesamtheit findet sich bereits bei Vollmer und Wöhrstein:

Die interessierende Grundgesamtheit sind „die Mountainbiker“. Nun ist die Bezeichnung nicht hinreichend genau. So ist nicht jeder Besitzer eines Mountainbikes (MTB) bereits ein Mountainbiker. Zum einen ist allein der Besitz nicht ausschlag­gebend. So werden viele MTB nicht ihrer Funktion entsprechend genutzt, sondern lediglich für Stadtfahrten und nicht abseits befestigter Straßen eingesetzt. Ein Grund für die „zweckentfremdete“ Nutzung ist die robuste und meist zuverlässige Bauart von MTB, die sie zum idealen und wartungsarmen Alltagsfahrrad macht. Zum anderen ist wegen der Formenvielfalt der Fahrräder gar nicht mehr klar, welche Fahrräder als Mountainbikes zu werten sind und welche nicht. Eindeutig zur Gruppe der Mountain­bikes zählen u.a. Downhill-Räder, besonders leichte Renn-MTB und universell einsetzbare Enduros. Fraglich ist dagegen, ob z.B. Trekkingräder und Fitness-Räder, eine Mischung aus MTB und Rennrad, auch als MTB anzusehen sind. Weiterhin gibt es neben der Formenvielfalt auch eine starke Differenzierung der Verarbeitungsqualität. Fahrräder niedriger Qualität mögen zwar wie „typische“ MTB aussehen, sofern es sie überhaupt gibt, und sich auch so nennen, halten aber den Beanspruchungen einer Gelände­fahrt und somit der vorgesehenen Funktion nicht stand. Die zunächst nahe­liegende Definition der Grundgesamtheit über den Besitz eines Mountainbikes kann also nicht gelingen. Daher werden Mountainbiker über die Tätigkeit definiert: Menschen, die mit dem Fahrrad abseits befestigter Straßen im Gelände fahren, stellen die Grundgesamtheit der vorliegenden Arbeit dar.[3]

Nun stellt sich die Frage, ob mit den empirischen Untersuchungen auch tatsächlich über diese Gruppe repräsentative Aussagen gemacht werden können. Unter Repräsentativität wird allgemein verstanden, dass die Ergebnisse einer Stichprobe unter Anwendung statistischer Verfahren auf die Grundgesamtheit übertragen werden können.[4] Für Repräsentationsschlüsse gilt: „ Ergebnisse von Stichprobenbefragungen können unter Verwendung mathematisch-statistischer Verfahren nur dann auf eine Grundgesamtheit verallgemeinert werden, wenn sie das Ergebnis einer Zufallsauswahl sind.“[5] Zufalls­auswahlen wiederum sind dadurch gekennzeichnet, dass „jedes Element der Grund­gesamtheit .. die gleiche oder eine berechenbare und von Null verschiedene Chance [hat] , in die Auswahl zu gelangen.“[6] Damit ist auch klar, dass willkürliche Auswahlen („Auf das Geratewohl“) und Quotenauswahlen eben nicht methodisch korrekt verallgemeinerbar sind.[7] Die eigenen empirischen Untersuchungen beruhen nicht auf Zufallsauswahlen aus der genannten Grundgesamtheit, sie sind daher auch nicht auf diese verallgemeinerbar. Für eine einfache Zufallsauswahl müsste ein Verzeichnis der Grundgesamtheit zur Verfügung stehen, was nicht gegeben ist und für komplexe Zufalls­auswahlen standen die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung.[8] Aus pragmatischen Gründen wurden daher die Teilnehmer spezieller Mountainbike-Ver­anstaltungen befragt. Die Auswahl der Befragten kann als Expertenbefragung charakterisiert werden, da den Teilnehmern der Veranstaltungen, die dafür Zeit und Geld ausgegeben haben, generell ein starkes Interesse am Thema „Mountainbike“ unterstellt werden kann. Expertenbefragungen sind eine Anwendung für die Auswahl sogenannter „typischer Fälle“, denen unterstellt wird, dass sie besonders charakteristisch für die Grundgesamtheit sind.[9]

Um zu überprüfen, ob tatsächlich typische Fälle aus einer gleichartigen Gruppe und nicht aus verschiedenartigen Gruppen in die Befragungen gelangt sind, werden zunächst die drei eigenen Befragungen untereinander verglichen. Damit wird sichergestellt, dass die Verwendung des Gesamtdatensatzes auf Basis der drei Umfragen gerechtfertigt ist. Dazu werden nachfolgend die jeweiligen Alters- und Geschlechtsstrukturen verglichen. Anschließend werden die Alters- und Geschlechtsdaten mit entsprechenden fremden Studien sowie Mediadaten von MTB-Fachzeitschriften verglichen. Dieser Vergleich mit anderen typischen Fällen soll zeigen, ob hypothetische Verallgemeinerungen auf die Grundgesamtheit plausibel sind.

Abbildung 1: Altersstrukturen in den einzelnen Befragungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenQuelle: Eigene Erstellung nach Daten aus Malkmus 2002a, o. S.; Malkmus 2002b, o.S.; Malkmus 2002c, o.S.; eigene Erhebung.

Tabelle 2: Frauenanteil und Durchschnittsalter der Befragten nach Befragungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten aus Malkmus 2002a, o.S.; Malkmus 2002b, o.S.; Malkmus 2002c, o.S.; eigene Erhebungen.

In die vorstehende Abbildung und in die Tabelle sind folgende Daten eingegangen:

- „ GG Daun “: Die Voranmeldelisten[10] des VulkanBike-Eifel-Marathon stehen für die Grundgesamtheit (GG) derjenigen, die in die Befragung vor Ort in Daun und in die Online-Befragung gelangen konnten.
- „ Online und Daun “: Hier sind die Daten aus den Umfragen vor Ort in Daun und aus der Online-Umfrage anlässlich des VulkanBike-Eifel-Marathons aggregiert dar­gestellt.
- „ Online “ und „ Daun “: Dagegen sind die Alters- und Geschlechtsdaten hier separat für die jeweiligen Befragungen dargestellt.
- „ Willingen “: Hier sind Alters- und Geschlechtsangaben der befragten Besucher des BIKE-Festivals in Willingen dargestellt.

Der Vergleich zwischen der Grundgesamtheit aus Daun mit den aggregierten Befragungsdaten aus Daun und der Online-Befragung zeigt, dass beide Alters- und Geschlechts­strukturen kaum voneinander abweichen. Daher ist anzunehmen, dass die Daten der Befragungen anlässlich des VulkanBike-Eifel-Marathon auch auf die Grund­gesamtheit der Teilnehmer des Marathons in Daun übertragen werden können. Die disaggregierten Daten zeigen, dass bei der Online-Befragung tendenziell etwas mehr junge und männliche Befragte mitgemacht haben als bei der Befragung vor Ort, was vermutlich auf die hohe Beliebtheit des Internet bei dieser Gruppe zurückzuführen ist. Die Altersstruktur der Befragten in Willingen hat ein mit den anderen Umfragen vergleich­bares Muster, wobei etwas mehr junge Fahrer in die Befragung gelangt sind, was zum großen Teil auf die in Willingen stark vertretenen jungen Downhill-Fahrer[11] zurückzuführen ist. Bei der reinen MTB-Marathon-Veranstaltung in Daun war die Unter­gruppe der Downhiller dagegen so gut wie nicht vertreten. Der vergleichsweise hohe Frauenanteil in Willingen ist darauf zurückzuführen, dass dort gezielt Frauen angesprochen wurden, um über diese Gruppe genauere Aussagen machen zu können. Dagegen konnten in Daun und bei der Online-Befragung Frauen aus befragungstechnischen Gründen nicht gezielt zur Teilnahme ermuntert werden.

Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die Alters- und Geschlechts­strukturen darauf hinweisen, dass die drei Befragungen eine Auswahl aus einer gleich­artigen Gruppe abbilden. Ebenso zeigen die separaten Auswertungen der jeweiligen Befragungen im Anhang starke Übereinstimmungen bei nahezu allen Fragen. Da die einzelnen Befragungen die Wünsche und Einstellungen einer homogenen Zielgruppe abbilden, ist die weitere Verwendung des Gesamtdatensatzes mit den Daten aller drei Befragungen gerechtfertigt. Sofern nicht anders angegeben, beruhen die nachfolgenden Angaben auf diesem Gesamtdatensatz. Nachfolgend werden nun die Alters- und Geschlechts­struktur des Gesamtdatensatzes mit den entsprechenden Strukturen aus anderen Studien und Mediadaten von MTB-Fachzeitschriften verglichen. Mit diesem Vergleich wird geprüft, ob die Befragten aus den eigenen Umfragen als typisch für die Grundgesamtheit angesehen werden können.

Da im weiteren Text einige Untersuchungen oft als Vergleich herangezogen werden, folgt an dieser Stelle eine kurze Darstellung der Umfragen:

- Gordon Cessford hat 504 Biker in Neuseeland postalisch befragt. In die Stichprobe sind die Teilnehmer von zwei MTB-Rennen und die Kunden eines Fahrradgeschäfts gelangt. Cessford befragt die Mountainbiker umfassend vor allem nach ihren Strecken­ansprüchen, Motiven und ihrem Reiseverhalten.[12]
- Thomas Wöhrstein hat 1995 unter anderem die Leser der Zeitschrift „BIKE“ schriftlich befragt und 1600 Fragebogen ausgewertet. Hauptsächlich wurden Fragen zur Mountainbike-Umwelt-Problematik (Querfeldeinfahren, bevorzugte Wege, An­fahrt zur MTB-Strecke,...) gestellt.[13]
- Dirk Vollmer hat 1998 209 Personen schriftlich befragt. Die Fragebogen wurden über Fachzeitschriften, MTB-Vereine, MTB-Marathons, Beherbergungsbetriebe, den MTB-Fun-Park in Todtnau und bei Veranstaltungen wie der „Eurobike 1997“ verteilt. Vollmers Fragen betreffen insbesondere das Reiseverhalten und dienen der Marktsegmetierung in drei Gruppen.[14]
- Tobias Watzek hat 1998 in Österreich 333 Mountainbiketouristen befragt. Ein Teil der Befragten wurde persönlich interviewt und der andere Teil erhielt die Frage­bogen über Veranstalter und Hoteliers. Watzek fragt umfassend das Reiseverhalten und die Ansprüche an einen MTB-Urlaub ab.[15]
- Klaus Beier hat Outdoorsportler insbesondere zu ihren Outdoorsport­-Motiven be­fragt. Unter den 244 Sportlern waren auch 59 Mountainbiker. In die Stichprobe sind insbesondere Studenten und Absolventen der Sportwissenschaft der Universität Bayreuth gelangt.[16]

Wie die eigene Befragung auch, handelt es sich bei den vorgenannten Befragungen aus Verfügbarkeitsgründen um typische Auswahlen. Keine der Befragungen entspricht der Definition von Repräsentativität als statistisch gesicherter Verallgemeinerbarkeit auf Grundlage von Zufallsauswahlen. Watzek reklamiert zwar Repräsentativität für seine Befragung[17], ohne jedoch Repräsentativität zu definieren und die Grundgesamtheit abzugrenzen. Seine Auswahl ist nach eigener Aussage eine Mischung aus Quoten­auswahl und willkürlicher Auswahl[18], aber eben nicht zufällig im Sinn obiger Definition. Somit fehlt die zentrale Voraussetzung für Repräsentativität als statistisch gesicherter Verallgemeinerbarkeit. Weiterhin gibt es keine gesicherten Angaben über die Verteilung der von Watzek verwendeten Quotenmerkmale Alter und Geschlecht[19] in der (von ihm unbestimmten) Grundgesamtheit, so dass die Grundlage einer Quoten­auswahl entfällt.

Viele Vergleiche der Umfragen untereinander und mit Mediadaten von MTB-Fach­zeitschriften ergeben ein übereinstimmendes Bild der Zielgruppe. Große Über­einstimmungen ergeben sich beispielsweise bei den Alters- und Geschlechtsangaben in den Umfragen und bei den Mediadaten.

Abbildung 2: Vergleich der Alters- und Geschlechtsstrukturen mit entsprechenden Daten von Watzek

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten von Watzek 1999, S. 45; eigene Erhebungen.

Im Vergleich zeigt sich, dass sich in beiden Umfragen die Strukturen ähneln und vor allem junge Männer vertreten sind. Der etwas höhere Frauenanteil bei Watzeks Umfrage ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die eigenen Umfragen bei MTB-Rennen stattfanden, während Watzek die Mountainbiker im Urlaub befragt hat. Laut Cessford legen Männer mehr Wert auf MTB-Rennen als Frauen.[20] Männer haben auch mehr MTB-Erfahrung und betreiben ihr Hobby intensiver, wie im Kapitel 2.2 noch weiter erläutert wird. Somit kann erklärt werden, weshalb bei Umfragen unter Teil­nehmern von MTB-Rennen, die ein Mindestmaß an MTB-Erfahrung voraussetzen, der Männeranteil höher ist als bei Umfragen unter MTB-Urlaubern.

Die nächste Abbildung zeigt einen Vergleich der Alters- und Geschlechtsstrukturen zwischen den beiden auflagenstärksten deutschsprachigen MTB-Magazinen „BIKE“ und „Mountainbike“ und der eigenen Befragung.

Abbildung 3: Alters- und Geschlechtsstrukturen der Leser von MTB-Zeitschriften und der Befragten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten der AWA 2003 ausgewiesen von Delius Klasing Verlag 2004, S. 2; AWA 2003 ausgewiesen von Motor Presse Stuttgart 2004, o.S.; eigene Erhebungen.

14 bis 19-jährige sind in den Befragungen etwas weniger vertreten, verglichen mit den Leserstrukturen. Ein wichtiger Grund für den niedrigeren Anteil dieser Gruppe sind die restriktiven Startbestimmungen der MTB-Marathons für nicht volljährige Personen. So dürfen Fahrer unter 18 Jahren beim Marathon in Daun nur mit Zustimmung der Erziehungs­berechtigten fahren. In Willingen dürfen 14 und 15-jährige sogar nur in Be­gleitung eines Erziehungsberechtigten am Rennen teilnehmen. Somit konnten nur wenige Jugendliche in die Befragungen gelangen. Der niedrige Anteil in der jüngsten Altersgruppe führt zu einem höheren Anteil in der Gruppe der 20 – 39-jährigen in den Befragungen, verglichen mit den jeweiligen Leserstrukturen der Zeitschriften. Der Anteil der 40 – 59-jährigen in der Befragung entspricht fast dem Anteil dieser Gruppe bei den Lesern der „Mountainbike“. Der Frauenanteil ist bei der Zeitschrift „BIKE“ fast gleich dem Anteil der Frauen in der Befragung. Auch dieser Vergleich zeigt, dass die eigene Befragung typische Mountainbiker abbildet.

Zwischenfazit: Menschen, die mit dem Fahrrad abseits befestigter Straßen im Gelände fahren, stellen die angestrebte Grundgesamtheit der vorliegenden Arbeit dar. Die empirischen Aussagen der Umfragen können aber nicht statistisch gesichert auf diese Grundgesamtheit generalisiert werden, weil die Befragungen nicht auf Zufalls­auswahlen basieren. Daher gelten die Aussagen, die auf Grundlage der Befragungen aufgestellt werden, unmittelbar nur für die jeweiligen Befragten. Generalisierende Aussagen über „die Mountainbiker“ haben lediglich hypothetischen Charakter. Die Alters- und Geschlechtsstrukturen der Befragungen sind typisch für Mountainbiker, wie Vergleiche mit anderen Studien und Leserstrukturen von MTB-Fachzeitschriften zeigen. Da die empirischen Aussagen somit auf einer Auswahl typischer Fälle und Ver­gleichen mit fremden Studien beruhen, sind Generalisierungen auf die Grundgesamtheit lediglich mehr oder weniger plausibel, aber letztlich hypothetisch.

2. Die Zielgruppe

Anhand der Befragungsdaten und Vergleichen mit Daten zur Gesamtbevölkerung Deutschlands werden die demografischen Besonderheiten der Zielgruppe erläutert. Einige Merkmale der Mountainbiker variieren mit der Menge an Erfahrungen, die sie mit ihrer Sportart haben. Daher wird aus zwei Erfahrungsindikatoren ein einfacher Erfahrungsindex gebildet und kurz erläutert. Anschließend wird dargestellt, weshalb Mountainbiker überhaupt ihren Sport ausüben. Im Anschluss wird der Frage nach­gegangen, welche Ansprüche sie an MTB-Strecken, -Regionen und –Unterkünfte haben.

2.1 Demografie

Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Netteinkommen und Kinderzahl geben einen ersten Eindruck von der Zielgruppe.

Abbildung 4: Alterstruktur der Befragten im Vergleich zur Gesamt­bevölkerung Deutschlands

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten aus: Statistisches Bundesamt 2003, S. 60; eigene Erhebungen.

Das Diagramm zeigt die Alterstruktur der Befragten und der Bundesbevölkerung über 14 Jahren nach Daten des Statistischen Bundesamts. In jeder Altersklasse von 15 bis 45 Jahren sind überproportional viele Mountainbiker vertreten. Ab 45 Jahren sind in jeder Altersklasse die Mountainbiker unterproportional vertreten. Die männlichen Mountain­biker haben ein Durchschnittsalter von 33 Jahren, während die weiblichen Biker mit durchschnittlich 32 Jahren nur geringfügig jünger sind. Ein touristisches MTB-Angebot kann somit ein Element sein, um eine Region sporttouristisch zu positionieren und vor allem junge Gäste anzulocken. Dies kann insbesondere hilfreich sein für Regionen, die als „beschauliches Rentnerparadies“ gelten und deshalb sowohl von jungen Gästen als auch „junggebliebenen Alten“ gemieden werden und deren frühere Kundschaft mehr und mehr ausbleibt. Ein attraktives MTB-Angebot kann damit ein Beitrag sein, um zum einen das Ansehen einer Region auch bei Nicht-Mountainbikern verbessern. Zum anderen können mit Mountainbikern junge Gäste langfristig an eine Region gebunden werden, die sonst in andere Gebiete fahren.

In 1.3 wurde bereits darauf hingewiesen, dass der hohe Männeranteil von 83 % auch auf die Befragung im Rahmen von MTB-Rennen zurückzuführen ist, die besonders Männern wichtig sind.

Der höchste Schulabschluss und das Nettoeinkommen geben Hinweise auf das ökonomische Potential der Zielgruppe. Die folgende Abbildung vergleicht die Schul­abschlüsse der Befragten mit denen der Gesamtbevölkerung nach Daten des Statistischen Bundesamts.

Abbildung 5: Höchster Schulabschluss der Befragten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten aus: Statistisches Bundesamt 2003, S. 373; eigene Erhebungen.

Unter den Mountainbikern ist der Schüleranteil in etwa so hoch wie in der Gesamt­bevölkerung. Mountainbiker ohne einen Schulabschluss gibt es so gut wie nicht. Volks- und Hauptschulabschlüsse sind in der Zielgruppe unterproportional vertreten. Dagegen entspricht der Anteil der Biker mit mittlerer Reife ungefähr dem Anteil in der Bevölkerung. Der ostdeutsche Abschluss „Polytechnische Oberschule“, der im Statistischen Jahrbuch separat ausgewiesen wird, wurde dabei dem Abschluss „mittlere Reife“ zugerechnet. Es zeigt sich ein hoher Anteil an hohen Bildungsabschlüssen im Vergleich mit der Bundesbevölkerung. Dieses Ergebnis deutet auf einen hohen Anteil von Menschen in gehobenen beruflichen Positionen und damit auf eine finanziell potente Zielgruppe hin, wie das folgende Diagramm zum Nettoeinkommen weiter ver­deutlicht.

Abbildung 6: Klassiertes Nettoeinkommen der Befragten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Die Gruppe derjenigen, die 0 - 499 € verdienen, ist mit 16 % relativ groß. Dabei handelt es sich zu 34 % um Schüler, zu weiteren 33 % um Menschen mit Abitur unter 26 Jahren, also vermutlich Studenten, und zu 8 % um Leute mit mittlerer Reife oder Hauptschulabschluss unter 20 Jahren, also vermutlich Auszubildende. Rund drei Viertel derjenigen, die kein oder nur ein sehr niedriges Einkommen beziehen, sind daher mit ziemlicher Sicherheit noch in der Ausbildung. Die Gruppe der Geringverdiener (500 - 1249 €) ist mit 13 % relativ klein. Dagegen ist die Gruppe der Bezieher mittlerer und hoher Einkommen recht groß. So verdienen ca. 71 % der Befragten mehr als 1250 € netto/Monat.

Repräsentative Daten zum Nettoeinkommen für die Gesamtbevölkerung werden seltener[21] erhoben als Daten zum Haushaltshalts- oder Hauptverdienereinkommen und sind kaum zugänglich. Aus diesem Grund wird in Abbildung 6 das Nettoeinkommen der Befragten auch nicht mit dem der Gesamtbevölkerung verglichen. Stattdessen illustriert ein Vergleich der Hauptverdienereinkommen zwischen Lesern der „BIKE“ und der Gesamtbevölkerung deutlich die überdurchschnittlichen Einkommen von Mountainbikern.

Abbildung 7: Hauptverdienereinkommen der BIKE-Leser im Vergleich zur Gesamtbevölkerung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung nach Daten der AWA 2003 ausgewiesen von Delius Klasing Verlag 2004, S. 3.

Aus der Abbildung geht erneut das hohe ökonomische Potential der Zielgruppe hervor. Für die Gesamtbevölkerung liegt die Merkmalsausprägung mit der größten Häufigkeit in der Klasse von 1000 - 1500 €, dagegen liegt der Modalwert bei BIKE-Lesern in der Klasse von 3000 € und mehr.

Die Frage nach eigenen Kindern und einem Lebenspartner lässt weitere Rückschlüsse auf das ökonomische Potential und das Reiseverhalten zu.

Tabelle 3: Gemeinsame absolute und relative (Werte in Klammern) Häufigkeitsverteilung von Partnerschaft und Kindern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Insgesamt haben rund zwei Drittel der Befragten keine Kinder und ebenfalls rund zwei Drittel leben in einer Partnerschaft. Vermutlich leben viele Mountainbiker in Doppel­verdiener-Haushalten, was mit den vorliegenden Daten aber nicht geprüft werden kann. Wenn beide Angaben zur Partnerschaft und Kindern kombiniert werden, ergibt sich, dass rund ein Drittel weder Kinder noch einen Partner hat. Jeweils ein knappes Drittel lebt in einer Partnerschaft mit Kind oder als kinderloses Paar. Alleinerziehende stellen nur eine kleine Gruppe. Von denjenigen, die in einer Partnerschaft leben, haben 50 % Kinder. Aus der großen Anzahl von Kinderlosen ergibt sich zusammen mit den Einkommensdaten, dass den Befragten von ihrem hohen Gehalt potentiell viel für ihr Hobby übrig bleibt. Weiterhin sind die mehrheitlich kinderlosen Biker zeitlich flexibler als Eltern schulpflichtiger Kinder, die für den Urlaub die Schulferien nutzen müssen. Die zeitliche Flexibilität wird bestätigt durch die Daten von Watzek, wonach 66 % der Befragten ohne Kinder unter 18 Jahren in den Urlaub reisen.[22] Daher eignen sich Biker besonders dazu, die Auslastung in der Vor- und Nachsaison um die Sommerferien zu erhöhen. Aus der geringen Zahl von Eltern ergibt sich, dass ein Betreuungsangebot für Kinder, die noch nicht auf die MTB-Strecke mitgenommen werden können, in den meisten Fällen nicht notwendig ist. Allerdings kann eine solche Dienstleistung aber ein Pluspunkt sein, um sich von Konkurrenten abzuheben.

Zwischenfazit: In der Zielgruppe sind besonders häufig junge Männer mit hohem Bildungs­abschluss und überdurchschnittlichem Einkommen vertreten. Zu vergleich­baren Ergebnissen kommen auch andere Studien.[23] Es handelt sich aus der Sicht von Touristikern daher um eine ökonomisch attraktive Zielgruppe.

2.2 Der Erfahrungsindex

Es ist anzunehmen, dass sich die Erwartungen und Einstellungen der Mountainbiker mit zunehmender MTB-Erfahrung ändern. Um die Erfahrung zu messen, eignen sich verschiedene Indikatoren. Zu denken ist beispielsweise an die Selbsteinschätzung der Fahrer, die Anzahl der absolvierten MTB-Rennen, die Trainingshäufigkeit pro Woche oder die Anzahl der Jahre (Ausübungsdauer), die schon MTB gefahren wird. Da nur die Trainingshäufigkeit pro Woche und die Ausübungsdauer in allen Umfragen abgefragt wurde, können lediglich diese Angaben für den Erfahrungsindex herangezogen werden. Mit diesen Angaben wird ein einfacher Erfahrungsindex gebildet, der aber deutliche Unterschiede in den Untergruppen abbildet und plausible Ergebnisse liefert. In der folgenden Tabelle ist die Verteilung der beiden Merkmale aufgezeigt, die zur Bildung des Index benötigt werden.

Tabelle 4: Trainingshäufigkeit der Befragten pro Woche und Ausübungs-dauer des Mountainbiking

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Aus der Tabelle geht hervor, dass alle Gruppen, vom Anfänger bis zum ambitionierten Leistungssportler, zur Zielgruppe gehören. Zur Indexbildung werden die Angaben zu beiden Fragen kombiniert. Je öfter pro Woche und je länger der Sport ausgeübt wird, desto mehr Erfahrungspunkte werden vergeben. Die folgende Tabelle zeigt die Zuordnungsvorschrift für die Erfahrungspunkte.

Tabelle 5: Zuordnungsvorschrift für den Erfahrungsindex

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Die Punkte für die jeweiligen Angaben werden addiert, so dass zwischen 0 und 10 Erfahrungspunkten erreicht werden können. Diese Punkte werden zu Klassen zu­sammengefasst:

0 - 2 Erfahrungspunkte: Anfänger

3 - 5 Erfahrungspunkte: Fortgeschrittene

6 - 7 Erfahrungspunkte: weit Fortgeschrittene

8 - 10 Erfahrungspunkte: Experten

Die Befragten teilen sich wie folgt auf die Erfahrungsstufen auf.

Tabelle 6: Erfahrungsstufen nach Geschlecht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Zunächst fällt auf, dass Frauen insgesamt weniger MTB-Erfahrung als Männer haben. Frauen fahren im Durchschnitt seit 5 Jahren MTB (Männer: 8 Jahre) und haben im Schnitt mit 27 Jahren damit angefangen (Männer mit 25 Jahren). Zudem ist die Zahl der Anfänger in den Umfragen recht gering, was darauf zurückzuführen ist, dass die meisten Befragten auch Teilnehmer der MTB-Rennen waren und dafür ein Minimum an Erfahrung mitbringen müssen. In die Umfrage ist also vor allem der erfahrene „harte Kern“ der Mountainbiker gelangt, der eine fundierte Meinung zum Mountainbiking hat.

2.3 Mountainbiking: Motive

Sport unterliegt nicht den zweckhaften Bestimmungen der Alltags- und Arbeitswelt und tradierten Nützlichkeitserwägungen.[25] Der Zweck alltäglicher Verrichtungen wie essen, trinken, schlafen und arbeiten ist unmittelbar einsichtig. Dagegen ist der Zweck sport­licher Aktivitäten nicht unmittelbar ersichtlich. Aus der Sicht tradierter Nützlichkeits­erwägungen stellt sich demnach die Frage, weshalb Menschen Mountainbikesport ausüben, der zudem noch ein Verletzungsrisiko und nicht unerhebliche Kosten mit sich bringt. Aus mehreren Gründen ist die Kenntnis der Motive wichtig:

- Touristische Anbieter müssen wissen, was sich die Nachfrager von ihrer Tätigkeit erhoffen, um nicht am Bedarf vorbei zu produzieren. Zu denken ist hier beispiels­weise an die Streckenauswahl, die in 2.4 noch weiter erörtert wird.
- Für die Werbung ist die Kenntnis der zentralen Motive wichtig, um kommunizieren zu können, dass das eigene Angebot auch der Nachfrage entspricht.
- Die Kenntnis der zentralen Motive für die Tätigkeit Mountainbiking erlaubt das Angebot komplementärer Zusatzangebote.
- Für die Steuerung von Verhalten, etwa der Lenkung von Mountainbikern in dafür bestimmte Gebiete, kann die Kenntnis von Motiven wichtig sein.

Um die wesentlichen Beweggründe für die Ausübung des Mountainbikings zu erfahren, wurde die Frage „Weshalb fährst du Mountainbike?“ gestellt. Als mögliche Antworten waren vorgegeben: „um Spaß zu haben“, „um fit zu bleiben“, „als Ausgleich vom Alltag“, „um Natur zu erleben“, „um nette Menschen kennen zu lernen“. Mit der Antwortvorgabe „sonstiges“ sollte geklärt werden, ob alle wichtigen Motive von der Frage erfasst werden. Die Befragten konnten beliebig viele Motive ankreuzen, sie aber nicht gewichten. In anderen Studien werden mehr Motive differenzierter[26] abgefragt. Allerdings lassen sich fast alle diese auf die Motive der eigenen Befragung zurück­führen. Daher ist eine tiefergehende Interpretation der Beweggründe möglich. Zu diesem Zweck sind in der folgenden Tabelle die Ergebnisse von Cessford mit eigenen Anmerkungen aufgeführt. Aus einer vorgegebenen Liste mit 14 „Mountain-Biking-Features“ sollten die Befragten im ersten Schritt fünf wichtige „features“ nennen. Im nächsten Schritt waren dann aus den fünf gewählten die drei wichtigsten in eine streng hierarchische Reihenfolge bringen.[27] Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie oft die jeweiligen „features“ unter die wichtigsten drei kamen.

Tabelle 7: Die drei wichtigsten „Mountain Biking Features“ nach Cessford mit eigenen Erläuterungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Cessford 1995, 14, mit eigenen Ergänzungen in Spalte 3.

Cessford stellt mehr Motive als in der eigenen Umfrage zur Auswahl und differenziert diese noch mal nach ihrer Wichtigkeit. Mit den 14 „features“ werden die Hauptmotive für Mountainbiking von der Frage erfasst, worauf der niedrige Wert für „other“ hin­deutet. Problematisch ist aber, dass bei Cessford die Befragten in ein Antwortschema gepresst werden, dass evtl. ihren Motiven nicht völlig entspricht. So haben womöglich viele Befragte entweder mehr oder weniger als genau fünf Motive. Es mag etwa einige geben, die lediglich die Fitness verbessern oder nur Spaß beim Fahren empfinden wollen. In den meisten Fällen wird aber eine Vielzahl von Motiven zutreffen. Zu diesem Ergebnis kommt Cessford selbst im Anhang zu seiner Umfrage: „This suggests that riders prefer a number of riding features, rather than being only interested in one or two central ones.”[28] Aus diesem Grund ist es nicht adäquat, fünf aus 14 Motiven auswählen zu lassen. Ebenso werden nicht alle Biker eine klare und hierarchische Präferenz­ordnung haben, so dass sie auch nicht drei aus den fünf Motiven in eine Reihenfolge bringen können. Besser wäre es, alle Motive von den Befragten in ihrer Wichtigkeit bewerten zu lassen. Besonders schwierig ist die Auswahl von fünf bzw. drei Motiven, wenn tatsächlich wesentlich mehr oder weniger Motive relevant sind. Die Schwierigkeit für die Anordnung der Reihenfolge steigt und die Aussagekraft entsprechender Tabellen sinkt, wenn die Motive als ungefähr gleich wichtig erachtet werden. Ebenfalls steigt die Schwierigkeit der Auswahl, wenn die Bedeutungsinhalte sich ähnlich sind („relaxation/easy riding/cruising“ und „Peace/quiet/solitude). Für die Befragten ist es auch schwierig, wenn sie sich zwischen Oberbegriffen („Exercise/fitness workout“) und diesen zuzuordnenden Teilaspekten („Physical challenge (hard riding)“) entscheiden müssen. So sind laut Cessford besonders erfahrene Mountainbiker entgegen der Intuition weniger an „Exercise/fitness workout“ als Anfänger interessiert.[29] Allerdings sind sie aber an den Unteraspekten, die Fitness ausmachen, stärker als Anfänger interessiert.[30] Die Art der Antwortvorgabe zwingt die Mountainbiker zu gegensätzlichen Aussagen, die schwierig interpretierbar sind. Ein aussagekräftiges Bild ergibt sich nur, wenn alle Ergebnisse und ihre inhaltlichen Zusammenhänge betrachtet werden.

Etwas problematisch ist auch „Relaxation/easy riding/cruising“, weil für einige Fahrer Erholung („relaxation“), im Sinne der Erholung vom eintönigen Alltag, auch mit einer anstrengenden, anfordernden Fahrweise, also eben nicht mit „easy riding/cruising“, erreicht werden kann. Aus diesem Grund sollten diese beiden Aspekte nicht zusammen­geworfen werden. Auch ist es fraglich, ob die Merkmale „Skill challenge (technical riding)“ und „Developing and improving skills” wirklich trennscharf sind oder nicht doch das gleiche beinhalten und zusammengefasst werden können.

Die folgende Grafik zeigt die relativen Antworthäufigkeiten auf die Motiv-Frage in der eigenen Befragung. Mit Hilfe fremder Befragungen können die Antworten dann weiter differenziert werden.

Abbildung 8: Relative Häufigkeit der Mountainbiking-Motive

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Motive für eine Tätigkeit lassen sich in zwei grundlegende Kategorien aufteilen. Zum einen kann eine Tätigkeit ausgeübt werden, weil die Tätigkeit an sich positiv bewertet wird. In diese Kategorie fällt das Mountainbiking-Motiv „Spaß haben“. Zum anderen kann eine Tätigkeit ausgeübt werden, um damit ein anderes Ziel zu erreichen. In diese Kategorie fallen die anderen Mountainbiking-Motive. Damit zeigt sich, dass Mountain­biking sowohl ausgeübt wird, weil es an sich positiv bewertet wird, als auch über­geordneten Zielen dient.

Spaß ist das meistgenannte Motiv. Niedrige Werte für „Spaß haben“ würden bedeuten, dass Mountainbiking eine wertneutrale Tätigkeit oder sogar ein notwendiges Übel wäre, um ein anderes wichtigeres Ziel zu erreichen. Ein solches Antwortschema ist beispielsweise bei Diäten zu erwarten, die mit dem Ziel der Gewichtsreduktion betrieben werden. Mountainbiking löst also positive Gefühle aus, was dazu führt, dass die Tätigkeit an sich positiv bewertet wird und einen Wert an sich erhält.

Nun ist die Antwort „um Spaß zu haben“ wenig aussagekräftig und es ist zu fragen, was den Spaß beim Mountainbiking ausmacht. Unter Spaß kann verstanden werden, dass die Ausübung einer Tätigkeit positive Gefühle hervorruft. Als solche Gefühle kommen die Anreize Körpererfahrung, Selbstüberwindung und die Konstrukte thrill und flow aus der Motivationspsychologie[31] für das Mountainbiking in Betracht. Nachfolgend wird die Bedeutung dieser Anreize und Konstrukte für Mountainbiker diskutiert.

Röthig definiert flow wie folgt: Das Flow-Erlebnis

„..bezeichnet einen Gefühlszustand, der durch völliges Aufgehen in einer Aktivität und durch die Freude am Vollzug dieser entsteht. Der Prozeß (bspw. eine sportl. Handlung) wird als einheitliches Fließen von einem Augenblick zum anderen erlebt. Dadurch entsteht eine Zentrierung der Aufmerksamkeit, die dazu führt, daß Zweck und Ziel der Handlung in die Tätigkeit selbst verlagert werden.“[32]

Weitere Merkmale von flow sind der Verlust des Zeitgefühls und die Übereinstimmung von Anforderung und Können.[33] Empirisch konnte Beier die Existenz von flow-Erlebnissen für Outdoorsportler belegen.[34] Allerdings ist das Erleben von flow für Mountainbiker nicht so wichtig wie für andere Outdoorsportler, insbesondere Kletterer.[35] Für das als positiv empfundene flow-Erlebnis ist der ungestörte, fließende Handlungsablauf wichtig.[36] Daher ist darauf achten, dass der Biker fahren kann, ohne die Tätigkeit zu unterbrechen. Dazu zählen Zwangspausen, um die Karte zu lesen, weil es keine Beschilderung gibt oder die Schilder uneindeutig sind. Einem flow stehen auch häufige Begegnungskonflikte mit Wanderern, Reitern oder motorisiertem Verkehr entgegen.

Die englische Bezeichnung des Gefühlszustandes „ thrill “ wird im Deutschen mit Nerven­kitzel, Spannung, Angstlust und Risikoerleben umschrieben. Es gibt verschiedene Auffassungen darüber, ob thrill für Mountainbiker wichtig ist. So wurde in der Untersuchung von Cessford der Mountainbiking-Aspekt „speed/excitement/ risk“, der Elemente von thrill umschreibt, als wichtigster von 14 möglichen Aspekten genannt.[37] Beier stellt hingegen eine unterdurchschnittliche Bedeutung der beiden Thrill-Elemente „Angstlust“ und „Herausforderung, Spannung“ fest.[38] Zur Bedeutung von thrill besteht daher noch Klärungsbedarf.

Nach Beier sind für Mountainbiker sind die positiv empfundenen Anreize Körper­erfahrung und Selbstüberwindung wichtig: Das Item zu Körpererfahrung in Beiers Fragebogen lautete „besondere Körperwahrnehmungen bei intensiver Belastung machen“[39] und wurde von den Mountainbikern auf den zweiten Platz von 40 Items gewählt. Ebenfalls wichtig ist es den Bikern, durchzuhalten und sich selbst zu über­winden. Beier beschreibt Durchhalten/Selbstüberwindung mit dem Item: „das Gefühl erleben, wenn man ein Ziel trotz Schwierigkeiten und Problemen erreicht hat; persön­liche Grenzen erreicht oder sogar ein wenig überschritten hat“[40]. Durchhalten/Selbstüberwindung wurde auf Platz 6 gewählt.[41]

Damit wird deutlich, dass Mountainbiker gerne leistungsorientiert fahren und die damit verbundene Anstrengung als anregend empfinden. Mit der anstrengenden und leistungsorientierten Fahrweise ist aber nicht nur Fahrspaß als Selbstzweck verbunden, sondern auch die zweckorientierte Verbesserung der Fitness wie der folgende Absatz zeigt.

Fit bleiben “ ist das Motiv, das nach Spaß die meisten Nennungen hat. In Cessfords Untersuchung wird der Aspekt „Exercise/fitness workout“ ebenfalls auf den zweiten Platz von 14 möglichen gewählt.[42] Im Gegensatz zu „Spaß haben“ ist das Fahren bei diesem Motiv kein Selbstzweck, sondern es dient dem Zweck „Fitness“. Fitness hat wie der Begriff Spaß verschiedene Bedeutungsinhalte. Unter anderem zählen dazu die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, die Krankheitsprävention und die Verlangsamung des Alterungsprozesses.[43] In der Sportwissenschaft wird die körperliche Leistungsfähigkeit wiederum oft eingeteilt in die konditionellen Fähig­keiten (Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Ausdauer) und die koordinativen Fähigkeiten (beispielsweise die Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Wendigkeit).[44] Das Mountainbike kann viel zur Steigerung und Erhaltung der konditionellen Fähigkeiten beitragen. Wie das Rennrad verbessert auch das MTB die Ausdauerfähigkeit. Ebenso kann die Kraftausdauer an steilen, langen Anstiegen und die Schnelligkeit bei Sprinteinlagen trainiert werden. Aber auch einige koordinative Fähigkeiten werden geschult. So werden insbesondere der Gleich­gewichtssinn und die Reaktionsfähigkeit im schwierigen Gelände herausgefordert. Aber auch die Rhythmusfähigkeit wird beim „runden Tritt“ geübt. Ob die Mountainbiker auf bestimmte konditionelle und koordinative Fähigkeiten besonderen Wert legen oder das Mountainbike als universelles Fitnesstrainingsgerät sehen, geht aus den vorliegenden Untersuchungen nicht hervor. So bestätigt Beiers Untersuchung lediglich, dass die Fahrer generell konditionelle und koordinative Fähigkeiten beim Mountainbiking trainieren wollen.[45]

Beier kann hingegen belegen, dass für Mountainbiker die Fitnessdimensionen Rehabilitation (auch im Sinne der Verbesserung der Gesundheit, nicht nur krankheits­bezogen), Verbesserung der Figur sowie Stabilisierung oder Reduzierung des Körper­gewichts wichtig sind, wogegen Prävention nachrangig ist.[46] Aus der großen Bedeutung von Fitness ergibt sich, dass Zusatzangebote insbesondere in diesem Bereich (Leistungsdiagnose, Sporternährung,...) angeboten werden sollten.[47]

Mountainbikes sind für den Gebrauch abseits befestigter Straßen in der Natur ausgelegt. Daher liegt es nahe zu fragen, ob Mountainbiker auch am Erleben der Natur interessiert sind. „ Natur erleben “ war für rund zwei Drittel der Befragten ein Motiv, MTB zu fahren. In der Befragung von Cessford ist der Aspekt „appreciating views/scenery/nature“, der dem Motiv „Natur erleben“ weitgehend entspricht, ebenfalls auf dem dritten Rang gelandet.[48] Für Vollmers Untergruppen „Sport- und Naturbiker“ und „Ruhe- und Erholungsbiker“ ist das Naturerlebnis sogar das wichtigste Motiv, während für „Action- und Funbiker“ die Natur hinter anderen Motiven wie Spaß und Kondition kommt.[49] Auch in der Untersuchung von Beier ist es den Mountainbikern wichtig, Natur zu erleben.[50] Die hohen Werte zeigen, dass die Fahrer an der Natur selbst interessiert sind. Dies bedeutet, dass Mountainbiker in möglichst natürlichen Umgebungen fahren und so die Natur nutzen wollen. Diese Ergebnisse sind aber auch geeignet, um dem oft behaupteten Konflikt zwischen Mountainbikern und Natur die Grundlage zu entziehen. Wenn die Biker fahren, um Natur zu erleben, kann davon ausgegangen werden, dass sie auch für ihren Erhalt zu gewinnen sind. So weist Wöhrstein darauf hin, dass nur eine kleine Minderheit abseits von Wegen fährt.[51] Cessford kann belegen, dass die Mehrzahl der Biker Begrenzungen des Mountainbikings akzeptiert.[52] Niedrige Ergebnisse für das Motiv „Natur erleben“ würden hingegen bedeuten, dass die Natur lediglich eine beliebige Kulisse wäre und Mountainbiker sich im Zweifel eher wie „Hooligans der Berge“ verhalten. An dieser Stelle wird nicht weiter auf den Themenbereich „Natur vs. Mountainbiking“ ein­gegangen, da zahlreiche Studien[53] die ökologische Verträglichkeit des Mountain­bikings bestätigen.

Freizeitbetätigungen dienen in aller Regel dazu, eine Abwechslung und einen Ausgleich zum Alltag zu haben und um Stress abzubauen. Auch dieser Wunsch nach einer Gegenwelt zum Alltag spielt eine wichtige Rolle für fast zwei Drittel der Befragten. Das wichtige Motiv „Exploring new areas” aus Cessfords Befragung[54] kann teilweise dem Alltagsausgleich zugeschrieben werden, da das Erkunden neuer Gebiete eben nicht all­täglich ist. Ebenso steckt hinter „new areas“ auch das Naturerlebnis, weil sich Cessfords Befragung auf Mountainbiking in Neuseelands Naturschutzgebieten[55] bezieht. Dagegen rangieren die Motive „Relaxation/easy riding/cruising“ „Peace/quiet/solitude“, die auch dem Alltagsausgleich zugerechnet werden können, in Cessfords Rangliste[56] weit unten. Der Unterschied zwischen der eigenen und Cessfords Befragung kann durch die Vor­gabe des strikten Antwortschemas erklärt werden, das der Motivlage nicht völlig gerecht wird. So bestätigt Beier die Bedeutung des Ausgleichs für Outdoorsportler: „Insgesamt wird deutlich, daß vor allem die psychische Regeneration sowie die Möglichkeit zum Abschalten vom Alltag für die Befragten von großer Bedeutung ist.“[57]

Ein weiterer Motivbereich im Sport sind soziale Kontakte. Dabei kann es darum gehen, bestehende Kontakte zu pflegen oder auch neue Kontakte zu knüpfen. Das Motiv „ nette Leute kennen lernen “ zielt darauf ab, dass Menschen beim Sport auf Gleichgesinnte treffen und so leicht Kontakte geknüpft werden können. Insbesondere ergibt sich bei Sport und Freizeit oft eine Möglichkeit, den „Partner fürs Leben“ kennen zu lernen. Und tatsächlich haben Menschen ohne festen Partner dieses Motiv mit 23,7 % gering­fügig öfter angekreuzt als die vergebenen Fahrer mit 20,6 %. Verglichen mit den anderen Motiven spielt das Knüpfen von Kontakten mit Fremden beim Mountainbiken aber eine geringe Rolle. Aus der Tabelle 7 geht hervor, dass hingegen die Kontakt­pflege unter Bekannten ein wichtiges Motiv ist. In Beiers Befragung wird nach beiden Motiven, Kontaktpflege und Aufbau neuer Kontakte, gefragt und es zeigt sich, dass Mountainbikern die Pflege wichtiger als der Aufbau von Kontakten ist.[58] In der eigenen Befragung wird die Bedeutung der Geselligkeit unter Freunden an der Frage „Mit wem fährst du Mountainbike?“ deutlich. Auf dem ersten Platz landeten mit Abstand die Freunde als Begleitung. Ein weiterer Hinweis auf die höhere Bedeutung von Kontakt­pflege gegenüber dem Knüpfen neuer Kontakte aus den eigenen Befragungen ergibt sich aus den Antworten von Mountainbikern, die auch wandern. Nach den Wander­motiven gefragt, war die Kontaktpflege mit 14,4 % wichtiger als das Knüpfen von Kontakten mit 10,8 %.

Der niedrige Wert von 7,6 % für „ sonstige “ Motive zeigt, dass die Hauptmotive in der eigenen Befragung, mit Einschränkung der Kontaktpflege, erfasst wurden. Im Folgenden wird nicht weiter auf das unbestimmte Motiv „sonstiges“ eingegangen.

Neben dem Knüpfen von Kontakten gibt es weitere Motive, die für das Mountainbiking auf den ersten Blick plausibel erscheinen, aber in empirischen Studien nicht nach­gewiesen werden konnten.

Insbesondere ist bemerkenswert, dass der ursprüngliche Zweck des Verkehrsmittels Fahrrad, der Transport seines Fahrers, zur Nebensache geworden ist. Bei Cessfords Umfrage ist „Commuting around town/transport“ und „Overnight trips/touring options“ als Zweck des Fahrens eine Ausnahme.[59]

Das touristische Motiv der Bildung und des Erlebens von Kultur hat im MTB-Tourismus keinen Platz. Bei der Frage „Was sollte eine Region zu bieten haben, um als Mountainbike-Gebiet attraktiv zu sein? Was ist dir persönlich dabei wichtig?“[60] landete die Antwort „Kulturangebote“ auf dem letzten Platz. 79 % der Befragten hielten Kulturangebote für „weniger wichtig“ bis „unwichtig“. Zu diesem Ergebnis passt Scheers Befund, wonach Kultur und Sehenswürdigkeiten im Rahmen einer MTB-Tour eine sehr geringe Bedeutung haben.[61] Nun ist das Ergebnis nicht so zu interpretieren, als seien Mountainbiker generell nicht an Kultur interessiert. Es ist einfach so, dass die Vermittlung von Bildungsinhalten mit den anderen Motiven nicht harmoniert. Beispielsweise würde das ständige Anhalten und Lesen von Informationstafeln und Bewundern von Sehenswürdigkeiten das flow-Erlebnis verhindern. Ständige Pausen passen auch nicht zu den Motiven „Fitness verbessern“, „Physische Fähigkeiten verbessern“ und „Durchhalten, Selbstüberwindung“, deren Bedeutung Beier nach­gewiesen hat[62]. Aus der geringen Bedeutung von Bildung und Kultur als Motiv ergibt sich, dass textreiche Schautafeln an MTB-Waldlehrpfaden, kulturgeschichtlichen oder geologischen MTB-Themenrouten, wie sie von Wander- und Radfernwegen bekannt sind, sowie entsprechende geführte Touren, kaum auf eine große Nachfrage stoßen werden.

Zwischenfazit: Die meisten Biker wollen Spaß haben, wenn sie auf ihr Rad steigen. Aber auch das Gesundheits- und Fitnessmotiv spielt eine große Rolle, genauso das Naturerlebnis und die Möglichkeit, Stress abzubauen. Ebenso verbinden viele das Rad fahren mit der Kontaktpflege. Das mögliche Motiv, nette Leute und evtl. den Partner fürs Leben kennen zulernen, ist dagegen untergeordnet. In der Werbung für eine MTB-Region sollte daher vermittelt werden, dass der Kunde einen gesunden Sport mit Freunden in intakter Natur ausüben kann, bei dem er Spaß hat und den Alltag vergisst.

2.3.1 Motive nach Altersklassen

Die Bedeutung der Motive ist vom Alter der Befragten abhängig, wie die folgende Grafik zeigt.

Abbildung 9: Mountainbiking-Motive nach Altersklassen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

In allen Altersgruppen ist Spaß beim Fahren sehr wichtig. Aber je älter die Fahrer sind, desto weniger wichtig ist dieses Motiv verglichen mit den anderen Motiven. Gegen­läufig dazu nimmt die Bedeutung der Fitness mit dem Alter stetig zu. Dies kann so interpretiert werden, dass die jungen Fahrer ohnehin fit sind und nicht extra zu diesem Zweck MTB fahren müssen. Dagegen sind ältere Fahrer nicht mehr so fit wie früher oder wollen nachlassender Leistungsfähigkeit entgegenarbeiten.

Ähnlich lässt sich der Verlauf des Motivs „Ausgleich vom Alltag“ begründen. Die Aus­gleichsfunktion wird ebenfalls mit steigendem Alter wichtiger. Unter 17-jährige stehen meist noch nicht im Berufsleben und brauchen daher auch wenig Ausgleich vom Alltag. Mit dem Eintritt in den Beruf wird dagegen der Alltag stressiger und das Erholungs­bedürfnis größer.

Ebenso wie die beiden vorherigen Motive, wird das Naturerlebnis mit zunehmendem Alter wichtiger. Eine Interpretation könnte sein, dass die zahlenmäßig kleine Gruppe der jungen Fahrer unter 17 Jahren generell wenig naturverbunden ist. Es ist aber auch eine Verbindung zum Motiv des Alltagsausgleichs denkbar. Naturerlebnisse stellen für die meisten Menschen einen Ausgleich zum Alltag in einer weitgehend künstlichen Umwelt dar. Tatsächlich besteht ein solcher Zusammenhang. Wenn das Motiv Ausgleich vom Alltag vorliegt, wollen 76 % auch Natur erleben. Dagegen wollen nur 48 % Natur erleben, wenn das Motiv Alltagsausgleich nicht vorliegt. Das Motiv, Natur beim Mountainbiken zu erleben, dient dann auch dem Motiv des Alltagsausgleichs. Diese Interpretation könnte auch erklären, weshalb wenige junge Fahrer das Motiv Naturerlebnis angekreuzt haben.

2.3.2 Motive nach Erfahrungsklassen

Auch die Erfahrung des Mountainbikers hat einen Einfluss auf die Motive. Die folgende Grafik zeigt für jede Erfahrungsstufe, wie oft die jeweiligen Motive genannt wurden.

Abbildung 10: Mountainbiking-Motive nach Erfahrung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Bei allen Motiven zeigt sich der gleiche Verlauf in Abhängigkeit von der Erfahrung: Der Anteil der Anfänger, die ein Mountainbiking-Motiv nennen, ist immer am geringsten. Mit steigender Erfahrung werden die Motive immer häufiger genannt, bis zur Stufe der weit Fortgeschrittenen. Auf der Expertenstufe sinkt die Zahl der Nennungen bei allen Motiven wieder leicht ab. Bei den Experten werden die einzelnen Motive in etwa so häufig genannt wie bei den Fortgeschrittenen. Der ansteigende Ver­lauf mit zunehmender Erfahrung ist zu erwarten. Biker, die intensiv fahren und damit eine hohe Erfahrungseinstufung haben, können für ihre Tätigkeit auch viele Motive angeben. Nicht erklärbar ist damit aber, wieso die Experten die jeweiligen Motive etwas weniger oft angekreuzt haben als die weit Fortgeschrittenen.

2.3.3 Motive nach Geschlecht

Abbildung 11: Mountainbiking-Motive nach Geschlecht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Auf dem hohen Aggregationsniveau der Motive zeigen sich kaum Unterschiede in zwischen Männern und Frauen in der Häufigkeit der Nennungen der einzelnen Motive. Bei stärker differenzierten Motiven in anderen Umfragen ergeben sich jedoch Unter­schiede.

Tabelle 8: Die fünf wichtigsten „Mountain Biking Features“ nach Geschlecht (N=504)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Cessford 1995, A4.2.

Nach Cessfords Aussage in obiger Tabelle sind für Frauen insbesondere Aspekte des Mountainbikings wichtig, die nur mittelbar damit zu tun haben. Dazu zählen Natur­erleben („Appreciating views/scenery/nature”), Fitnesstraining („Exercise/fitness work­out”), Kontaktpflege („Riding/socialising with friends”). Dagegen betonen laut Cessford Männer eher Aspekte, die unmittelbar mit dem Fahren zu tun haben, wie Geschwindigkeit, Spannung, Risiko („speed, excitement, risk”), Herausforderung der Fahrtechnik („skill challenge (technical riding)”) und körperliche Herausforderung („Physical challenge”).

2.4 Ansprüche an die Strecke

Das Wegenetz ist der Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg einer MTB-Region. Im Folgenden wird daher erörtert, wie das Wegenetz beschaffen sein sollte.

Abbildung 12: Ansprüche an MTB-Strecken

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Idealerweise sollte die Strecke bergauf und -ab mit schmalen Passagen („single-trails“) durch bewaldete Gebiete zu landschaftlich reizvollen Punkten führen. Weit oben auf der Wunschliste steht auch eine klare Wegführung. Ebenso wünscht sich die Mehrheit abwechslungsreiche Parcours, beispielsweise verschiedene Bodenbeläge, aber keinen hohen Asphaltanteil. Wichtig sind auch herausfordernde Steigungen. Weniger wichtig sind dagegen reine Abfahrtstrecken und präparierte Strecken, die per Lift zu erreichen sind. Solche Funparks können aber eine Möglichkeit sein, bereits vorhandene Skipisten im Sommer zu nutzen. Aus diesen Wünschen wird deutlich, dass MTB-Wegenetze günstig auf bereits vorhanden Wegen ausgewiesen werden können. Im Gegensatz zu befestigten Radwegen für Radwanderer sind folglich keine neuen Wege zu planen und zu bauen. Downhill-Strecken und Funparks mit Liftanlagen, die meist mit künstlichen Hindernissen neu angelegt werden müssen, werden nur von einer Minderheit der Rad­fahrer als notwendig erachtet. Da viele Kommunen derzeit unter einen akuten Finanznot leiden, ist die Ausweisung eines MTB-Wegenetzes ohne Funparks und Downhill-Strecken eine kostengünstige Variante der Tourismusförderung. An dieser Stelle ist erneut auf das unbedeutende Bildungsmotiv hinzuweisen, woraus folgt, dass auf­wändige Waldlehrpfade, kulturgeschichtliche oder geologische Themenrouten nicht erwartet werden. Entsprechende Informationstafeln sollten also nicht extra für die Ziel­gruppe angefertigt werden, sondern nur wenn dies im Rahmen anderer Maßnahmen sowieso erfolgt.

Mit steigender Erfahrung ändern sich die Ansprüche an eine MTB-Strecke, wie folgende Tabelle verdeutlicht.

Tabelle 9: Streckenansprüche nach Erfahrung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Erstellung.

Die Tabelle zeigt, wie viele Mountainbiker einer Erfahrungsstufe die jeweilige Eigen­schaft der MTB-Strecke „wichtig“ oder „sehr wichtig“ finden. Aus Gründen der Über­sichtlichkeit wurden die Angaben „sehr wichtig“ und „wichtig“ zusammengefasst und die Nennungen „unwichtig“ und „weniger wichtig“ weggelassen. Mit zunehmender Erfahrung steigt die Bedeutung von Single-Trails, Cross-Country-Strecken, Downhill-Strecken, Steigungen, abwechslungsreichen Parcours, Funparks und asphaltarmen Strecken. Wie zu erwarten steigen mit der Erfahrung somit die Erwartungen an die konditionellen und koordinativen Herausforderungen einer Strecke. Mit steigender Erfahrung sinken jedoch geringfügig die Anforderung an den landschaftlichen Reiz und die Beschilderung. Auch der Wunsch nach Waldstrecken nimmt etwas ab, ohne dass allerdings diese Ansprüche unwichtig werden.

Cessfords Umfrage in Neuseeland bestätigt weitgehend die eigenen Umfrageergebnisse zu MTB-Strecken und erlaubt eine weitere Differenzierung der Streckenwünsche: Mit der Erfahrung steigt die Präferenz für enge, kurvenreiche Single-Trails, fahrtechnisch schwierige Untergründe, schnelle und anspruchsvolle Downhills, lange, steile Steigungen auf glatten oder rauen, schwierigen Belägen. Dagegen mögen Anfänger eher wenige Hindernisse und geringe Schwierigkeiten, leichte, flache Anstiege und fahr­technisch anspruchslose Oberflächen. Weiterhin bevorzugen Mountainbiker Urwälder gegenüber Wirtschaftswäldern als Landschaft.[63] Da alle Wälder in Deutschland Wirtschaftswälder und keine Urwälder mehr sind, erfüllen am ehesten naturnah bewirtschaftete Wälder die Wünsche von Mountainbikern. Naturnah sind Wälder mit in der Regel verschiedenen Baumarten und Bäumen verschiedener Altersstufen, im Gegensatz zu „aufgeräumten“ Fichtenplantagen mit schnurgeraden Wegen.

Aber auch das Geschlecht hat einen Einfluss auf die Streckenansprüche.

[...]


[1] Vgl. Berscheid u.a. 2003.

[2] Vgl. Berscheid u.a. 2003, S. 26.

[3] Vgl. dazu Wöhrstein 1998, S. 9ff., ebenso Vollmer 1999, S. 15ff.

[4] Vgl. dazu exempl. Krug/Nourney/Schmidt 1999, S. 18.

[5] Jacob/Eirmbter 2000, S. 90, Hervorhebungen im Original.

[6] Jacob/Eirmbter 2000, S. 94 Hervorhebungen im Original.

[7] Vgl. dazu exemplarisch Krug/Nourney/Schmidt 1999, S. 63, 18.

[8] Vgl. Berscheid u.a. 2003, S. 27.

[9] Vgl. Jacob/Eirmbter 2000, S. 111.

[10] Strenggenommen stellen die Personen aus den Voranmeldelisten nicht die gesamte Grundgesamtheit dar, weil eine Teilnahme am Wettbewerb und den Umfragen auch ohne Eintrag in diese Liste kurzfristig möglich war. Vergleiche zwischen Voranmeldeliste und Ergebnisliste zeigen aber keine systematischen Unterschiede, so dass die Voranmeldelisten zum Vergleich herangezogen werden können.

[11] Genauere Angaben zur Demografie von Downhill-Fahrern finden sich im Kapitel 4.

[12] Vgl. Cessford 1995.

[13] Vgl. Wöhrstein 1998.

[14] Vgl. Vollmer 1999.

[15] Vgl. Watzek 1999.

[16] Vgl. Beier 2001.

[17] Vgl. Watzek 1999, S. 44.

[18] Vgl. Watzek 1999, S. 44f.

[19] Vgl. Watzek 1999, S. 45.

[20] Vgl. Cessford 1995, A4.2 bzw. Tabelle 8.

[21] Im Mikrozensus wird regelmäßig das individuelle Nettoeinkommen erhoben. Um an die Daten zu gelangen, sind aber begründete Anträge über die Universität an das Statistische Bundesamt zu stellen, so dass auf dieses aufwändige Verfahren verzichtet wurde.

[22] Vgl. Watzek 1999, S. 57.

[23] Vgl. Cessford 1995, S. 7f; ebenso Vollmer 1999, S. 62; auch Watzek 1999, S. 64ff.; ebenso Beier 2001, S. 226 mit weiteren Nachweisen.

[24] Jahresangaben wurden kaufmännisch auf ganze Jahre gerundet.

[25] Vgl. Röthig 1992a, S. 420f.

[26] Vgl. dazu Cessford 1995, S. 14; auch Vollmer 1999, S. 65f; ebenso Beier 2001, S. 207ff.

[27] Vgl. Cessford 1995, S. 13.

[28] Cessford 1995, A4.2.

[29] Vgl. Cessford 1995, S. 14.

[30] Vgl. Cessford 1995, S. 14.

[31] Vgl. zur Einordnung in die Motivationspsychologie und Beschreibung Beier 2001, S. 199ff, 209, 213ff.

[32] Röthig, 1992b, S. 166f.

[33] Vgl. Beier 2001, S. 174ff.

[34] Vgl. Beier 2001, S. 331.

[35] Vgl. Beier 2001, S. 263, 331f.

[36] Vgl. Beier 2001, S. 182.

[37] Vgl. Cessford 1995, S. 14 bzw. Tabelle 7.

[38] Vgl. Beier 2001, S. 252ff.; 269, 332f.

[39] Beier 2001, S. 209.

[40] Beier 2001, S. 214.

[41] Vgl. Beier 2001, S. 267.

[42] Vgl. Cessford 1995, S. 14 bzw. Tabelle 7.

[43] Vgl. dazu exemplarisch Kayser 1992, S. 165.

[44] Vgl. dazu exemplarisch Carl 1992, S. 159.

[45] Vgl. Beier 2001, S. 254

[46] Vgl. Beier 2001, S. 256.

[47] Vgl. dazu Tabelle 11.

[48] Vgl. Cessford 1995, S. 14 bzw. Tabelle 7.

[49] Vgl. Vollmer, 1999, S. 65.

[50] Vgl. Beier 2001, S. 272.

[51] Vgl. Wöhrstein, 1998, S. 51ff.

[52] Vgl. Cessford 1995, S. 27f.

[53] Zur inzwischen weitgehend entschärften MTB-Umwelt-Diskussion gibt es einen Überblick über zahlreiche Studien in Froitzheim u.a. 2001, S. 62f. Empfehlenswert ist insbesondere Wöhrstein 1998.

[54] Vgl. Tabelle 7.

[55] Vgl. Cessford 1995, S. 1.

[56] Vgl. Tabelle 7.

[57] Beier 2001, S. 263.

[58] Vgl. Beier 2001, S. 255.

[59] Vgl. Tabelle 7.

[60] Vgl. Abbildung 19 und im Anhang: Auswertung Gesamtdatensatz.

[61] Vgl. Scheer 2001, S. 283f.

[62] Vgl. Beier 2001, S. 267.

[63] Vgl. Cessford 1995, S. 15.

Ende der Leseprobe aus 155 Seiten

Details

Titel
Mountainbike-Tourismus: Empirische Untersuchung der Nachfrage und Überlegungen zur Rentabilität von Mountainbiking-Angeboten
Hochschule
Universität Trier  (FB IV: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften/Mathematik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
155
Katalognummer
V38007
ISBN (eBook)
9783638372039
Dateigröße
2063 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mountainbike-Tourismus, Empirische, Untersuchung, Nachfrage, Rentabilität, Mountainbiking-Angeboten
Arbeit zitieren
Andreas Heinz (Autor:in), 2004, Mountainbike-Tourismus: Empirische Untersuchung der Nachfrage und Überlegungen zur Rentabilität von Mountainbiking-Angeboten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38007

Kommentare

  • Gast am 4.1.2006

    frage zur Arbeit.

    hallo,
    geht es in der Dipl. Arbeit auch um die sektoren Downhill 4x dual oder hauptsächlich um CC mX?
    vg
    der Dude

Blick ins Buch
Titel: Mountainbike-Tourismus: Empirische Untersuchung der Nachfrage und Überlegungen zur Rentabilität von Mountainbiking-Angeboten



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