Diese Arbeit soll die im Seminar behandelten Theorien der Internationalen Beziehungen reflektieren und sich kritisch mit ihnen auseinander setzen. Folgende Theorien sind im Seminar „Anarchy, Norms or Preferences? Einführung in die Theorien der Internationalen Beziehungen“ behandelt worden: Der Demokratische Frieden, Klassischer Realismus, Liberalismus, Neoliberalismus, Regimetheorie und der Sozialkonstruktivismus. Der Fokus soll im Herausarbeiten der zentralen Kernpunkte der Theorien und dem anschließenden Vergleich zweier ausgewählter Theorien, anhand eines empirischen Beispiels liegen. Dabei sollen die Punkte „Grundannahmen der Theorie“, „Hypothesen“ und „Analyseebenen“, sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede genauer betrachtet werden.
Inhalt
1 Einleitung
2 Klassischer Realismus nach Hans- Joachim Morgenthau
3 Liberalismus nach Moravcsik
4 Ähnlichkeiten und Unterschiede Realismus Liberalismus
5 Fazit
6 Literatur
1 Einleitung
Diese Arbeit soll, die im Seminar behandelten Theorien der Internationalen Beziehungen reflektieren und sich kritisch mit ihnen auseinander setzen. Folgende Theorien sind im Seminar „ Anarchy, Norms or Preferences? Einf ü hrung in die Theorien der Internationalen Beziehungen “ behandelt worden: Der Demokratische Frieden, Klassischer Realismus, Liberalismus, Neoliberalismus, Regimetheorie und der Sozialkonstruktivismus. Der Fokus soll im Herausarbeiten der zentralen Kernpunkte der Theorien und dem anschließenden Vergleich zweier ausgewählter Theorien, anhand eines empirischen Beispiels liegen. Dabei sollen die Punkte
„Grundannahmen der Theorie“, „Hypothesen“ und „Analyseebenen“, sowie
Ähnlichkeiten und Unterschiede genauer betrachtet werden.
Wie politische, internationale Beziehungen funktionieren und arbeiten ist eine sehr wichtige Frage, auf die es nur schwer zu Antworten gilt. Beziehungen zwischen souveränen Staaten, transnationale Institutionen und nichtstaatliche Institutionen sowie private Unternehmen und Einzelpersonen sind so komplex, dass man das nicht einfach mal eben schnell beantworten könnte. Die Rolle der Internationalen Beziehungen ist, diese Aufgabe zu erfüllen, in dem sie Theorien schafft, die auf einfache Art und Weise diese wichtige(n) Frage(n) mit Hilfe von Modellen versucht zu verdeutlichen und dabei erklärt wie die Welt in Wirklichkeit eigentlich funktioniert. Die wichtigsten Theorien, die versuchen die Internationalen Beziehungen zu erklären, ist die Theorie des Realismus‘ und die des Liberalismus‘. In meinem Essay möchte ich vor allem zeigen, wie ähnlich und doch unterschiedliche diese beiden Theorien sind.
2 Klassischer Realismus nach Hans- Joachim Morgenthau
Die Grundlage für das politische Handeln liegt in der Macht und dem Interesse. Beide Aspekte stellen zusammen einen der sechs Grundgedanken dar, die das Denken der realistischen Schule prägen. Nach Hans J. Morgenthau sind Aussagen über das politische Verhalten von Akteuren mit Hilfe der Theorie des Realismus‘ möglich. So geht die Denkweise des Realismus‘ von rationalen Akteuren in einer anarchischen Welt aus, die Macht erwerben und erhalten sowie vom Überlebenswillen der Staaten als Einzige. Das Ziel von Morgenthau ist es, die politischen Beziehungen zwischen Staaten zu analysieren und zu verstehen sowie deren Kräfte im Sinne eines Machtstrebens zu begreifen. Für Morgenthau kann „ Macht [kann] alles umfassen, was die Beherrschung von Menschen durch Menschen wirkt und erh ä lt. [ … ] Macht ist die Herrschaft von Menschen ü ber Menschen [ … ] “ 1 Das Streben nach Macht ist für Morgenthau auf die Anthropologie des Menschen begründet. Nach Montessori ist somit jegliches individuelles Potential bereits von Geburt an im Menschen verankert. Im ersten der sechs Grundsätze Morgenthaus, die zur Festigung seiner realistischen Sichtweise dienen sollen, geht er vor allem auf die oben genannten Begriffe von Macht und Interesse ein.
1. Die Politik wird von objektiven und sozialen Gesetzen der menschlichen Natur beherrscht, der den Machttrieb darstellen soll. Dadurch erreicht der klassische Realismus eine Übertragung von theoretischen Aussagen an die Allgemeinheit.
2. Staatsmänner handeln im Sinne eines von Macht verstandenen Interesses2, daher wird Macht als entscheidende Kategorie von politischem Handeln verstanden. „ Dieser Begriff ist das Bindeglied zwischen der Vernunft, die sich bem ü ht, internationale Politik zu verstehen, und den zu bew ä ltigenden Tatsachen. “ 3 Eine gute Außenpolitik nach Morgenthau folgt den Grundsätzen von Macht und Interesse. Daher müssen Staatsmänner immer zwischen den politischen Grundsätzen ihres Amtes und ihren persönlichen Wertvorstellungen unterscheiden können.
3. Macht kann als universale Kategorie, mit unterschiedlichen Formen verstanden werden, da der „ Begriff des Interesses verstanden im Sinne von Macht “ 4 kein feststehender Begriff ist. Politisches Handeln aus Interesse, ist daher von politischen und kulturellen Zusammenhängen abhängig, die die Außenpolitik bestimmen.5
4. „ Es gibt keine politische Moral ohne Klugheit “ 6 Staatliches Handeln darf nicht mit der Moral gemessen werden, daher ist ein Abwägen je nach Situation notwendig. Dementsprechend ist es Staatsmänner untersagt ihre eigenen moralischen Vorstellungen zu ihrer Grundlage von ihren politischen Entscheidungen machen.
5. Das zentrale Problem in Grundsatz fünf ist, dass Staaten nach Morgenthau ihre eigenen Moralvorstellungen als universell gültig beanspruchen, was im Realismus strikt abzulehnen ist. Daher können die moralischen Prinzipien von Staaten keinen Anspruch auf Universalität bekommen.
6. Im letzten Grundsatz grenzt Morgenthau seine Theorie des klassischen Realismus von anderen Schulen, dem Recht, der Religion oder Moral ab.
Nach den Grundannahmen stellt Morgenthau noch Hypothesen auf. So sei die Struktur des Internationalen Systems anarchisch und nicht in der Lage dauerhafte übergeordnete Machtstrukturen auszubilden. Demzufolge, wenn ein Staat an Macht gewinnt, muss ein anderer im gleichen System an Macht verlieren, da jeder auf sich selbst gestellt ist und voneinander abgegrenzt ist. Somit ist die oberste Zielsetzung eines Staates das eigene Überleben und mächtiger als andere Staaten zu sein. Kriege sind dadurch vorprogrammiert, welche sich aber durch die >>balance of power<< vermeiden lassen können. Grundsätzlich ist der Realismus nach Morgenthau als eine realistische Theorie der Internationalen Beziehungen zu verstehen, da die Analyseebene auf die Anthropologie des Menschen zurückzuführen ist.
3 Liberalismus nach Moravcsik
Die Theorie des Liberalismus befasst sich insbesondere mit den Akteuren und ihren Motiven. Dabei stehen die Präferenzen der Akteure im Vordergrund. Die Freiheit des Einzelnen wird berücksichtigt, da Staaten laut des Liberalismus‘ keine einheitlichen Vorstellungen über ihren Zielen und Interessen verfügen. Demokratische Mehrheiten und Interessengruppen beeinflussen diese Vorstellungen. Einzelne Faktoren wie zum Beispiel Wohlfahrt oder Sicherheit werden verschieden gewichtet.
Die wesentlichen Grundannahmen nach Moravcsiks liberale Theorie stützt sich auf das Menschenbild eines rationalen Nutzenmaximierers (homo oeconomicus) und heißen: „The Primacy of Societal Actors“, „Representation and State Preferences“ und „Interdependence and the International System“. Zufolge sind Individuen und gesellschaftliche Gruppen die zentralen Akteure der internationalen Politik, die in Konkurrenz mit dem Außenverhalten der Staaten und deren Regierungsentscheidungen stehen. Im Vergleich zum Realismus liegt der Fokus auf der Individualebene und den innenpolitischen Erklärungsfaktoren.
Grundannahme 1: Die zentralen Akteure in der internationalen Politik sind Individuen und private Gruppen (methodologischer Individualismus). Diese gesellschaftlichen Akteure konkurrieren um die Durchsetzung ihrer Eigeninteressen bezüglich Außenpolitik.
Grundannahme 2: Der Staat überträgt die durchsetzungsfähigsten gesellschaftlichen Interessen in außenpolitische Staatspräferenzen und handelt auf dieser Basis zweckgebunden in der Weltpolitik.
Grundannahme 3: Die Konfiguration der interdependenten Staatspräferenzen bestimmt staatliches Verhalten und outcomes internationaler Politik.7
Die liberale Theorie folgt demnach einem „bottom-up-view of politics“, dessen Bedeutung vor allem in den Interessen der Akteure liegt. Diese handeln laut Moravcsik rational und risikoavers, um ihre Ziele zu erreichen und ihre Interessen zu verfolgen.
[...]
1 Macht und Frieden S.54 f.
2 Vgl. S.51
3 S.50
4 S.54
5 Vgl. S.54
6 S. 56
7 Andrew Moravcsik (1997): „Taking Preferences Seriously: A Liberal Theory of International Politics, International Organization, 51 (4), 513-553
- Quote paper
- Kristin Kuhn (Author), 2016, Internationale Beziehungen. Analyse Klassischer Realismus nach Morgenthau und Liberalismus nach Moravcsik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380591
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