Die Frage des Zusammenhangs zwischen der steuerlichen und der handelsrechtlichen Gewinnermittlung in Deutschland ist nicht neu. Erstmals festgeschrieben wurde die steuerrechtliche Gewinnermittlung unter Berücksichtigung der kaufmännischen Buchführung bereits am 17. Dezember 1874 im Bremer Einkommensteuergesetz und am 22. Dezember 1874 im Sächsischen Einkommensteuergesetz. Somit war die rechtliche Basis für die weitere Entwicklung des EStG im Allgemeinen sowie insbesondere des Maßgeblichkeitsgrundsatzes geschaffen. Allerdings kam die Maßgeblichkeit nicht unmittelbar durch das Sächsische oder das Bremische Einkommensteuergesetz zustande. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entschieden die Sächsischen und Preußischen Oberverwaltungsgerichte über die Erweiterung des steuerlichen Gewinnbegriffs in Richtung des Gewinnbegriffs nach dem Handelsgesetzbuch. Damit verordnete der Gesetzgeber eine Maßgeblichkeit der Gewinnvorstellung nach dem Handelsrecht für den steuerlichen Gewinnbegriff, die später in § 13 EStG 1925 und § 5 EStG 1934 Einzug erhielt und seither diversen Veränderungen unterworfen war. Folglich waren Bilanzierungsfragen ebenso wie Reformüberlegungen stets auch vor dem Hintergrund ihrer steuerlichen Folgen zu beurteilen.
Mit diesem Rechtsakt kehrte der Gesetzgeber von der bis dahin weit verbreiteten Überschussrechnung der Einnahmen über die Ausgaben ab, was unter anderem auch mit Vereinfachungs- und Praktikabilitätsüberlegungen begründet wurde. Weiterhin wurde das Maßgeblichkeitsprinzip auch damit begründet, dass „die Gewinnansprüche des Staates so zu bemessen seien, wie die Gewinnansprüche anderer Teilhaber am Gewinn (Stiller Teilhaber-Ansatz)“. Seit dem Bilanzrichtliniengesetz (BiRiLiG) vom 19. Dezember 1985 nimmt das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) die umfassendsten Veränderungen am Maßgeblichkeitsprinzip vor. Die Änderungen und Auswirkungen der Einführung des BilMoG stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einführung und Problemstellung
- Das Maßgeblichkeitsprinzip
- Prinzipien der steuerlichen Gewinnermittlung
- Maßgeblichkeitsgrundsatz
- Materielle, formelle und umgekehrte Maßgeblichkeit
- Durchbrechung der Maßgeblichkeit
- BilMoG
- Ziele
- Änderungen und Auswirkungen
- Zunehmende Internationalisierung
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Maßgeblichkeitsprinzip im deutschen Bilanzsteuerrecht, insbesondere im Spannungsfeld zwischen dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) und der zunehmenden Internationalisierung. Ziel ist es, die Entwicklung und den aktuellen Stand des Prinzips zu beleuchten sowie die Auswirkungen des BilMoG und der Internationalisierung auf dessen zukünftige Gestaltung zu analysieren.
- Entwicklung des Maßgeblichkeitsprinzips in Deutschland
- Auswirkungen des BilMoG auf das Maßgeblichkeitsprinzip
- Durchbrechungen des Maßgeblichkeitsprinzips
- Prinzipien der steuerlichen Gewinnermittlung
- Internationalisierungstendenzen im Handelsrecht und deren Einfluss auf die Rechnungslegung
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung und Problemstellung: Die Einführung beleuchtet den historischen Kontext des Maßgeblichkeitsprinzips in Deutschland, beginnend mit seiner ersten Formulierung im 19. Jahrhundert bis hin zur Bedeutung der kaufmännischen Buchführung für die steuerliche Gewinnermittlung. Sie unterstreicht die dauerhafte Relevanz der steuerlichen Folgen von Bilanzierungsfragen und Reformüberlegungen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung bis zum BilMoG und dessen weitreichenden Veränderungen am Maßgeblichkeitsprinzip, welche im Mittelpunkt der Arbeit stehen.
Das Maßgeblichkeitsprinzip: Dieses Kapitel analysiert das Maßgeblichkeitsprinzip vor dem Hintergrund des BilMoG. Es werden die Prinzipien der steuerlichen Gewinnermittlung erläutert und wichtige Durchbrechungen des Prinzips aufgezeigt, wobei auf weiterführende Gesetzestexte und Richtlinien verwiesen wird. Die Zusammenfassung der verschiedenen Aspekte des Maßgeblichkeitsprinzips bildet die Grundlage für das Verständnis der späteren Kapitel und der Auswirkungen des BilMoG.
BilMoG: Hier werden die Ziele, Änderungen und Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) auf das Maßgeblichkeitsprinzip kritisch untersucht. Die Analyse beleuchtet, wie das BilMoG die handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften an die International Financial Reporting Standards (IFRS) anlehnt und die Gewichtung der Informationsfunktion gegenüber der vorsichtigen Gewinnermittlung verändert. Der Fokus liegt auf der Bewertung der Folgen dieser Veränderungen für das Verhältnis des Handelsbilanzrechts zu anderen Rechtsgebieten.
Zunehmende Internationalisierung: Dieses Kapitel befasst sich mit den steigenden Internationalisierungstendenzen im Handelsrecht und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die zukünftige Rechnungslegung. Es wird analysiert, wie die globale Entwicklung des Handelsrechts das Maßgeblichkeitsprinzip beeinflusst und welche Herausforderungen und Anpassungen sich daraus ergeben.
Schlüsselwörter
Maßgeblichkeitsprinzip, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), International Financial Reporting Standards (IFRS), Steuerliche Gewinnermittlung, Handelsrecht, Internationalisierung, Rechnungslegung, Informationsfunktion, Vorsichtigkeitsprinzip.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Maßgeblichkeitsprinzip im deutschen Bilanzsteuerrecht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Maßgeblichkeitsprinzip im deutschen Bilanzsteuerrecht, insbesondere im Spannungsfeld zwischen dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) und der zunehmenden Internationalisierung. Sie beleuchtet die Entwicklung und den aktuellen Stand des Prinzips und analysiert die Auswirkungen von BilMoG und Internationalisierung auf dessen zukünftige Gestaltung.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Maßgeblichkeitsprinzips in Deutschland, die Auswirkungen des BilMoG darauf, Durchbrechungen des Prinzips, die Prinzipien der steuerlichen Gewinnermittlung, und Internationalisierungstendenzen im Handelsrecht und deren Einfluss auf die Rechnungslegung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu: Einführung und Problemstellung (historischer Kontext, Relevanz steuerlicher Folgen von Bilanzierungsfragen, Entwicklung bis zum BilMoG); Das Maßgeblichkeitsprinzip (Analyse vor dem Hintergrund des BilMoG, Prinzipien der steuerlichen Gewinnermittlung, Durchbrechungen des Prinzips); BilMoG (Ziele, Änderungen und Auswirkungen auf das Maßgeblichkeitsprinzip, Anlehnung an IFRS, Veränderung der Informationsfunktion); Zunehmende Internationalisierung (Auswirkungen steigender Internationalisierungstendenzen im Handelsrecht auf die zukünftige Rechnungslegung); Schlussbemerkung und Literaturverzeichnis.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung und den aktuellen Stand des Maßgeblichkeitsprinzips zu beleuchten sowie die Auswirkungen des BilMoG und der Internationalisierung auf dessen zukünftige Gestaltung zu analysieren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Maßgeblichkeitsprinzip, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), International Financial Reporting Standards (IFRS), Steuerliche Gewinnermittlung, Handelsrecht, Internationalisierung, Rechnungslegung, Informationsfunktion, Vorsichtigkeitsprinzip.
Wie ist der Aufbau der Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einem Inhaltsverzeichnis, gefolgt von der Zielsetzung und den Themenschwerpunkten. Es folgen Kapitelzusammenfassungen, die den Inhalt jedes Kapitels kurz beschreiben. Die Arbeit endet mit einem Abschnitt zu Schlüsselbegriffen.
Welche Rolle spielt das BilMoG in dieser Arbeit?
Das BilMoG steht im Mittelpunkt der Arbeit. Es werden dessen Ziele, Änderungen und Auswirkungen auf das Maßgeblichkeitsprinzip kritisch untersucht, insbesondere die Anlehnung an IFRS und die Veränderung der Gewichtung von Informationsfunktion und vorsichtiger Gewinnermittlung.
Welche Bedeutung hat die Internationalisierung im Kontext dieser Arbeit?
Die zunehmende Internationalisierung im Handelsrecht und deren Einfluss auf die zukünftige Rechnungslegung werden analysiert. Die Arbeit untersucht, wie die globale Entwicklung des Handelsrechts das Maßgeblichkeitsprinzip beeinflusst und welche Herausforderungen und Anpassungen sich daraus ergeben.
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- David Schuh (Author), 2017, Das Maßgeblichkeitsprinzip im Spannungsfeld des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes und zunehmender Internationalisierung des Bilanzsteuerrechts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380657