Zu Beginn des Jahres 2002 erregten in Zentralamerika die Konzerte eines Orchesters Aufsehen, dass der costaricanische Pianist Manuel Obregón ins Leben gerufen hatte: „Das Orquesta de la Papaya“ bestand aus 14 Musikern, die alle Länder und viele Ethnien des Isthmus repräsentierten: „indígenas“ aus Guatemala, Schwarze aus Belize, Mestizen aus El Salvador, Garifuna aus Honduras usw. spielten eine Mischung aus Folklore, Jazz und Klassik. Dieses Ensemble unterstreicht die langsam wachsende musikalische Emanzipierung einer Weltregion, deren diesbezügliche Bedeutung international bisher gering war.
Die Region stand immer unter starkem externen Einfluss: Erst zwang die Kolonialmacht Spanien (in einigen Küstengebieten auch die Engländer), den Einheimischen ihre Kultur auf, später dann die USA und – abgeschwächt - der große Nachbar Mexiko. Belize, das sich kulturell mehr an Großbritannien und der Karibik orientiert, hebt sich besonders stark von seinen Nachbarn ab. Aber auch durch die indigenen Elemente in der Musik unterscheiden sich die Länder: So leben in Guatemala rund 60 Prozent indígenas, während es in Costa Rica nur noch etwa ein Prozent ist. Nicht ohne Grund schrieb Nicolas Slonimsky 1949 über das Land:"Costa Rican music is a white man's music, and of all Latin American countries is the least influenced by either the Indian or the Negro culture".
Ohne Kenntnis der geschichtlichen Ereignisse ist die Vielfalt der heutigen Klänge schwer nachzuvollziehen. Darum werden sie kurz erläutert werden, bevor ich mich der aktuellen Situation zuwende. Schon der Musikwissenschaftler Kurt Pahlen erkannte allerdings: "...eine äußerst bunte Musikwelt, die in ihrer Gesamtheit noch nicht studiert wurde." Darum kann es passieren, dass in den verschiedenen Abschnitten dieses Artikels nicht immer alle Länder behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Prä-Kolumbianische Musik
- Indianische Musik heute
- Von der Conquista bis zur Unabhängigkeit
- Afrikanische Elemente
- Die Marimba
- Von der Unabhängigkeit bis zum 20. Jahrhundert
- Musik vom 20. Jahrhundert bis heute
- Kunstmusik
- Die Gitarre als Waffe - Das Neue Politische Lied
- Rock, Hiphop & Co.
- Jazz
- Externe Einflüsse: Salsa, Merengue, Country & Co.
- Folkloristische und populäre Musik
- Von Disco zu Techno
- Musikindustrie und -medien
- Ausbildung und Wissenschaft
- Schlußfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Artikel beleuchtet die vielfältige Musikkultur Zentralamerikas und analysiert deren Entwicklung vom prä-kolumbianischen Zeitalter bis zur Gegenwart. Dabei werden sowohl traditionelle Musikformen der indigenen Völker als auch europäische und afrikanische Einflüsse betrachtet.
- Der Einfluss der Kolonialisierung durch Spanien und England auf die Musik
- Die Bedeutung indigener Traditionen in der modernen Musik
- Die Rolle afrikanischer Musik in der Entwicklung zentralamerikanischer Musik
- Die Herausforderungen und Chancen der Musikindustrie in Zentralamerika
- Die Bedeutung von Ausbildung und Wissenschaft für die Musiklandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Artikel beginnt mit einer Beschreibung des "Orquesta de la Papaya", eines Orchesters, das die musikalische Vielfalt Zentralamerikas widerspiegelt und die wachsende Bedeutung der Region auf internationaler Ebene beleuchtet.
- Prä-Kolumbianische Musik: Dieses Kapitel beschreibt die Musik der Maya, die wichtige Elemente ihrer religiösen Zeremonien und weltlichen Feste darstellte. Es werden verschiedene prä-kolumbianische Instrumente vorgestellt.
- Indianische Musik heute: Dieses Kapitel analysiert die Situation der traditionellen Musik der indigenen Völker in Zentralamerika. Es wird auf die Bedrohung durch evangelikale Kirchen sowie den Einfluss westlicher Musik hingewiesen. Außerdem werden die Musiktraditionen der Bribri, Cabécar, Kuna und Miskitu beleuchtet.
- Von der Conquista bis zur Unabhängigkeit: Dieses Kapitel beschreibt die systematische Vernichtung der indigenen Kultur durch die spanische Kolonialmacht und die Verbreitung europäischer Musikpraktiken. Es wird gezeigt, wie die katholische Kirche das Musikleben Zentralamerikas im 18. Jahrhundert prägte.
- Afrikanische Elemente: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss afrikanischer Sklaven auf die Musik Zentralamerikas. Dabei wird die Bedeutung der Garifuna-Kultur hervorgehoben, die durch ihre Geschichte und ihre Musik eine wichtige Rolle im kulturellen Gefüge Zentralamerikas spielt.
Schlüsselwörter
Zentralamerika, Musikkultur, indigene Musik, Kolonialismus, afrikanische Musik, Garifuna, Orquesta de la Papaya, traditionelle Musik, moderne Musik, Musikindustrie, Ausbildung, Wissenschaft.
- Quote paper
- Torsten Eßer (Author), 2008, Der Klang von Schildkrötenpanzer und Synthesizer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380754