Schon in der Antike entwickele sich ein unglaubliches Konfliktpotenzial zwischen Menschen christlichem und jüdischem Glaubens. Das rührt vor allem von dem Streit um das erwählte Volk Gottes. Diesen Titel beanspruchten nämlich Juden wie Christen gleichermaßen. Besonders die Christen versuchten diese Tatsache aus dem Alten Testament abzuleiten, wie beispielsweise Tertullian, der sagt, dass „[i]n der Prophezeihung des Alten Testamentes […] die Ankunft Christi zur Erlösung der Heidenvölker angekündigt [ist], aber auch die Verwerfung der Juden.“ (Pfisterer, 1973).
Durch die Beschuldigung des Gottesmordes verschärfte sich die Lage nur noch umso mehr, obwohl sogar Zeugnisse belegen, dass der Mord an Jesus eine Gemeinschaftstat von Juden und Heiden gewesen ist. Doch trotzdem wurde den Juden die Alleinschuld an dieser Handlung angelastet.
Allerdings gibt es noch mehr Reibungspunkte zwischen Juden und Christen, die zum Teil zu immensen Ausschreitungen gegen die Juden führten, wie die Kreuzzüge am wohl eindrucksvollsten beweisen. Doch wie verhielt sich die christliche Bevölkerung gegenüber der jüdischen im Alltag und wie sah Verhältnis umgekehrt aus? Welchen Auseinandersetzungen hatten sich beide
Personengruppen im täglichen Miteinander zu stellen? Welche Art von Interaktion gab es zwischen Juden und Christen? Um diesen Fragen nachzugehen, habe ich mir neben zahlreicher Fachliteratur eine Quelle von Gilbert Crispin zur Hilfe genommen, die ein Religionsgespräch zwischen ihm (einem Christen) und einem Juden schildert. Sie ist besonders geeignet, da sie die Interaktion der beiden Religionen gut darstellt, zeitgenössisch ist und zudem den religiösen Gedankenaustausch trefflich darlegt. Weiterhin wurde Gilbert in der Forschungsliteratur häufig zitiert, sodass er mir sehr glaubwürdig und wahrheitsgetreu erschien und deshalb eine gute Grundlage für meine Arbeit bildete.
Im Folgenden werde ich mit Erläuterungen zu Beziehungen zwischen Juden und Christen und beginnen um anschließend anhand der Quelle die Interaktion der beiden Religionen zu skizzieren.
Abschließend werde ich die Erkenntnisse aus dieser Arbeit knapp formulieren und darlegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beziehungen zwischen Christen und Juden
- Streitpunkte und Konfliktpotenzial im täglichen Zusammenleben von Juden und Christen
- Alltägliche Interaktionen zwischen Christen und Juden
- Quelle zu jüdisch-christlichen Beziehungen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Juden und Christen im Mittelalter und beleuchtet, ob und inwiefern es in dieser Zeit zu einer Aufhebung der Grenzen zwischen beiden Gruppen kam. Die Arbeit analysiert die Konflikte und Spannungen, die das tägliche Zusammenleben von Christen und Juden prägten, sowie die Formen der Interaktion, die zwischen beiden Gruppen stattfanden.
- Konflikte und Spannungen zwischen Christen und Juden im Mittelalter
- Alltägliche Interaktion zwischen Christen und Juden
- Die Rolle des Geldverleihs in der Beziehung zwischen Christen und Juden
- Die Bedeutung von religiösen Gesprächsrunden und Diskursen
- Die Marginalisierung der jüdischen Bevölkerung im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Beziehungen zwischen Christen und Juden im Mittelalter dar und gibt einen Überblick über die relevanten Forschungsdiskussionen. Sie führt den Leser in die Problematik der unterschiedlichen Interpretationen des Alten Testaments ein und erklärt die Entstehung von Vorurteilen und Konflikten zwischen beiden Gruppen.
Kapitel 2 beleuchtet die verschiedenen Streitpunkte und Konfliktpotenziale, die im Alltag zwischen Juden und Christen existierten. Es untersucht die Rolle des Geldverleihs als Quelle von Konflikten und erläutert den Status der Juden als marginale Gesellschaftsgruppe, die im Mittelalter häufig Benachteiligungen und Repressalien ausgesetzt war.
Kapitel 3 präsentiert eine Quelle von Gilbert Crispin, die ein Religionsgespräch zwischen einem Christen und einem Juden beschreibt. Diese Quelle soll anhand ihrer Inhalte die Interaktion zwischen den beiden Religionen verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Jüdisch-christliche Beziehungen, Mittelalter, Konfliktpotenzial, Geldverleih, Marginalisierung, Interaktion, Religionsgespräch, Gilbert Crispin.
- Arbeit zitieren
- Doreen Miersch (Autor:in), 2012, Aufgehobene Grenzen zwischen Juden und Christen in der mittelalterlichen Gesellschaft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381370