Die Renaissance des Schallplattenspielers?


Hausarbeit, 2011

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ein Überblick über die Geschichte der Schallplatte

3. Die digitale Konkurrenz

4. Der Abstieg

5. Die Renaissance?

6. Schlusswort

7. Statistik der Verkauften Tonträger 1992-2009

8. Beispiel für die visuelle Produktdarstellung von 1987 zu 2011

9. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den frühen 1980er Jahren, nach der Markteinführung des CD- Players, wurde von den Vertretern aller Fachzeitschriften das baldige Aussterben der Schallplatte prophezeit. Tatsächlich ging der Marktanteil dieses Tonträgers innerhalb weniger Jahre auf einen Bruchteil seines ursprünglichen Wertes zurück und viele namhafte Schallplattenspielerhersteller überstanden diese Krise nicht. Speziell jene Hersteller, die versuchten der Konkurrenz des CD- Players mit gesteigertem Bedienungskomfort entgegenzutreten, scheiterten an dem neuen übermächtigen Rivalen. Eine kleine Gruppe Hersteller allerdings, die von Beginn an mehr auf das Design bzw. auf eine Nichtautomation der Bedienung setzte, konnte diese Krise relativ schadfrei überstehen und schon ab Mitte der 1980er Jahre wieder stabile Verkaufszahlen erzielen.[1]

Bereits direkt nach der Jahrtausendwende stieg der Anteil der verkauften Schallplatten gegenüber dem absoluten Tiefpunkt Mitte der 1990er Jahre um über einhundert Prozent und bis zum heutigen Tag erfuhr die Branche ein stetiges Wachstum,[2] sodass Experten von Fachzeitschriften nun das baldige Ende der Compact Disc eher einläuteten als das der Langspielplatte.

Diese Hausarbeit beleuchtet die Hintergründe, warum oder ob es im engeren Sinne überhaupt zu einer Renaissance des Schallplattenspielers kam und geht hierbei der Frage nach, ob der Wandel zum “Kultobjekt Plattenspieler“ auch durch die Art der Bedienungszeremonie zustande kam. Ferner wird angerissen, ob es sich bei dem Plattenspieler um ein bereits geschlossenes System handelt und ob dieses für seine Neubelebung wieder geöffnet wurde. Weiter liefert diese Hausarbeit einen kurzen Überblick über die Historie des Schallplattenspielers. Dieses erscheint auch deshalb notwendig, weil aus der relativ langen Geschichte der Schallplatte ein nicht zu unterschätzender Bestand von Tonträgern, die zwischenzeitlich auch einen gewissen materiellen Wert besitzen, hervorgeht und selbstredend eine Abspielmöglichkeit benötigen.

Was diese Arbeit nicht zu leisten vermag, ist eine tiefere Analyse der technischen Seite, sowie der einzelnen Käuferschichten mit ihrer jeweils eigenen Motivation. Zu komplex und vielschichtig ist die Frage, warum der Bediener sich für den Kauf eines Schallplattenspielers entscheidet, um sie im Rahmen einer solchen Hausarbeit befriedigend beantworten zu können. Vielmehr soll hier auf ein hochinteressantes Kapitel der jüngeren Technikgeschichte aufmerksam gemacht und dazu angeregt werden, sich mit diesem Thema näher zu beschäftigen.

Die Forschungslage zur Renaissance des Plattenspielers ist eher defizitär. Zwar haben sich einige Arbeiten, zu nennen wäre hier „Grundwissen Medien“[3] oder „Nadel, Rille, Trichter“[4] bzw. die „Geschichte des Tonträgers“[5] grundsätzlich mit dem Plattenspieler beschäftigt, jedoch wurde nur rudimentär das Wiederaufkommen des Plattenspielers wahrgenommen bzw. behandelt. In den einschlägigen Fachmagazinen, zu nennen wären hier u.a. die Zeitschrift “Stereo“ hingegen ist der Plattenspieler wieder fester Bestandteil der Berichterstattung, was auch eine veränderte Fokussierung der Leserschaft widerspiegelt. Um dennoch einen möglichst weitgefassten Einblick in dieses Thema zu bekommen, nutzt diese Hausarbeit auch Informationen aus einem Interview mit dem Besitzer der Fa. TRANSROTOR, einem der führenden Schallplattenspielerhersteller im High-End-Bereich weltweit, sowie Zuschriften von Kunden dieses Hauses. Auch über Prospektmaterial verschiedener Hersteller aus den 1970er Jahren bis heute wird versucht die veränderte Repräsentation des Plattenspielers, weg vom reinen „Abspielgerät“ hin zum „Design- und Kultgegenstand“ aufzuzeigen.

2. Ein Überblick über die Geschichte der Schallplatte

Die Schallplatte wird gemeinhin als Weiterentwicklung von Edisons Phonographen- Walztechnik aus dem Jahre 1877 angesehen. Emil Berliner meldete am 08. November 1887 ein Patent zum „Verfahren und Apparat für das Registrieren und Wiederhervorbringen von Tönen“ an. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde der Schallplatte. Vom technischen Grundprinzip her hat sich bis heute nichts mehr an diesem Verfahren geändert. Allerdings hatte man in der Frühzeit der Schallplatte mit zwei Hauptproblemen zu kämpfen. Zum einen waren die Nebengeräusche auf einer im Zinkaufnahmeverfahren hergestellten Platte enorm, zum anderen mussten die ersten Grammophone während des Abspielens mit einer Handkurbel angetrieben werden, was naturgemäß außerordentliche Gleichlaufschwankungen mit sich brachte. Ferner war zu Beginn die Kapazität einer solchen Hartgummiplatte kaum größer als eine Minute.[6] Bereits zehn Jahre später gelang es sowohl die so genannte Schellackplatte auf den Markt zu bringen, als auch die Grammophone mit Federn auszurüsten, sodass die Qualitätsstandards deutlich gesteigert werden konnten. So gelang es den Herstellern bzw. den zwischenzeitlich gegründeten Plattenfirmen auch namhafte Künstler zu Aufnahmen auf “Schellack“ unter Vertrag zu nehmen und so als ernsthafter Markt in der Tonreproduktion aufzusteigen. In den Folgejahren wurden Platten entwickelt, die doppelseitig bespielt werden konnten und einen Durchmesser von dreißig Zentimetern aufwiesen.[7] Bei einer Abspielgeschwindigkeit von achtundsiebzig Umdrehungen pro Minute, die ab 1925 standardisiert wurde, entstand so eine Spieldauer von zwei mal fünf Minuten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schellackplatte aber durch die Einführung der technisch überlegenen Kunststoffplatte eine Konkurrenz zur Seite gestellt, der sie trotz Versuchen sie zu verbessern, nicht länger standhalten konnte. Diese dreißig Zentimeter Kunststoffplatte aus PVC[8] und mit Mikrorillen versehen wurde 1948 von der amerikanischen Firma Columbia vorgestellt und als “long playing record“ bei einer Geschwindigkeit von dreiunddreißig eindrittel Umdrehungen vorgestellt. Sie gilt als der Prototyp der Langspielplatte mit einer Kapazität von bis zu dreißig Minuten pro Seite.[9] Ferner kam dann noch die “Single“ mit einer wesentlich geringeren Kapazität auf den Markt. Als weitere Verbesserung wurde in den 1950er Jahren noch die Stereophonie durch das Abtasten des Saphirs auf beiden Rillenseiten eingeführt. Bis auf Feinheiten in der Herstellung und speziell in der Aufnahmetechnik hat sich das Grundprinzip bis heute nicht mehr verändert. So wurden in der Folgezeit mehrere Milliarden Singles, Schellack-, und Langspielplatten hergestellt[10], von denen nach heutigen Schätzungen noch mehr als 15 Prozent[11] in den Schränken von Musikliebhabern und Sammlern stehen.

3. Die digitale Konkurrenz

Mit der Markteinführung der Compact Disk 1982 begann der Abstieg der Langspielplatte als Branchenprimus. Die neue digitale Technik überflügelte die Verkaufszahlen der Langspielplatte in kürzester Zeit und bereits 1992 standen 131,8 Millionen verkauften CDs lediglich 5,1 Millionen Vinyl-Platten gegenüber. Was waren die Verkaufsargumente für die Compact Disc bzw. ihre Abspielgeräte? Zum einen wurde der “Sound“ zu Beginn des Digitalzeitalters als „neue Dimension des Hörens“[12] von diversen Fachzeitschriften gefeiert. Auf der anderen Seite galt die Speicherkapazität einer CD mit heute bis zu 80 Minuten als Quantensprung in der Musikindustrie. Auch bei der Bedienung eines CD-Players ergaben sich völlig neue Möglichkeiten. Auf Tastendruck und in Sekundenschnelle konnte eine CD abgespielt, wiederholt, programmiert und über einen Zufallsgenerator völlig willkürlich abgespielt werden. So machte die Firma FISCHER für ihren CD-Player damit Werbung, dass „16 Titel in der Reihenfolge programmierbar“[13] sind und mit einem Tastendruck zur Verfügung stehen. Yamaha umwarb seine Kunden für ihr 1988er Topmodell mit „24 Speicher dienen- beliebig belegt- der Gestaltung eines höchst individuellen Programms“.[14] Bereits Ende der 1980er Jahre nahmen viele Hersteller von CD-Playern dann auch noch CD-Wechsler in ihr Programm auf und erreichten damit einen Bedienungskomfort, der bis dahin in der Heimmusikwelt ohne Beispiel war. Gesteigert wurde dieses aber noch von nicht physikalischen, rein digitalen Techniken wie dem MP3-Format. Hier ist speziell die Musikbeschaffung in der jüngsten Geschichte über Internetdownloads zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für alle physikalischen Tonträger, sei es die Langspielplatte oder auch die Compact Disc, geworden.

4. Der Abstieg

Die meisten Plattenspielerhersteller versuchten nun ebenfalls mit den gestiegenen Bedienungsmöglichkeiten von CD-Playern mitzuhalten. So machte die Firma FISCHER in einem ihrer Prospekte aus dem Jahre 1987 damit Werbung: „Ein CD-Player ist eine Alternative- aber kein Ersatz“[15] und betonte im Weiteren, dass die Programmiermöglichkeiten ihrer Top-Modelle in die Richtung des Komforts bei einem CD-Player gingen. Auch andere Massenhersteller versuchten ihre Marktstellung dadurch zu behaupten, ihren Bedienungskomfort auszubauen. Diese hatten aber gegen die (scheinbaren) Vorteile des CD-Players gerade im Hinblick auf den Bedienkomfort bzw. die Informationsmöglichkeiten keine Chance sich am Markt zu halten. Zumal sich auch in der Preisbildung das Digitalgerät schnell vom exklusiven High-End-Gerät zur Massenware wandelte. So wurde der oben erwähnte FISCHER 5-Fach CD-Wechsler bereits 1987 für unter 500 € angeboten. Zu dieser Zeit kostete das FISCHER Plattenspieler-Topmodell in etwa genauso viel. Nur wenige Hersteller gingen dazu einen alternativen Weg und versuchten sich ihre Nische durch extremen Minimalismus und exklusives Design im oberen Preissegment zu schaffen. Die anderen wurden von der übermächtigen Konkurrenz und nicht zuletzt von der Fachwelt zum Tode verurteilt. So waren in den 1970er und 1980er Jahren noch führende Unternehmen wie z.B. Dual, die ihren Hauptumsatz mit Plattenspielern machten, nicht mehr in der Lage auf dem Markt zu überleben. Bis Mitte der 1980er Jahre sank der Schallplattenspielerverkauf um 98 Prozent.[16] Hierbei sind gerade die Massenhersteller, die nicht in der Lage waren dem CD-Player ernsthaft Argumente entgegen zu setzten, in großer Zahl für immer vom Markt verschwunden. Andere haben sich insofern umgestellt, dass sie nun selbst, meist mit dem noch guten Namen aus dem Plattenspielergeschäft, in die CD-Player Produktion mit eingestiegen sind. Ein spannendes Beispiel, wie einige Schallplattenspielerhersteller diese Krise gemeistert haben, ist die Fa. THORENS aus der Schweiz. Auch hier wurde bereits 1977 mit elektronischer Ausstattung wie berührungsfreier Endabschaltung geworben und diese Richtung in den Krisenjahren noch stärker fokussiert, bevor nach starken Umsatzeinbrüchen ein Umdenken in diesem Hause stattfand und auch hier eine Rückbesinnung, eine Konzentration auf das Wesentliche stattfand.

[...]


[1] Angaben aus einem Interview mit Jochen Räke 2009 während der High-End Messe in München (Gründer der Fa. TRANSROTOR in Bergisch Gladbach)

[2] Jaspersen, Thomas: Tonträger(Schallplatte, Kassette, CD). In: Werner Faulstich (Hg.), Grundwissen Medien, Paderborn 2004, S.395. / Bundesverband Musikindustrie, (http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz09/), 06.09.2011.

[3] Jaspersen, Thomas: Tonträger(Schallplatte, Kassette, CD). In: Werner Faulstich (Hg.), Grundwissen Medien, Paderborn 2004, S.385-410.

[4] Gauß, Stefan: Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte des Phonographen und des Grammophons in Deutschland (1900-1940), Köln 2009.

[5] Holzbauer, Hermann: Geschichte der Tonträger. Von der Erfindung der Schallplatte zu den digitalen Medien, Tutzingen 1999, S.11-37.

[6] Holzbauer, Hermann: Geschichte der Tonträger. Von der Erfindung der Schallplatte zu den digitalen Medien, Tutzingen 1999, S. 11-18.

[7] Jaspersen, Thomas: Tonträger(Schallplatte, Kassette, CD). In: Werner Faulstich (Hg.), Grundwissen Medien, Paderborn 2004, S.386-387.

[8] PVC-Polyvinylchlorid

[9] Holzbauer, Hermann: Geschichte der Tonträger, Tutzingen 1999, S. 20.

[10] Höhepunkt 1981 mit 1,14 Mrd. (Angabe des Bundesverband der Musikindustrie)

[11] Telefonische Angabe am 22.08.2011 der Pressestelle des Bundesverbandes der Musikindustrie, (Britta Lüerßen, Leiterin Markforschung & Entwicklung, Telefon: 030 590038-21) Schätzung!

[12] Vgl. STEREOPLAY 04/83

[13] FISCHER Prospekte aus dem Jahre 1987 über ihr damaliges CD-Player Top-Modell DAC-205.

[14] YAMAHA Prospekt „YAMAHA HIFI, Bausteine des Natural Sound u.a. über ihre Plattenspielerserie P-520/P-320/P-22 aus dem Jahre1987.

[15] FISCHER Prospekte aus dem Jahre 1986 über ihr damaliges Plattenspieler Top-Modell MT-890.

[16] Telefonische Schätzung am 22.08.2011 der Pressestelle des Bundesverbandes der Musikindustrie.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Renaissance des Schallplattenspielers?
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Geschichte)
Veranstaltung
Pro-Seminar: Einführung in die moderne Technikgeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V381399
ISBN (eBook)
9783668579286
ISBN (Buch)
9783668579293
Dateigröße
752 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Technikgeschichte, Schallplatten, Schallplattenspieler
Arbeit zitieren
Frank Krause (Autor:in), 2011, Die Renaissance des Schallplattenspielers?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381399

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