Die Wahlbeteiligung in der Bundesrepublik Deutschland nimmt seit Jahren bei praktisch allen Wahlen stetig ab. Bei der letzten Wahl des Europaparlaments gaben gerade einmal 43 Prozent der Deutschen ihre Stimme ab. Aber nicht nur bei der schon traditionell schlechten Beteiligung auf Europaebene ist ein spürbarer Rückgang der Wahlbeteiligung zu beobachten, sondern auch bei der sonst im Vergleich höchsten Wahlbeteiligung - der Bundestagswahl – sinkt seit den 1970er Jahren die Beteiligung immer weiter ab. In einer vielbeachteten Studie der Bertelsmann Stiftung zur Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl 2013 kommen die Autoren Schäfer, Vehrkamp und Gagné zu der Formel: „Je höher der formale Bildungsstand, umso höher ist die Wahlbeteiligung.“ Dieses Bildungsgrundlagen setzten sie weiter in kausalen Zusammenhang mit einer, je nach Bildungsgrad, verschiedenen sozialen Schichtung, dem Wohnort, und der Arbeitslosenquote, was eben auch aufzeigen soll, dass je niedriger das Niveau, desto niedriger die Wahlbeteiligung.
Diese Arbeit möchte der Frage nachgehen, ob dieser These tatsächlich widerspruchsfrei zugestimmt werden kann, oder ob sich in dieser Studie nicht auch Indizien finden lassen, welche einem direkten Zusammenhang auch entgegenstehen. So finden sich praktisch aus allen untersuchten Wahlbezirken Zahlen, die bisweilen durchaus eine genau gegenteilige Interpretation zulassen würden. Es zeigt sich beispielsweise bei der Bundestagswahl 2013 in Freiburg im Wahlbezirk „Altstadt-Mitte“ die schlechteste Wahlbeteiligung überhaupt und das obwohl in diesem Bezirk die Bildungsquote mit 41,3 Prozent Abiturienten unter den besten Fünf in Freiburg liegt. Auch der aus der Bildung resultierende soziale Status, hier die Klassifizierung in ökonomisch schwächere- und stärkere Milieus, die die Autoren weiter in ihrer Studie heranziehen, reicht bei dem eben genannte Beispiel nicht aus, um die Verweigerungshaltung der Wähler in Freiburg – so lag die Arbeitslosenquote im genannte Bezirk gerade mal bei drei Prozent - in diesem Zusammenhang zu erklären.
Die Widersprüche, die sich in allen Städten finden, möchte diese Hausarbeit diskutieren und dabei der Arbeitshypothese folgen, dass geringer sozialer Status und Bildung möglicherweise ein Indikator sind, aber keineswegs alleinig als Erklärung für eine nachlassende Wahlbeteiligung herangezogen werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Etablierte Vorstellungen
- Daten aus der Studie „Prekäre Wahlen - Milieus und soziale Selektivität der Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013”
- Aachen, Freiburg, Berlin, Hamburg und Leipzig
- Bildung und Wahlbeteiligung - eine Scheinkausalität?
- Die vier Muster nach Schäfer, Vehrkamp und Gagné
- Mögliche andere Gründe für eine (Nicht-)Beteiligung an Wahlen
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die These, dass Bildung ein Indikator für die Wahlbeteiligung ist, indem sie Daten aus der Studie "Prekäre Wahlen - Milieus und soziale Selektivität der Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013" untersucht. Sie hinterfragt die Widerspruchsfreiheit dieser These und sucht nach Indizien, die einem direkten Zusammenhang zwischen Bildung und Wahlbeteiligung entgegenstehen.
- Zusammenhang zwischen Bildung und Wahlbeteiligung
- Soziale Schichtung und ihre Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung
- Kritik an der These, dass Bildung ein eindeutiger Indikator für Wahlbeteiligung ist
- Alternative Erklärungsansätze für die Wahlbeteiligung
- Die Rolle der politischen Verdrossenheit und Entfremdung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt die These der Studie "Prekäre Wahlen" vor, wonach Bildung ein Indikator für die Wahlbeteiligung ist, und hinterfragt diese These anhand von Daten aus der Studie.
- Etablierte Vorstellungen: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Theorien und Argumente, die zur Erklärung der Wahlbeteiligung herangezogen werden, wie beispielsweise den Rational-choice-Ansatz von Downs und die Theorie der politischen Unterstützung von Easton.
- Daten aus der Studie „Prekäre Wahlen - Milieus und soziale Selektivität der Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013”: Die Studie "Prekäre Wahlen" wird vorgestellt, und es werden Beispiele aus den untersuchten Wahlbezirken Aachen, Freiburg, Berlin, Hamburg und Leipzig präsentiert, um die These zu beleuchten.
- Aachen, Freiburg, Berlin, Hamburg und Leipzig: Dieses Kapitel diskutiert die Widersprüche, die sich in den verschiedenen Städten zeigen, im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Bildung und Wahlbeteiligung.
- Bildung und Wahlbeteiligung - eine Scheinkausalität?: Die Hausarbeit hinterfragt die Gültigkeit der These, dass Bildung ein eindeutiger Indikator für die Wahlbeteiligung ist.
- Die vier Muster nach Schäfer, Vehrkamp und Gagné: Die Studie "Prekäre Wahlen" identifiziert vier Muster der Wahlbeteiligung, die hier näher erläutert werden.
- Mögliche andere Gründe für eine (Nicht-)Beteiligung an Wahlen: Weitere Gründe für die Wahlbeteiligung werden beleuchtet, wie beispielsweise die politische Verdrossenheit, Protest und Unzufriedenheit mit dem politischen System.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema der Wahlbeteiligung und insbesondere mit dem Zusammenhang zwischen Bildung und Wahlbeteiligung. Es werden wichtige Konzepte wie soziale Schichtung, politische Verdrossenheit, Entfremdungsthese und Rational-choice-Ansatz behandelt. Die Studie "Prekäre Wahlen" spielt eine zentrale Rolle in der Analyse und dient als Grundlage für die Diskussion der Widersprüche und der alternativen Erklärungsansätze.
- Quote paper
- Frank Krause (Author), 2016, Ist Bildung (tatsächlich) ein Indikator für die Wahlbeteiligung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381433