Einleitung
In der aktuellen soziologischen Debatte wird oft die Frage gestellt, in welcher Zeit und Gesellschaft wir eigentlich leben. Man hört Schlagworte wie „Postmoderne“ , „Hochmoderne“, „Erlebnisgesellschaft“, „Konsumgesellschaft“ , an anderer Stelle wird das Ende der „Spaßgesellschaft“ verkündet. Alle diese Begriffe versuchen die prinzipielle soziologische Frage zu beantworten, ob es in der Gesellschaft einen dominierenden Faktor gibt, der Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gesellschaft und daraus resultierende Identitäten beschreiben kann. Diese hohe Anzahl der Ansätze wirkt einerseits verwirrend, andererseits scheint eine solche Vielzahl von Ansätzen an sich notwendig, um eine komplexe, differenzierte Gesellschaft gut zu beschreiben.
Mit dem Begriff Identität wird ein weiterer Terminus eingeführt, der ebenso vielfältig zu interpretieren und kommentieren ist, wie derjenige der Gesellschaft.
Um nicht Gefahr zu laufen, sich in einer Vielzahl von Literatur und (populär-) wissenschaftlichen Überlegungen zu verlieren, möchte ich die Ziele, Motivationen und Untersuchungsfelder dieser Diplomarbeit „Reflexive Identitäten – Facetten der Moderne“ zunächst festlegen:
Mich interessiert in erster Linie, welche Aussagen zur Zeit aktuelle Denkrichtungen zum Thema Gesellschaft und besonders Identität treffen, welche Übereinstimmungen und Differenzen es gibt. Ich möchte darstellen, was der Begriff der Moderne und dessen neuere Variationen vor allem in Form von Spät-, aber auch Postmoderne unter dem Gesichtspunkt der Identitätsformung,- bildung, und -zuschreibung bedeuten und welche möglichen Weiterentwicklungen möglich sind.
Kapitel I wird sich daher zunächst ausführlich der Beschreibung der einfachen und späten Moderne widmen und quasi historisch nachzeichnen, welche Phänomene (z.B. soziale Differenzierung und Individualisierung) als wichtige Denk- und Beurteilungsmuster entstanden, die im Zusammenhang mit dem Begriff Identität relevant sind. Zudem sollen relevante Punkte zwischen einfacher und später Modernen erläutert werden, insbesondere wieder, welche Punkte bzw. Annahmen (z.B. Wegfall/ Veränderung des Klassenbegriffs) im Hinblick auf Identität wichtig sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Vergleich einfache und späte Moderne
- 1. Moderne/Modernisierung
- 2. Soziale Differenzierung und Individualisierung
- 2.1 Definition soziale Differenzierung
- 2.2 Definition Individualisierung
- 3. Grundüberlegungen Simmels
- 3.1 Individualisierung
- 3.2 Kreuzung sozialer Kreise
- 3.3 Koordination Individuum - Gesellschaft
- 4. Spätmoderne
- 5. Zusammenfassung
- II. Identität
- 1. Essentialist theories
- 1.1 Psychoanalytische Theorie
- 2. Non-essentialist theories
- 2.1 Role-learning theory
- 2.2 Social-construction theory
- 3. Identität in der Spät-Moderne
- 3.1 Identität als Projekt
- 3.2 Facetten des Identitätsprojektes
- Exkurs: Lebensstile
- 3.2.1 Bastelbiographien
- 3.3 Vergemeinschaftungen
- 3.3.1 Pure relationship
- 3.3.1.1 Kontraste und Anschlüsse
- 3.3.2 Erlebnisgesellschaft
- 3.3.1 Pure relationship
- 4. Bourdieus Feldtheorie
- 4.1 Vergleich
- Exkurs: Altruistischer Individualismus
- 5. Anschluß an Ideen der Post-Moderne
- 6. Zusammenfassung
- 1. Essentialist theories
- III. Einschränkungen und Perspektiven
- 1. Soziale Ungleichheit
- 1.1 Individuelles Schicksal und neue Armut
- 1.2 Wissen und postfordisitische Produktionsweise
- 2. Neue Formen der Arbeitsgesellschaft
- 2.1 Unter dem Blickwinkel der Spätmoderne
- 3. Globalisierung
- 4. Life politics
- 5. Zusammenfassung
- 1. Soziale Ungleichheit
- IV. Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit „Reflexive Identitäten – Facetten der Moderne“ zielt darauf ab, aktuelle Denkansätze zum Thema Gesellschaft und insbesondere Identität zu untersuchen und deren Aussagen zu vergleichen. Sie möchte die Bedeutung des Begriffs „Moderne“ und seiner modernen Variationen, insbesondere in Form von Spät- und Postmoderne, im Kontext der Identitätsformung, -bildung und -zuschreibung aufzeigen und mögliche Weiterentwicklungen beleuchten.
- Vergleich einfacher und später Moderne
- Identität in der Spätmoderne
- Soziale Ungleichheit und ihre Auswirkungen auf Identität
- Neue Formen der Arbeitsgesellschaft und ihre Bedeutung für Identität
- Globalisierung und ihre Implikationen für die Identitätsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit befasst sich mit der Beschreibung der einfachen und späten Moderne. Es werden wichtige Phänomene wie soziale Differenzierung und Individualisierung als Denk- und Beurteilungsmuster im Zusammenhang mit dem Begriff Identität untersucht. Relevante Punkte zwischen einfacher und später Modernen werden erläutert, insbesondere die Bedeutung von Veränderungen im Klassenbegriff für die Identität.
Kapitel II beleuchtet die Thematik der Identität. Es werden verschiedene Theorien, sowohl essentielle als auch nicht-essentielle, behandelt, die versuchen, Identität zu erklären. Insbesondere wird die Bedeutung der Identität in der Spätmoderne untersucht, die als ein Projekt der Selbstfindung und -konstruktion verstanden wird. Dieses Kapitel beleuchtet auch verschiedene Facetten dieses Identitätsprojektes, darunter Bastelbiographien, Vergemeinschaftungen und die Erlebnisgesellschaft.
Das dritte Kapitel widmet sich den Einschränkungen und Perspektiven der reflexiven Identitätsbildung in der Spätmoderne. Es werden soziale Ungleichheit, neue Formen der Arbeitsgesellschaft, Globalisierung und die Bedeutung der „Life politics“ für die Identitätsentwicklung diskutiert.
Schlüsselwörter
Moderne, Spätmoderne, Postmoderne, Identität, soziale Differenzierung, Individualisierung, Identitätsprojekt, Bastelbiographien, Erlebnisgesellschaft, soziale Ungleichheit, Globalisierung, Life politics.
- Quote paper
- Tomas Jerkovic (Author), 2002, Reflexive Identitäten - Facetten der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38159