Das Literarische Quartett war eine Literatursendung des Zweiten Deutschen Fernsehens, die von 1988 bis 2001 etwa sechsmal jährlich ausgestrahlt wurde. In der Show wurden aktuelle Bucherscheinungen besprochen, es wurde aber auch über bereits etablierte Werke diskutiert und in Sondersendungen die Bedeutung von Klassikern erörtert. Die Unterhaltungssendung lebte von den teils scharfen Wortgefechten der Teilnehmer: Feste Teilnehmer waren die Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek sowie die Kritikerin und Kulturkorrespondentin Sigrid Löffler. Wechselnde Gäste ergänzten das Quartett.
In der Sendung vom 30. Juni 2000 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Reich-Ranicki und Löffler, aufgrund der letztere die Sendung verließ. Dieser Konflikt scheint demnach eine andere Dimension gehabt zu haben als die üblichen Streitereien, die Teil des Konzepts waren. Was also war an dem Streit im Juni 2000 so besonders, dass Sigrid Löffler aus dem Quartett ausstieg? Wie konnte ein Streit in einem öffentlichen Kontext dermaßen ausschweifen, dass sich eine etablierte Teilnehmerin der Runde persönlich angegriffen fühlte? Immerhin kannte sie das Format, ihre Mitstreiter und die Streitereien bereits seit über 12 Jahren.
Diese Arbeit versucht, Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu finden. Dabei wird zunächst ein Überblick über die Beschreibungsmöglichkeiten, Konzepte und Methodik gegeben, um diesem vielschichtigen Thema einen Rahmen zu geben. Der öffentliche Kontext spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Methodik der (ethnomethodologischen) Konversationsanalyse und der Frage nach Emotionalität im Streitgespräch. Da die Besonderheit dieses Konflikts sowohl darin liegt, dass er öffentlich ausgetragen wurde, als auch in der Besonderheit des Formats, das von Auseinandersetzungen lebte, wird danach ein Überblick über den Kontext gegeben, auf den die anschließende Analyse aufbaut. In einer abschließenden Diskussion werden die zentralen Erkenntnisse zusammengetragen und bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodischer Rahmen
- Definitionsversuche: „Streit“ und „Konflikt“
- Die Rolle von Emotionen in Konflikten
- Das Literarische Quartett: Bemerkungen zum Kontext
- Das Format: Zwischen Talkshow, Expertendiskussion und Streitgespräch
- Rollenverteilung in der Diskussion
- Mehrfachadressiertheit und Feedback aus dem Publikum
- Analyse eines Streitgesprächs: Persönlich vs. literarisch
- Makrostruktur
- Mikrostrukturanalyse
- Abschließende Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit einem Konflikt, der sich in einer Sendung des Literarischen Quartetts ereignete und zur Folge hatte, dass eine Teilnehmerin die Sendung verließ. Ziel ist es, die Besonderheiten dieses Konflikts im Kontext des Sendeformats zu analysieren und zu verstehen, wie es zu einer Eskalation des Streits kam. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Emotionen und der Frage, wie die Kommunikation in einem öffentlichen Kontext die Wahrnehmung und Interpretation des Konflikts beeinflusst.
- Die Definition und Abgrenzung der Begriffe „Streit“ und „Konflikt“
- Die Rolle von Emotionen in Konflikten und deren Einfluss auf die Kommunikation
- Der Kontext des Literarischen Quartetts als Format und dessen Einfluss auf die Kommunikation der Teilnehmer
- Die Analyse eines Streitgesprächs mit Fokus auf die Makro- und Mikrostruktur
- Die Bedeutung von Öffentlichkeit und Feedback auf die Dynamik und Eskalation des Konflikts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Literarische Quartett als Format und den Konflikt im Juni 2000 zwischen Reich-Ranicki und Löffler vor. Es werden die Forschungsfragen und die Struktur der Arbeit skizziert.
Im zweiten Kapitel wird der methodische Rahmen der Arbeit erläutert. Zunächst werden verschiedene Definitionen von „Streit“ und „Konflikt“ vorgestellt. Anschließend wird die Rolle von Emotionen in Konflikten im Detail betrachtet und auf die Bedeutung von Gegensätzen und Positionen im Gespräch eingegangen.
Kapitel drei befasst sich mit dem Kontext des Literarischen Quartetts. Es werden die Besonderheiten des Formats, die Rollenverteilung der Teilnehmer und die Relevanz von Feedback aus dem Publikum für die Kommunikation erörtert.
Kapitel vier analysiert ein Streitgespräch aus der Sendung vom 30. Juni 2000. Es wird die Makrostruktur des Gesprächs untersucht und anschließend eine Mikrostrukturanalyse durchgeführt.
Die abschließende Diskussion fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und bewertet die Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Arbeit sind: Streit, Konflikt, Emotionen, Kommunikation, öffentlicher Kontext, Fernsehformat, Literarisches Quartett, Konversationsanalyse, Ethnomethodologie, Mikrostruktur, Makrostruktur.
- Citar trabajo
- B.A. Anna Koschinski (Autor), 2016, Streit beim Literarischen Quartett. Ein Konflikt in institutioneller Fernsehkommunikation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/382693