Credit Default Swaps (CDS) als meist gehandeltes Kreditderivat. Einflussfaktoren und Determinanten des CDS-Spreads


Hausarbeit, 2017

26 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit

2 Theoretische Diskussion der Einflussfaktoren auf die Höhe der Prämie
2.1 Funktion des Credit Default Swaps
2.2 Makroökonomi sche F aktoren
2.3 Firmenspezifische Faktoren

3 Aktueller Stand der Forschung
3.1 Strukturmodell
3.2 Reduktionsmodell

4 Fazit
4.1 Zielerreichung
4.2 Perspektiven

Literaturverzeichnis .

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Konstruktion des Credit Default Swaps

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Stetiger Wachstum im internationalen Handel von Finanztransaktionen aller am Markt agierenden Teilnehmer ging zu Beginn der 90er Jahre mit einem steigenden Kredit­Exposure einher. Vor allem in den Jahren von 2003 bis 2007 stieg der Handel massiv an und erreichte im Jahre 2007 das maximale Volumen von rund 62 Billionen Dollar.[1] Da­her wurde nach einer Möglichkeit gesucht, das Kreditrisiko bzw.[2] Teile dessen zu trans­ferieren und damit handelbar zu gestalten. Daraus entwickelten sich die Credit Default Swaps (CDS) als fest etabliertes und meist gehandeltes Kreditderivat.[3]

Banken oder anderen Marktteilnehmern wurde mit dem CDS der Handel von Ausfallri­siken ermöglicht, um dieses Risiko zu steuern bzw. auf andere Vertragsparteien zu transferieren. Durch die mit CDS verbesserte Allokation des Ausfallrisikos, wird im Wesentlichen eine verbesserte Diversifikation des Kreditrisikos ermöglicht.[4]

Ein CDS stellt im Grunde eine Art Versicherungsvertrag dar, wodurch sich der Käufer bzw. der Versicherungsnehmer durch das Erbringen von periodischen Prämienzahlun­gen gegen den Ausfall eines Referenzschuldners schützt.[5] Der Verkäufer bzw. Versiche­rungsgeber, welcher die Prämien des Käufers erhält, sichert dem Käufer im Gegenzug eine einmalige Entschädigungszahlung bei Eintritt eines sogenannten Kreditereignisses beim Referenzschuldner zu.[6] Die periodisch zu leistenden Prämienzahlungen des Käu­fers werden gewöhnlich in Basispunkten notiert und drücken damit den sogenannten CDS-Spread bzw. die Prämie aus. [7] Unter Kreditereignisse fallen beispielsweise Zah­lungsausfälle oder die [8] Insolvenz der Unternehmung. Tritt kein Kreditereignis ein, läuft der Vertrag mit der zuletzt zu zahlenden Prämie des Verkäufers gemäß vereinbarter Laufzeit aus.[9]

In die Kategorie der Kreditderivate fallen zahlreiche Produkte. Dazu gehören ebenfalls die sogenannten Total Return Swaps (TRS), welche sich zu den CDS in der Art unter­scheiden, als dass periodisch alle Erträge aus Zins und gestiegenen Marktwerten dem Kreditrisikokäufer bzw. dem Total Return-Empfänger übertragen werden. Während bei TRS jede Wertveränderung abgesichert werden kann, dient die sogenannte Credit Default Swaption als Hedge gegen die Veränderung des Spreads.[10] Diese und weitere Produkttypen weisen allerdings gegenüber dem CDS eine eher geringere Bedeutung auf.[11] Demzufolge liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit bei der Analyse der CDS und im besonderen Maße auf den Einflussfaktoren die die Höhe des Spreads beeinflussen.

1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit

Der Preis bzw. der sogenannte Spread des CDS hängt von vielen Faktoren ab, die in verschiedenen Literaturen sowohl theoretisch beschrieben, als auch praktisch nachge­wiesen werden können. Es ist daher das Ziel der vorliegenden Arbeit, die wichtigsten Einflussfaktoren auf den CDS-Spread zu identifizieren und diese neben der theoreti­schen Diskussion ebenfalls unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Forschungen und den einhergehenden empirischen Studien darzulegen und zu vergleichen.

Durch die geleistete Pionierarbeit der Ökonomen Black und Scholes (1973) sowie Mer­ton (1974) ergab sich für die theoretischen Determinanten des CDS-Spreads das soge­nannte Strukturmodell.[12] Die darunter fallenden Haupteinflussfaktoren inklusive ergän­zender Faktoren bezogen auf die Höhe der Prämie werden nach kurzer Einführung unter Kapitel 2.1 in die Funktion der CDS, in Kapitel 2.2 und 2.3 dargestellt.[13] Durch Kapitel 3 ergibt sich der aktuelle Stand der Forschung über einen Einblick von zwei Ansätzen und die daraus resultierende Fragestellung, inwieweit die theoretischen Faktoren die Höhe der Prämie erklären und welche anderen Einflussfaktoren potentiell durch empiri­sche Analysen aufgedeckt werden konnten oder wohlmöglich unerklärt bleiben.

2 Theoretische Diskussion der Einflussfaktoren auf die Höhe der Prämie

2.1 Funktion des Credit Default Swaps

Gehandelt werden CDS außerbörslich durch bilaterale Vereinbarungen zwischen den jeweiligen Vertragspartnern.[14] Durch den Handel von CDS findet eine Spaltung des Kreditrisikos und der Kreditbeziehung statt. Während die Kreditbeziehung gegenüber dem Referenzschuldner bestehen bleibt, wird lediglich das Ausfallrisiko auf den Siche­rungsgeber übertragen.[15]

Mit Blick auf folgende Abbildung sollen die Vertragsbeziehungen des CDS erläutert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Konstruktion des Credit Default Swaps[16]

Hierbei wird ersichtlich, dass der Risikogeber mit einem Referenzschuldner z.B. eine Kreditbeziehung hält, bei der die Rückzahlung des Kredites durch Zins und Tilgung erfolgt. Mit dem Kauf eines CDS durch den Risikogeber erfolgt der angedeutete Trans­fer des Ausfallrisikos an den Risikonehmer. In dieser Konstruktion wird deutlich, dass die zu zahlende Prämie vom Risikogeber von verschiedenen Faktoren wie z.B. der Ver­schuldung des Referenzschuldners abhängig sein muss. Die Höhe der Prämie beein­flusst jedoch nicht die vertragliche Beziehung zwischen Referenzschuldner und Risiko­geber.

Die Gegenleistung für die Ausfallversicherung des Risikonehmers erbringt der Risiko­geber mit zuvor vereinbarten periodisch zu zahlenden Prämienzahlungen, welche meist viertel- oder halbjährlich erfolgen.[17]

Kommt es zu einem Kreditereignis, beispielsweise zu einer Zahlungsunfähigkeit oder der Insolvenz des Referenzschuldners, gibt es zwei Möglichkeiten der Abwicklung.[18] Die Abwicklung der Ausgleichszahlung kann zum einen mit physischer Lieferung von Wertpapieren, zum anderen in einem Barausgleich erfolgen. Bei einem physischen Sett­lement zahlt der Versicherungsgeber den Nominalwert und erhält im Gegenzug das Re- ferenzaktivum.[19] Wird der Barausgleich angewendet, hat der Versicherungsverkäufer den Nominalwert abzüglich der Recovery Rate zu liefern.[20]

Die Kreditereignisse im Allgemeinen sind im Voraus vertraglich festzulegen, wobei die International Swaps and Derivatives Association (ISDA) die Kontraktbedingungen und auch die darunter fallenden Kreditereignisse standardisiert.[21] Eine bilaterale Vereinba­rung über ein Kreditereignis ist allerdings weiterhin möglich. Das transferierte Ausfall­risiko hängt dabei vom Eintritt der zuvor definierten Kreditereignisse ab. Es gibt die Wahrscheinlichkeit an, inwieweit der Kreditgeber vom Kreditnehmer nicht oder im zeit­lichen Verzug die vertraglich vereinbarten Verbindlichkeiten in Zukunft empfängt.[22] Unter diesen Verbindlichkeiten fallen in der Regel Zins- und Tilgungsleistungen, die entweder vorübergehend oder im Falle des Totalausfalls des Kreditnehmers nicht zu­rückgezahlt werden können.[23] Verschlechtert sich die Bonität des Kreditnehmers, be­deutet dies nicht den sofortigen Ausfall und einen Eintritt eines Kreditereignisses, aller- dings erhöht sich im gleichen Zuge das Ausfallrisiko.[24]

Aus dem Strukturmodell von Merton, in dem er zunächst die Bewertung von Unter­nehmensanleihen unter Berücksichtigung von Insolvenzrisiken als Schwerpunkt legte, ergibt sich, dass ein Ausfall einer Unternehmung ausschließlich durch interne Prozesse ausgelöst wird, sofern der Unternehmenswert unter einen zuvor definierten Grenzwert fällt.[25] Der Grenzwert stellt dabei die zukünftig erwarteten Zahlungen dar.[26] Unter die­ses Modell fallen die im Kern behandelten Variablen Verschuldungsgrad, Volatilität des Unternehmenswertes und der risikofreie Zinssatz.[27]

Der Markt für CDS bietet die Möglichkeit - zwar unter Gewissen Ausnahmen im Ge­gensatz zum Anleihenmarkt -, Short-Positionen einzugehen und damit ebenfalls Leer­verkäufe zu tätigen.[28] Durch diese Form kann der Käufer von CDS nicht zwingend auf Basis eines Referenzschuldners handeln, sondern lediglich auf den Ausfall einer Unter­nehmung spekulieren.[29] Die Short-Position kann im Markt für CDS sogar über längere Zeiträume gehalten werden.[30]

2.2 Makroökonomische Faktoren

Die Höhe des Spreads schwankt und hängt dabei von einigen Faktoren ab, die neben theoretischen Determinanten auf das Kreditrisiko, wie z.B. der Verschuldungsgrad, den Ursprung in der Makroökonomie finden.[31] Alle hier behandelten Einflussfaktoren wer­den unter der Annahme von ceteris paribus (c.p.) untersucht.

Darunter fällt beispielsweise der risikolose Zins, der eine negative Verbindung zur Prä­mie bei steigendem Zinsniveau bewirkt und diese sinken lässt.[32] Dahingehend wird auf Basis des Zinsniveaus angenommen, dass steigende Zinsen zu einem Wachstum des Unternehmenswertes beitragen und damit ebenfalls einen Rückgang der Prämie verur­sachen.[33] Neben dem Zinsniveau, welches abhängig vom risikolosen Zins ist, hat auch die Zinsstrukturkurve einen hohen Einfluss. Bei positiver Steigung dieser Kurve werden positive Erwartungen mit der Konjunkturlage assoziiert, wodurch die Risikoprämien sinken.[34] Liegt eine fallende Zinsstrukturkurve vor ist von einer zukünftigen Rezession zu sprechen, in welcher die Ausfallrisiken für Unternehmen und dadurch ebenfalls die Prämien steigen.[35]

Auch das Marktsegment hat einen Einfluss auf die Prämie.[36] Bei Unternehmen, die in stark konjunkturabhängigen Branchen agieren und damit z.B. in der Rezession massiv mit Nachfrageeinbrüchen zu kämpfen haben, ist die Prämie höher, als bei Unternehmen die selbst in der Rezession mit einer konstanten Nachfrage rechnen können.

Wird der Handel von CDS von nationalen Märkten auf internationale Märkte ausgewei­tet, stellt die aktuelle Zins- und Konjunkturlage weltweit einen großen Faktor dar.[37] Der Erwerb von CDS von anderen Ländern spiegelt die Ausfallwahrscheinlichkeit dieser wieder. Kommt es beispielsweise zu politischen Unruhen oder zu wirtschaftlichen Prob­lemen, wirken diese erhöhend auf die Prämie.[38] Steigt zusätzlich am Markt die Volatili­tät, steigt zugleich die Insolvenzgefahr von Unternehmen. Daraus ist abzuleiten, dass mit steigender Volatilität auch die Prämie steigen muss.[39]

Durch den außerbörslichen Handel könnte bei CDS eine geringere Liquidität und damit höhere Bid-Ask-Spreads verbunden werden. Allerdings ist durch die steigende Standar­disierung der Verträge durch ISDA eine hohe Liquidität gegeben.[40] Je liquider der Han­del betrieben werden kann, desto geringer sollten die Bid-Ask-Spreads und damit auch die verbundenen Risikoprämien sein.[41] Hinzu kommt, dass die CDS bei einer hohen Marktliquidität schnell an weitere Marktteilnehmer weiterveräußert werden können.[42] Jedoch lässt sich diese Aussage nicht zwangsläufig auf kleinere Unternehmen beziehen. Für diese sind CDS tendenziell illiquider, womit höhere Prämien zu bezahlen sind. Auch im Rahmen der Finanzkrise wurde bewiesen, dass mangelnde Liquidität die Prä­mien ansteigen lässt und damit einen großen Einflussfaktor darstellt.[43]

Die Liquidität kann allerdings auch in Abhängigkeit zur Volatilität betrachtet werden. Ist hohe Volatilität gegeben, ist gleichzeitig das Risiko höher und drückt sich in höheren Transaktionskosten und demnach höheren Bid-Ask-Spreads aus. Höhere Spreads bedeu- ten geringere Liquidität.[44] Demnach sind auch die Abhängigkeiten der zuvor beschrie­benen Faktoren auf dem CDS-Markt untereinander zu beachten.

Eine Art Kettenreaktion kann innerhalb des Marktes für CDS in der Art passieren, als dass sich die Bonität bekannter Unternehmen verschlechtert, wodurch diese Verschlech­terung ebenfalls die CDS-Spreads für unabhängige Unternehmen erhöht.[45]

2.3 Firmenspezifische Faktoren

Kommt es zu einem Kreditereignis des Referenzschuldners, erfolgt eine Ausgleichszah­lung des Risikokäufers an den Risikoverkäufer.[46] Demnach sind die Faktoren, die zu einem Kreditereignis führen, ein wichtiger Indikator für die Höhe des CDS-Spreads.

Einer der wichtigsten Faktoren in der Bemessung von der Prämie ist gemäß dem Struk­turmodell die Höhe der Verschuldung des Referenzunternehmens.[47] Der Verschul­dungsgrad drückt dabei den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtvermögen des Unter­nehmens aus. Steigt diese Quote, erhöht sich im ersten Schritt die Risikoprämie der Ei­genkapitalgeber und im zweiten Schritt die Prämie der Fremdkapitalgeber.[48] Je höher der daraus resultierende Verschuldungsgrad, desto höher ist das zukünftige Ausfallrisi­ko und der damit verbundene CDS-Spread.[49] Denn, je höher der Einsatz von Fremdka­pital, desto höher ist das Ausfallrisiko, welches mit einem Risikoaufschlag - der Prämie - berücksichtigt wird.[50] In diesem Zusammenhang kann auch das Kreditrating einbezo­gen werden. Umso niedriger das Rating ausgewiesen wird, desto schlechter kann sich das Unternehmen finanzieren und die zu zahlenden Prämien steigen.[51] In Verbindung damit hat auch die Größe eines Unternehmens Einfluss auf die Höhe der Prämie. Mit steigender Größe des Unternehmens sinkt die Ausfallwahrscheinlichkeit und damit auch die Prämie des CDS.[52] Ein Grund ist beispielsweise die höhere Quote von Rücklagen in großen Unternehmen.[53] Sind mehr Rücklagen in Unternehmen vorhanden, sind diese besser auf zukünftige mögliche Rezessionen eingestellt und haben ein geringeres Risiko auszufallen.

Ebenfalls sinken mit steigender Verschuldung die Aktienkurse, wodurch eine Verbin­dung zu CDS entsteht.[54] Die implizierte Volatilität des Aktienkurses gibt Auskunft über die Schwankungsbreite des Unternehmenswertes. Daraus lässt sich ableiten, dass mit einer höheren Volatilität die Prämie des CDS steigen muss.[55] Grund dafür ist ebenfalls, dass die Wahrscheinlichkeit der Überschreitung der Ausfallgrenze und damit das ver­bundene Ausfallrisiko ansteigen.[56] Dies lässt sich ebenfalls mit der Höhe der Aktienkur­se begründen. Je höher der aktuelle Kurs, desto geringer ist das Ausfallrisiko und dem- nach die Prämie.[57]

Eine hohe Gesamtkapitalrentabilität und ein hoher Umsatz zeugen von Profitabilität und zukünftigen Wachstum.[58] Generell wirkt sich eine hohe Profitabilität z.B. in Form von aktuellen Gewinnausschüttungen reduzierend auf die Prämie aus, denn aktuelle Ge­winnausschüttungen bilden meist einen guten Schätzer für die Zukünftigen. Liegen ho­he Gewinnausschüttungen der Unternehmen im jeweils aktuellen Jahresabschluss vor, ist von höheren Reserven der Unternehmen für die Folgejahre auszugehen. Steigende Gewinnausschüttungen erwecken positive Erwartungen für die Zukunft und damit ein geringeres Ausfallrisiko. Demnach ergibt sich eine negative Korrelation zwischen Ge­winnausschüttungen und CDS-Spreads.[59] In Anlehnung daran zeigt sich, dass prognos­tizierte Cash Flows Einfluss auf den Firmenwert haben und Informationen über die ak­tuelle Lage des Unternehmens ausweisen. Hierbei wird von einer negativen Korrelation von zukünftigen Einnahmen und der Höhe der Prämie gesprochen. Demnach fällt das Ausfallrisiko und damit die Prämie bei gleichzeitigem Anstieg der zukünftigen Ein­nahmen.[60]

Jegliche wirtschaftlichen Informationen beeinflussen Märkte und geben Transparenz über aktuelle und zukünftige Entwicklungen. Neben pflichtmäßigen Meldungen von Unternehmen, z.B. in Form von Quartals- oder Jahresabschlüssen und Adhoc- Meldungen, werden vereinzelt zusätzlich freiwillige Informationen veröffentlicht. Wird vom qualitativen Inhalt der jeweiligen Meldung abstrahiert, sinkt mit zunehmender Quantität der Meldungen die Prämie.[61]

Ein weiterer Einfluss stellt ein hohes Buchwert-Marktwert-Verhältnis dar. Ist der Anteil des Buchwerts gegenüber dem Marktwert sehr hoch, kann auf sinkende Marktpreise geschlossen werden, die letztlich schwindende Gewinne hervorrufen. Daraus folgt die Hypothese, dass bei Anstieg des Buchwert-Marktwert-Verhältnisses auch die Prämie ansteigt.[62] Das Verhältnis von Buchwert zu Marktwert hat zusätzlich eine Auswirkung auf die Prämie, so dass ein geringeres Verhältnis der beiden zueinanderstehenden Werte dafür steht, dass mehr Gewinnausschüttungen geleistet werden und diese Unternehmen damit tendenziell eine bessere Bonität ausweisen. Kleine Unternehmen, welche tenden­ziell weniger Gewinn ausschütten, haben meist ein größeres Verhältnis von Buchwert zu Marktwert. Gleichzeitig haben kleinere Unternehmen ein höheres Ausfallrisiko als große Unternehmen.[63]

Aufgrund der Möglichkeit, dass die Risikogeber die CDS an einen weiteren Partner veräußern, können Domino-Effekte entstehen und den Ausfall für dutzende Unterneh­men bedeuten. Dieses Risiko stellt ein systematisches Risiko dar und kann daher nicht gänzlich abgesichert werden. Es wird durch zusätzliche Unsicherheit innerhalb des Marktes vergrößert und führt gleichermaßen zu einem Anstieg der Prämie.[64]

Handelt es sich bei dem Referenzunternehmen um ein kreditwürdiges Unternehmen und es werden verschiedene Laufzeiten des CDS betrachtet, würde eine positive Steigung der Spread-Kurve vorliegen. Denn die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Krediter­eignisses ist geringer, sofern das Unternehmen kreditwürdig ist.[65] Im Gegensatz dazu ist bei Unternehmen mit schlechterer Bonität der Verlauf des Spreads invers. Grund hierfür liegt darin, dass die Gefahr eines Ausfalls innerhalb einer Krise eines Unternehmens kurzfristig höher ist. Übersteht das Unternehmen diese Krise, kann es langfristig dazu führen, dass die Prämien sinken.[66]

3 Aktueller Stand der Forschung

3.1 Strukturmodell

Eine Reihe von Studien nutzte das sogenannte Strukturmodell von Black und Scholes (1973) sowie Merton (1974) um die theoretischen Einflussfaktoren auf den CDS-Spread nachzuweisen.[67] Unter den vielen Anwendern fallen neben einigen anderen beispiels­weise Abid und Naifar (2006), Ericsson, Jacobs und Oviedo (2009) sowie Greatrex (2009).

Grundsätzlich ist dieses Modell zur Bewertung von Ausfallrisiken modelliert worden und wird auch für die Berechnung des Kreditrisikos benutzt. Es wird ebenfalls dazu verwendet, eine Beziehung zwischen dem Aktienmarkt und dem CDS-Markt zu bilden. In dem Modell besitzen die Aktionäre eines Unternehmens eine Kaufoption auf das Un­ternehmensvermögen und haben dadurch den Anreiz, risikofreudig zu agieren. Dies zielt auf eine Asymmetrie der Risikoverteilung zwischen Aktionären und Gläubigern ab und zeigt, dass eingehendes Risiko von Seiten der Aktionäre den Gläubigern schadet.[68]

Ferner ist im Modell das Ausfallrisiko abhängig vom Unternehmenswert bzw. dem Ge­samtkapitalwert. Erreicht der Gesamtkapitalwert den Rückzahlungsbetrag des Fremdka­pitals, tritt ein Ausfall ein.[69] In einigen Ansätzen wird der Eigenkapitalwert herangezo­gen um eine bessere Vergleichbarkeit innerhalb der börsennotierten Unternehmen zu schaffen. Dieser fällt infolge des sinkenden Aktienkurses und führt zum Ausfall des Unternehmens, sofern dieser einen Wert von 0 beträgt.[70]

Nicht alle Einflüsse auf den Spread wurden jedoch zugleich innerhalb des Strukturmo­dells berücksichtigt und modelliert.[71] In ständiger Weiterentwicklung integrierten Black und Cox (1976) im Modell die Möglichkeit, einen selbst definierten Wert als Parameter anzugeben, der für das Unternehmen den Ausfall bedeuten würde.[72]

Das (1995) und Pierides (1997) verwendeten das Strukturmodell schließlich zur Bewer- tung von Kreditderivaten.[73]

[...]


[1] Vgl. Gou, B., Newton, D. (2013), S. 279.

[2] Vgl. Heidorn, T. (2009), S. 243; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 59; Tang, D., Wang, Y., Zhou, Y. (2011), S. 1336; Zhu, H. (2006), S. 211.

[3] Vgl. Abid, F., Naifar, N. (2006), S. 23f.; Callen, J., Livnat, J., Segal, D. (2009), S. 1365; Castellano, R., Giacometti, R. (2012), S. 164; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 59.

[4] Vgl. Griffin, P. (2014), S. 848.

[5] Vgl. Abid, F., Naifar, N. (2006), S. 23f.; Gou, B., Newton, D. (2013), S. 279.

[6] Vgl. Ericsson, J., Jacobs, K., Oviedo, R. (2009), S. 110; Greatrex, C. (2009a), S. 18.

[7] Vgl. Hull, J., Nelken, I., White, A. (2005), S. 9; Kwok, Y., Leung, K. (2009), S. 169; Wang, H., Zhou, H., Zhou, Y. (2011), S. 9.

[8] Vgl. Greatrex, C. (2009a), S. 18.

[9] Vgl. Longstaff, F., Mithal, S., Neis, E. (2005), S. 2216.

[10] Vgl. Heidorn, T. (2009), S. 241.

[11] Vgl. Longstaff, F., Mithal, S., Neis, E. (2005), S. 2216.

[12] Vgl. Ambrose, B., Yildirim, Y. (2008), S. 281; Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2179; Fu, J., Wang, X., Wang, Y. (2012), S. 516; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 61.

[13] Vgl. Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2180f.; Greatrex, C. (2009a), S. 18.

[14] Vgl. Greatrex, C. (2009a), S. 18; Sharma, S. (2013), S. 304.

[15] Vgl. Henschel, E. (2014), S. 5.

[16] In Anlehnung an Rudolph, B. et al. (2012), S. 75.

[17] Vgl. Wagner, E. (2007), S. 22.

[18] Vgl. Rudolph, B., Schäfer, K. (2010), S. 177.

[19] Vgl. Burkhardt, K., Weis, J. (2007), S. 66; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 64.

[20] Vgl. Henschel, E. (2014), S. 6.

[21] Vgl. Choudhry, M. (2013), S. 20; Deutsche Bundesbank (2004), S. 47; Hellmich, M., Kassberger, S., Schmidt, W. (2013), S. 7; Sharma, S. (2013), S. 304; Wagner, E. (2007), S. 21.

[22] Vgl. Behr, P., Fischer, J. (2005), S. 40; Eller, R. et al. (2010), S. 18f.; Fiege, S. (2006), S. 108.

[23] Vgl. Zurek, J. (2009), S. 24.

[24] Vgl. Fischer, O. (2011), S. 242.

[25] Vgl. Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2180; Lodowicks, A. (2007), S. 7; Zhu, H. (2006), S. 214.

[26] Vgl. Hull, J., Nelken, I., White, A. (2005), S. 5.

[27] Vgl. Callen, J., Livnat, J., Segal, D. (2009), S. 1367; Greatrex, C. (2009a), S. 18.

[28] Vgl. Micu, M., Remolona, E., Wooldridge, P. (2014), S. 66.

[29] Vgl. Sharma, S. (2013), S. 305.

[30] Vgl. Blanco, R., Brennan, S., Marsh, I. (2005), S. 2256.

[31] Vgl. Baccar, S., Clark, E. (2015), S. 2; Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2177.

[32] Vgl. Ericsson, J., Jacobs, K., Oviedo, R. (2009), S. 113.

[33] Vgl. Wang, H., Zhou, H., Zhou, Y. (2011), S. 5.

[34] Vgl. Baccar, S., Clark, E. (2015), S. 3; Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2180f; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 63.

[35] Vgl. Greatrex, C. (2009a), S. 21.

[36] Vgl. Miyakawa, D., Watanabe, S. (2014), S. 2.

[37] Vgl. Deutsche Bundesbank (2004), S. 55.

[38] Vgl. Merton, R. et al. (2013), S. 30.

[39] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 63.

[40] Vgl. Ertugrul, H., Ozturk, H. (2014), S. 229; Wagner, E. (2007), S. 22.

[41] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 63.

[42] Vgl. Nolte, D. (2009), S. 84.

[43] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 60f.

[44] Vgl. Hartmuth, A. (2009), S. 75.

[45] Vgl. Mayordomo, S., Pena, J. (2014), S. 617.

[46] Vgl. Naifer, N. (2014), S. 5f.; Rudolph, B., Schäfer, K. (2010), S. 177.

[47] Vgl. Dufresne, C., Goldstein, R., Martin, J. (2001), S. 2181; Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 62.

[48] Vgl. Hutzschenreuter, T. (2009), S. 157f.

[49] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 62f. ; Thamm, S. (2009), S. 25.

[50] Vgl. Qandil, J. (2014), S. 178.

[51] Vgl. Lesplingart, C., Majois, C., Petitjean, M. (2012), S. 268.

[52] Vgl. Greatrex, C. (2009b), S. 194.

[53] Vgl. Gaida, M. (2002), S. 208.

[54] Vgl. Baccar, S., Clark, E. (2015), S. 3.

[55] Vgl. Deutsche Bundesbank (2004), S. 56.

[56] Vgl. Lesplingart, C., Majois, C., Petitjean, M. (2012), S. 269.

[57] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 63.

[58] Vgl. Wang, H., Zhou, H., Zhou, Y. (2011), S. 8.

[59] Vgl. Bhat, G., Callen, J., Segal, D. (2014), S. 134; Düllmann, K., Sosinska, A. (2007), S. 278.

[60] Vgl. Callen, J., Livnat, J., Segal, D. (2009), S. 1368.

[61] Vgl. Qandil, J. (2014), S. 171.

[62] Vgl. Qandil, J. (2014), S. 179.

[63] Vgl. Lesplingart, C., Majois, C., Petitjean, M. (2012), S. 270.

[64] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 62.

[65] Vgl. Chan-Lai, J. (2003), S. 7.

[66] Vgl. Griffin, P. (2014), S. 854.

[67] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S. 59.

[68] Vgl. Wagner, E. (2007), S. 138f.

[69] Vgl. Zhu, H. (2006), S. 213f.

[70] Vgl. Schlecker, M. (2009), S. 142.

[71] Vgl. Pu, X., Wang, J., Wu, C. (2011), S.61.

[72] Vgl. Patel, K., Pereira, R. (2007), S. 108.

[73] Vgl. Blanco, R., Brennan, S., Marsh, I. (2005), S. 2258.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Credit Default Swaps (CDS) als meist gehandeltes Kreditderivat. Einflussfaktoren und Determinanten des CDS-Spreads
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Autor
Jahr
2017
Seiten
26
Katalognummer
V382978
ISBN (eBook)
9783668585799
ISBN (Buch)
9783668585805
Dateigröße
881 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
credit, default, swaps, kreditderivat, einflussfaktoren, determinanten, cds-spreads
Arbeit zitieren
Simon Schweihoff (Autor:in), 2017, Credit Default Swaps (CDS) als meist gehandeltes Kreditderivat. Einflussfaktoren und Determinanten des CDS-Spreads, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/382978

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