Diese Hausarbeit behandelt die Themen häusliche Gewalt, Trauma, PTBS und Sucht. In Anbetracht, dass Gewalterfahrungen häufig unabhängig vom Zeitpunkt des Erlebens den Lebensverlauf eines Menschen entscheidend mit beeinflussen können, widmet sich diese Hausarbeit vor allem dem Erleben von häuslicher Gewalt während der Kindheit.
Gerade Gewalt im familiären Kontext wirkt sich oft nicht nur auf die Beziehung zwischen Täter und Opfer aus. Meistens werden auch andere Familienmitglieder damit konfrontiert als auch belastet. So sind gemachte Erfahrungen von Kindern wie beispielsweise eine Bezeugung von Gewalt zwischen den Eltern unumstrittene Risikofaktoren, welche eine gesunde Entwicklung der Kinder gefährden. Inwiefern sich das Erleben häuslicher Gewalt auf die kindliche Entwicklung auswirkt, wird hier umfassender beschrieben. Ergänzend werden Kindheitserlebnisse traumatischen Ausmaßes thematisiert.
Inhalt
INHALT
THEORETISCHER HINTERGRUND
Was ist häusliche Gewalt?
Auswirkungen dieser auf die kindliche Entwicklung
Traumaerfahrungen in der kindheit
Traumata und mögliche Folgen
Posttraumatische Belastungsstörung und Sucht in der Adoleszenz
Diskussion
Literatur
Theoretischer Hintergrund
Was ist häusliche Gewalt?
Eine juristische Definition von Gewalttätigkeit beschreibt diese „als ein mit der Anwendung physischer Kraft verbundenes aggressives, aktives Handeln, das sich – regelmäßig in gefährlicher Weise – unmittelbar gegen den Körper eines Menschen oder die Substanz einer fremden Sache richtet“ (Küper, 2008). Unabhängig davon, ob eine Körperverletzung beziehungsweise Sachbeschädigung vorliegt oder nicht. Anhand dieser Definition wird deutlich, dass Gewalt nicht nur körperlich, sondern auch psychisch ausgeübt werden kann. Allerdings wird der Begriff „Gewalt“ in der Allgemeinbevölkerung häufig auf dessen rein körperliche Ausübung beschränkt.
Nach der World Health Organization (WHO, 2012) wird zwischen physischer Gewalt, psychischer Misshandlung, kontrollierendem Verhalten und sexueller Gewalt differenziert; wobei angenommen wird, dass diese in der Regel als Mischformen auftreten. Darüber hinaus beschreibt die WHO zwei Kategorien von Risikofaktoren, die das Auftreten von Gewalt begünstigen: Beziehungs- und gesellschaftliche Faktoren. Ersteres umfasst Faktoren wie konfliktreiche Beziehungen und Beziehungsunzufriedenheit, Dominanz des Mannes in der Familie, ökonomischer Stress, multiple Partner des Mannes als auch Diskrepanz im Bildungsniveau. Zu den gesellschaftlichen Faktoren gehören Armut, niedriger sozialer Status der Frau, schwache Sanktionen für Gewalt in der Partnerschaft oder Familie, fehlende Bürgerrechte für Frauen, Heiratsgesetze und verbreitete soziale Akzeptanz von Gewalt als Problemlösestrategie.
In Anbetracht, dass Gewalterfahrungen häufig unabhängig vom Zeitpunkt des Erlebens den Lebensverlauf eines Menschen entscheidend mit beeinflussen können, widmet sich diese Hausarbeit vor allem dem Erleben von häuslicher Gewalt während der Kindheit. Nach Schwander (2003) liegt häusliche Gewalt dann vor, „wenn Personen innerhalb einer bestehenden oder aufgelösten familiären, ehelichen oder eheähnlichen Beziehung physische, psychische oder sexuelle Gewalt ausüben oder androhen“.
Gerade Gewalt im familiären Kontext wirkt sich oft nicht nur auf die Beziehung zwischen Täter und Opfer aus. Meistens werden auch andere Familienmitglieder damit konfrontiert als auch belastet (ebenda). So sind gemachte Erfahrungen von Kindern wie beispielsweise eine Bezeugung von Gewalt zwischen den Eltern unumstrittene Risikofaktoren, welche eine gesunde Entwicklung der Kinder gefährden. Inwiefern sich das Erleben häuslicher Gewalt auf die kindliche Entwicklung auswirkt, wird im folgenden Abschnitt umfassender beschrieben.
Auswirkungen dieser auf die kindliche Entwicklung
Ein klinisch relevantes Problem an der häuslichen Gewalt ist die Mitbetroffenheit von Kindern und Jugendlichen. Zumal Kinder nicht ausschließlich verbale Auseinandersetzungen zwischen den Eltern miterleben, sondern vermehrt auch körperliche Auseinandersetzungen bis hin zu schweren Formen physischer und sexueller Gewalt (Schwander, 2003).
Relevant ist dieses, weil die Familie beziehungsweise primär die Eltern wichtige Funktionen für die Kinder übernehmen. Neben Schutz und Sicherheit erfordert eine gesunde kindliche Entwicklung unter anderem eine angemessene Versorgung, positive Bindungen, adäquate soziale Lernmodelle sowie Unterstützung bei der Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben. Somit ist es wahrscheinlich, dass bereits einmalige wie auch wiederholte Gewalterlebnisse den für Kinder vorgesehenen sichersten „Ort“ nicht mehr sicher sein lassen. Immerhin sieht die Bindungstheorie in derartigen Kindheitserlebnissen eine Ursache für zeitlich spätere Verhaltensweisen von Gewaltopfern, sämtliche Übergriffe durch den Partner zu minimieren oder zu leugnen, um die intime Beziehung nicht zu gefährden (Abbildung 1). Frühe Erfahrungen in Form von Zurückweisung und Bedrohung durch die Bezugspersonen, wie sie im Kontext häuslicher Gewalt gegeben sind, führen gemäß der Bindungstheorie (Spangler & Zimmermann, 2009) dazu, dass bei Personen ein großes Bedürfnis nach Zuneigung verbunden mit Angst vor Ablehnung über die Entwicklungsphase hinaus bestehen bleibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. Das Rad der Gewalt nach Leonore Walker.
Aus einzelnen oder sogar wiederholten Erfahrungen von Kontrollverlust in der frühen Kindheit entwickelt sich oft eine Einstellung im Sinne der „gelernten Hilflosigkeit“ heraus. Als Folge früher Erfahrungen von Kontrollverlust ist neben weniger selbst-beschützenden Strategien in High-Risk-Situationen auch die intergenerationale Übertragung von Gewalt genannt. Eine graphische Darstellung ist der Abbildung zwei zu entnehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2. Intergenerationale Übertragung von Gewalt veranschaulicht anhand des Gewaltkreislaufes.
Einen möglichen Erklärungsansatz der intergenerationalen Übertragung von Gewalt liefern wissenschaftliche Untersuchungen von Bandura (1965), nach welchen die Eltern für ihren Nachwuchs als Vorbilder fungieren. Demnach funktioniert das Erleben von häuslicher Gewalt als ein Modell des „Sozialen Lernens“ für Beziehungsgewalt. Die Exposition mit häuslicher Gewalt in der Kindheit erweist sich somit nicht nur als Risikofaktor für die kindliche Entwicklung, sondern auch als Prädiktor für das Auftreten von Verhaltensstörungen in der Jugend und von eigener Gewaltbereitschaft im Erwachsenenalter. Diese Risiken sind umso größer, wenn Gewalterfahrungen nicht nur von den Kindern bezeugt werden, sondern körperlicher und sexueller Missbrauch selbst am eigenen Leib erlebt werden.
Insgesamt wird deutlich, dass es schwierig ist zu sagen, ab wann nach bezeugten oder selbst erlebten Gewalterfahrungen von einer Traumatisierung oder traumaassoziierten Störung gesprochen werden kann. Wobei der sexuelle Missbrauch in der Kindheit eine Ausnahme darstellt, da vorangegangene Studien diesen als unumstrittenen Risikofaktor sowohl für Traumafolgestörungen (Scheiderer, Wood & Trull, 2015) und auch für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS; Herman, Perry & van der Kolk, 1989) identifiziert haben. In der Studie von Herman et al. (1989) hat die Mehrheit der an BPS erkrankten Probanden eine klinisch relevante Häufung traumatischer Erfahrungen berichtet, wovon der überwiegende Teil a) im familiären Kontext und b) bereits in der frühen Kindheit erlebt worden ist. Mit Blick darauf kann es als wahrscheinlich angenommen werden, dass früh erlebte sexuelle Traumata den betroffenen Jugendlichen einen angemessenen Umgang mit ersten intimen Beziehungen erschweren sowie auch nachhaltig Auswirkungen auf deren Verhaltensmuster ausüben. Beispielsweise finden sich bei Missbrauchsopfern häufiger frühe sexuelle Kontakte und eine höhere Anzahl an intimen Partner (Scheiderer et al., 2015). Auf Grundlage dieser Ergebnisse ist die nachhaltige Auswirkung als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Ergänzend werden Kindheitserlebnisse traumatischen Ausmaßes im nächsten Teil thematisiert.
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- Quote paper
- Alexandra Petschnik (Author), 2016, Kindliche Traumaerfahrungen im Kontext von häuslicher Gewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383087
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