Leseprobe
Das Sonett „Vergänglichkeit der Schönheit“ von Christian von Hoffmanswaldau erschien 1695 und thematisiert, wie der Titel schon sagt, dass Schönheit nicht ewig währt, aber das Herz immer bestehen bleibt.
Dieses Gedicht entstammt aus der Zeit des Barrock (1600-1750), einer sehr zerrissenen Zeitepoche. Der Dreißigjährige Krieg und die Pest führen den Menschen vor Augen, wie vergänglich das Leben eigentlich ist, „vanitas vanitorum“. Auch „carpe diem!“ (Nutze den Tag!) und „memento mori“ (Denke daran, dass du stirbst) sind Leitmotive dieser Epoche. Die Lyrik wurde inspiriert aus dem Italienischen und erstmals in Deutsch verfasst. Vorher war Latein die genutzte Sprache in der Dichtkunst gewesen. Das „höfische Theater“ wurde von dem Drama an der Oper beeinflusst und unterlag vor allen Dingen einem sehr strengen Regelwerk. Dichtkunst war handwerklich erlernbar. So schrieb Opitz ein komplettes Buch über die Dichtkunst und welche Regeln es zu beachten gab, wie man zum Beispiel eine hübsche Frau mit Metaphern beschrieb.
„Vergänglichkeit der Schönheit“ ist in der typischen Form des Sonetts verfasst. Das Gedicht besteht aus 14 Versen und gliedert sich in zwei Quartette und zwei Terzette. Des Weiteren ist die Versform, die des Alexandriners, die aus jeweils sechs Hebungen pro Vers besteht. Hierbei gibt es zunächst eine unbetonte (weibliche) und dann eine betonte (männliche) Silbe. Daraus lässt sich schließen, dass das Metrum die Jambus-Form ist. Das Reimschema ist in den beiden Quartetten abba. Somit liegt ein umarmender Reim vor. In den Terzetten hingegen nutzt von Hoffmannswaldau einen Schweifreim und zwei Paarreime (ccd, eed).
Inhaltlich handelt das erste Quartett von den Leitmotiven memento mori und vanitas vanitum. Zunächst wird klar gemacht, dass der Tod unausweichlich ist. Danach wird auf die Vergänglichkeit der optischen Schönheit hingewiesen. Das zweite Quartett greift diesen Gedankengang auf und beschreibt konkrete Beispiele, wie z.B. das glänzende Haar, dass nach und nach verblasst. Dieser relativ gleiche Inhalt wird zusätzlich von dem gleichen Reimschemata unterstützt. So gibt es eine Verbindung von äußerer Form des Gedichtes und dem Inhalt.
Nun erfolgt ein optischer Bruch, der aber im Inhaltlichen keine große Rolle spielt. Nach wie vor geht es im ersten Terzett, um die körperlichen Attribute, die mit dem Alter vergehen. Dies führe dazu, dass die Person nicht mehr bewundert und verehrt werde (Z.11). Das letzte Terzett beinhaltet nun die typisch für die Sonettform geschaffene, Bruchstelle. Zunächst verweist von Hoffmannwaldau darauf, dass noch viel mehr an optischer Schönheit verschwindet, als er bis hierher erwähnt hat. Jedoch bleibt das Herz zu jeder Zeit bestehen, denn es ist kostbar und wunderschön, wie ein Diamant.
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