Diese Rezension stellt vor und diskutiert Bernd Greiners 2010 erschienenes Buch "Die Kuba-Krise. Die Welt an der Schwelle zum Atomkrieg".
Bernd Greiner ist Leiter des Arbeitsbereichs ,,Theorie und Geschichte der Gewalt“ am Hamburger Institut für Sozialforschung und Professor am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften an der Universität Hamburg. Das Thema der Monografie stellt die Kuba-Krise 1962 und deren Ausmaß und Bedrohung für die Weltpolitik der 1960er Jahre dar. Der Autor macht die Drastik dieses Ereignisses bereits im Untertitel des Werks deutlich, indem er dieses als ,,Schwelle zum Atomkrieg“ bezeichnet.
Rezension
Bernd Greiner
Die Kuba-Krise. Die Welt an der Schwelle zum Atomkrieg
Bernd Greiner ist Leiter des Arbeitsbereichs ,,Theorie und Geschichte der Gewalt" am Hamburger Institut für Sozialforschung und Professor am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften an der Universität Hamburg.
Das Thema der Monografie stellt die Kuba-Krise 1962 und deren Ausmaß und Bedrohung für die Weltpolitik der 1960er Jahre dar. Der Autor macht die Drastik dieses Ereignisses bereits im Untertitel des Werks deutlich, indem er dieses als ,,Schwelle zum Atomkrieg" bezeichnet. Weitere bedeutende Werke zu diesem Thema sind [1] [2] [3] [4], die sich vor allem mit der Geschichte der Kuba-Krise aus multiperspektivischer Sicht befassen und dabei die kubanischen,
amerikanischen und sowjetischen Aspekte berücksichtigen. Dabei sollen wichtige Ereignisse beleuchtet und unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet und analysiert werden, um einseitiger Berichterstattung entgegenzuwirken.
Über den größten Anteil an Quellenmaterial verfügt die John F. Kennedy Library in Waltham, Massachussetts. Von besonderer Bedeutung sind dabei die ,,National Security Files/ Countries/ Cuba", die ,,National Security Files/ Countries/ USSR", die ,,National Security Files/ Regional Security/ Latin America", die „National Security Files/ Meetings and Memoranda", sowie die ,,National Security Files/ Executive Committee" u.a.. Wichtige amerikanische Quellen finden sich bei M.J. White, Hg., The Kennedys and Cuba. The Declassified Documentary History, Chicago 1999. Ferner liegen bedeutende sowjetische Quellen im Archiv von Dimitri Wolkogonov in der Hoover Library Collection, Stanford University, California vor. Allerdings liege noch immer keine 1
Literatur über die Rolle des sowjetischen Geheimdienstes und Militärs während der Kuba-Krise vor.
Die Monografie ist 2010 im Verlag C.H. Beck oHG in München erschienen, seit 2015 befindet sie sich in der 2. Auflage. Das Buch umfasst 126 Seiten und gliedert sich sechs Kapitel. Der Autor schildert dabei die Zusammenhänge des Krisenjahres 1962 in chronologischer Reihenfolge:
1. Einleitung
2. Vorgeschichte
3. 16.-22. Oktober 1962
4. 23.-26. Oktober 1962
5. 27. Und 28. Oktober 1962
6. Schockwellen
Die einzelnen Kapitel sind klar voneinander getrennt und jeweils mit einem passenden einleitenden Zitat gestaltet, was das Kapitel für den Lesenden interessant und lesenswert macht. Die Kapitel sind schließlich in Unterkapitel unterteilt, auch dies ist für die bessere Lesbarkeit und Verständlichkeit hilfreich, schafft es doch einen besseren Überblick und verhindert ein Gefühl des Sich- Erschlagenfühlens, bei seitenweise kleingedruckter Schrift, wie es in vielen anderen Werken oft vorzufinden ist. Am oberen Rand jeder Buchseite findet sich die Überschrift des jeweiligen Kapitels. Auch diese Methode ist ein Garant für ein besseres und übersichtlicheres Leseverständnis und verhilft den Lesenden, wichtige Textpassagen leichter wiederzufinden. Die Schreibart ist angenehm und nachvollziehbar sowie gut erklärend geschrieben. Der Autor schreibt für ein breites Publikum, was u.a. auch auf den Verlag und der C.H.Beck-Wissen Schriftenreihe zurückzuführen ist.
Der Autor führt zunächst in das Thema ein, indem er die Ereignisse der KubaKrise, auf die er in den folgenden Kapiteln detaillierter eingeht, kurz schildert. Dabei verweist er auch auf die möglichen Konsequenzen, die diesen KrisenTagen hätten folgen können. Er geht in seiner Einleitung der Frage nach, weshalb sich dieses Geschehen ausgerechnet in Kuba ereignete und nicht an einem anderen Ort oder einem anderen Zeitpunkt. Mit Hilfe der Einleitung erhält der Lesende einen guten Überblick über die (nachfolgenden) Geschehnisse, kann die Krisen-Situation gut in den weltpolitischen Kontext einordnen und erhält ein Gespür für die vielen politischen Verflechtungen und Verbindungen, die ihrerseits ihren Beitrag zum Werdegang der Krise beigetragen haben dürften. In den darauffolgenden Kapiteln widmet sich der Autor den einzelnen Tagen der Kuba Krise und verdeutlicht die Eskalation an wichtigen Ereignissen. Er schildert einzelne Etappen, die zur Zuspitzung der Krise geführt haben und erläutert dabei die Entstehung der Blockade seitens der Amerikaner und die Rolle John F. Kennedys innerhalb der Krisensituation. Greiner verwendet dafür an passender Stelle im Buch geeignetes Quellenmaterial, wodurch das Geschriebene für den Lesenden mehr Authentizität erhält. Greiner beleuchtet jedoch nicht nur die amerikanische Sichtweise, sondern widmet sich sowohl der amerikanischen, wie auch der sowjetischen und kubanischen Perspektive. Dabei geht er in seinen Kapiteln neben John F. Kennedy auch auf die Bedeutung von Nikita S. Chruschtschow und Fidel Castro ein. Greiners Multiperspektivität zeigt sich vor allem im Schlusskapitel des Werkes, indem er den einzelnen Nationen Unterkapitel widmet und bedeutende Aktionen der jeweiligen Nationen näher beleuchtet.
Greiner berichtet jedoch nicht nur vereinzelte Fakten, sondern hinterfragt diese auch kritisch und bewertet diese gleichzeitig auch. Dies sollte man als Lesender ebenso kritisch betrachten und sich mithilfe weiterführender Literatur ein umfassenderes Bild der Thematik verschaffen und den eigenen Horizont diesbezüglich erweitern.
Das Werk von Bernd Greiner ist für eine erste Lektüre in die Thematik der Kuba-Krise durchaus zu empfehlen, da es einen guten Überblick über die wichtigsten Ereignisse liefert. Das Buch ist übersichtlich gegliedert und in einer einfachen, wenngleich durchaus wissenschaftlichen, Sprache verfasst und für ein breites Publikum ausgerichtet. Der Schreibstil ist leicht und lebendig, wodurch die Qualität des Inhalts jedoch nicht einbüßt. Aufgrund der recht knappen Seitenzahl eignet sich die Lektüre vorerst nur zum Einstieg, verweist aber auf weiterführende Literatur im angefügten Quellen- und Literaturverzeichnis und ermöglicht somit eine intensive und weiterführende Beschäftigung mit dem Thema für interessierte Lesende.
[...]
[1] B. Greiner, Kuba-Krise. 13 Tage im Oktober. Analyse, Dokumente, Zeitzeugen. Greno, Nördlingen 1988, (= Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts; Band 7: Auswertung der Tonbandprotokolle der geheimen US- Präsidentenberatungen).
[2] M. Dobbs, One Minute to Midnight. Kennedy, Khrushchev and Castro on the Brink of Nuclear War, London 2008
[3] B. Greiner, Ch. Th. Müller, D. Walter, Krisen im Kalten Krieg, Hamburg 2008.
[4] M. Frankel, High Noon in the Cold War. Kennedy, Khrushchev, and the Cuban Missile Crisis, New York 2005.
- Arbeit zitieren
- Patrick Frambach (Autor:in), 2017, Rezension zu "Die Kuba-Krise. Die Welt an der Schwelle zum Atomkrieg" von Bernd Greiner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383265