Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein, zunächst die unterschiedlichen Frauenbilder der Surrealisten zu beleuchten um sie in einem darauffolgenden Schritt auf das surrealistische Hauptwerk André Bretons Nadja anzuwenden. Im Hauptteil der Arbeit wird das Werk Bretons einer eigenständigen Analyse unterzogen um danach insbesondere die Rolle der weiblichen Protagonistin Nadja zu betrachten. Die Fragestellung der Arbeit soll daher wie folgt lauten: „Die surrealistische Frau in ihrer mannigfaltigen Erscheinung - Wegbereiterin der geistigen Revolution?“
Es gibt gleich zu Beginn dieser Arbeit einen Hinweis darauf, dass in der Theorie des Surrealismus, die Liebe und die Revolution, zwei zunächst unvereinbare Begrifflichkeiten, nah beieinanderliegen, sich vielleicht sogar gegenseitig bedingen und sich gegenseitig voraussetzen um in Erfüllung zu gehen. Bis Breton diesen Satz im Zweiten Manifest schreiben sollte, musste er jedoch, zuweilen in der Gruppe, zuweilen alleine, einen mühsamen Weg beschreiten.
Die jungen Männer, Breton, Aragon, Péret und Soupault die schon bald die surrealistische Bewegung initiieren sollten, kehrten voll Grauen und hart gezeichnet aus dem ersten Weltkrieg zurück. Der Schrecken des Krieges sollte bei der Rückkehr in eine Gesellschaft, die sie schonungslos in einen sinnlosen Tod geschickt hatte, bald dem Ekel weichen. Dem Ekel vor jener Zivilisation, die mit derartiger Grausamkeit ihre Daseinsberechtigung verspielt hatte. Dieser Ekel ließ den Wunsch aufkeimen mit der bürgerlichen Welt abzurechnen und sich nicht tatenlos mit einer Welt abzufinden, die den ersten Weltkrieg möglich gemacht hatte. Unter dem Eindruck der damit einhergehenden Werte-und Glaubensverluste wanden sie sich von der damaligen Gesellschaftsordnung ab und forderten „eine unwahrscheinlich radikale, schonungslos durchgreifende, keinen Lebensbereich auslassende Revolution“, die es ermöglichte das Leben in seiner Ganzheit zu begreifen. Um sich die Ganzheit des Lebens zugänglich zu machen, mussten jedoch neue Pfade beschritten werden, abseits von ausgedientem Vernunftdenken, dem Glauben an das Sichtbare, an die Moral, Ordnung und Abstraktion, auf die sich die vorangegangenen avantgardistischen Bewegungen wie Kubismus und Futurismus beriefen.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Teufel mit der Logik!
- Geschichtlicher Abriss des französischen Surrealismus
- Die Anfänge der surrealistischen Bewegung
- Die heroische Zeit des Surrealismus
- Die Phase der kritischen Debatten
- Die Autonomie des Surrealismus
- Über die Liebe und das Begehren
- Frauenbilder im Surrealismus
- Die Frauen der Natur
- Die Blumen-Frau
- Die Frucht-Frau
- Die Erd-Frau
- Die Sternen-Frau
- Die Frauen des Teufels
- Die Gottesanbeterin
- Die Prostituierte und die femme fatale
- Die Seherin und Hexe
- André Bretons Werk Nadja
- Dépêche retardée von 1962
- Theoretische Einführung
- Bretons Bericht
- Nadjas Erscheinung
- Der vierte Oktober
- Der fünfte Oktober
- Der sechste Oktober
- Der siebte Oktober
- Der achte Oktober
- Der neunte Oktober
- Der zehnte Oktober
- Der elfte und zwölfte Oktober
- Theoretischer Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der Frau im französischen Surrealismus. Sie untersucht, wie André Breton in seinem Werk Nadja die Frau als Wegbereiterin der geistigen Revolution darstellt und wie die surrealistische Bewegung die Frau als Objekt der Liebe, des Begehrens und der Imagination betrachtet.
- Die Bedeutung der Frau im surrealistischen Denken und künstlerischen Schaffen
- Die Rolle der Liebe und des Begehrens in der surrealistischen Revolution
- Die Darstellung der Frau in Bretons Werk Nadja
- Die Verbindung zwischen surrealistischer Kunst und geistiger Revolution
- Die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf das Verständnis von Liebe und Sexualität
Zusammenfassung der Kapitel
- Zum Teufel mit der Logik!: Diese Einleitung stellt die zentrale Rolle der Liebe und der Revolution im surrealistischen Denken dar und führt den Leser in das Werk von André Breton ein.
- Geschichtlicher Abriss des französischen Surrealismus: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der surrealistischen Bewegung, angefangen von ihren Anfängen bis zur Phase der kritischen Debatten und der Autonomie des Surrealismus.
- Über die Liebe und das Begehren: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Liebe und Begehren im Surrealismus und erklärt, wie diese Konzepte als Triebfedern der revolutionären Bewegung betrachtet werden.
- Frauenbilder im Surrealismus: Dieses Kapitel analysiert die vielfältigen Darstellungen der Frau im Surrealismus, die von der Naturfrau bis zur femme fatale reichen. Es werden verschiedene Kategorien von Frauenbildern untersucht und ihre Bedeutung im Kontext der surrealistischen Revolution dargestellt.
- André Bretons Werk Nadja: Dieses Kapitel widmet sich Bretons Werk Nadja und analysiert, wie er darin die Frau als Wegbereiterin der geistigen Revolution darstellt. Es werden Nadjas Erscheinung, ihre Beziehung zu Breton und die Bedeutung ihrer Erlebnisse im Kontext der surrealistischen Bewegung untersucht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Surrealismus, André Breton, Nadja, Frau, Liebe, Begehren, Revolution, geistige Revolution, Kunst, Literatur, Sexualität, Gesellschaft, bürgerliche Gesellschaft, Traum, Unbewusstes, Imagination, Freiheit.
- Arbeit zitieren
- Theresa Flammersberger (Autor:in), 2017, Die surrealistische Frau in ihrer mannigfaltigen Erscheinung. André Bretons "Nadja" als Wegbereiterin der geistigen Revolution?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383574