In seiner philosophischen Schrift De providentia (dial. I) lässt Seneca Gott in einem fiktivem Dialog erörtern, dass für die Menschen kein Grund bestehe, sich über das Dasein auf Erden zu beschweren, da sie die Freiheit hätten, jederzeit und auf jede nur erdenkliche Art und Weise ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen.
Non in alto latet spiritus nec utique ferro eruendus est; non sunt vulnere penitus inpresso scrutanda praecordia: in proximo mors est. Non certum ad hos ictus destinavi locum: quacumque vis pervium est. Ipsum illud quod vocatur mori, quo anima discedit a corpore, brevius est quam ut sentiri tanta velocitas possit: sive fauces nodus elisit, sive spiramentum aqua praeclusit, siue in caput lapsos subiacentis soli duritia comminuit, sive haustus ignis cursum animae remeantis interscidit, quidquid est, properat. (Dial. I, 6, 9)
Doch attestiert die Detailverliebtheit dieser Schilderung in Bezug auf die Wege in den Tod Seneca eine morbide Faszination oder fordert er die Menschen mit solchen Worten gar dazu auf, sich das Leben zu nehmen?
Im Rahmen dieser Masterarbeit soll untersucht werden, welche Auffassung von Suizid in der Antike generell vertreten und worauf mögliche Unterschiede zurückzuführen sind. Nach einer Definition des Wortes Suizid und der Betrachtung der etymologischen Herkunft soll dazu zunächst die philosophische, gesellschaftliche und juristische Akzeptanz der Selbsttötung in der Antike erarbeitet werden. Ausgehend von Kategorien verschiedener Todesarten und Motive für einen Suizid werden in einem nächsten Schritt die Positionen Senecas und Ciceros zur Selbsttötung herangezogen und anhand des Beispiels von Marcus Porcius Cato dem Jüngeren analysiert, welche Intention sie mit der literarischen Inszenierung seines Sterbens verfolgen und welcher Darstellungstechniken sie sich dazu bedienen. Ziel dieser Arbeit kann es jedoch nicht sein, den Grad der Historizität der Schilderungen zu überprüfen oder aber einen vollständigen Überblick über diese Thematik zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorüberlegungen
- Definition eines Suizids
- Etymologie des lateinischen suicidum
- Philosophische, gesellschaftliche und juristische Akzeptanz des Suizids im antiken Griechenland und Rom
- Die Bewertung des Suizids in der griechischen Philosophie
- Gesellschaftlicher und juristischer Umgang mit dem Suizid in Rom
- Todesarten und Motivationen für einen Suizid
- Der Suizid von Marcus Porcius Cato dem Jüngeren
- Analyse der literarischen Darstellung des Suizids
- Senecas philosophische Betrachtungen zum Suizid
- Via ad libertatem
- Legitime Gründe für einen Suizid
- Bene mori aut male ad rem pertinet
- Die literarische Darstellung des Suizid Catos
- Historische Hintergründe und literarische Relevanz
- Cato ille, virtutum viva imago
- Catos Suizid als exempla sapientis viri nobis
- Senecas Suizid als imago vitae
- Zwischenfazit
- Ciceros philosophische Betrachtungen zum Suizid
- Animi medicina
- Das Leben als munus humanus
- Die literarische Darstellung des Suizid Catos
- Historische Hintergründe und literarische Relevanz
- Vir sapiens laetus ex his tenebris in lucem illam excesserit
- Senecas philosophische Betrachtungen zum Suizid
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der literarischen Darstellung des Suizids in den philosophischen Schriften Senecas und Ciceros. Ziel der Arbeit ist es, die antike Auffassung von Suizid zu erforschen und die literarischen Strategien der beiden Autoren bei der Darstellung des Suizids von Marcus Porcius Cato dem Jüngeren zu analysieren.
- Definition des Suizids in der Antike
- Philosophische, gesellschaftliche und juristische Akzeptanz des Suizids in der Antike
- Motivationen für einen Suizid
- Literarische Darstellung des Suizids bei Seneca und Cicero
- Analyse der literarischen Inszenierung des Suizids von Cato dem Jüngeren
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit und die Forschungsfrage vor.
- Kapitel 2 behandelt die Definition des Suizids und die etymologische Herkunft des lateinischen Wortes "suicidum".
- Kapitel 3 beleuchtet die philosophische, gesellschaftliche und juristische Akzeptanz des Suizids im antiken Griechenland und Rom.
- Kapitel 4 widmet sich den verschiedenen Todesarten und Motivationen für einen Suizid in der Antike.
- Kapitel 5 analysiert den Suizid von Marcus Porcius Cato dem Jüngeren.
- Kapitel 6 analysiert die literarische Darstellung des Suizids in den Schriften Senecas und Ciceros, insbesondere in Bezug auf den Suizid von Cato dem Jüngeren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Selbstmord, Suizid, Antike, lateinische Literatur, Seneca, Cicero, Marcus Porcius Cato dem Jüngeren, philosophische Schriften, literarische Darstellung, Todesarten, Motivationen.
- Arbeit zitieren
- Anna Kuhlmann (Autor:in), 2014, Das Phänomen des Suizids in der lateinischen Literatur. Literarische Darstellung des Suizids in den philosophischen Schriften Senecas und Ciceros, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383631