Dieser Arbeit liegt die folgende Forschungsfrage zugrunde: "Welche Bedingungen fördern und/oder limitieren den Nutzen der Inanspruchnahme des Persönlichen Budgets?"
Seit dem 1. Januar 2008 besteht in Deutschland ein Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget. Durch das Persönliche Budget soll es Menschen mit Behinderung ermöglicht werden, Leistungen zur Teilhabe selbstbestimmt einzukaufen, indem sie statt der bisher gebräuchlichen Sach- und Dienstleistungen einen Geldbetrag zur Deckung ihres Hilfebedarfs erhalten. Die Nutzer/innen nehmen die Position der Arbeitgeber/innen ein und können als Expert/innen in eigener Sache selbst entscheiden, welche Leistungen sie wann, wo und von wem erhalten möchten. Die so gegebene Wahlfreiheit fördert die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung.
Mit der Einführung des neunten Sozialgesetzbuches – Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen (SGB IX), in welchem das Persönliche Budget geregelt ist, wurde die rechtliche Grundlage für einen Paradigmenwechsel in der Behindertenhilfe geschaffen. Im Rahmen des Paradigmenwechsels soll das defizitgeprägte Verständnis von Behinderung einem sozialen, ganzheitlichen Verständnis weichen. Im Zentrum steht dabei die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung. Das Persönliche Budget wird als Ausdruck sowie als Resultat des Paradigmenwechsels in der Behindertenhilfe angesehen. Ausgehend davon greift dieses Forschungsvorhaben die verstärkte Betrachtung der Nutzer/innenperspektive im Rahmen der Selbstbestimmung auf.
Der Nutzen ist höchst subjektiv, jedoch in gesellschaftliche und institutionelle Bedingungen eingebunden. Um entsprechend den subjektiven Nutzen sowie die Bedingungen, die diesen strukturieren, bestimmen zu können, wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit die Nutzer/innenforschung angewandt. Dieser Forschungsansatz betrachtet die Nutzer/innen als Expert/innen, denen alleine die Zuständigkeit und die Definitionsmacht über den Nutzen der Leistungsform in Bezug auf ihre Lebenssituation zugesprochen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Einordnung der Begrifflichkeiten
- 2.1 Behinderung
- 2.2 Selbstbestimmung
- 2.3 Rehabilitation und Teilhabe
- 3 Das Persönliche Budget
- 3.1 Eine begriffliche Annäherung
- 3.2 Konzeptionelle Grundlagen - Von der Sach- zur Geldleistung
- 3.3 Zur Entstehung der Leistungsform
- 3.3.1 Der Paradigmenwechsel in der Behindertenhilfe
- 3.3.2 Das Persönliche Budget im Kontext des Paradigmenwechsels
- 3.3.3 Einführung und Entwicklung des Persönlichen Budgets in Deutschland
- 3.4 Sozialrechtliche Grundlagen
- 3.4.1 SGB IX und Budgetverordnung (BudgetV)
- 3.4.2 Leistungsberechtigte Personen
- 3.4.3 Budgetfähige Leistungen und Leistungsträger
- 3.4.4 Das Persönliche Budget als Komplexleistung
- 3.4.5 Bewilligungsverfahren
- 4 Aktueller Forschungsstand
- 5 Die Nutzer*innenforschung
- 5.1 Perspektiven der Forschung – Nutzen und Nutzung
- 5.2 Kontextualisierung der Nutzer*innenforschung
- 6 Forschungsdesign
- 6.1 Erhebungsmethode: Das problemzentrierte Interview
- 6.2 Entwicklung des Leitfadens und Kategorienbildung – Relevanzkontexte des Persönlichen Budgets
- 6.3 Feldzugang
- 6.4 Durchführung
- 6.5 Auswertungsmethode: Die qualitative Inhaltsanalyse
- 7 Empirie: Ergebnisse der Studie und Diskussion
- 7.1 Nutzenstrukturierende Bedingungen auf der Ebene des subjektiven Relevanzkontextes
- 7.2 Nutzenstrukturierende Bedingungen auf der Ebene des institutionellen Relevanzkontextes
- 7.3 Nutzenstrukturierende Bedingungen auf der Makroebene
- 7.4 Zusammenfassung
- 8 Handlungsempfehlungen
- 9 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelor-Thesis befasst sich mit dem Persönlichen Budget für Menschen mit Behinderung und analysiert die nutzenstrukturierenden Bedingungen aus der Perspektive der Nutzer*innen. Ziel ist es, die Bedingungen zu identifizieren, die die Inanspruchnahme des Persönlichen Budgets beeinflussen und somit die tatsächliche Nutzung fördern oder behindern.
- Konzeptionelle Grundlagen und Entstehung des Persönlichen Budgets
- Sozialrechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen
- Analyse der Nutzer*innenperspektive im Rahmen einer qualitativen Studie
- Identifizierung nutzenstrukturierender Bedingungen auf verschiedenen Ebenen
- Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Inanspruchnahme
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einordnung der relevanten Begrifflichkeiten wie Behinderung, Selbstbestimmung und Rehabilitation und Teilhabe. Anschließend wird das Persönliche Budget in seiner konzeptionellen Entwicklung, seinen sozialrechtlichen Grundlagen und seiner Bedeutung im Paradigmenwechsel der Behindertenhilfe beleuchtet. Der aktuelle Forschungsstand zu Nutzen und Nutzung des Persönlichen Budgets wird dargelegt.
Die Nutzer*innenforschung, die im Mittelpunkt der Arbeit steht, wird im Detail vorgestellt, mit Fokus auf das Forschungsdesign, die Datenerhebungsmethode (problemzentriertes Interview) und die Auswertungsmethode (qualitative Inhaltsanalyse).
Die empirischen Ergebnisse der Studie werden präsentiert und diskutiert, wobei die nutzenstrukturierenden Bedingungen auf der Ebene des subjektiven Relevanzkontextes, des institutionellen Relevanzkontextes und auf der Makroebene untersucht werden. Schließlich werden Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Inanspruchnahme des Persönlichen Budgets abgeleitet.
Schlüsselwörter
Persönliches Budget, Behinderung, Selbstbestimmung, Teilhabe, Nutzer*innenforschung, qualitative Forschung, problemzentriertes Interview, Relevanzkontext, nutzenstrukturierende Bedingungen, Handlungsempfehlungen.
- Arbeit zitieren
- Lotte Schneider (Autor:in), 2017, Nutzenstrukturierende Bedingungen der Inanspruchnahme des persönlichen Budgets für Menschen mit Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383726