Krisen und Konflikte in der Pubertät


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Lebensphase Jugend
1.1 Das sozialisationstheoretische Konzept anhand des Modells der produktiven Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann und mögliche Entwicklungskrisen
1.2 Krisen

2. Jugend, Familie, Schule, Gleichaltrige
2.1. Konflikte in der Familie
2.2 Konflikte in der Schule
2.3 Peergroup

Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis;

Einleitung

Heutzutage haben Jugendliche in der ersten Welt viele Freiräume wie die Wahl ihrer Freunde, ihres Freizeitverhalten, bei der Selbstentfaltung oder auch bei den Bildungs-und Ausbildungswegen. Gleichzeitig unterliegen sie während der Adoleszenz auch Krisen wie beispielsweise die der Identitätsbildung, da sich sowohl ihr Körper wie auch die Anforderungen der Gesellschaft an sie ändern was wiederum beispielsweise auch zu Konflikten mit den Eltern oder Schule führen kann. Manche Jugendliche leiden besonders unter diesem Entwicklungsduck und leiden unter der sozialen und psychischen Überlastung. Welche Faktoren haben Einfluss auf diesen Prozess und welchen Herausforderungen haben sich Jugendliche in dieser Phase zu stellen? Welche Probleme können während der Lebensphase Jugend insbesondere in den primären und sekundären Sozialisationsinstanzen haben? Welche Krisen können während der Identitätsfindung auftreten?

Ich gehe auf das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung im Bezug zur Sozialisationstheorie von Klaus Hurrelmann ein sowie auf Erik Eriksons Entwicklungsmodell in Bezug auf das Jugendalter sowie den damit verbundenen Krisen. Havighurst hat die Entwicklungsaufgaben der Heranwachsenden definiert in das Akzeptieren der neuen körperlichen Gestalt, dem Erwerb der Geschlechterrollen, Aufbau neuer bedeutungsvoller Beziehungen zu den Gleichaltrigen und gleichzeitiger emotionaler Ablösung von den Eltern und anderen Erwachsenen, Vorbereitung des beruflichen Werdegangs durch Überlegungen zur Berufswahl und Lebenszielen. Ich gehe auf die Sozialisationsinstanzen der Familie, Schule und Peergroup näher ein und welche Konflikte, Sozialisationsprobleme sich ergeben können.

1 Lebensphase Jugend

Die Jugendphase ist eine Phase zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter. Während diesem Lebensabschnitt prägen Sozialisationsinstanzen die Persönlichkeit. Wie Achim Schröder beschreibt, beginnt die Lebensphase Jugend mit der Pubertät, also der körperlichen Veränderung und Entwicklung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Die Adoleszenz ist die Zeit, die die Heranwachsenden benötigen, um sich sowohl an ihren Körper zu gewöhnen und auch gesellschaftlich ihren Platz zu finden. Es gibt zeitlich keine konkrete Abgrenzung mehr wie beispielsweise früher durch die Erwerbstätigkeit und ist somit eine langgestreckte Phase die vom ca. 13 bis -25. Lebensjahr andauern kann (vgl. Schröder in Sturzenhecker, 2013, S. 112). Die 17. Shell Jugendstudie von 2015 befragt beispielsweise Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren. Gudrun Quenzel und Klaus Hurrelmann schreiben, dass Jugend nicht nur durch die biologische Veränderung, körperliche Entwicklung definiert ist, sondern eben auch durch kulturelle soziale, wirtschaftliche und ökologische Faktoren definiert und beeinflusst wird (vgl. Hurrelmann, 2016, S.9).

Definition Jugendphase:

Hurrelmann (2005) beschreibt die Jugendphase als einen Prozess zu mehr Selbständigkeit und Verantwortung und gleichzeitig als einen Ablösungsprozess von den Eltern. Dieter Baacke verweist darauf, dass sich seit den 50ziger Jahren von einer “standardisierten Statuspassage“ Jugend zu einem eigenständigen Lebensabschnitt entwickelt hat, die sich inzwischen weiter nach hinten in die 20er Lebensjahre ausdehnt (vgl. Baacke, 2005, S.47). In dieser Phase wird den Heranwachsenden immer mehr Selbstbestimmung und auch Verantwortung übertragen. Endziel, nach Hurrelmann, ist unter anderen, die ökonomische Selbstversorgung Die Gesellschaft stellt an die Jugendlichen und die damit einhergehende Erfüllung von Entwicklungsaufgaben Erwartungen. Somit ist das Jugendalter eine Übergangszeit zwischen Kindheit und Erwachsenen, in der der Mensch weder die Rolle des Kindes noch die eines Erwachsenen hat. Es ist ein Ablöseprozess von den Eltern, der, laut Havighurst, zu einer eigenen Familiengründung bzw. Partnerschaft und somit zur gesellschaftlichen Mitgliedsrolle führen soll. Wie Havighurst definiert, ist eine Entwicklungsaufgabe eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensphase stellt. Die Bewältigung führt zu Erfolg, Zufriedenheit und Versagen, Entwicklungsduck zu ggf. unglücklich sein oder kann ggf. später zu gesellschaftlicher Ablehnung führen. Er unterscheidet drei Quellen der Entwicklungsaufgabe: Physische Reife (individuelle Leistungsfähigkeit), kultureller Druck (Erwartungen der Gesellschaft, soziokulturelle Entwicklungsnorm) sowie die individuelle Zielsetzung. Jugendliche entwickeln ihren eigenen Lebensstil und bewältigen gleichzeitig körperliche und psychische Anforderungen. Gesellschaftlich und je nach Kultur werden ihnen Erwartungen entgegengebracht, die sie entweder angehen und versuchen zu bewältigen oder mit Abwehr reagieren und versuchen dem Problem auszuweichen. Havighurst hat die Entwicklungsaufgaben definiert in das Akzeptieren der neuen körperlichen Gestalt, dem Erwerb der Geschlechterrollen, Aufbau neuer bedeutungsvoller Beziehungen zu den Gleichaltrigen und gleichzeitiger emotionaler Ablösung von den Eltern und anderen Erwachsenen, Vorbereitung des beruflichen Werdegangs durch Überlegungen zur Berufswahl und Lebenszielen.

K. Hurrelmann formuliert als eine Entwicklungsaufgabe der Adoleszenz die Entwicklung intellektueller und sozialer Kompetenz, mit dem Ziel, schulische und berufliche Qualifikationen zu erreichen (vgl. Hurrelmann 2010; S. 12 f. zit. in: Marx 2011; S. 50). Probleme bei Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz, sind insbesondere auch die Entwicklung eines Werte-Normsystems inklusive politischem Bewusstsein sowie der Entwicklung bzw. dem Selbstverantwortlichem Erwerb der schulischen bzw. beruflichen Qualifikationen. Hurrelmann (2010) fokussiert auf vier zentrale Entwicklungsaufgaben: Entwicklungsaufgaben der Qualifikation, Ablösung und Bindung, Konsumieren und Partizipation (vgl. Hurrelmann, 2010, S.27-28). Der Kernkonflikt des Jugendalters ist die Gewinnung der Identität, die während dieser Phase durch die erfolgreiche Bewältigung der Entwicklungsaufgaben erlangt werden soll. Einige Faktoren sind laut Erikson ausschlaggebend für eine dauerhafte Ich-Identität. Dazu gehört auch, das bei jeder der acht Stufen ein Zuwachs an ICH Identität stattfindet. Während der Adoleszenz müssen die Heranwachsenden dann die Krise der Identitätsbildung und Identitätsdiffusion bewältigen. Identität ist die einzigartige Kombination von persönlichen, unverwechselbaren Daten und der einzigartigen Persönlichkeitsstruktur jedes Individuums. Um die Stufe der Identität zu erreichen, müssen allerdings die anderen Stufen, Krisen überstanden werden (vgl. Baacke, 2003, S. 181). Das Zweifeln an der eigenen Identität einhergehend mit Unsicherheit und teilweiser Orientierungslosigkeit wird als Identitätsdiffusion bezeichnet.

Es gibt diverse Sozialisationstheorien, die sich sowohl mit soziologischen, wie auch psychologischen Ansätzen beschäftigen. Der Kern ist die Auseinandersetzung des Individuums mit der Gesellschaft und beschreibt den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung, der sich über ein Leben zieht und wie er im Kontext mit den Sozialisationsinstanzen, Familie, Bildungssystem, Peergroup, Freunden, Beruf und Freizeit bewältigt werden kann.

1.1 Das sozialisationstheoretische Konzept anhand des Modells der produktiven Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann und mögliche Entwicklungskrisen

Hurrelmann (2005) beschreibt den Begriff der Sozialisation als eine Entwicklung des Menschen, die sich durch die Auseinandersetzung mit den inneren und äußeren Realitäten ergibt. Die Maximen von Hurrelmann beziehen sich auf die Individuation, so zu werden wie ICH will, und der Integration, sich in die Gesellschaft einzufinden. Er beschreibt in seinem Konzept der Entwicklungsaufgaben den Lebenslauf als eine Folge von Problemen, denen sich der Mensch gegenübersieht und die individuell bewältigt werden sollten. Die Voraussetzung um Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, ist jede Entwicklungsaufgabe erfolgreich zu bewältigen. Denn das Versagen, Nichtbewältigen von Entwicklungsaufgaben, erschwere auch die Bewältigung der Folgenden. Unter Bewältigen wird somit ein Entwicklungsprozess verstanden, der durch Anforderungen von anderen Sozialisationsinstanzen wie Familie, Schule, Freunden, Kollegen an das Individuum gestellt werden (vgl. Hurrelmann, 2012, S.34). Hurrelmann hat mit dem Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR) ein Modell beschrieben, das die wichtigsten soziologischen und psychologischen Aspekte der Sozialisationstheorie vereint. Bildhaft dargestellt wird die MpR mit zwei Kreisen, die eine Schnittmenge bilden. Der eine Kreis stellt die äußere Realität wie beispielsweise Klima, Wohnsituation, Herkunftsfamilie, Schichtzugehörigkeit, Erwartung von anderen dar. Der andere Kreis beschreibt die innere Realität, also die Anlagen wie seit Geburt angelegt, körperliche, genetische, Temperament, Talente. Die Schnittmenge ergibt die ICH Identität, die Persönlichkeitsverarbeitung; die ständige Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der inneren und äußeren Realität. Das macht den Prozess der produktiven Realitätsverarbeitung aus. Der Mensch ist nicht der äußeren Realität ausgeliefert, das bedeutet durch individuelles anpassen oder rebellieren, beides bringt die Persönlichkeitsentwicklung voran. Es ist ein dynamischer lebenslanger Prozess mit beispielsweise neuen Kollegen, neuer Partnerschaften, Umgang mit der Pluralität der Gesellschaft. Lernen ist Erfahrung und intensives Lernen ist reflektierte Erfahrung, das ist der Kern der produktiven Realitätsverarbeitung. Klaus Hurrelmann beschreibt in den 10 Maximen die Thesen der Sozialisation insbesondere bezogen auf die Lebensphase Jugend. Die 10 Maximen von Hurrelmann (vgl. Hurrelmann, 2012, S.53f) beziehen sich auf die Individuation, so zu werden wie ICH will, und der Integration, sich in die Gesellschaft einzufinden.

In der ersten Maxime findet laut Hurrelmann ein Wechselspiel, eine Entwicklung des Verhältnisses zwischen der inneren und äußeren Realität statt, der die Persönlichkeit prägt. Mit der zweiten These ist die Produktion der Persönlichkeit gemeint, denn im Jugendalter kommt viel an Eindrücken auf Jugendliche zu und die Frage ist wie stark sie mit der äußeren Realität ringen (Berufsorientierung, erste/r Freund/in, Schule) und wie sie/er das bewältigt. Es entsteht dadurch die Basis für das weitere Leben (Sozialisation). Die dritte Maxime beschreibt das Bewältigen der Entwicklungsaufgaben, das die Verarbeitung der körperlichen Veränderungen mit den Anforderungen der Gesellschaft abgleicht. Das Auseinandersetzen und Abstimmen mit den inneren Bedürfnissen und den äußeren Erwartungen, also das eigene Verhalten zu reflektieren und an sich zu arbeiten und das Verhalten und die Fähigkeiten mit den gesellschaftlichen Erwartungen zu vereinbaren. Die vierte These beschreibt die Differenz zwischen der individuellen Persönlichkeit und dem Integrieren in die Gemeinschaft mit ihren Werten, Verhaltensstandards und Normen und kann zu einem Spannungsverhältnis und somit auch zu einer Entwicklungskrise führen. Ziel dieser Entwicklungsaufgabe ist ein stabiles Selbstbild zu entwickeln. Wird die Vereinbarung von den äußeren Anforderungen und den individuellen Kompetenzen nicht mithilfe der sozialen und personalen Ressourcen erreicht, kann eine Fehl-Passung entstehen (vgl. Harring, 2010, S. 367), das bei die Jugendlichen zu psychischen Belastungen führen kann. Laut Hurrelmann ist jede nicht bewältigte Entwicklungsaufgabe, eine ungünstige Voraussetzung für den weiteren Individuations-und Integrationsprozess. Die fünfte These beschreibt die Bildung zur Ich-Identität. Wenn die Synthese von Individuation und Integration, die Vereinbarung von Normen, Werten mit den eigenen Interessen und Neigungen kontinuierlich gelungen ist, kommt es zur Bildung der Ich- Identität. Eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten kann zu einem positiven Selbstbild führen, welche die Grundvoraussetzung ist, um eigenständig zu handeln. Verfügt der Jugendliche in dieser Phase nicht über genügend personale und soziale Ressourcen, kann er mit der Bewältigung der komplexen Entwicklungsaufgaben überfordert sein. Entwicklungsdruck kann entstehen, wenn die Anforderungen der Umwelt mit nicht ausreichenden Bewältigungskompetenzen zu Überforderung und einem Lösungsstau und somit ggf. zu gesundheitlichen Entwicklungsstörungen führt. Sinnvoll ist, dass der Jugendliche diese Krise als Chance zu Ich-Identität nutzt, um sich ggf. auch Hilfe von außen zu organisieren. Zur Krise kann führen, wenn es dem Jugendlichen nicht gelingt eine stabile Identität aufzubauen und es gleichzeitig zu Ablehnungen oder mangelnder sozialer Integration kommt (vgl. Hurrelmann2012, S.61).

Um dieses Spannungsverhältnis, die Entwicklungsaufgabe der sechsten Maxime besser bearbeiten zu können, ist die Voraussetzung, dass die Jugendlichen individuelle Bewältigungsfähigkeiten und Unterstützung durch wichtige Bezugspersonen oder Bezugsgruppen haben. Zu diesen sogenannten personalen Ressourcen gehören beispielsweise positive körperliche und psychische Merkmale, ein positives Temperament also Resilienz oder auch ein sicheres Bindungsverhalten. Die Resilienz Expertin und Pädagogin Corina Wustmann definiert Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungskrisen“ (vgl. Wustmann 2004a, 2004b, 2005). Zu den sozialen Ressourcen gehören Unterstützungen durch beispielsweise eine stabile Herkunftsfamilie, gute Beziehung zu einer Peergroup, unterstützende Systeme wie Vereine (vgl. Quenzel, Hurrelmann, 2016, S. 224). Wie die von Bowlby entwickelte Bindungstheorie ist eine sichere Bindung zu einer Bezugsperson nach den Erkenntnissen der Resilienzforschung ein Schutzfaktor, der für die sozial-emotionale Entwicklung eine wichtige Rolle spielt (vgl. Wustmann, 2005, S.195). Ziel ist, dass der Heranwachsende die Selbstorganisation bei gleichzeitiger Einhaltung von Regeln und Verhaltensformen stärkt und Verantwortung übernimmt. Zu Persönlichkeitsstörungen kann es kommen, wenn der Jugendliche nicht über genügend Ressourcen verfügt. Ziel ist somit, ein Gesellschaftswesen zu werden ohne sich selbst zu verlieren, zur Krise kann es kommen, wenn Intimität und Solidarität nicht gelingt und zur Isolierung führt. Hurrelmann beschreibt „drei Risikowege bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben“ (Hurrelmann, 2013, S.64). Es ist der nach außen gerichtete wie beispielsweise Gewalt, Aggression, Kriminalität. Dann der nach innen gerichtete wie beispielsweise Rauschmittelkonsum, Sucht oder Essstörungen. Oder der auf Ausweichung gerichtete Weg (vgl. Harring, Palentien, 2010, S.366). Hurrelmann definiert den nach innen gerichteten Risikoweg aufgrund eines Entwicklungsstaus allerdings mit Symptomen wie Depression, Isolation oder psychosomatischen Störungen und das Problemverhalten des ausweichenden, fluchtförmigen Verhaltens mit Suchtverhalten bei legalen und illegalen Drogen, Nahrungsmitteln sowie der exzessiven Nutzung von elektronischen Medien (vgl. Hurrelmann, 2013, S.65).

Bei der siebten Maxime ist die Bedeutung der Sozialisationsinstanzen sehr hoch, damit die Persönlichkeitsentwicklung gelingt. Als primäre Sozialisationsinstanz ist die Bedeutung der Familie sehr hoch, zu den sekundären Unterstützern gehören Schule, Ausbildungsbetriebe

oder Kindergärten. Einfluss auf die Persönlichkeit haben auch die sogenannten tertiären Sozialisationsinstanzen, zu denen die Peers, Freunde, Partnerschaften gehören. Zur Grundvoraussetzung, damit eine angemessene Persönlichkeitsentwicklung zur Entwicklung der Erwachsenenposition gelingen kann, ist auch eine sichere Begleitung und Unterstützung, ohne einen zu engen oder zu weiten Rahmen. Genauso wichtig und sinnvoll für die Entwicklungsprozesse der Jugendlichen, damit kein zu großes Spannungsverhältnis zwischen den einzelnen Sozialisationsinstanzen auftritt, ist eine eher ergänzende Unterstützung oder Impulsgebung für die Jugendlichen durch die Instanzen. Hurrelmann und Quenzel betonen, dass auch der Medien- und Freizeitsektor einen großen Einfluss auf das Experimentierverhalten wie auch zu erlernende Konsumverhalten bei den Jugendlichen hat (vgl. Quenzel, Hurrelmann, 2016, S. 106).

Die achte Maxime betont nochmal, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen über den gesamten Lebenslauf entwickelt. Die Lebensphasen haben sich verändert aufgrund der sozialen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen und der längeren Lebensdauer. Früher, ca. um 1900, gab es keine Jugendphase, es folgte auf die Kindheit mit ca. 15 Jahren das Erwachsenenalter (vgl. Quenzel, Hurrelmann, 2016, S.17). Heutzutage hat sich die Jugendphase als eigenständige Lebensphase ausgedehnt und die einzelnen Lebensphasen gehen auch aufgrund der individuell möglichen Lebensstile, ineinander über. Auch heute gilt noch, dass die jugendliche Lebensphase solange andauert, bis man ökonomisch selbständig, also ökonomisch von den Eltern abgelöst, ist. Die Jugendphase hat sich verlängert, da die Bildungs- und Ausbildungszeiten immer länger geworden sind und sich somit die Übernahme der Erwerbs- Konsumenten- und Bürgerrolle verschoben hat. Da der Jugendliche in einigen Bereichen, wie Konsum oder Medienverhalten schon sehr viele Freiheiten hat, aber noch nicht über die vollständige Autonomie von den Eltern verfügt, kann das zu Konflikten und seitens der Heranwachsenden zu Sinn- und Orientierungskrisen führen. Auch wenn Eltern ihr Kind vor Einflüssen schützen möchten und ggf. die Jugendlichen dann nicht die notwendige Anerkennung, Achtung und freie Persönlichkeitsentwicklung zugestanden bekommen, die sie während dieser Zeit benötigen, kann es zu Problemlagen kommen. Ziel in dieser Entwicklungsstufe ist auch, die eigenen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse im Umgang mit Konsumverhalten zu festigen und soziale Kontakte zu entwickeln. Die neunte These geht auf den Sozialisationseffekt sozialer Ungleichheit ein und beschreibt die Spaltung der Jugend aufgrund von ökonomischen Ungleichheiten und der sozialen und ethnischen Vielfalt. So sind die Unterschiede bspw. von wohlhabender Familien, zu ärmeren oder Familien mit Migrationshintergrund größer geworden. Für ärmere oder sozial schlechter integrierte Migranten ist die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben und dadurch der Identitätsbildung schwieriger, da sie ggf. über weniger soziale Ressourcen verfügen und somit ggf. mit den Anforderungen des Qualifizierens, wie ein erfolgreicher Schulabschluss, und eines politischen Partizipierens überfordert sind. Die zehnte Maxime besagt, dass sich die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten zu Ungunsten der Jungen / Männern verschoben hat. Die Zugehörigkeit zum weiblichen oder männlichen Geschlecht beeinflusst auch die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben. So haben heutzutage Mädchen / Frauen die besseren Schulabschlüsse und haben tendenziell ein besseres Verhältnis zu ihren Eltern, bereiten sich besser auf die Anforderungen im sozialen Engagement und den Bildungsanforderungen vor, was sich vorteilhaft auf die Bewältigung aller Entwicklungsschritte auswirkt (vgl. Quenzel, Hurrelmann, 2016, S.110). Die Entwicklung der intellektuellen und sozialen Kompetenz beinhaltet nach Hurrelmann auch den selbstverantwortlichen Erwerb von schulischen und beruflichen Qualifikationen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Krisen und Konflikte in der Pubertät
Hochschule
Hochschule Fulda
Note
1,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V384429
ISBN (eBook)
9783668633476
ISBN (Buch)
9783668633483
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
krisen, konflikte, pubertät
Arbeit zitieren
Ines Hansen (Autor:in), 2017, Krisen und Konflikte in der Pubertät, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384429

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Krisen und Konflikte in der Pubertät



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden