Etienne Bonnot de Condillac und sein Werk: Essai sur l origine des connoissances humaines. Ouvrage où l on réduit à un seul principe tout ce qui concerne l entendement humain


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Condillacs Ziele und der Einfluss John Lockes

3. Der Aufbau des Essais

4. Die Genese der Erkenntnisoperationen und die Bedeutung der Zeichen
4.1. Zur Entstehung der Erkenntnisoperationen
4.2. Die Verknüpfung der Ideen (liaison des idées)
4.3. Die einfachen und die komplexen Ideen
4.4. Die Rolle der Zeichen und die Operationen des Geistes

5. Der Ursprung und die Entwicklung der Sprache
5.1. Der Ursprung der artikulierten Lautsprache
5.2. Die anderen Künste
5.3. Der besondere Charakter der Sprachen

6. Über die Methode

7. Schlussbemerkungen

1. Einleitung

Etienne Bonnot de Condillac wurde 1714 in Grenoble geboren. Sein älterer Bruder war der bekannte Aufklärer Gabriel Bonnot de Mably, Verfasser utopisch-kommunistischer Ansichten. Mably nahm ihn mit nach Paris, wo Condillac 1740 nach seinem Studium in den Priesterstand aufgenommen wurde. Kurz darauf widmete er sich aber ganz seinen philosophischen Studien und setzte sich tiefgründig mit Schriften von Philosophen wie Descartes, Locke und Newton auseinander.

1746 erschien sein Erstlingswerk, der Essai über den Ursprung der menschlichen Erkenntnisse, mit dem ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen möchte, denn in diesem Werk legte er, wie in keiner seiner späteren Schriften, die grundlegenden philosophischen Prinzipien seiner Auffassung zusammenfassend dar.

2. Condillacs Ziele und der Einfluss John Lockes

Condillac gilt als der wichtigste Fortsetzer der Lockeschen Philosophie. So führte er den Sensualismus Lockes weiter, indem er die Sprache und ihre Rolle für die Entstehung und Entwicklung des Denkens konsequent mit einbezog. Somit hob er, wie kaum ein anderer zuvor, die große Bedeutung der Sprache hervor.

Condillac erklärte die Sprache als menschliche Schöpfung und begründete die gemeinsame Entstehung von Sprache und Denken. Er wirft Locke vor, dass dieser in seinem Werk einiges unvollkommen gelassen habe, da er nicht die ersten Schritte unserer Seelenvorgänge enthüllt habe. Da Lockes Essai über den menschlichen Verstand niemals seine Hauptbeschäftigung war, fehlte ihm eine gewisse Systematik und er gehe, so Condillac, viel zu schnell über den Ursprung unserer Kenntnisse hinweg[1].

Aus diesem Grunde wollte Condillac also zunächst die Entstehung der Operationen der Seele erklären, wobei er den Anfang bei einer einfachen Perzeption (Eindruck, der durch Sinneswahrnehmung entsteht) ansetzte. Locke war noch der Auffassung, dass die reflection, neben den sensations, eine von den Sinnen unabhängige Erkenntnisquelle sei. Dieses widerlegte Condillac. Er führte die gesamte menschliche Erkenntnistätigkeit auf die Sinneswahrnehmung zurück.

Condillac ging es, im Gegensatz zu Locke, insbesondere auch um die konstitutive Funktion der Zeichen, denn er war der Auffassung, dass Denken und Sprache aus einer langen Wechselwirkung von Sinneseindrücken und Zeichen hervorgehen. Nur mit Hilfe der Zeichen ist der Mensch in der Lage, Denkinhalte zu fixieren und miteinander zu kombinieren. Er erklärte damit, dass die höheren Denkoperationen mit Hilfe sprachlicher Zeichen umgewandelte Empfindungen (les sensations transformées) seien. Damit ist alles Denken ein mechanisches Operieren mit Zeichen, ebenso wie das Rechnen.

3. Aufbau des Essais

Das große Ziel seines Werkes ist, wie schon angedeutet: “...de rappeller à un seul principe tout ce qui concerne l’entendement humain, et que ce principe ne sera ni une proposition vague, ni une maxime abstraite, ni une supposition gratuite; mais une expérience constante, dont toutes les conséquences seront confirmées par de nouvelles expériences."[2] Dieses Prinzip , in seiner Einleitung und im Untertitel des Essais erwähnt, ist die Verknüpfung der Ideen (la liaison des idées), was er in seinem Essai aufzeigen möchte. Letztendlich wird er aber nicht nur das zeigen, sondern insbesondere, dass die gesamte menschliche Erkenntnistätigkeit auf die Sinneswahrnehmung zurückgeht und somit der Ursprung der Sprache auch der Ursprung des Denkens ist.

Er verfolgt im ersten Teil, um sein Prinzip zu entwickeln, die Operationen der Seele in ihrer fortschreitenden Entwicklung und zeigt die menschliche Gewöhnung an die Zeichen sowie deren Verwendung auf.

Er zeigt, in welcher Reihenfolge die Perzeption (als erste Operation, die man in der Seele bemerken kann) alle anderen Operationen der Seele hervorbringt.

Im zweiten Teil seines Werkes beginnt er mit der Gebärdensprache, die alle Künste hervorbrachte, durch welche unsere Ideen ausgedrückt werden können. Hier geht es ihm um den Ursprung und die Entwicklung der Sprache vom Natur- zum Kulturzustand.

In einem letzten Abschnitt dieses Teils führt er seine Gedanken weiter und bezieht sie nun auf die Methode. Wie lässt sich seine Theorie also in die Praxis umsetzen. Auf welche Weise lassen sich beispielsweise Irrtümer vermeiden. Mit welcher Methode lassen sich Entdeckungen machen und wie teilt man anderen diese Entdeckungen mit.

4. Die Genese der Erkenntnisoperationen und die Bedeutung der Zeichen

4.1. Zur Entstehung der Erkenntnisoperationen

Condillac behauptet, es gäbe keine Ideen, die nicht erworben wurden. Die ersten kommen unmittelbar von den Sinnen her. Als Beispiel führt er ein Neugeborenes an. Dieses hat zu Beginn seiner Existenz nichts als verschiedene Empfindungen.

Dann beginnt es aber über das, was diese Empfindungen in ihm hervorrufen, nachzudenken. Durch diese Reflektion über die Operationen der Seele erwerben wir die Ideen, die wir nicht von den äußeren Gegenständen erhalten haben. Die Reflexion versucht dabei durch Kombination der vorhandenen Ideen Beziehungen herzustellen. Sie hängt wiederum von den äußeren Umständen ab, denn je umfangreicher die Gegenstände sind, die auf uns einwirken, desto mehr wird die Reflexion ausgebildet und der Verstand geschult.

Condillac spricht also von der Perzeption als der ersten Operation des Verstandes. Da die Seele ohne Perzeption die Sinneseindrücke nicht erkennen könnte, ist sie der erste (und niedrigste) Grad der Erkenntnis. Von den verschiedenen Perzeptionen, die wir gleichzeitig haben, sind uns einige stärker und andere weniger bewusst. Condillac meint, dass die Aufmerksamkeit (attention) die Operation ist, die das Bewusstsein (conscience) für manche Perzeptionen verstärkt, so dass wir uns an einige, zumindest im nächsten Augenblick, erinnern und andere Perzeptionen sofort vergessen, nachdem wir uns ihrer bewusst geworden sind.

Da es also nach Condillac keine Perzeption gibt, die uns nicht bewusst wird, könnte man Perzeption und Bewusstsein als eine Operation bezeichnen.

[...]


[1] Vgl.: Condillac: Essai sur l’origine des connoissances humaines [Document électronique], introduction

[2] Condillac: Essai sur l’origine des connoissances humaines [Document électronique], introduction

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Etienne Bonnot de Condillac und sein Werk: Essai sur l origine des connoissances humaines. Ouvrage où l on réduit à un seul principe tout ce qui concerne l entendement humain
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Seminar: Geschichte der Sprachwissenschaft in Texten und Konzepten
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V3848
ISBN (eBook)
9783638123792
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Condillac
Arbeit zitieren
Steffanie Rosenhahn (Autor:in), 2001, Etienne Bonnot de Condillac und sein Werk: Essai sur l origine des connoissances humaines. Ouvrage où l on réduit à un seul principe tout ce qui concerne l entendement humain, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3848

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