Die im Bode-Museum ausgestellte Figurengruppe „Diana als Jägerin“ von Bernardino Cametti scheint in ihrer Dynamik und barocken Luftigkeit gerade durch den großen Saal zu eilen, als warte am anderen Ende jemand auf sie. Schon durch ihre pure Präsenz, obgleich herausgelöst aus dem ursprünglichen Kontext, scheint sie eine umfangreiche Geschichte erzählen zu wollen, ohne jedoch das Ende zu verraten.
Wie können wir also als Betrachter mit der konstruierten in Marmor gehauenen Poesie umgehen und wie sollen wir sie heute deuten? Das monumentale Werk misst eine Gesamthöhe von 258 cm und zieht damit unweigerlich die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Doch für wen war sie bestimmt? Wer war der Auftraggeber? Und welche Funktion übte sie aus? Immerhin soll Cametti von 1717 bis 1720 mehr als drei Jahre daran gearbeitet haben. Die Schaffung einer solchen Figurengruppe ohne wohlhabenden Auftraggeber ist äußerst unwahrscheinlich. Wenn Wolfgang Kemp schreibt, „[...] Dass die Betrachterfunktion im Werk vorgesehen ist“, dann muss das auch und im Besonderen für die Diana von Cametti gelten.
Diese gilt es nachzuzeichnen, um die Figurengruppe in ihrer Ursprünglichkeit zu verstehen. Da uns das Wörtchen als im Namen der Figurengruppe bereits eine Funktionszuschreibung der Diana mitteilt, wird zunächst die ikonographische und ikonologische Einordnung vornehmen, bevor ich ihre ursprüngliche Rezeptionsästhetik ergründe und darlege. Dazu wird vor allem der Ausstellungskatalog des Bode-Museums behilflich sein sowie die Magisterarbeit von Sonja Knoch.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wer ist die Figur der Diana?
- 3. Beschreibung und Datierung
- 4. Zur Vita von Bernardino Cametti
- 5. Entstehungsgeschichte und ästhetische Funktion
- 6. Mögliche Bedeutung für die Familie Orsini
- 7. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die im Bode-Museum ausgestellte Figurengruppe „Diana als Jägerin“ von Bernardino Cametti. Ziel ist es, die Entstehung, Funktion und Rezeption dieser Skulptur zu ergründen und ihre Bedeutung im Kontext des römischen Spätbarock zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die ikonographische und ikonologische Einordnung der Diana-Figur, die ästhetischen Aspekte des Werkes und mögliche Zusammenhänge mit dem Auftraggeber, der Familie Orsini.
- Ikonographische und ikonologische Analyse der Diana-Figur
- Beschreibung und Datierung der Skulptur
- Ästhetische Funktion und Entstehungsgeschichte
- Mögliche Bedeutung für die Familie Orsini
- Rezeptionsästhetik im Kontext des römischen Spätbarock
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die imposante Figurengruppe „Diana als Jägerin“ im Bode-Museum. Sie hebt die Dynamik und barocke Ausstrahlung der Skulptur hervor und stellt zentrale Fragen nach ihrer Entstehung, Funktion und Bedeutung. Die „Unvollendetheit“ des Werkes wird als bewusst inszeniert dargestellt, und die Arbeit kündigt die bevorstehende ikonographische und ikonologische Analyse sowie die Erforschung der ursprünglichen Rezeptionsästhetik an. Der Fokus liegt auf der Entschlüsselung der Funktion der Skulptur und ihrer Bedeutung für den Betrachter.
2. Wer ist die Figur der Diana?: Dieses Kapitel beschreibt die mythologische Figur der Diana/Artemis, Göttin der Jagd, der Geburtshilfe und des Mondes. Es beleuchtet ihre Attribute (Bogen, Pfeile, Jagdhund, Halbmond), ihre vielschichtigen Funktionen und ihre widersprüchlichen Eigenschaften – sie ist sowohl Göttin des Lebens als auch des Todes, der Fruchtbarkeit und der Rache. Die Darstellung der Diana als komplexes und vielschichtiges Wesen im Mythos bildet die Grundlage für die anschließende Analyse ihrer künstlerischen Darstellung in der Skulptur.
3. Beschreibung und Datierung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Beschreibung der Skulptur und ihrer Datierung. Es erläutert den anfänglichen Irrtum bezüglich der Zuschreibung an Bernini und klärt die tatsächliche Autorenschaft Bernardino Camettis. Die Entstehungszeit (1717-1720) und die spätere Hinzufügung des Sockels (1754) werden detailliert beschrieben. Die Beschreibung der Skulptur selbst konzentriert sich auf ihre materielle Beschaffenheit (Marmor), ihre Dimensionen und die dynamische Darstellung der Diana in der Jagd. Die unterschiedlichen Blickwinkel und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Dynamik werden ebenfalls beleuchtet. Die Bedeutung des Sockels für die Dynamik wird angesprochen und als Thema für die spätere Analyse angekündigt.
Schlüsselwörter
Diana, Artemis, Bernardino Cametti, Römischer Spätbarock, Figurengruppe, Jagd, Mythologie, Ikonographie, Ikonologie, Rezeption, Bode-Museum, Familie Orsini, Skulptur, Rundplastik, Dynamik, Ästhetik.
Häufig gestellte Fragen zur Skulptur "Diana als Jägerin" von Bernardino Cametti
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die im Berliner Bode-Museum ausgestellte Figurengruppe „Diana als Jägerin“ von Bernardino Cametti. Der Fokus liegt auf der Entstehung, Funktion und Rezeption dieser Skulptur im Kontext des römischen Spätbarock.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die ikonographische und ikonologische Einordnung der Diana-Figur, die ästhetischen Aspekte des Werkes und mögliche Zusammenhänge mit dem Auftraggeber, der Familie Orsini. Es werden die mythologische Figur der Diana, die Beschreibung und Datierung der Skulptur, die Entstehungsgeschichte und ästhetische Funktion, sowie die mögliche Bedeutung für die Familie Orsini untersucht. Die Rezeptionsästhetik im Kontext des römischen Spätbarocks spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Wer ist die Figur der Diana?, Beschreibung und Datierung, Zur Vita von Bernardino Cametti, Entstehungsgeschichte und ästhetische Funktion, Mögliche Bedeutung für die Familie Orsini und Quellenverzeichnis.
Wie wird die Figur der Diana beschrieben?
Das Kapitel "Wer ist die Figur der Diana?" beschreibt die mythologische Figur der Diana/Artemis, ihre Attribute (Bogen, Pfeile, Jagdhund, Halbmond), ihre vielschichtigen Funktionen und ihre widersprüchlichen Eigenschaften als Göttin des Lebens und des Todes, der Fruchtbarkeit und der Rache. Die Darstellung der Diana als komplexes Wesen bildet die Grundlage für die Analyse ihrer künstlerischen Darstellung in der Skulptur.
Wie wird die Skulptur beschrieben und datiert?
Das Kapitel "Beschreibung und Datierung" beschreibt die Skulptur detailliert, klärt die Autorenschaft Bernardino Camettis (nach anfänglicher Fehlzuschreibung an Bernini), datiert sie auf 1717-1720 (mit späterer Sockelergänzung 1754) und analysiert ihre materielle Beschaffenheit, Dimensionen und die dynamische Darstellung Dianas. Die unterschiedlichen Blickwinkel und ihre Auswirkungen auf die Dynamik werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Diana, Artemis, Bernardino Cametti, Römischer Spätbarock, Figurengruppe, Jagd, Mythologie, Ikonographie, Ikonologie, Rezeption, Bode-Museum, Familie Orsini, Skulptur, Rundplastik, Dynamik, Ästhetik.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel ist es, die Entstehung, Funktion und Rezeption der Skulptur "Diana als Jägerin" zu ergründen und ihre Bedeutung im Kontext des römischen Spätbarock zu beleuchten.
Was ist die Bedeutung der "Unvollendetheit" der Skulptur?
Die "Unvollendetheit" des Werkes wird als bewusst inszeniert dargestellt und wird im Laufe der Arbeit weiter analysiert.
Welche Rolle spielt die Familie Orsini?
Die Arbeit untersucht mögliche Zusammenhänge zwischen der Skulptur und der Familie Orsini als potentiellen Auftraggebern.
- Quote paper
- Felix Wieduwilt (Author), 2016, Betrachterfunktion und Deutung der Figurengruppe „Diana als Jägerin“ von Bernardino Cametti, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385610