Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Heilige Römische Reich Deutscher Nation nicht mehr als ein föderativer Verband von ca. 300 souveränen Staaten, die lediglich das absolutistische Prinzip gemeinsam hatten, sich aber sonst sowohl sprachlich als auch politisch zum Teil stark voneinander unterschieden.
Man war um ein (kultur-)patriotisches Klima im Land bemüht, um einen größeren Zusammenhalt als Nation zu erreichen.
Es waren die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, die eine Diskussion über ein zu erstellendes Wörterbuch anfingen. Diese Diskussion knüpfte an eine Debatte an, die bereits im 15. Jahrhundert über die Beschaffenheit, die eine normative Grammatik haben sollte, geführt worden war. Bei der Diskussion um die deutsche Sprache wurde bewusst zwischen der poetischen Sprache der Literatur und der zweckmäßigen Alltagssprache unterschieden.
Die Vorstellung über eine solche Hochsprache beinhaltete den Anspruch an deren Reinheit und Ausdruck von Patriotismus, da die Muttersprache als Ausdrucksmöglichkeit kultureller und politischer Identität gesehen wurde. Im darauffolgenden 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, verlor die höfische Literatur an Bedeutung als sich mit Herausbildung der neuen sozialen Klasse des kapitalbesitzenden Bürgertums eine ebenso neue Leserschaft formiert hatte. Auch wenn das Bürgertum, das dem Bankgewerbe, dem Handel und dem Manufakturwesen angehörte, noch einen schwindend geringen Anteil des Volkes ausmachte, so bewirkte es doch gravierende Veränderungen in dem hierarchischen Ständegefüge der Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Begriffe „Fachwort und Kunstwort“
- 2.1. Allgemeinsprache, Teilsprachen und Fachsprachen
- 3. Die historische Entstehung und Entwicklung der Fachsprachen und Kunstwörter
- 3.1. Die Entstehung und Entwicklung im praktisch-technischen Bereich
- 3.2. Die Entstehung und Entwicklung im geisteswissenschaftlichen Bereich
- 4. Die Diskussion um Fachsprachen und Kunstwörter
- 4.1. Hinwendung zu den Volkssprachen
- 4.2. Die Kritik an Kunstwörtern vor dem Hintergrund des Sprachpatriotismus und dem Sprachpurismus
- 4.3. Neutrale und positive Bewertung von Kunstwörtern
- 5. Die „Ausdruck-Gegenstand-Relation“
- 5.1. Begriffserklärung
- 5.2. Kunstwörter im Zusammenhang mit der Ausdruck-Gegenstand-Relation
- 6. Die Forderung nach Fachwörterbüchern
- 6.1. Der Ordo-Gedanke
- 6.2. Zur Notwendigkeit von Fachwörterbüchern
- 6.3. Lexikographische Programme in Deutschland
- 7. Umsetzungen der programmatischen Forderungen
- 8. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Sprachtheorie im Barock und in der Aufklärung anhand des Beispiels der Kunstwörter. Sie beleuchtet die historische Entwicklung von Fach- und Kunstwörtern, die Diskussionen um deren Verwendung und die Bedeutung von Fachwörterbüchern in diesem Kontext. Der Fokus liegt auf der Analyse der verschiedenen Perspektiven und Standpunkte bezüglich der Entwicklung einer einheitlichen deutschen Hochsprache.
- Entwicklung und Verwendung von Kunstwörtern im Barock und in der Aufklärung
- Diskussionen um Sprachreinheit und Sprachpatriotismus
- Die Rolle von Fachsprachen in der Entwicklung der deutschen Hochsprache
- Der Einfluss der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ auf die Sprachentwicklung
- Die Bedeutung von Fachwörterbüchern für die Standardisierung der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den politischen und sprachlichen Kontext des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nach dem Dreißigjährigen Krieg und die Bemühungen um die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Hochsprache im 17. und 18. Jahrhundert. Sie führt in die Thematik der Kunstwörter ein und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der auf der Analyse historischer Quellen basiert.
2. Die Begriffe „Fachwort und Kunstwort“: Dieses Kapitel klärt die Begriffe „Fachwort“ und „Kunstwort“ und differenziert zwischen Allgemeinsprache, Teilsprachen und Fachsprachen. Es beleuchtet die Definition von „Kunstwort“ im 17. und 18. Jahrhundert und stellt den Zusammenhang zwischen „Kunst“ als Wissen und Fertigkeit und der Entstehung von Kunstwörtern dar. Es werden verschiedene Definitionen aus historischen Quellen präsentiert und gegeneinander abgewogen.
3. Die historische Entstehung und Entwicklung der Fachsprachen und Kunstwörter: Dieses Kapitel untersucht die historische Entstehung und Entwicklung von Fachsprachen und Kunstwörtern im praktisch-technischen und geisteswissenschaftlichen Bereich. Es analysiert die Faktoren, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben, und verfolgt ihre Entwicklung über die Zeit. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Interaktion zwischen den verschiedenen Sprachbereichen und den Einfluss von sozialen und kulturellen Veränderungen.
4. Die Diskussion um Fachsprachen und Kunstwörter: Dieses Kapitel widmet sich den kontroversen Diskussionen um Fachsprachen und Kunstwörter im Barock und in der Aufklärung. Es beleuchtet die unterschiedlichen Standpunkte, von der Hinwendung zu den Volkssprachen über die Kritik an Kunstwörtern aus Gründen des Sprachpatriotismus und Sprachpurismus bis hin zu neutralen und positiven Bewertungen. Der Kapitel analysiert die Argumentationslinien und die zugrundeliegenden ideologischen Positionen.
5. Die „Ausdruck-Gegenstand-Relation“: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept der „Ausdruck-Gegenstand-Relation“ und untersucht die Rolle von Kunstwörtern in diesem Zusammenhang. Es erklärt den Begriff und analysiert, wie Kunstwörter die Beziehung zwischen Ausdruck und Gegenstand beeinflussen. Hierbei werden historische Quellen analysiert um die damalige Diskussion zu illustrieren.
6. Die Forderung nach Fachwörterbüchern: Dieses Kapitel behandelt die Forderungen nach Fachwörterbüchern im 17. und 18. Jahrhundert. Es untersucht den „Ordo-Gedanke“ und die Notwendigkeit von Fachwörterbüchern für die Standardisierung und Ordnung der Sprache. Darüber hinaus analysiert es lexikographische Programme in Deutschland und deren Ziele und Methoden.
7. Umsetzungen der programmatischen Forderungen: Dieses Kapitel analysiert die konkreten Umsetzungen der programmatischen Forderungen nach Fachwörterbüchern und deren Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache. Es untersucht die verschiedenen Ansätze und Strategien und bewertet deren Erfolg.
Schlüsselwörter
Kunstwörter, Fachsprachen, Sprachtheorie, Barock, Aufklärung, deutsche Hochsprache, Sprachpatriotismus, Sprachpurismus, Fachwörterbücher, Lexikographie, „Fruchtbringende Gesellschaft“, Ausdruck-Gegenstand-Relation, Ordnung, Standardisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Untersuchung der Sprachtheorie im Barock und in der Aufklärung anhand des Beispiels der Kunstwörter
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Sprachtheorie des Barock und der Aufklärung anhand von Kunstwörtern. Sie analysiert die historische Entwicklung von Fach- und Kunstwörtern, die Diskussionen um deren Verwendung und die Bedeutung von Fachwörterbüchern. Der Fokus liegt auf der Entwicklung einer einheitlichen deutschen Hochsprache.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Verwendung von Kunstwörtern im Barock und in der Aufklärung, Diskussionen um Sprachreinheit und Sprachpatriotismus, die Rolle von Fachsprachen in der Entwicklung der deutschen Hochsprache, den Einfluss der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, und die Bedeutung von Fachwörterbüchern für die Standardisierung der Sprache. Die „Ausdruck-Gegenstand-Relation“ wird ebenfalls untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Klärung der Begriffe „Fachwort“ und „Kunstwort“, historische Entstehung und Entwicklung von Fachsprachen und Kunstwörtern, Diskussionen um Fachsprachen und Kunstwörter, die „Ausdruck-Gegenstand-Relation“, die Forderung nach Fachwörterbüchern, Umsetzung der programmatischen Forderungen und ein Resümee. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Was sind die wichtigsten Schlüsselbegriffe?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind Kunstwörter, Fachsprachen, Sprachtheorie, Barock, Aufklärung, deutsche Hochsprache, Sprachpatriotismus, Sprachpurismus, Fachwörterbücher, Lexikographie, „Fruchtbringende Gesellschaft“, Ausdruck-Gegenstand-Relation, Ordnung und Standardisierung.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse historischer Quellen, um die verschiedenen Perspektiven und Standpunkte zur Entwicklung der deutschen Hochsprache zu beleuchten und die Diskussionen um Fach- und Kunstwörter zu rekonstruieren.
Welche Bedeutung haben Fachwörterbücher in diesem Kontext?
Die Arbeit untersucht die Forderungen nach Fachwörterbüchern im 17. und 18. Jahrhundert und deren Bedeutung für die Standardisierung und Ordnung der Sprache. Der „Ordo-Gedanke“ und die konkreten Umsetzungen lexikographischer Programme in Deutschland werden analysiert.
Wie wird der Begriff „Kunstwort“ definiert?
Die Arbeit klärt den Begriff „Kunstwort“ im Kontext des 17. und 18. Jahrhunderts und differenziert ihn von „Fachwort“. Sie präsentiert und vergleicht verschiedene historische Definitionen und beleuchtet den Zusammenhang zwischen „Kunst“ als Wissen und Fertigkeit und der Entstehung von Kunstwörtern.
Welche Rolle spielt die „Fruchtbringende Gesellschaft“?
Die Arbeit untersucht den Einfluss der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ auf die Sprachentwicklung im Kontext der Diskussionen um Kunstwörter und die Standardisierung der deutschen Sprache.
Welche kontroversen Diskussionen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet kontroverse Diskussionen um die Verwendung von Fach- und Kunstwörtern, inklusive der Hinwendung zu Volkssprachen, Kritik aufgrund von Sprachpatriotismus und Sprachpurismus, sowie neutralen und positiven Bewertungen. Die zugrundeliegenden ideologischen Positionen werden analysiert.
- Arbeit zitieren
- Thordis Seiffert-Hansen (Autor:in), 2002, Sprachtheorie in Barock und Aufklärung am Beispiel der Kunstwörter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38576