Siddham sind die Zeichen für Keimsilben aus den indischen Brahmi-Schriften, die besonders in den esoterischen bzw. tantrischen Schulen des japanischen Buddhismus Verwendung finden. Der Begriff Tantra richtet sich hierbei nach der ursprünglichen Bedeutung und wird im Sinne von Ritualtexten gebraucht.
Dr. Mark Hosak erörtert die Siddham in der Kunst sowie ihre Anwendung in Ritualen der Heilung. Als philologische Basis dient der japanische Schlüsseltext des Mönchs Kakuban (1095-1143) über die kontemplative Meditation des Siddham A, kurz Ajikan. Dabei wird zunächst geprüft, ob und inwieweit das Siddham A und weitere Siddham in der Kunst auftreten und eine Funktion in Ritualen der Heilung haben.
Nach einer Darstellung der religionsgeschichtlichen und politischen Hintergründe beleuchtet Dr. Hosak die Siddham in der japanischen Kunst und ihre Funktion in Ritualen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Blüte der Siddham im 11. bis 14. Jahrhundert. Das Material wird systematisch in die Disziplinen Architektur, Malerei, Skulptur, Schriftkunst und Kunstgewerbe eingeteilt sowie jedes Objekt sorgfältig auf seine rituellen Funktionen hin untersucht.
Die Publikation geht jedoch auch über den Bereich der Kunst hinaus, indem sie die Siddham in Meditationen und Ritualen analysiert. In der Heilung mit den Siddham geht es um einen geistigen Weg, der schließlich zur Buddhaschaft führen kann. Die Siddham bilden in Ritualen für Lebende und Verstorbene die Basis für eine eigene Form der buddhistischen Heilkunst. So haben sie die Entwicklung der japanischen Heilmethode des Usui Reiki Ryôhô beeinflusst und gelten darin als Schlüsselelement zur Heilung des Geistes.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Text Ajikan von Kakuban
- 2.1. Versionen des Textes Ajikan
- 2.2. Übersetzung des Textes Ajikan
- 2.3. Ninnaji Kôhon Ajikan von Kakuban auf Japanisch
- 3. Analyse und Deutung des Textes Ajikan
- 3.1. Gliederung des Textes Ajikan
- 3.2. Themenschwerpunkte und Deutung des Textes Ajikan
- 3.2.1. Anmerkung zur Übersetzung des Ajikan-Begriffs
- 3.2.2. Anmerkung zur Übersetzung des kokoro-Begriffs
- 3.2.3. Variationen der Ajikan-Meditation und ihre Wirkungen
- 3.2.4. Die Ajikan als Ritual zur Heilung des Herzens
- 3.2.5. Das Herz der Erleuchtung und der Amida-Buddhismus
- 3.3. Biografie von Kakuban (1095-1143)
- 3.3.1. Kakubans Kindheit
- 3.3.2. Kakubans Studium
- 3.3.3. Kakubans Weg zum Shingon-Meister
- 3.3.4. Die Wiederbelebung der Shingon-Lehre
- 3.3.5. Die Verbreitung von Kakubans neuer Lehre
- 3.3.6. Widerstand gegen Kakuban
- 3.3.7. Die letzten Jahre auf dem Negorosan
- 3.4. Die Bedeutung der Siddham in Kakubans Namen
- 3.5. Kakubans Wirken und die Reaktion seiner Zeitgenossen
- 3.6. Kakuban zugeschriebene Texte
- 4. Religionsgeschichtlich-politische Hintergründe
- 4.1. Die Überlieferung der Siddham nach China
- 4.2. Die frühe Phase der Siddham in Japan
- 4.3. Die Siddham in den esoterischen Schulen in Japan
- 4.4. Die Siddham in der Geschichte der Shingon-Schule
- 4.4.1.Die Gründung der japanischen Shingon-Schule
- 4.4.2. Die Entwicklung der Siddham nach Kûkai
- 4.4.3. Die Entstehung der Linien in der Shingon-Schule
- 4.5. Die Siddham in der Geschichte der Tendai-Schule
- 4.5.1. Die chinesischen Wurzeln der Tendai-Schule
- 4.5.2. Die Gründung der japanischen Tendai-Schule
- 4.5.3. Entwicklung der Siddham nach Saichô
- 4.6. Die Siddham in der Geschichte des Amida-Buddhismus
- 4.6.1. Eschatologie und Glaube im Buddhismus
- 4.6.2. Die Lehre des Amida
- 4.6.3. Der Amida-Buddhismus in der Tendai-Schule
- 4.6.4. Der Amida-Buddhismus in der Shingon-Schule
- 4.7. Unterschiede und Parallelen der Schulen
- 4.8. Synkretismus im buddhistischen Kontext
- 4.8.1.Buddhismus und Shintôismus
- 4.8.2.Buddhistische Pilgerfahrten
- 4.8.3.Synkretismus in den buddhistischen Schulen
- 4.9. Meditation im japanischen Buddhismus
- 4.9.1.Japanische Synonyme und Bedeutungen für Meditation
- 4.9.2. Das Wesen und die Funktion der Meditation
- 4.9.3. Der Zusammenhang zwischen Meditation und Ritual
- 4.10.Historische Anthropologie der Heilung im Buddhismus
- 4.10.1.Buddhistische Heilung in Japan
- 4.10.2.Kûkai und buddhistische Heilung
- 4.10.3.Kaji - Rituale der buddhistischen Heilung
- 4.10.4.Buddhistische Heilung in der Gegenwart
- 5. Die Siddham in der Geschichte der japanischen Kunst
- 5.1. Von der Einführung bis in das 10. Jahrhundert
- 5.2. Die Blüte der Siddham vom 11. bis 14. Jahrhundert
- 5.2.1.Siddham in Architekturformen
- 5.2.1.1.Schatzpagoden
- 5.2.1.2.Fünf-Elemente Pagoden
- 5.2.1.2.1.Gorintô als Reliquienpagode
- 5.2.1.2.2.Gorintô für Weiherituale
- 5.2.1.2.3.Gorintô als Ritualpagoden
- 5.2.1.2.4.Gorintô als Grabpagoden
- 5.2.1.3.Siddham auf Pagoden vom Typ Hôkyôintô
- 5.2.1.4.Siddham auf Stelen
- 5.2.1.5.Siddham auf Sūtra-Behältern in Sūtra-Hügeln
- 5.2.1.6.Siddham auf Rundziegeln der Dachtraufe
- 5.2.2. Siddham auf der Mandorla von Heilsgestalten
- 5.2.3.Siddham in Skulpturen
- 5.2.4.Siddham auf Gemälden
- 5.2.4.1.Einzelne Siddham auf Gemälden
- 5.2.4.2.Siddham in Konfigurationen
- 5.2.4.3.Siddham in Mandalas
- 5.2.5. Siddham in Sūtras
- 5.2.6.Siddham auf Schwertern
- 5.2.7.Siddham in Tabernakeln
- 5.2.8. Siddham auf Ritualgeräten
- 5.2.8.1.Schmuckgehänge
- 5.2.8.2.Glocken
- 5.2.1.Siddham in Architekturformen
- Analyse der Bedeutung der Siddham-Schrift in der japanischen Kunst und Kultur
- Deutung des Textes Ajikan von Kakuban im Kontext der Shingon-Lehre
- Untersuchung der Rolle der Siddham-Schrift in Ritualen der Heilung
- Einordnung der Siddham-Schrift in die Geschichte des buddhistischen Synkretismus in Japan
- Verknüpfung der Siddham-Schrift mit den Bereichen der Meditation und historischen Anthropologie der Heilung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation widmet sich der Erforschung der Siddham-Schrift in der japanischen Kunst und in Ritualen der Heilung. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse des Textes Ajikan von Kakuban, einem bedeutenden Meister der Shingon-Schule des Buddhismus im 12. Jahrhundert.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Aufbau der Dissertation dar. Das zweite Kapitel widmet sich dem Text Ajikan von Kakuban und untersucht dessen verschiedene Versionen, Übersetzungen und den japanischen Text des Ninnaji Kôhon Ajikan. Im dritten Kapitel wird der Text Ajikan analysiert und gedeutet, wobei die Themenschwerpunkte, die Gliederung, die Ajikan-Meditation, die Heilung des Herzens und die Verbindung zum Amida-Buddhismus im Fokus stehen. Die Biografie von Kakuban wird ebenfalls beleuchtet, wobei die Bedeutung der Siddham in seinem Namen und sein Wirken und die Reaktion seiner Zeitgenossen näher betrachtet werden. Das vierte Kapitel befasst sich mit den religionsgeschichtlichen und politischen Hintergründen der Siddham in Japan, wobei die Überlieferung nach China, die frühe Phase in Japan, die Rolle in den esoterischen Schulen, insbesondere der Shingon- und Tendai-Schule, und die Bedeutung im Amida-Buddhismus untersucht werden. Der Synkretismus im buddhistischen Kontext, die Meditation im japanischen Buddhismus und die historische Anthropologie der Heilung im Buddhismus runden das Kapitel ab. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Verwendung der Siddham-Schrift in der Geschichte der japanischen Kunst, von der Einführung bis zur Blütezeit vom 11. bis 14. Jahrhundert. Die Verwendung der Siddham in Architekturformen, Skulpturen, Gemälden, Sūtras, Schwertern, Tabernakeln und Ritualgeräten wird in detaillierten Kapiteln behandelt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Dissertation sind: Siddham-Schrift, Ajikan, Kakuban, Shingon-Schule, Tendai-Schule, Amida-Buddhismus, Meditation, Heilung, Synkretismus, japanische Kunst, Architektur, Skulptur, Malerei, Ritual.
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- Dr. Mark Hosak (Autor:in), 2014, Die Siddham in der japanischen Kunst in Ritualen der Heilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386142