Während im Zuge der deutschen Nachhaltigkeitsdebatte kontrovers über den zehnprozentigen Ethanolanteil im E10-Benzin diskutiert wird, fahren brasilianische Fahrzeuge bereits seit Jahrzehnten mit Treibstoffen, die zu 25 bis 100 Prozent aus Alkohol bestehen. Letzteren stellt das Land seit den 1970er Jahren in großen Mengen auf Basis von Zuckerrohr her.
In dieser Arbeit werden zunächst die naturräumlichen und klimatischen Voraussetzungen sowie die zentralen Nebenerscheinungen der Massenproduktion von zuckerrohrbasiertem Treibstoffethanol herausgearbeitet. Anschließend wird mittels einer umfassenden internationalen Literaturrecherche analysiert, welche Motivationen und politischen Maßnahmen den breiten Einsatz dieses nachwachsenden Rohstoffs als Kraftstoff in Brasilien bedingt haben und welche Akteure und Machtverhältnisse ihn bis heute bestimmen. Davon ausgehend wird erörtert, wie dies ökonomisch zu bewerten ist und welche ökologischen und sozialen Konsequenzen daraus resultieren. Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob Brasilien mit diesem Weg ein Vorbild für die Welt darstellt und inwieweit seine Ethanolpolitik auf andere Regionen übertragen werden kann.
Insgesamt zielt die Arbeit durch die Analyse des brasilianischen Falles darauf ab, einen fundierten und konstruktiven Beitrag zur aktuellen Debatte um den Einsatz nachwachsender Rohstoffe als Treibstoff zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 2.1 Naturräumliche Bedingungen und Verortung des Zuckerrohranbaus
- 2.2 Größenordnung und zentrale Begleiterscheinungen der Ethanolproduktion
- 3. Ethanol als Treibstoff – ein politisches Projekt seit 1975
- 3.1 Auslöser und Ziele einer langjährigen Förderpolitik
- 3.2 Zentrale Phasen der Ethanolpolitik seit 1975
- 3.2.1 Nationales Förderprogramm Proálcool bis 1989
- 3.2.2 Deregulierungspolitik zwischen 1990 und 2002
- 3.2.3 Erneute Dynamik auf dem Ethanolmarkt seit 2003
- 3.3 Machtverhältnisse zwischen den Hauptakteuren der Ethanolpolitik
- 4. Konflikte um Ethanol
- 4.1 Ökonomische Konflikte
- 4.2 Umweltkonflikte
- 4.2.1 Landnutzungsveränderungen durch die Expansion der Monokulturen
- 4.2.2 Umweltbilanz
- 4.3 Soziale Konflikte
- 4.3.1 Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und die Kleinbauernschaft
- 4.3.2 Arbeitsbedingungen auf den Zuckerrohrplantagen
- 5. Brasiliens Ethanolwirtschaft - ein Vorbild für die Welt?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entwicklung und Auswirkungen der Ethanolproduktion in Brasilien als Treibstoffquelle. Die Arbeit analysiert die politischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte dieser Entwicklung und bewertet die Vorbildfunktion des brasilianischen Modells für andere Länder.
- Naturräumliche Bedingungen und Verortung des Zuckerrohranbaus in Brasilien
- Politische Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen für die Ethanolproduktion
- Ökonomische, ökologische und soziale Konflikte im Zusammenhang mit der Ethanolproduktion
- Die Vorbildfunktion des brasilianischen Modells für andere Länder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der naturräumlichen Bedingungen und der Verortung des Zuckerrohranbaus in Brasilien. Dabei wird die Bedeutung des Klimas und der Bodeneigenschaften für die Massenproduktion von Zuckerrohr hervorgehoben. Im Anschluss werden die zentralen Begleiterscheinungen der Ethanolproduktion, wie z.B. der Wasserverbrauch, erläutert.
Im dritten Kapitel wird die Entwicklung der brasilianischen Ethanolpolitik seit 1975 analysiert. Hier werden die wichtigsten Phasen der Politik, die Hauptakteure und ihre Machtverhältnisse sowie die Interessenkonflikte beleuchtet. Kapitel 4 widmet sich den Konflikten um Ethanol, die sich in ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereichen manifestieren. Dabei wird der Fokus auf die Landnutzungsveränderungen, die Umweltbilanz und die Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und die Kleinbauernschaft gelegt.
Schlüsselwörter
Ethanolproduktion, Zuckerrohr, Brasilien, Treibstoff, Nachhaltigkeit, Landnutzung, Umweltkonflikte, Soziale Konflikte, Proálcool, Vorbildfunktion.
- Quote paper
- Valerie Gruber (Author), 2014, Nachwachsende Rohstoffe als Treibstoff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386145