Selbst-Bewusstsein und Empathie bei den Großen Menschenaffen


Seminararbeit, 2002

17 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Einführung in das Gebiet der Primatenforschung
2.1 Klassifikation der Großen Menschenaffen und ihre Verwandtschaft zum Menschen
2.2 Intelligenzforschung
2.3 Sprachforschung

3. Selbsterkennen – Selbst-Bewusstsein -- Empathie bei den Großen Menschenaffen?
3.1 Definition der drei Fähigkeiten

4. Selbst-Bewusstsein bei den Großen Menschenaffen
4.1 Gordon Gallup (1969): Der Spiegeltest zum mentalen Selbstkonzept
4.2 Daniel Povinelli (1998): Vergleichsuntersuchung an Kindern
4.2.1 Die Entwicklung des kinästhetischen Selbstkonzeptes

5. Empathie bei den Großen Menschenaffen
5.1 Daniel Povinelli: Perspektivübernahme
5.2 Premack & Woodruff (1978): „Die Theorie des Geistes“
5.3 Savage-Rumbaugh, Rumbaugh & Boysen (1978): Rollentausch
5.4 Lehrstunden in ASL
5.5 Frans de Waal (1982): Täuschungsmanöver
5.6 Jane Goodall (1979,1986): Geteilte Emotionen bei Menschenaffen?
5.7 Lisa A. Parr(2001): Empfindungen anderer Artgenossen werden verstanden
5.8 Zusammenfassung der Darstellungen

6. Eigene Gedanken

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Aufgrund der Tatsache, dass die Großen Menschenaffen dem Menschen biologisch am nächsten stehen, hat das Forschungsinteresse am Verhalten dieser Tiere stark zugenommen. Mit dem Ziel Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Menschenaffe in ihrer geistigen und sozialen Entwicklung zu finden, untersucht man freilebende Menschenaffen und Primaten in Gefangenschaft, hinsichtlich ihrer kognitiven und sozialen Fähigkeiten.

Die vorliegende Seminararbeit befasst sich primär mit der Frage, ob die Großen Menschenaffen über ein Selbst-Bewusstsein bzw. Ich-Bewusstsein verfügen und ob sie in der Lage sind Empathie zu zeigen. Gerade die Bewusstseinsforschung bei Menschenaffen bzw. allgemein bei Tieren steht noch ganz am Anfang und viele Wissenschaftler vertreten noch die behavioristische Ansicht, dass den meisten gezeigten Verhaltensweisen die Konditionierung zugrunde liegt. Ob dies so ist, wird in den folgenden Untersuchungen dargestellt.

2. Einführung in das Gebiet der Primatenforschung

2.1 Klassifikation der Großen Menschenaffen und ihre Verwandtschaft zum Menschen

Zur Gattung der Großen Menschenaffen gehört der Schimpanse, der Bonobo, der Orang-Utan und der Gorilla.

Da der Bonobo erst spät als eigene Art anerkannt wurde, beginnen die Verhaltensbeobach-tungen an diesem Tier erst in den 70er Jahren und dementsprechend wenig, zumindest im Vergleich zum Schimpansen, ist über ihn bekannt.

Die meisten der im folgenden dargestellten Untersuchungen beziehen sich auf Schimpansen, da deren soziale und kognitive Fähigkeiten bislang die am erfolgsversprechendsten Resultate im Hinblick auf den Vergleich zwischen Mensch und Menschenaffe erzielten.

Anhand einer Genanalyse (Human-Genom-Project) konnte nachgewiesen werden, dass 98,4 % unseres Erbgutes mit dem des Schimpansen übereinstimmen, nur wenig größer ist der Abstand zum Gorilla.

2.2 Intelligenzforschung

Am bekanntesten sind wohl die Intelligenzprüfungen des deutschen Psychologen Wolfgang Köhler um die Zeit des Ersten Weltkrieges.

Köhlers „Problemlöse“ - Experimente bestanden unter anderem aus „Turmbau-Versuchen“, bei denen die Schimpansen nur durch Einsatz einer oder mehrerer Kisten und Stöcke an das an der Decke hängende Futter herankamen. Am Beispiel des Schimpansen Sultan soll dieses Experiment kurz dargestellt werden.

Sultan kümmert sich nicht um die Kiste, sondern versucht erst mit einer Stange das Ziel herunterzuschlagen. Die schweren Stöcke liegen aber unsicher in seiner Hand und er wird ungeduldig und wütend, trampelt gegen die Wände und schleudert die Stöcke fort. Dann setzt er sich ermattet auf einen Tisch und beginnt nach kurzer Zeit um sich zu blicken. Er sieht die Kiste und sein Blick ruht einen Moment auf ihr. Im nächsten Moment klettert er vom Tisch herab, ergreift die Kiste, zerrt sie zielstrebig unter das Ziel, nimmt den Stock auf, besteigt die Kiste und schlägt nun mühelos das Ziel herab. (Simon, D., 1984)

An diesem Beispiel und anhand vieler anderer ähnlicher Ergebnisse Köhlers wird besonders die von Köhler beschriebene „plötzliche Einsicht“ deutlich, so als wenn der Schimpanse plötzlich wisse, worum es geht und wie das Problem zu lösen wäre.

In späteren Folgeuntersuchungen stellte man allerdings fest, dass das gezeigte Verhalten der Schimpansen von der Vorerfahrung mit dem jeweiligen Objekt abhängt, d.h. wurde ein Tier nie solchen „Problemlöse“ –Experimenten ausgesetzt, so zeigte es auch kaum oder gar kein „einsichtiges“ Verhalten.

Nach McDougall & McDougall (1931) sollte man demzufolge nicht von „Einsicht“ sprechen, sondern von „Voraussicht“, also die Fähigkeit dieser Tiere vorauszusehen, dass eine bestimmte ausgeführte Handlung zum angestrebten Ziel (z.B. Erreichen des Futters) führt.

Aufbauend auf das orientierende und explorierende Verhalten der Schimpansen, entwickelte sich natürlich im Laufe der Untersuchungen die Erfahrung mit dem Objekt.

Weiterhin kritisierte man die Ergebnisse Köhlers dahingehend, dass das natürliche Verhaltensrepertoire der Schimpansen nicht berücksichtigt wurde, denn viele der in Gefangenschaft lebenden Schimpansen experimentierten auch ohne Anreiz mit Kisten oder Stöcken herum.

Ob Menschenaffen fähig sind Probleme auf der Vorstellungsebene zu lösen, wurde von Premack & Woodruff (1978) untersucht. Sie versuchten nachzuweisen, dass Schimpansen zur Perspektivübernahme fähig sind, also ein Problemverständnis haben. Dies wird in Kapitel 3.4 näher erläutert.

2.3 Sprachforschung

Da den Menschenaffen die biologischen Vorraussetzungen zur Lautsprache fehlen, begann man in den 60er Jahren ihnen die Taubstummensprache ASL (American Sign Language) beizubringen.

Dabei zeigte sich, dass die Schimpansen die erlernten Zeichen in der richtigen Reihenfolge kombinieren (englische Grammatik: Subjekt -Prädikat-Objekt) und klassifizieren konnten und diese dann auch anderweitig anwandten. Sie kombinierten sogar verschiedene Wortzeichen miteinander um neuartige und unbekannte Begriffe zu definieren wie z.B. grüne Banane für Gurke. Diese Wortneuschöpfungen wurden als Beweis gesehen, dass sie die erlernten Zeichen wirklich verstanden hatten..

Es ist aber immer noch nicht sicher, ob ein Schimpanse Verständnis für einen Begriff aufbringt oder ob er einfach darauf reagiert, wie er dieses Wort mal gelernt hat.

Die zahlreichen Versuche, Schimpansen die künstliche Zeichensprache beizubringen, werden vor allem von Verhaltensforschern kritisiert, welche die Tiere in natürlicher Umgebung beobachten. Durch solch künstliche Sprachen, die den Menschenaffen durch den Menschen beigebracht werden, kann man zwar Vergleiche in der Sprachentwicklung zu Kindern feststellen, aber nur wenig über ihre tatsächliche Fähigkeit der Kommunikation mit Artgenossen aussagen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Selbst-Bewusstsein und Empathie bei den Großen Menschenaffen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Psychologie)
Veranstaltung
Seminar: Lernpsychologie: Klinische und differentielle Anwendung
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V3862
ISBN (eBook)
9783638123884
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbskonzept, Selbsterkennen, Spiegeltest, Povinelli, Gallup, Savage-Rumbaugh, de Waal, Goodall, Parr, Premack&Wodruff
Arbeit zitieren
Manja Weber (Autor:in), 2002, Selbst-Bewusstsein und Empathie bei den Großen Menschenaffen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3862

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