Diese Ausarbeitung ist im Rahmen des Referats „Neurologische Grundlagen: Sprachvernetzung und –trennung im Gehirn“ vom 05. Oktober 2011 entstanden. Im Folgenden soll der Teil der Sprachverarbeitung auf biologischer Ebene wiedergegeben und vertieft werden.
Auf dieser Basis wird zuerst der Aufbau des menschlichen Gehirns in Bezug auf Sprache erläutert. Nach anschließender Analyse der Funktionen von linker und rechter Gehirnhälfte wird im letzten Teil vertiefend die Funktionsweise von Neuronen im Gehirn beleuchtet. Der letzte Teil wurde unter anderem auf Basis der Reportage „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ über den Nobelpreisträger Eric Kandel erstellt.
Inhalt
1 Einleitung
2 Sprachverarbeitung im menschlichen Gehirn: Aktive Hirnbereiche
3 Sprachverarbeitung auf Neuronenebene
4 Fazit
5 Bibliographie
6 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Lappeneinteilung des Cortex
Abbildung 2: Lateralansicht des Großhirns
Abbildung 3: Broca- und Wernicke-Areal
Abbildung 4: Das Neuron mit seinen verschiedenen Bestandteilen
1 EINLEITUNG
Die vorliegende Ausarbeitung ist im Rahmen des Referats „Neurologische Grundla- gen: Sprachvernetzung und -trennung im Gehirn“ vom 05. Oktober 2011 entstan- den, welches im Proseminar „Mehrsprachigkeit“ unter der Leitung von Eva Fernández Ammann gehalten wurde. Im Folgenden soll der Teil der Sprachverarbei- tung auf biologischer Ebene wiedergegeben und vertieft werden. Auf dieser Basis- wird zuerst der Aufbau des menschlichen Gehirns in Bezug auf Sprache erläutert. Nach anschließender Analyse der Funktionen von linker und rechter Gehirnhälfte wird im letzten Teil vertiefend die Funktionsweise von Neuronen im Gehirn beleuch- tet. Der letzte Teil wurde unter anderem auf Basis der Reportage „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ über den Nobelpreisträger Eric Kandel erstellt.
2 SPRACHVERARBEITUNG IM MENSCHLICHEN GEHIRN: AKTIVE HIRN- BEREICHE
Für alle menschlichen Fähigkeiten ist das Zentralnervensystem (ZNS) verantwort- lich. Der Thalamus (von gr. THÁLAMOS > dt. Kammer) im Zwischenhirn bildet einen sehr wichtigen Teil des menschlichen Gehirns, denn dieser ist vor allem über effe- rente Hirnfasern mit dem Cortex (Großhirnrinde) verknüpft. Der Cortex wiederrum wird in zwei Teile geteilt, welche als Hemisphären (Hirnhälften) bezeichnet werden. Es existieren die rechte und die linke Hemisphäre. Jede Hirnhälfte wird auf wissen- schaftlicher Basis in vier Lappen, beziehungsweise Grundbereiche unterteilt: Stirn- lappen (Lobus Frontalis), Scheitellappen (Lobus parietalis), Schläfenlappen (Lobus temporalis) und Hinterhauptlappen (Lobus occipitalis). In der nachfolgenden Darstellung wird dies bildlich verdeutlicht. (vgl. Schwarz 1996: 62)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Lappeneinteilung des Cortex
Der Cortex ist in zirka 50 weitere Teile unterteilt. Diese sind individuell verschieden, da diese in Dichte, Anordnung und Form der Nervenzellen jedes Einzelnen stark differenzieren. Zu betonen ist jedoch, dass das menschliche Gehirn nur durch Inter- konnektivität der einzelnen Bereiche funktionieren kann. Ein sehr wichtiger Punkt spielt dabei die Verknüpfung zwischen den beiden Hemisphären, welche durch ein Nervenfaserbündel, den sogenannten Kommisurbahnen, Informationen austau- schen. Die wichtigste Verbindung beider Hälften wird durch den Corpus Callosum, einem Querverbindungsbalken, repräsentiert. Dieser regelt in größtem Ausmaß die Kommunikation zwischen den beiden Hirnhälften. (vgl. Schwarz 1996: 62f)
Nach dieser Erkenntnis stehen alle Hirnbereiche durch unzählig viele Fasern und Balken miteinander in Interaktion. Auf diese Weise werden Informationen ausgetauscht und ergänzt. Ein genauerer Überblick über die circa 50 Hirnbereiche werden in folgender Abbildung veranschaulicht, wobei diese vereinfacht hier zu 27 Stück mit Bezug auf eine Gehirnhälfte zusammengefasst werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Lateralansicht des Großhirns
Eine wichtige Erkenntnis der neurowissenschaftlichen Studien war, dass die Verbin- dung im Gehirn zwischen den Hemisphären und den Körperteilen stets kontralateral sind, das heißt, dass die linke Hirnhälfte die rechte Körperseite beherrscht und äqui- valent dazu die rechte Hirnhälfte den linken Teil des Körpers dominiert. Was also das linke Auge beispielsweise wahrnimmt wird von der rechten Gehirnhälfte verar- beitet. (vgl. Schwarz 1996: 63)
Im Hinblick auf die Sprachrezeption und -produktion ist hervorzuheben, dass diese vordergründig in zwei Hirnarealen ablaufen: im Broca- und im Wernicke Areal (vgl. Weskamp 2007: 47).
Die Entdeckung des Broca Areals kann auf das Jahr 1861 festgeschrieben werden, in dem der Arzt Pierre Paul Broca anhand einer Läsionsstudie an einem Patienten herausfand, dass dessen Sprachvermögen durch eine Schädigung des (heutigen) Broca Areals erheblich eingeschränkt wurde (ibd.: 43).
Im Jahr 1874 wurde dann durch den deutschen Neurologen Carl Wernicke das sogenannte Wernicke Areal entdeckt. Dieser bewies, dass das menschliche Sprachverständnis durch eine Schädigung des Areals stark beeinträchtigt werden kann. (vgl. Pinel 1997: 444)
Folgende Abbildung soll die Lage der beiden Areale veranschaulichen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Broca- und Wernicke-Areal
Nach neueren neurologischen Forschungen ist nun bekannt, dass beide Areale ein- seitig liegen, das heißt entweder rechts- oder linkshemisphärisch. Durch verschie- dene Experimente und Studien wurde festgestellt, dass bei Rechtshändern primär Broca und Wernicke Areal linkshemisphärisch liegen, währenddessen Linkshänder eine Unregelmäßigkeit von links- und rechtshemisphärischer Lage aufzeigten. Im- mer jedoch wurde nachgewiesen, dass es von beiden Varianten stets Abweichun- gen gibt. (vgl. Schwarz 1996: 65)
Auf Basis des heutigen Forschungsstandpunktes werden die verschiedenen Teilbe- reiche der Linguistik (Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikon und Semantik) hauptsächlich den beiden Hirnarealen zugeschrieben. Dem Broca Areal, welches in Abbildung 2 unter Nummer 10 im sogenannten Gyrus frontalis inferior (vorderer Stirnlappen) abgebildet ist, werden bei Sprachproduktion sowie -rezeption die Syn- taxverarbeitung zugeschrieben. Das Wernickeareal hingegen im Gyrus temporalis superior (Nr. 16) soll nach heutiger Erkenntnis für das gesamte Lexikon unserer Sprachkompetenz zuständig sein.
Im Allgemeinen können nun mit Hilfe von Abbildung 2 folgende Annahmen getrof- fen werden: die Syntaxverarbeitung findet größtenteils im Gyrus temporalis superior (Nr. 16), im unteren Broca Areal (Teil Nr. 10) und im vorderen Bereich des Pars opercularis (Nr. 10 a) statt. Lexik und Semantik hingegen sind im mittleren und hin- teren Bereich des Gyrus temporalis superior, im Gyrus temporalis medius (Nr. 17) und Pars triangularis (Nr. 10b) angelegt. Die Prosodie kann nun der rechten Gehirn- hälfte, dem Pars opercularis und Gyrus temporalis superior zugeschrieben werden. Wenn Prosodie mit syntaktischen Informationen verbunden ist, so sind die rechte sowie auch die linke Hemisphäre aktiviert. (vgl. Weskamp 2007: 48)
Jedoch wurde durch die neurolinguistische Forschung auch entdeckt, dass neben der syntaktischen und lexikalischen Kompetenz die Prosodie vornehmlich im Vor- dergrund bei sprachlicher Interaktion steht. Sprachrhythmus, Sprachmelodie, Into- nation und Akzent beeinflussen in bedeutendem Ausmaß die Sprachrezeption und anschließende -interpretation. Je nachdem, ob beispielsweise eine Frage gestellt wird, wird die Intonation der gesagten Information verändert und verleiht unserer Aussage eine wichtige Komponente, um im richtigen Kontext vom Sprachrezipien- ten verstanden zu werden. Demnach wird nach heutigem Standpunkt davon ausge- gangen, dass Prosodieproduktion und -rezeption stets in der jeweils anderen Gehirnhälfte liegen, als in der Broca und Wernicke Areal angelegt sind. Im Falle des Rechtshänders wäre also davon auszugehen, dass beide Areale in der linken Ge- hirnhälfte liegen und die Verarbeitung der Prosodie folglich in der rechten Hälfte abläuft. (vgl. Weskamp 2007: 47f.)
Sehr wichtige Komponenten im Kontext der Prosodie spielen die sogenannten Intonationsphrasengrenzen.
Die Aussage eines Satzes in einer bestimmten Sprache kann nur aufgrund des Ver- ständnisses der Phrasengrenzen verstanden werden. Dabei ist festzuhalten, dass nicht jede syntaktische Phrasengrenze durch die Prosodie angezeigt werden muss, aber jede Intonationsphrasengrenze durch eine syntaktische Grenze. Daraus folgt, dass Kleinkinder, sobald diese die Intonationsphrasengrenzen ihrer Muttersprache feststellen können, in der Lage sind, die Information eines Satzes zu verstehen. (vgl. Friederici 2008: 189f.)
Dabei unterscheiden sich verschiedene Sprachen durch verschiedene Intonations- muster: im Deutschen werden in der Regel Wörter auf der ersten Silbe betont, wäh- renddessen im Französischen beispielsweise auf der zweiten Silbe betont wird. Beim Erlernen und Verstehen einer Sprache, muss der Lernende sich also erst an die Intonation und an den Rhythmus einer Sprache gewöhnen um im Redefluss Informationen formgerecht verarbeiten zu können. (vgl. Friederici 2008: 192f.)
Nach dem Prinzip der afferenten (ankommenden) und efferenten (wegführenden) Nervenfasern können nach heutigem Forschungsstandpunkt auch andere Teilberei- che des Gehirns, so wie der Thalamus in Verarbeitungsprozesse des Gehirns ein- bezogen werden. Nach modernen Studien und deren Erkenntnisse wurde sehr bald deutlich, dass neben dem Wernicke und dem Broca Areal noch vielzählige andere Gehirnbereiche in Sprachverarbeitungsprozesse miteingebunden sind. Demnach geht man heutzutage davon aus, dass je nach Komplexität des Satzes unterschied- liche Hirnareale am Sprachverarbeitungsprozess teilnehmen. Das Individuum spielt dabei eine entscheidende Rolle: je nach Intelligenz und der Möglichkeit und des Ausmaßes der Beanspruchung werden je nachdem mehrere oder weniger Bereiche im Gehirn aktiviert, die letzten Endes konstruktiv zur Sprachrezeption und -produktion beitragen. (vgl. Weskamp 2007: 48f.)
3 SPRACHVERARBEITUNG AUF NEURONENEBENE
Die Frage, die man sich nun stellt, ist, wie Menschen Sprache im genaueren Sinne aufnehmen und verarbeiten können. Dabei ist festzustellen, dass Sprachproduktion und -rezeption mit anschließendem Verständnis auf Neuronenbasis abläuft. Das menschliche Gehirn besteht aus Milliarden (ca. 1011 ) von Nervenzellen, auch Neuronen genannt. Jedes Neuron setzt sich aus der Zellmembran, dem Zellkern, der Zellflüssigkeit, den Dendriten mit Synapsen und je einem Axon zusammen. Die Dendriten sind in einer Nervenzelle für den Eingang der Informationen in die Zelle zuständig, die Axone hingegen für die Informationsausgabe und Weiterleitung in die jeweils nächste Nervenzelle. Wenn nun Nervenreize an den Dendriten an- kommen werden diese von den Synapsen entweder verstärkt oder abgeschwächt und an den Zellkörper weitergeleitet. Je nach Stärke des Aktionenpotenzials des Nervenreizes steigert sich das Potenzial an der Zellmembran und das Neuron feuert die eingegangene Information an weitere Neuronen über das Axon ab. Das Signal wird dabei ausgehend von den Synapsen an bis zu 104 weitere Neuronen weiterge- leitet. (vgl. Rädle 2010: 2; in Anlehnung an die Dokumentation „Auf der Suche nach dem Gedächtnis: Der Hirnforscher Eric Kandel“)
Folgende Abbildung soll oben genannte Begriffe verdeutlichen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Das Neuron mit seinen verschiedenen Bestandteilen
- Quote paper
- Madeleine B. (Author), 2011, Neurolinguistische Grundlagen zur Sprachverarbeitung. Sprachenvernetzung und -trennung im Gehirn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386615
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.