Medien spiegeln den Zustand einer Gesellschaft bzw. Kultur wieder und beeinflussen ihn gleichzeitig auch. Daraus ergibt sich, daß tiefer greifende Veränderungen in der Medienlandschaft Ausdruck grundlegender Veränderungen unserer Gesellschaft bzw. Kultur sind. Gleichzeitig beeinflussen Veränderungen in unserer Medienlandschaft unser Wirklichkeitsverständnis. Veränderte Bedürfnisse der Menschen bewirken ihrerseits eine Mediengestaltung, die auf diese Nachfrage eingeht. Allein die Tatsache, daß im Zusammenhang mit unserem Fernsehsystem die Vokabel "Grundversorgung" Einzug in Gesetzestexte bzw. Staatsverträge gehalten hat, ist schon bezeichnend. Der Ausdruck "Grundversorgung" im Kontext unseres öffentlichrechtlichen Rundfunks legt nahe, daß Fernsehen als Tätigkeit ein Grundbedürfnis darstellt wie essen, schlafen und wohnen. Die Funktion des Fernsehens als Ware ist zwar für die Macher, die dieses Wirtschaftsgut herstellen und anbieten - vor allem des kommerziell ausgerichteten Privatfernsehens - vorrangig, doch ist Fernsehen weit mehr, nämlich soziales Kommunikationsmittel bzw. Kommunikationsforum. Mit den Konsequenzen, die sich aus der Rolle des Fernsehens als dem dominierenden Kommunikationsmedium unserer Kultur ergeben, und mit den Folgen, die extensives Fernsehen wiederum auf unsere Wahrnehmung und unser Weltbild hat, beschäftigt sich diese Hausarbeit. Wir stellen zwei konträre medienphilosophische Positionen vor: Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der kulturpessimistischen These Neil Postmans "Wir amüsieren uns zu Tode" und seinem gleichnamigen Buch. Im daran anschließenden Teil stellen wir die Position, unsere Kultur sei "Am Ende der Gutenberg-Galaxis" und die Schlußfolgerungen, die Norbert Bolz daraus zieht, vor. Der bereits angesprochene Umstand, daß seitens der Fernsehmacher kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen - sei es bei privaten Anbietern die Vorgabe, gewinnmaximierend zu wirtschaften, sei es bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Auflage, kostendeckend zu arbeiten - die sich auf die Programmgestaltung strukturell sowie inhaltlich auswirken, spielt zwar im Hinblick auf den Charakter des Fernsehens eine zentrale Rolle, soll aber angesichts unserer philosophischen Fragestellung nach den Auswirkungen der Medien auf unsere Wahrnehmung in den Hintergrund treten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode
- Norbert Bolz: Das Ende der Gutenberg-Galaxis
- Postman und Bolz: Übereinstimmungen und Differenzen
- Veränderung der Sprachkultur durch Medien
- Schrift-contra Bildkultur
- Apokalyptischer versus integrierter Kulturbegriff
- Überflüssige Informationen bzw. Notwendigkeit des Informationsflusses
- Kritische Anmerkungen zu den Autoren
- Kritik an Postman
- Kritik an Bolz
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob Bildschirmmedien und Kultur ein problematisches Verhältnis haben. Dafür werden die medienphilosophischen Betrachtungen von Neil Postman und Norbert Bolz gegenübergestellt. Die Arbeit analysiert die Veränderungen der Sprachkultur durch Medien, die Unterschiede zwischen Schrift- und Bildkultur sowie die unterschiedlichen Kulturbegriffe der beiden Autoren. Darüber hinaus wird der Einfluss von überflüssigen Informationen auf unsere Wahrnehmung untersucht.
- Die Auswirkungen von Bildschirmmedien auf unsere Kultur
- Der Wandel von der Schrift- zur Bildkultur
- Die Rolle von Unterhaltung und Information in den Medien
- Die Folgen des Informationsüberflusses
- Die unterschiedlichen Perspektiven von Postman und Bolz
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz der Frage nach dem Verhältnis von Bildschirmmedien und Kultur heraus. Es wird argumentiert, dass Veränderungen in der Medienlandschaft Ausdruck und zugleich Ursache grundlegender Veränderungen in unserer Gesellschaft und Kultur sind.
Kapitel zwei beleuchtet die kulturpessimistische These von Neil Postman in seinem Buch "Wir amüsieren uns zu Tode". Postman beklagt den Niedergang des Buchdruckzeitalters und den Aufstieg des Fernsehzeitalters, der zu einer Verflachung des öffentlichen Diskurses führt. Das Fernsehen, so Postman, präsentiert jedes Thema als Unterhaltung und lenkt die Menschen mit Trivialitäten ab.
Kapitel drei beschäftigt sich mit Norbert Bolz' These "Das Ende der Gutenberg-Galaxis". Im Gegensatz zu Postman sieht Bolz die neue Medienlandschaft als ein notwendiges Resultat der historischen Entwicklung. Er begrüßt die Vielfalt an Möglichkeiten, die sich durch den Umgang mit den neuen Medien eröffnen.
Kapitel vier vergleicht die Positionen von Postman und Bolz und identifiziert sowohl Übereinstimmungen als auch Differenzen. Es werden die Veränderungen der Sprachkultur durch Medien, die Unterschiede zwischen Schrift- und Bildkultur sowie die unterschiedlichen Kulturbegriffe der beiden Autoren analysiert.
Kapitel fünf enthält kritische Anmerkungen zu den beiden Autoren. Postman wird vorgeworfen, seine Analyse zu stark auf die US-amerikanische Medienlandschaft zu fokussieren und die Gefahren des Fernsehens zu überschätzen. Bolz wird kritisiert, seine Argumentation zu komplex und schwer zugänglich zu gestalten.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Medienphilosophie und untersucht die Auswirkungen von Bildschirmmedien auf unsere Kultur. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Bildschirmmedien, Kultur, Medienphilosophie, Neil Postman, Norbert Bolz, Unterhaltung, Information, Sprachkultur, Bildkultur, Informationsüberfluss, Gutenberg-Galaxis.
- Arbeit zitieren
- Angelika Janssen (Autor:in), 1999, Bildschirmmedien und Kultur - Ein problematisches Verhältnis? Eine Gegenüberstellung der medienphilosophischen Betrachtungen von Neil Postman und Norbert Bolz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38681