Robert Smithson gilt als eine der herausragenden Figuren der amerikanischen Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts im Bereich der Skulptur, Installation, Land art und Konzeptkunst. Die folgenden Betrachtungen zum kontextuellen und philosophischen Hintergrund von Robert Smithsons konzeptuellen Ansätzen thematisieren die Erfassung des Raumes. Jene beziehen sich konkret auf drei Ausgangspunkte: Ziel ist zunächst eine weiterfuhrende Betrachtung der „Enantiomorphic Chambers“, einer Installation zweier einander gegenuber gestellten verspiegelten Kammern, mit welcher sich Smithson in den Bereich der Symmetrieoperationen hineinbegibt, und zu deren Verständnis die Erläuterung der historischen Aspekte von Enantiomorphie sowie Zentralperspektive notwendig ist. Zudem werden die spezifischen Wahrnehmungsmomente des Betrachters bzw. die phänomenologische Ebene dieser durchaus auch konfrontativ angelegten „Enantomorphic Chambers“ untersucht, sowie auch die intentionale Ausrichtung dieser Arbeit, die nicht nur mit bewusstem Blick auf den retrospektiv-historischen Kontext der Perspektive und der Verortung im Raum angelegt wurde, sondern auch Impulse aus der zeitgenössisch vorherrschenden Strömung des Strukturalismus bezog.
In einer späteren Arbeit, einer mehrphasigen Installation von Spiegelflächen, den sog. Spiegelversetzungen, involviert Smithson die Reflexionsgesetze und arbeitet mit der Gegenüberstellung des virtuellen sowie scheinbaren Bildes zum reellen Bild, was sich im Format der quadratischen und ebenen Spiegelflächen ebenfalls als eine Anspielung auf die Vektorenrechnung und Ortsbestimmung lesen lässt. Er wählt bewusst den Weg der nur ephemer bestehenden Installation, welche lediglich durch Photographien dokumentiert wird. Die Arbeiten spielen metaphorisch mit der räumlichen Dezentrierung und mit der scheinbaren Destrukturierung exakter Logik, formulieren eine künstlerische Positionierung zu den zwei Ebenen des Raum/Zeit-Kontinuums, und beziehen auf ihrer narrativen Ebene die erweiternde Dimension des konkreten historischen Bezugs mit ein, da der geschichtliche Kontext des Ortes - über den Entdecker zahlreicher Stätten der Maya-Kultur, John Lloyd Stephens - wiederum zum Komplex der binären und enantiomorphen Strukturen fuhrt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurzbiografie zu Robert Smithson
- Enantomorphic Chambers
- Enantomorphic Chambers - Konzeption
- Enantomorphic Chambers - Rezeption
- Yucatan Mirrordisplacements
- Yucatan Mirrordisplacements - Konzeption
- Yucatan Mirrordisplacements - Rezeption
- Sites and Non-Sites
- Sites and Non-Sites - Konzeption
- Sites and Non-Sites - Rezeption
- Der strukturalistische Kontext
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Robert Smithsons konzeptuelle Ansätze zur Erfassung des Raumes, fokussiert auf seine Installationen "Enantomorphic Chambers" und "Yucatan Mirrordisplacements" sowie sein Konzept von "Sites and Non-Sites". Ziel ist es, den philosophischen und historischen Kontext dieser Arbeiten zu beleuchten und Smithsons spezifische Herangehensweise an die räumliche Wahrnehmung zu analysieren.
- Smithsons künstlerische Auseinandersetzung mit Raum und Wahrnehmung
- Der Einfluss von Symmetrieoperationen, Perspektive und Strukturalismus auf Smithsons Werk
- Die Beziehung zwischen realem und virtuellem Raum in Smithsons Installationen
- Die Rolle der Spiegelung und Reflexion in Smithsons künstlerischer Praxis
- Die historische und kontextuelle Einbettung von Smithsons Arbeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Robert Smithson als bedeutende Figur der amerikanischen Konzeptkunst vor. Sie beschreibt die Vielfältigkeit seines künstlerischen Schaffens und die Überschreitung konventioneller Grenzen. Der Fokus liegt auf der Erfassung des Raumes, analysiert anhand von drei Hauptpunkten: den "Enantomorphic Chambers", den "Yucatan Mirrordisplacements" und dem Konzept der "Sites and Non-Sites". Die Arbeit skizziert den methodischen Ansatz, der sowohl historische als auch phänomenologische Aspekte der räumlichen Wahrnehmung berücksichtigt und den Einfluss des Strukturalismus auf Smithsons Intentionen betont.
Enantomorphic Chambers: Dieses Kapitel analysiert Smithsons Installation "Enantomorphic Chambers", bestehend aus zwei sich gegenüberliegenden verspiegelten Kammern. Es beleuchtet die Konzeption und Rezeption der Arbeit, wobei die Bedeutung der Symmetrieoperationen, der Zentralperspektive und der historischen Entwicklung des Raumverständnisses im Vordergrund steht. Der Schwerpunkt liegt auf der phänomenologischen Erfahrung des Betrachters und der konfrontativen Natur der Installation. Der Einfluss von theoretischen Konzepten, insbesondere Lacans Spiegelstadium und Lévi-Strauss' strukturalistische Ideen, auf Smithsons künstlerisches Vorgehen wird diskutiert.
Yucatan Mirrordisplacements: Dieses Kapitel befasst sich mit Smithsons mehrphasiger Installation "Yucatan Mirrordisplacements", die mit Spiegelreflexionen und der Gegenüberstellung von realem und virtuellem Bild spielt. Die quadratischen Spiegelflächen werden als Anspielung auf Vektorenrechnung und Ortsbestimmung interpretiert. Der ephemeren Natur der Installation und ihrer Dokumentation durch Fotografien wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Arbeit thematisiert räumliche Dezentrierung, die Destrukturierung exakter Logik und die Interaktion zwischen Raum und Zeit. Der historische Kontext des Ortes (Maya-Kultur) und dessen Verbindung zu binären und enantiomorphen Strukturen wird beleuchtet.
Sites and Non-Sites: Dieses Kapitel untersucht Smithsons Konzept von "Sites and Non-Sites", das den Dialog zwischen Ausstellungsraum und äußeren Orten thematisiert und die Polarität von Innen- und Außenraum überbrückt. Es analysiert, wie Smithson die Grenzen zwischen diesen beiden Räumen verwischt und neue räumliche Bilder erzeugt, indem er Eindrücke übereinanderlegt, ähnlich wie bei der Enantomorphie und Stereoskopie. Das Kapitel beschreibt Smithsons Weg von der Selbstwahrnehmung im Innenraum zur Verortung im Außenraum und die resultierende Kombinatorik von Elementen, die zu einem "dritten Bild" verschmelzen.
Schlüsselwörter
Robert Smithson, Konzeptkunst, Land Art, Raumwahrnehmung, Spiegel, Symmetrie, Enantomorphie, Zentralperspektive, Strukturalismus, Lacan, Lévi-Strauss, Sites and Non-Sites, Installation, Reflexion, Virtuelles Bild, Reales Bild, Räumliche Dezentrierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Robert Smithson - Raum, Spiegelung und Strukturalismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die konzeptuellen Ansätze Robert Smithsons zur Erfassung des Raumes, mit Fokus auf seine Installationen "Enantomorphic Chambers", "Yucatan Mirrordisplacements" und sein Konzept der "Sites and Non-Sites". Analysiert werden der philosophische und historische Kontext dieser Arbeiten und Smithsons spezifische Herangehensweise an die räumliche Wahrnehmung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Smithsons künstlerische Auseinandersetzung mit Raum und Wahrnehmung, den Einfluss von Symmetrieoperationen, Perspektive und Strukturalismus auf sein Werk, die Beziehung zwischen realem und virtuellem Raum in seinen Installationen, die Rolle der Spiegelung und Reflexion in seiner künstlerischen Praxis sowie die historische und kontextuelle Einbettung seiner Arbeiten.
Welche Installationen von Robert Smithson stehen im Mittelpunkt?
Im Zentrum stehen die Installationen "Enantomorphic Chambers" (zwei sich gegenüberliegende verspiegelte Kammern) und "Yucatan Mirrordisplacements" (mit Spiegelreflexionen und der Gegenüberstellung von realem und virtuellem Bild). Das Konzept der "Sites and Non-Sites", welches den Dialog zwischen Ausstellungsraum und äußeren Orten thematisiert, wird ebenfalls ausführlich behandelt.
Welche theoretischen Konzepte spielen eine Rolle?
Die Arbeit bezieht sich auf Lacans Spiegelstadium und Lévi-Strauss' strukturalistische Ideen, um Smithsons künstlerisches Vorgehen zu analysieren und den Einfluss des Strukturalismus auf seine Intentionen zu beleuchten. Die Bedeutung von Symmetrieoperationen, Zentralperspektive und die historische Entwicklung des Raumverständnisses werden ebenfalls diskutiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu den einzelnen Installationen ("Enantomorphic Chambers", "Yucatan Mirrordisplacements", "Sites and Non-Sites"), ein Kapitel zum strukturalistischen Kontext und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich werden eine Kurzbiografie zu Robert Smithson, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der Kapitel bereitgestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Robert Smithson, Konzeptkunst, Land Art, Raumwahrnehmung, Spiegel, Symmetrie, Enantomorphie, Zentralperspektive, Strukturalismus, Lacan, Lévi-Strauss, Sites and Non-Sites, Installation, Reflexion, Virtuelles Bild, Reales Bild, Räumliche Dezentrierung.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel ist es, den philosophischen und historischen Kontext von Smithsons Arbeiten zu beleuchten und seine spezifische Herangehensweise an die räumliche Wahrnehmung zu analysieren. Die Arbeit untersucht, wie Smithson Raum und Wahrnehmung in seinen Installationen erfasst und welche Rolle dabei Symmetrie, Spiegelung und der Strukturalismus spielen.
Wie wird der Raum in Smithsons Arbeiten dargestellt?
Smithson spielt in seinen Arbeiten mit realem und virtuellem Raum, Spiegelungen und Reflexionen, um die räumliche Wahrnehmung des Betrachters herauszufordern und zu dekonstruieren. Er verwischt die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum und erzeugt neue räumliche Bilder durch Überlagerung von Eindrücken, ähnlich der Enantomorphie und Stereoskopie.
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- Silvia Schiffgen (Author), 2017, Das Erfassen des Raumes. Robert Smithsons konzeptuelle Ansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387438