In den 1780er Jahren machte ein Magier in ganz Europa von sich reden, der unter dem Pseudonym ‚Graf Cagliostro‘ von einem Fürstenhof zum nächsten zog und esoterische Rituale abhielt. Die schillernde Figur beschäftigte zahlreiche Journalisten und Pamphletisten. Obwohl Cagliostro in Preußen kaum Aktivitäten entwickelte, betrieben gerade Berliner Aufklärer einen großen Aufwand in ihren Bemühungen, den Mystiker als Scharlatan zu entlarven. Mit ihren Veröffentlichungen trugen sie jedoch auch nachhaltig zu seiner Bekanntheit und Mystifizierung bei. Insbesondere die Berlinische Monatsschrift (BM) hatte der Esoterik den Krieg erklärt, da ihre Herausgeber überzeugt waren, dass jede ‚Schwärmerei‘ der Gegenaufklärung und der Gegenreformation in die Hände spielte.
Diese Arbeit untersucht die Debattenbeiträge in ihrem historischen Kontext. Nur vor dem Hintergrund der politischen Situation und zeitgenössischer Konflikte innerhalb der Freimaurerei ist das geradezu obsessive Interesse der BM an Cagliostro und ähnlichen Gestalten zu erklären. Die Herausgeber waren überzeugt davon, dass das Projekt der Aufklärung existenziell gefährdet war und – im aus ihrer Sicht schlimmsten Fall – sogar eine Rekatholisierung ganz Europas drohte, wenn ihre Gegner erfolgreich sein würden. Gegen diese zum großen Teil imaginäre Bedrohung, die allerdings durchaus einen realen Kern hatte, setzten sie sich mit den Mitteln der Publizistik zur Wehr. Die Journalisten scheuten nicht davor zurück, Skandalgeschichten und Verleumdungen zu verbreiten. Cagliostro wurde zur Projektionsfläche für düstere Zukunftsängste.
Zuerst geht die Arbeit auf die Esoterik und das Geheimbundwesen im Allgemeinen ein, um dann die konkreten Ereignisse zu beleuchten, die die BM veranlassten, Cagliostro ins Visier zu nehmen. Anhand der Mittel, die sie zu seiner Bekämpfung wählten, wird erkennbar sein, dass die Aufklärer ihrem Hassobjekt näher standen, als ihnen bewusst war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historisch-theoretischer Teil
- Die abendländische Esoterik
- Ägypten als Ursprungsland der Weisheit
- Die Gold- und Rosenkreuzer und der preußische Thron......
- Verschwörungstheorien als Wissensinnovation
- Hauptteil
- Ein Ganovenpärchen im Freimaurergewand....
- Die Halsbandaffäre als europäischer Skandal
- Die Berliner Aufklärung unter Druck .........
- Scharlatane umgarnen das gemeine Volk.
- Cagliostro als Verführer des Adels
- Verschwörung gegen Aufklärung und Reformation...\n
- Das Ende des Magiers.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Debattenbeiträge der Berlinischen Monatsschrift (BM) gegen den Magier Cagliostro im historischen Kontext. Sie analysiert die Hintergründe des obsessiven Interesses der BM an Cagliostro und ähnlichen Gestalten vor dem Hintergrund der politischen Situation und zeitgenössischer Konflikte innerhalb der Freimaurerei. Der Text beleuchtet, wie die Herausgeber der BM das Projekt der Aufklärung als existenziell gefährdet sahen und mit den Mitteln der Publizistik gegen eine vermeintliche Bedrohung durch die Gegenaufklärung und -reformation vorgingen.
- Die Rolle der Esoterik im späten 18. Jahrhundert
- Die Bedeutung von Geheimbünden und Verschwörungstheorien in den intellektuellen Debatten der Zeit
- Die Verwendung von Skandalgeschichten und Verleumdungen als Mittel der politischen Auseinandersetzung
- Die Projektion von Zukunftsängsten auf die Figur des Cagliostro
- Die Beziehung zwischen den Aufklärern und ihren vermeintlichen Gegnern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die zentrale Figur des Cagliostro und die Rolle der Berlinischen Monatsschrift in der Auseinandersetzung mit ihm vor. Sie skizziert die historische und politische Situation der Zeit sowie die Motivationen der Aufklärer, die sich gegen die Esoterik und die Gegenaufklärung stellten.
- Historisch-theoretischer Teil: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Esoterik und beleuchtet die verschiedenen Strömungen des esoterischen Denkens im 18. Jahrhundert. Es untersucht die Bedeutung von Ägypten als Ursprungsland der Weisheit und diskutiert die Rolle von Geheimbünden wie den Gold- und Rosenkreuzern. Schließlich werden Verschwörungstheorien als Ausdruck von Wissensinnovation und als Gegenreaktion auf die herrschende Ordnung betrachtet.
- Hauptteil: Der Hauptteil behandelt die konkreten Ereignisse und Debatten, die die Berlinische Monatsschrift veranlassten, Cagliostro als Scharlatan zu entlarven. Er beleuchtet die Halsbandaffäre als europäisches Skandalereignis und analysiert die Reaktion der Berliner Aufklärung auf die vermeintliche Bedrohung durch Cagliostro. Der Text untersucht, wie die BM Cagliostro als Verführer des Adels und als Urheber einer Verschwörung gegen Aufklärung und Reformation darstellte.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Esoterik, Geheimbünde, Aufklärung, Gegenaufklärung, Verschwörungstheorie, Skandal, Freimaurerei, Cagliostro, Berlinische Monatsschrift, und politische Publizistik. Sie untersucht die Rolle dieser Begriffe in der intellektuellen und politischen Debatte des späten 18. Jahrhunderts und analysiert die Strategien der Aufklärer in der Auseinandersetzung mit ihren vermeintlichen Gegnern.
- Arbeit zitieren
- Christoph Kluge (Autor:in), 2017, Skandal und Verschwörungstheorie als Waffen der Aufklärung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387603