Das Motiv der Insel spielt in Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe eine wichtige Rolle. Läßt man die Episoden, die Robinsons Jugend in England, seine ersten Seefahrten und das Leben als Plantagenbesitzer in Brasilien beschreiben und für den Hauptteil des Romans, den Inselaufenthalt eher eine einleitende Funktion haben, außer Acht, so ist die Insel der eigentliche Schauplatz der Handlung.
Mit dem Begriff Insel können ganz unterschiedliche Assoziationen verbunden werden. Dies trifft umso mehr zu, wenn ein Mensch sich nicht aus freien Stücken für einen Aufenthalt auf einer Insel entscheidet, sondern gezwungenermaßen aus seinem gewohnten Lebensraum gerissen wird und in eine ihm fremde Zivilisation „verpflanzt“ wird, so wie es bei Defoes Protagonisten der Fall ist. Robinson macht hinsichtlich der Bewertung des Insellebens eine Entwicklung durch. Die Insel ist erst Asyl bzw. Rettung vor dem Tod, dann Exil und schließlich unter dem Eindruck seiner religiösen Wandlung wieder Asyl.
Dieses Wechselspiel von Empfindungen möchte ich genauer untersuchen, indem ich die Aspekte, die zu der einen oder der anderen Haltung gegenüber der Insel beitragen, analysiere. Das erste Kapitel wird sich mit dem Exilcharakter der Insel beschäftigen. Ich werde versuchen zu zeigen, daß soziale Isolation und Gefahren, denen sich Robinson auf der Insel (vermeintlich) ausgesetzt sieht, die Faktoren sind, die zu einer Bewertung der Insel als Ort der Gefangenschaft beitragen. Das zweite Kapitel wird dann verschiedene Aspekte untersuchen, die dazu führen, daß Robinson seine Lage doch positiv beurteilt. In Kapitel 3 möchte ich den direkten Kontext der Handlung verlassen und die literarisch-technische Funktion der Insel in Defoes Roman betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Die Insel als Exil
- 1.1 Exil durch Isolation
- 1.2 Die Insel als Bedrohung der Existenz
- 2. Die Insel als Asyl
- 2.1 Zuflucht vor äußerer Bedrohung
- 2.2 Ort der Besinnung
- 2.3 Robinsons Königreich
- 3. Die literarisch-technische Funktion der Insel
- 3.1 Die Insel als räumlicher Rahmen
- 3.2 Möglichkeit zur Entwicklung durch Isolation
- 4. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Motiv der Insel in Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe und untersucht, wie die Insel vom Protagonisten als Ort des Exils oder Asyls wahrgenommen wird.
- Die Insel als Ort der sozialen Isolation und Bedrohung der Existenz
- Die Insel als Zuflucht vor äußerer Bedrohung und Ort der Besinnung
- Die Entwicklung der Bewertung der Insel durch Robinson Crusoe
- Die literarisch-technische Funktion der Insel im Roman
- Die Rolle der religiösen Wandlung Robinsons für seine Wahrnehmung der Insel
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Exilcharakter der Insel beleuchtet. Robinsons anfängliche Freude über die Rettung vor dem Ertrinken weicht der Erkenntnis, dass er der einzige Überlebende des Schiffbruchs ist. Die soziale Isolation und die vermeintlichen Gefahren der Insel führen zu einer negativen Bewertung seiner Lage.
Kapitel zwei behandelt die Insel als Asyl. Robinsons anfängliche Ängste vor Hunger und wilden Tieren erweisen sich als unbegründet. Er findet Nahrung und Schutz auf der Insel und beginnt, sie als Ort der Besinnung und als sein persönliches Königreich zu betrachten.
Kapitel drei betrachtet die literarisch-technische Funktion der Insel. Die Insel dient als räumlicher Rahmen für die Handlung und ermöglicht Robinsons Entwicklung durch die Isolation.
Schlüsselwörter
Robinson Crusoe, Insel, Exil, Asyl, soziale Isolation, Bedrohung der Existenz, Zuflucht, Besinnung, religiöse Wandlung, literarisch-technische Funktion, Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Anke Grundmann (Autor:in), 1998, Das Inselmotiv in Daniel Defoes Robinson Crusoe: Exil oder Asyl?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38793