Das Ziel meiner Arbeit ist, zu untersuchen, auf welche Weise Frauenbilder der Aufklärung in der Französischen Revolution rezipiert wurden und welchen Einfluß diese wiederum auf das Frauenbild und die gesellschaftliche und rechtliche Rolle der Frau im revolutionären Frankreich hatten.
Der Untersuchungszeitraum soll auf die Zeitspanne vom Ausbruch der Revolution 1789 bis zur Auflösung des Direktoriums unter Napoléon Bonaparte im November 1799 begrenzt werden. Daraus ergibt sich, daß die durch den von Napoléon eingeführten Code Civil bedingten Veränderungen (Verschlechterungen) der rechtlichen Stellung der Frau nicht miteinbezogen werden können.
Als Beispiele für unterschiedliche Weiblichkeitskonzepte der Aufklärung habe ich die Schriften des heute wenig bekannten Frühaufklärers François Poullain de la Barre und den der Spätaufklärung zugerechneten pädagogischen Roman Emile oder Über die Erziehung von Jean-Jacques Rousseau gewählt. Auf der Grundlage dieser doch sehr unterschiedlichen Aussagen zur Rolle der Frau sollen anschließend die Differenzpositionen zum Frauenbild in der Französischen Revolution untersucht werden. Die Namen Condorcet, Amar und Chaumette tauchen als Synonyme für das egalitäre bzw. komplementäre Frauenbild in zahlreichen Arbeiten, die sich mit der Situation der weiblichen Bevölkerung im ausgehenden 18. Jahrhundert in Frankreich beschäftigen, auf. Ich möchte versuchen zu zeigen, welche Parallelen, aber auch welche Abweichungen zwischen den Aussagen Poullains und Condorcets auf der einen Seite und Rousseaus und Amars auf der anderen Seite bestehen.
Besonders im Fall von Rousseau sind seine Thesen zum Frauenbild nur ein Teil eines umfangreichen Gesellschaftskonzepts. Bedingt durch den begrenzten Rahmen dieser Arbeit muß außer Acht gelassen werden, daß z. B. die Ablehnung des Berufs der Schauspielerin auf eine generelle Kritik am Theater zurückzuführen ist. Trotzdem bin ich der Meinung, daß es gerechtfertigt ist, sich auf einzelne Aspekte aus seinem Gesellschaftskonzept zu konzentrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frauenbilder in der Aufklärung
- Das Frauenbild bei François Poullain de la Barre
- Gleichheit von Mann und Frau
- Poullains Begriff des Naturrechts
- Bildung der Frauen
- Familienstruktur und Mutterrolle
- Die Rolle der Frau in der Öffentlichkeit
- Adressaten von Poullains Frauenkonzept
- Das Frauenbild bei Jean-Jacques Rousseau
- Rousseaus Emile oder Über die Erziehung
- Ungleichheit von Mann und Frau
- Rousseaus Begriff des Naturrechts
- Familienstruktur und Mutterrolle
- Die Rolle der Frau in der Öffentlichkeit
- Adressaten von Rousseaus Frauen- bzw. Gesellschaftskonzept
- Fazit
- Das Frauenbild bei François Poullain de la Barre
- Weiblichkeitskonzepte während der Französischen Revolution
- Die Entwicklung der Rolle der Frau 1789-1799
- Das egalitäre Frauenbild am Beispiel Condorcet
- Das komplementäre Frauenbild
- Amars Rede zum Verbot der Frauenclubs
- Chaumettes Begriff des weiblichen Aufgabenbereichs
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie Frauenbilder der Aufklärung in der Französischen Revolution rezipiert wurden und welchen Einfluss diese auf das Frauenbild und die gesellschaftliche und rechtliche Rolle der Frau im revolutionären Frankreich hatten. Der Fokus liegt auf der Zeitspanne vom Ausbruch der Revolution 1789 bis zur Auflösung des Direktoriums 1799. Die Analyse konzentriert sich auf die Schriften von François Poullain de la Barre und Jean-Jacques Rousseau, die unterschiedliche Weiblichkeitskonzepte der Aufklärung repräsentieren. Die Arbeit beleuchtet anschließend die Differenzpositionen zum Frauenbild in der Französischen Revolution anhand der Beispiele Condorcet, Amar und Chaumette, um Parallelen und Abweichungen zwischen den Aussagen Poullains und Condorcets sowie Rousseaus und Amars aufzuzeigen.
- Rezeption von Frauenbildern der Aufklärung in der Französischen Revolution
- Einfluss der Aufklärung auf das Frauenbild und die Rolle der Frau im revolutionären Frankreich
- Differenzpositionen zum Frauenbild in der Französischen Revolution
- Analyse von unterschiedlichen Weiblichkeitskonzepten der Aufklärung
- Vergleich der Positionen von Poullain de la Barre, Rousseau, Condorcet, Amar und Chaumette
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Zielsetzung sowie den Untersuchungszeitraum. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Frauenbildern in der Aufklärung. Es analysiert die Schriften von François Poullain de la Barre und Jean-Jacques Rousseau und stellt deren unterschiedliche Konzepte zur Gleichheit oder Ungleichheit von Mann und Frau dar. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Weiblichkeitskonzepten während der Französischen Revolution. Es untersucht die Entwicklung der Rolle der Frau von 1789 bis 1799 und analysiert das egalitäre Frauenbild anhand des Beispiels Condorcet. Anschließend wird das komplementäre Frauenbild anhand der Reden von Amar und Chaumettes Begriff des weiblichen Aufgabenbereichs beleuchtet.
Schlüsselwörter
Frauenbilder, Aufklärung, Französische Revolution, Weiblichkeitskonzepte, Egalität, Komplementarität, Gleichheit, Ungleichheit, Naturrecht, Bildung, Familie, Mutterrolle, öffentliche Rolle, Condorcet, Amar, Chaumette, Poullain de la Barre, Rousseau.
- Arbeit zitieren
- M.A. Anke Grundmann (Autor:in), 1998, Weiblichkeitskonzepte der Aufklärung und deren Einfluß auf die Differenzpositionen zum Frauenbild in der Französischen Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38796