Das deutsche Theater zwischen Propaganda, Kontrolle und Zensur


Hausarbeit, 2017

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

2
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ... 3
Das Theater vor Hitlers Machtergreifung ... 4
Hitlers Machtergreifung ... 6
Die Macht greift nach dem Theater ... 7
Organisation, Steuerung & Kontrolle des Theaters ... 9
Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda ­ RMVP ... 11
Die Reichstheaterkammer (RTK) ... 13
Fazit ... 14
Bibliographie ... 17

3
EINLEITUNG
,,Man kann ruhig behaupten, daß mit dem Durchbruch der nationalsozialistischen Revolution
das Theater mit am stärksten unter allen kulturellen Einrichtungen erschüttert worden ist. Das
Theater war mehr als manche andere kulturelle Institutionen an einem Ende angelangt. Nach
[...] nationalsozialistischen Neubaues des deutsches Theaters, zeigt sich das Gesamtbild einer
gereinigten, erneuerten, erweiterten deutschen Schaubühne [...]."
1
Seit Menschengedenken existiert das Theater als gesellschaftsbildende Form. Das Theater der
griechischen Antike, gekoppelt mit der Tragödiendichtung der klassischen Zeit
2
, sowie dessen
Gegenpol: der Mimus und das Satyrspiel, haben das Theater seit jeher gezeichnet und in all
ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen geprägt.
3
Die wesentlichen Impulse des
europäischen Theaters gab die Auseinandersetzung mit der Dramatik: ,,Die Dramatiker waren
es, die Bilder von der Gesellschaft entwarfen, vom Menschen und vom Umgang der
Geschlechter und der Generationen miteinander, die aufrüttelten, aufklärten revoltierten."
4
Aufgrund dieser engen Verflechtung mit der Lebenswelt der Menschen, war es nie frei von
gesellschaftlichen oder politischen Einflüssen.
5
,,Wertet man die Bühne aber als Schaufenster
der jeweiligen Epoche, dann gewinnt sie eine spezifische Aussagekraft"
6
und kann so als
,,verräterischer Spiegel"
7
betrachtet werden. Adolf Hitler bemängelte schon lange vor seiner
Machtergreifung die Entwicklung des Theaters, spricht hierbei von ,,Verfallserscheinungen"
8
,
,,Keime[n die den] Beginn von Wucherungen verursachen" und ,,an denen unsere Kultur früher
oder später zugrunde gehen" müsse.
9
Nach der Machtergreifung 1933 war das Bestreben Hitlers und der Nationalsozialisten, sowohl
die öffentliche, als auch private Meinung auf ihre politischen Ziele und ihre Weltanschauung
mit Ausschließlichkeitsanspruch, auszurichten. Zur Umsetzung dieser ,,Indoktrinierung und der
Geisteskontrolle"
10
, wurde durch die ideologische und organisatorische Unterwanderung
sichergestellt, dass das NS-Regime über die größte Einflussgewalt in allen Lebensbereichen
verfügt.
Folglich
unterlag
der
gesamte Kulturbereich, insbesondere das Theater, der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Das
1
Wulf, Joseph: Theater und Film im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Frankfurt/m. Ullstein, 1989. S. 34.
2
Entstanden im 5. Jahrhundert v. Chr.
3
Vgl.: Brauneck, Manfred: Europas Theater. 2500 Jahre Geschichte ­ eine Einführung. Orig.-Ausg. Reinbeck bei Hamburg:
Rowohlt Taschenburch-Verlag, 2012. S.7.
4
Ebd.: S.8
5
Zudem war es immer in Abhängigkeit von finanzieller Unterstützung.
6
Daiber, Hans: Schaufenster Der Diktatur. Stuttgart: Neske, 1995. S.7.
7
Ebd.: S.7.
8
Daibler, H. (1995): S.19.
9
Ebd.: S. 19.
10
Drewniak, B. (1983): S.13.

4
NS-Regime war der Auffassung, dass ,,der dramatischen Kunst als ausgesprochenster
Gemeinschaftskunst im Dritten Reich eine besondere Bedeutung zukommen sollte."
11
In der folgenden Arbeit soll Untersucht werden, welchen besonderen Stellenwert die
Nationalsozialisten dem deutschen Theater, für ihre Propaganda, die gezielte Verbreitung der
NS-Ideologie, zugeschrieben haben. Außerdem soll dargelegt werden, welche Maßnahmen
dafür ergriffen wurden und wie sich das Theater mit oder durch die Gründung des NS-Staats
verändert hat und welche Ansprüche an es gestellt wurden.
Hierzu ist eine Einführung in die Zustände des Theaters vor 1933 notwendig, sowie die kurze
Darstellung von Hitlers Machtergreifung. Erst dann können die Auswirkungen der
Machtergreifung auf die deutsche Theaterlandschaft, mit all ihren Umstrukturierungen,
Umbrüchen und Neuerungen, sowie die nationalsozialistische Organisation, Steuerung und
Kontrolle des Theaters, dargestellt werden.
Das Theater vor Hitlers Machtergreifung
Im Laufe des 19. Jahrhunderts war es zur Institution bürgerlicher Kunst schlechthin
geworden. Sein Prestige als die Unterhaltungsstätte privilegierter Bevölkerungssichten war
auch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in keiner Weise in Frage gestellt wurden
.
12
Das Theater war, trotz des Aufkommens zukunftsweisender Medien wie Rundfunk und Film,
das Massenmedium erster Wahl. Jedoch sollte Adolf Hitler Recht behalten, als er während
seiner Haft über ,,Verfallserscheinungen" schrieb.
13
Tatsächlich erlebte das Theater und seine
Mitglieder keine Blütezeit. Aufgrund von Kopplungen zwischen Deutschland und den
westlichen Kapitalmärkten, konnte sich das Deutsche Reich nach dem ersten Weltkrieg von
dessen weitreichenden wirtschaftlichen Folgen erholen, wovon auch das Theater profitierte. Im
Jahre 1919 wurde der ,,Reichstheaterrat" gegründet mit der Aufgabe dem Theater neuen Glanz
zu verschaffen und es finanziell zu stärken. Aus heutiger Sicht der Vorreiter der
nationalsozialistischen ,,Reichstheaterkammer". Schon zu dieser Zeit gab es Tendenzen zu einer
rechtskonservativen nationalen Bühne.
14
Jedoch sollte dieser Aufschwung nicht von Dauer sein.
Es gab erneute Erschütterungen durch zwei ,,Schwarze Freitage" am 13.05.1927 und
24.10.1929.
15
Deutschlands finanzielle Lage, hohen Arbeitslosenzahlen und politische
Unzufriedenheit begründet eine politische Radikalisierung sowohl nach rechts als auch nach
11
Wulf, J. (1989): S.176.
12
Dussel, Konrad. Ein Neues, Ein Heroisches Theater? Bonn: Bouvier, 1988. S.9.
13
Lexikon-Institut Bertelsmann (Hg.): Bertelsmann-Lexikon. Band 6. Bertelsmann-Verlag GmbH, Gütersloh 1992. S. 186.
Auf Seite 284 des Originalbuchs steht der Artikel ,,Verfall des Theaters".).
14
Daiber, Hans: Schaufenster der Diktatur. Theater im Machtbereich Hitlers. Verlag Günther Neske, Stuttgart 1995. S.7-32.
15
Ebd., S. 33.

5
links. Diese Zustände waren auch für das Theater folgenreich. Beispielsweise halbierten sich
die Einnahmen, private Theater mussten schließen und Zuschüsse für das öffentliche Theater
wurden reduziert oder gar eingefroren. Das wiederum führte zu verkürzten Spielzeiten und das
Ballett und die Oper wurden zugunsten des günstigeren Schauspiels aufgegeben. Die
Schauspieler litten unter finanziellen Notlagen, die durch gesetzliche Notverordnungen
begründet waren, die Lohn-, Gehalt- und Gagenminderung ermöglichten. Im Jahr 1931/32
verzeichnete man mehr als zwei Drittel aller Bühnenangehörigen, fast 15000 Männer und
Frauen, ohne festes Engagement. Ein Jahr später waren rund 48 Prozent der Schauspieler und
58 Prozent der Schauspielerinnen arbeitslos.
16
Schon seit Mitte der 1920er Jahre versuchten die Nationalsozialisten auf unterschiedlichen
Wegen die großen Bühnen mit ihrer völkischen Theaterkultur zu infiltrieren. ,,Ein Potential
stand bereit, dessen geschickte Nutzung durch die Nationalsozialisten direkter Propaganda
mindestens ebenbürtig sein konnte.".
17
So war es stets ein Ziel des Führers, die Kontrolle über
das Theater zu gewinnen. Alfred Rosenberg, ein Mitglied der NSDAP, gründete 1928 den
,,Kampfbund" zur Verteidigung der ,,deutschen Kultur". Zwar galt dieser nie als
angeschlossene Organisation der NSDAP, sondern lediglich als von ihnen geförderter
Verband.
18
Jedoch wurden sogenannte Wanderbühnen ins Leben gerufen, die sich als
Propagandainstrument
äußerst
hilfreich
erwiesen.
Hans
Hinkel
war
,,Reichsorganisationsleiter" und damit oberster Verantwortlicher für diese Wanderbühnen. Die
Veranstaltungen gaben den Gauleitern die Möglichkeit ihre extremen Ansichten zu verkünden
und sie konnten dafür nicht belangt werden. Außerdem fielen sie immer wieder durch das
Stören anderer Aufführungen, die der Gegenpartei, auf.
19
Grund dafür war, dass diese Art von
Veranstaltung als offizielle Bühne von der Konzessionspflicht befreit war und so hatte der Staat
nichts gegen sie in der Hand.
Seit 1931 gab es zwar eine Verordnung, die politische Ausschreitungen, einschließlich
Agitationen verhindern und bekämpfen sollte, jedoch richtete sich dies hauptsächlich gegen die
kommunistischen Parteien. ,,Rechte Agitationen blieben in der Regel unangefochten, weil sie
die Bühne und Zuschauer im Namen von Sittlichkeit und Nationalgefühl gegen Nihilismus und
Dekadenz terrorisiert[en].".
20
Infolgedessen wurden Vorführungen, die Zwischenfälle oder
Ausschreitungen erahnen ließen, als ,,polizeilicher Schutz im Interesse von Ruhe und
16
Ebd., S. 33.
17
Dussel, Konrad. Ein Neues, Ein Heroisches Theater? Bonn: Bouvier, 1988. S.9
18
Dussel, Konrad. Ein Neues, Ein Heroisches Theater? Bonn: Bouvier, 1988. S.101.
19
Daiber, Hans: Schaufenster der Diktatur. Theater im Machtbereich Hitlers. Verlag Günther Neske, Stuttgart 1995. S. 25.
20
Ebd.: S. 25f.

6
Ordnung" verboten.
21
Hitlers Machtergreifung
,,Wir drücken Hitler die Hand. Er hat's verdient. Großer Jubel. Unten randaliert das Volk. Gleich
an die Arbeit. Reichstag wird aufgelöst."
22
Am 30. Januar 1933 war das Ende der Weimarer Republik und der bis dahin bestehenden
parlamentarischen Demokratie besiegelt. Adolf Hitler wurde durch Reichspräsident Paul von
Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und darauf folgte eine zentralistische Diktatur die nach
dem Führerprinzip agierte.
Einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Alleinherrschaft war die Gleichschaltung. Die
nationalsozialistische Ideologie sollte die gesamte Gesellschaft durchdringen und alle
Führungspositionen von Nationalsozialisten besetzt sein. Mittel zur Umsetzung dieses Ziels
waren gewaltiger Terror, Überwachungen und Propaganda, die jedoch ,,durch den Verweis auf
»revolutionär-proletarische« oder »völkische« Interessen gerechtfertigt"
23
wurden. ,,Nahezu
gleichzeitig mit der jeweiligen Machtübernahme wurden politische Parteien, Gewerkschaften,
und die freie Presse verboten" und ,,demokratische Einrichtungen, die der kulturellen Sphäre
Selbstverwaltung und einen gewissen Freiraum im öffentlichen Leben sicherten, wurden
zerschlagen."
24
Eingeleitet wurde die, durch die Auflösung des Reichstags am 01.02.1933 und
die damit verbundenen Notverordnungen, welche die politischen und demokratischen Rechte
des Volkes einschränkten. Fortan wurden Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit
eingeschränkt, sowie eine reichsweite Auskämmung der Verwaltungen durch
Gewaltandrohungen, Beurlaubungen und Inhaftierungen in Gang gesetzt. Am 22.02.1933
bestimmt Göring, dass rund 50 000 SA und SS Angehörige von nun an als Hilfspolizisten
fungierten. ,,Der Straßenterror wird scheinlegal."
25
Der Reichstagsbrand vom 27.02.1933 wird
dem damaligen Kommunist Marinus van der Lubbe zur Last gelegt
26
und wurde damit zur
Grundlage ,,alle kommunistischen Funktionäre zu verhaften"
27
und sämtliche politische Gegner
zu bekämpfen, inhaftieren oder liquidieren. Einen Tag darauf, am 28.02.33 folgte die
Reichstagsbrandverordnung oder auch die ,,Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von
21
Ebd.: S. 26
22
Goebbels, Joseph, and Ralf Georg [Herausgeber] Reuth. 1930 - 1934. Orig.-Ausg. München [u.a.]:
Piper, 1992. S.757.
23
Brauneck, Manfred. Europas Theater. Orig.-Ausg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2012. S. 430.
24
Ebd.: S. 430.
25
Rischbieter, Hennig (Hg.): Theater im Dritten Reich. Theaterpolitik, Spielplanstruktur, NS-
Dramatik. Seelze-Velber 2000. S. 13.
26
Jedoch konnte seine tatsächliche Schuld nie nachgewiesen werden.
27
Rischbieter, Hennig (Hg.): Theater im Dritten Reich. Theaterpolitik, Spielplanstruktur, NS-
Dramatik. Seelze-Velber 2000. S. 13.
Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das deutsche Theater zwischen Propaganda, Kontrolle und Zensur
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Theater im Nationalsozialismus
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
18
Katalognummer
V388027
ISBN (eBook)
9783668621343
ISBN (Buch)
9783668621350
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus, Theater, Weltkrieg, Propaganda, Zensur, Kontrolle
Arbeit zitieren
Julika Frontzeck (Autor:in), 2017, Das deutsche Theater zwischen Propaganda, Kontrolle und Zensur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388027

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