Die Frage nach dem Heil des Menschen

Zur Spannung zwischen menschlicher Aktivität und göttlichem Handeln


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


2
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ... 3
2. Das neutestamentliche Verständnis des Heils ... 3
2.1. Glaube und Gnade ... 4
2.2. Die Werke des Menschen ... 5
2.3. Glaube und Werke als gemeinsamer Weg zum Heil ... 6
3. Das Phänomen der Säkularisierung ... 6
3.1. ,,Gott ist tot" ... 6
3.2. Ein unsinniges Heil? ... 8
3.3. Die Liturgie der Kirche in der heutigen säkularisierten Gesellschaft ... 8
4. Die Nähe Gottes ... 10
4.1. Adam, ,,wo bist du?" ... 10
4.2. Die Renovatio in melius ... 11
4.3. Liturgie als ausdrückliche Form der Gegenwart Gottes ... 13
5. Fazit: Als Erlöste leben ... 14
6. Literaturverzeichnis ... 15

3
1.
Einleitung
An Ostern feiert die ganze Kirche die Auferstehung Christi und dadurch die Erlösung des
Menschen. Jesus, der Ort der Erlösung (Röm 3,24), bildet durch seinen Tod und seine
Auferstehung den Mittler zwischen Gott und den Menschen. Zweitausend Jahre nach diesem
großen Erlösungsgeschehen kann festgestellt werden, dass es schwieriger geworden ist, an
Erlösung zu glauben und als Erlöster zu leben. Denn im Hinblick auf die heutige Gesellschaft
ist schon das Wort ,,Gott" ein sehr problematisches Wort, das Freunde, Familien und sogar
Christen trennt. Daher wird es fast undenkbar für die Menschen, über ein bestimmtes
göttliches Heil zu reden. Es entsteht also eine große Spannung zwischen der säkularisierten
Gesellschaft, die dazu tendiert, sich von Gott freizumachen, und dem Glauben an Gott, der
seine Schöpfung nicht verlassen will. So kann man sich die Frage stellen, welche Rolle die
Kirche in der Gesellschaft spielt, und welchen Beitrag die Liturgie der Kirche zu einem
besseren Verständnis des Heils leistet. Wie kann man in so einer aktuellen Lage die Frage des
Heils reflektieren?
Um den Heilsbegriff im Zusammenhang mit der menschlichen Aktivität und dem göttlichen
Handeln zur Klarheit zu bringen, wird im ersten Teil dieser Arbeit auf das neutestamentliche
Verständnis des Heils eingegangen. Im zweiten Teil geht es um die Konzeption und den
Umgang mit dem Heil in der heutigen säkularisierten Gesellschaft. Der dritte Teil wird die
Frage der Gegenwart Gottes hervorheben, wobei auch ein Augenmerk auf die Liturgie gelegt
wird. Zum Schluss wird es darum gehen aufzuzeigen, wie das Heil und das Leben der
Menschen miteinander verknüpft sind.
2.
Das neutestamentliche Verständnis des Heils
,,Jesus Christus ist der einzige und einzigartige Heilsmittler."
1
Unter dieser Aussage versteht
man, dass das Heil nur durch Jesus Christus geschieht und dass es keinen anderen Weg zum
Heil außer durch Jesus Christus gebe. Er bildet hier den Mittelpunkt. Jedoch scheint es im
Neuen Testament einen Streit über das Wie des Heils durch Jesus Christus zu geben. Die
einen vertreten den Standpunkt, dass allein der Glaube an Christus genügt. Die anderen
1
Ralph Fischer: Macht der Glaube Heil? Der christliche Glaube als Heilsmacht im Anschluss an Eugen Biser und
Eugen Drewermann (Bamberger Theologische Studien 30), Frankfurt am Main 2006, S. 360.

4
hingegen halten die Werke für wichtiger. Es entsteht also ein Konflikt zwischen dem Glauben
und den Werken. Was bewirkt letztlich Heil?
2.1.
Glaube und Gnade
In der Eucharistiefeier gedenken die Christen dem Tod und der Auferstehung Christi. Dieses
Kreuz und die Auferstehung Christi betrachtet der Apostel Paulus als zentrale Aspekte des
Heils.
2
Von daher ermutigt er beispielsweise die römische Gemeinde an Jesus zu glauben,
um zum Heil zu gelangen. Mit dieser Ermutigung zum Glauben beantwortet Paulus die Frage
des Wie des Heils. Nach ihm sind der Glaube an Jesus Christus, der für die ganze Menschheit
gestorben und auferstanden ist und die Gnade
3
Gottes die Voraussetzungen, geheilt zu
werden (Röm 3,22; 24):
,,Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom
Gesetz und vom Propheten: Die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus,
offenbart für alle, die glauben. Denn es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die
Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade,
Der Inhalt dieses Abschnitts stellt den ersten Höhepunkt des Römerbriefes dar. Nämlich die
offenbarte Gerechtigkeit Gottes in Jesus Christus. Diese Rechtfertigung steht jedoch nicht
aus Leistungen, sondern aus Glauben allen offen:
4
,,Die Gerechtigkeit Gottes, um die es jetzt
geht, [...] ist eine solche, die sich dem Glauben an Christus eröffnet, und zwar universal allen
Glaubenden und ohne Zutun des Gesetzes."
5
Folglich soll man nur an Christus, die
personifizierte Gnade Gottes glauben, um erlöst zu werden (Röm 5,15). Denn ,,die Gnade
geht von Gott aus. Sie will das Heil der Menschen und konzentriert sich unüberbietbar im
Christusereignis."
6
Der Glaube an Jesus Christus ist also bei Paulus erforderlich, um Anteil am
Heil zu haben (Röm 3,22). Sowie die Paulusbriefe stellt auch das Johannesevangelium den
Glauben als Voraussetzung zum Heil dar. Dieses definiert nämlich den Glauben als
Überzeugung davon, dass Jesus Christus von Gott gesandt ist und präsentiert das Heil als
eine durch den Glauben an Christus und seine Sendung geschenkte Gnade (Joh 5,24).
2
Vgl. Ralph Fischer: Macht der Glaube Heil?, S. 362.
3
Die Gnade, wovon es hier gesprochen wird, ist der Vollzug der Gerechtigkeit Gottes in Jesus Christus. Durch
ihn werden alle, die glauben befreit, erlöst (Vgl. Heinrich Schlier: Der Römerbrief (Herders Theologischer
Kommentar zum Neuen Testament VI), Freiburg / Basel / Wien 1977, S. 108.).
4
Vgl. Heinrich Schlier: Der Römerbrief, S. 102.
5
Ebd., S. 106.
6
Ralph Fischer: Macht der Glaube Heil?, S. 364.

5
Sowohl bei Paulus als auch bei Johannes ist der Glaube das Wichtigste in der Nachfolge Jesu.
Aber im Gegenteil zu Jakobus geht Paulus einen Schritt weiter und legt weniger Wert auf die
Werke: ,, [...] damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch
Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht." (Gal 2,16).
2.2.
Die Werke des Menschen
Im Neuen Testament vertritt der Jakobus-Brief am stärksten die These des Heils durch die
Werke. Das Verhältnis von Glaube und Werke bildet bei ihm das zentrale Thema.
Diesbezüglich beginnt er seine Rede folgendermaßen: ,,Meine Brüder, was nützt es, wenn
einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?"
(Jak 2,14) Jakobus legt mehr Wert auf den Umgang mit den Mitmenschen. Für ihn wird
geheilt, wer ein gutes Leben durch gute Taten führt (Jak 2,16). Denn er hält die Taten für
Zeugnis des Glaubens (Jak 2,17). Natürlich drückt er sich nicht gegen den Glauben aus.
7
Im
Gegensatz geht es ihm darum zu zeigen, dass der Glaube allein nicht genug ist. Er meint:
,,Der Glaube besitzt [...] keine den Menschen rettende Kraft vor dem göttlichen Gericht,
wenn er sich nicht in Werken als lebendig erwiesen hat"
8
Ein richtiger Glaube lässt sich also
nur in den Werken zeigen: ,,[...] zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir
meinen Glauben aufgrund der Werke" (Jak 2,18). Um seine Argumentation, im scharfen
Kontrast zu Paulus, zu bestärken, stellt Jakobus ein Beispiel bei Abraham dar: ,,Du siehst,
dass bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und dass erst durch die Werke
der Glaube vollendet wurde." (Jak 2,22)
9
Mit dieser Diskussion über den Glauben einerseits und die Werke andererseits kann man
sagen, dass die Frage nach dem Weg zum Heil auch untern den Aposteln umstritten zu sein
scheint. Deswegen ist es an dieser Stelle wichtig zu versuchen, den Römerbrief mit dem
Jakobusbrief zu verbinden, um herauszufinden, ob der Glauben und die Werke einen
gemeinsamen Weg zum Heil machen könnten.
7
Er weiß, dass ,,Christentum nicht bloß Tat ist, sondern auch Glaube. Im Glauben gründet das Christentum."
(Franz Mußner: Der Jakobusbrief (Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament III,1), Freiburg /
Basel / Wien 1964, S. 127.).
8
Franz Mußner: Der Jakobusbrief, S. 131.
9
Ralph Fischer: Macht der Glaube Heil?, S. 336.

6
2.3.
Glaube und Werke als gemeinsamer Weg zum Heil
In Anbetracht der vorher aufgeführten Punkte scheint es einen Konflikt unter den Aposteln,
um die Frage des Wie des Heils, zu geben. Vielleicht hat bei einigen, wie Paulus, der Glaube
mehr Gewicht als die Werke. Obwohl Jakobus das Gegenteil behauptet, ist er trotzdem der
Meinung, dass Glaube und Werke vorausgesetzt werden müssen, um das Heil Gottes zu
empfangen.
10
Man kann sagen, dass Paulus dieselbe Meinung teilt, wenn er das Gesetz als
heilig, gerecht und gut betrachtet (Röm 7,17): ,,Es hat den Sinn, den Weg zum guten Handeln
[...] So würde die Erfüllung des Gesetzes Rechtfertigung (Röm 2,13.25-29; 2,6), Leben (Röm
10,5; 2,7) bringen und würde vor dem Untergang bewahren (Röm 2,12)."
11
Mit diesen zwei
Thesen, die, ohne identisch zu sein, sich nicht widersprechen, kann man folglich sagen, dass
Jakobus mit Paulus nicht zu diskutieren scheint. Das Handeln und der Glaube wären also
gute Wege für die nach Heil strebenden Menschen:
,,Das Motiv zum Verzicht auf die ,Werke des Gesetzes` ist somit nicht Unlust am
Handeln;
umgekehrt: Eine ungebrochene Sehnsucht nach dem guten Werk, die
es zu den
Lebensbedingungen rechnet und seinen Mangel als unerträgliche Not empfindet, ist ihr Grund."
12
Insofern die Praxis des Gesetzes nicht abgelehnt wird, kann man nur an Gott glauben; und
damit der Glaube behalten und ausgedrückt wird, kann man auch gute Werke führen, um
sich vom Heil Gottes zu erhoffen. Aber ist das wirklich denkbar und machbar, wenn man die
heutige Welt betrachtet?
3.
Das Phänomen der Säkularisierung
3.1.
,,Gott ist tot"
In seinem Buch Also sprach Zarathustra verkündet der Philosoph Nietzsche den Tod Gottes
und das Leben des Übermenschen. Angeblich scheint Gott die größte Gefahr des Menschen
zu sein.
13
In einem menschlichen Kontext, in dem die Menschen, in Anwesenheit eines
transzendentalen Wesens, sich nicht wohl fühlen können, oder in dem ihre Entfaltung durch
einen bestimmten Gott behindert wird, wird es notwendig, ohne Gott zu leben, damit der
10
Vgl. Franz Mußner: Der Jakobusbrief, S. 129.
11
Bultmann, Theologie 283f. (§30.2); zitiert nach: Georg Muschalek: Tat Gottes und Selbstverwirklichung des
Menschen. Empfangen und Tätigkeit christlichen Glaubens (QD 62), Freiburg/Basel/Wien 1974, S. 52-53.
12
Georg Muschalek: Tat Gottes und Selbstverwirklichung des Menschen, S. 52.
13
Vgl. Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für alle und Keinen. Köln 2005, S. 221.
Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Frage nach dem Heil des Menschen
Untertitel
Zur Spannung zwischen menschlicher Aktivität und göttlichem Handeln
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (systematische Theologie)
Veranstaltung
Die Liturgie - Der Gottesdienst der Kiche
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
16
Katalognummer
V388645
ISBN (eBook)
9783668625952
ISBN (Buch)
9783668625969
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Heil, Säkularisierung, Heilsbegriff
Arbeit zitieren
Boris Igor Signe (Autor:in), 2015, Die Frage nach dem Heil des Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388645

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