Meine Notizen zur Vorbereitung auf das Deutsch-Abi (LK)
Über Schillers "Jungfrau von Orleans", Kleists "Die Marquise von O", Büchners "Woyzeck", Fontanes "Irrungen, Wirrungen", Kafkas "Das Urteil", Hugo von Hofmannsthals "Brief des Lord Chandos", Thomas Manns "Mario und der Zauberer", Goethes "Faust I", Patrick Süßkinds "Das Parfum", Christa Wolfs "Media. Stimmen"
1. Jungfrau von Orleans
Friedrich von Schiller
Historisches Drama (romantische Tragödie) 1802 -> soll Zuschauer bewegen, Verbindung zur Vergangenheit, Mittel der „Erziehung“ und „Herzensbildung“ durch Konfrontation mit der Wahrheit
Klassik
Tatsächliche Ereignisse um Jeanne d´arc als Grundlage
5 Akte
Gliederung:
Prolog -> Die Situation wird erklärt, Vorschau
1. Akt -> Spannungsaufnahme, Hoffnungen, „Kriegs- und Handlungsbeginn“
2.Akt -> Zuspitzung, Stärken und Schwächen auf beiden Seiten, Konflikte, Johannas Einfluss/ Macht
3.Akt -> Höhepunkt
Schlachten, scheinbarer Sieg Johannas
Wende: „Sündenfall“ Johannas über mehrere Etappen
4.Akt -> Freude bei Volk und König/ Feier
Unheil für Johanna/ Anklage/ Vorschau auf tödliches Ende
5.Akt -> letztmögliche Wende: Raimond
Gefangenschaft, Entscheidungsschlacht, Sieg, Tod Johannas
Inhalt:
Im Prolog will Landmann Thibaut d´arc seine Töchter verheiraten. Margo und Louison stimmen zu, nur Johanna weigert sich Raimond zu heiraten. Sie hat eine göttliche Stimme gehört, die ihr aufträgt Frankreich und König Karl zu retten. Johanna bricht sofort auf, um das Land von den Engländern zu befreien. Die Feinde sind schon weit vorgedrungen und der Verräter Burgund wurde zum Thronwärter ernannt, als der mutlose König Karl von einer siegreichen Schlacht erfährt, die von einer gepanzerten Jungfrau herbeigeführt worden war. Kurz darauf steht Johanna vor ihm und erkennt ihn sofort, obwohl sie ihn nie zuvor gesehen hat. Sie berichtet von ihrem göttlichen Auftrag und gewinnt den Segen des Erzbischofs. Ihre Tapferkeit verschreckt die englischen Soldaten und so gelingt es Johanna in das englische Lager einzudringen. Viele Männer bewundern und lieben sie, doch Johanna hat jeglicher Männerliebe entsagt und widmet sich allein dem Kampf, begleitet von der Fahne der Maria. Im Kampf fällt der englische Feldherr Talbot durch Johannas Hand, aber ein mysteriöser schwarzer Ritter bringt sie zum ersten Mal ins Wanken, obwohl es ihr schließlich gelingt ihn zu „töten“. Anders ist es bei Lionel, in den sie sich verliebt, als sie ihm ins Auge sieht, obwohl sie ihn schon besiegt hatte. Johanna hält diese Regung für einen Verrat an ihrer Aufgabe und ist verzweifelt. Schuldbewusst trägt sie beim Krönungszug in Reims die Fahne, trifft dort aber auf ihren Vater, der sie als „teuflisch“ bezeichnet- nur so habe sie siegen können. Trotz allem vermag es Johanna nicht darauf zu antworten und so wird sie vom Volk und König Karl verstoßen. Nur Raimond und Dünois glauben an ihre Unschuld, ersterer hilft Johanna zu fliehen. Währenddessen schöpfen die Engländer neuen Mut und als Johanna von Isabeau gefangen genommen wird, scheint eine Niederlage Frankreichs unausweichlich. Johanna beginnt zu beten, mit neuer Kraft sprengt sie ihre Fesseln, flieht aus dem Gefängnis, stürzt sich hinein ins Getümmel und siegt. Allerdings wurde sie schwer verletzt und stirbt in dem Bewusstsein, ihre Aufgabe erfüllt zu haben.
Personen:
Karl VII
Königin Isabeau (Karls Mutter, Verräterin)
Agnes Sorel (Karls Geliebte)
Graf Dünois (Bastard von Orleans)
La Hire und Du Chatel (Offiziere)
Erzbischof von Reims
Talbot, Lionel, Fastolf (englische Feldherren)
Burgund (Cousin des Königs, Verräter)
Talbot (Johannas Vater)
Johanna, Louison, Margot (Töchter)
Stil:
Keine Geschlossenheit der Handlung (keine strenge Dramenform)
Metrische Veränderungen
Emphasen, Ellipsen, Inversionen
Gehobene Sprache
Symbole
Themen:
Humanität
Ideal
Autonomie
Vervollkommnung
Harmonie
Gesetz
Konflikte:
Wahrheit, Autonomie, Humanität vs. Intrige, Macht, Fremdbestimmung
Emotio vs. ratio
Irdisches Scheitern als Gewinn neuer Freiheit bzw. Erlösung
Johannas Seelenzustand:
Prolog,1,2: Johanna ist ganz auf ihre Aufgabe fixiert, ist dabei willensstark und gnadenlos
Sie verleugnet, Weiblichkeit, Liebe und Humanität
Von der Götterstimme getrieben, gegen „eigenes Gelüsten“ -> treue Dienerin
Mächtig, einflussreich, kriegerisch
3: Wendepunkt -> „Sündenfall“ Johannas, erste Spuren von Weiblichkeit und Liebe, Abfall von der strengen Dienerschaft, folglich Beängstigung und Verzweiflung
4:Ihr Herz ist „Verwandelt und gewendet“, Johanna fühlt sich schuldig und schämt sich ihrer „Schwäche“
Zweifel an sich selbst und ihrem Auftrag
Sehnsucht nach der Heimat
Emotio vs. Ratio
5:schrittweise Wiedererlangung ihres Vertrauens auf Gott, teilweise Momente des Zweifelns (Lionel)
Beendigung des Streits in Johannas Brust, geheilt, gereinigt, innerer Friede
Gebet -> Befreiung aus ihren Fesseln
Vereinigung von emotio und ratio, Vervollkommnung, wird zu Gott emporgehoben
Deutungen:
Der religiöse Auftrag zwingt Johanna das Opfer ihrer Humanität auf
Tod als Überwindung der irdischen Widersprüche und wahre Erfüllung
Johanna als symbolische Freiheitskämpferin gegen Feudalismus und Machtwillkür
Vollendung zu anthropologischem Ideal (Utopie)
Zwiespalt im Inneren (männlich vs. weiblich, Keuschheit vs. Begehren, göttliches Wesen vs demütiger Mensch ….)
Prozess der Vermenschlichung
Rüstung als Schutz, Maske, Zeichen der Macht und Gottesführung, aber auch Begrenzung
2. Die Marquise von O…
Heinrich von Kleist
Novelle („sich ereignete unerhörte Begebenheit“ / moralischer Anspruch)
Oberitalien 18. Jahrhundert, tatsächliches Ereignis
In Zeitschriften veröffentlicht
Inhalt:
Die verwitwete Marquise von o… erlässt in einer Zeitung eine seltsame Annonce- sie sei ohne ihr Wissen schwanger geworden und suche nun nach dem Vater des zu erwartenden Kindes, um ihn zu heiraten.
Rückblick- Die Marquise lebt mit ihren Eltern in einer Festung, der Vater ist Kommandant. Russische Soldaten fallen ein, einige überfallen die Marquise. Aber der russische Offizier Graf F… rettet sie und bringt sie in einen abgelegenen Teil des Schlosses, wo sie ihn als Engel erkennt und in Ohnmacht fällt. Es ist ihr nicht möglich ihrem Ritter zu danken, da die Truppen schnell wieder abziehen und der Graf angeblich in der Schlacht gefallen ist. Der Marquise geht es indessen immer schlechter, sie ist lange zeit krank. Dann erscheint der Totgeglaubte Graf plötzlich und macht ihr einen Heiratsantrag. Die Marquise lehnt zunächst ab und er geht nach Neapel. In dieser Zeit erfährt die Marquise, dass sie schwanger ist und wird von den Eltern mitsamt ihrer Kinder hinausgeworfen und zieht aufs Land. Dort erlässt sie die Annonce.
Der Graf kehrt zurück und erfährt, dass die Marquise schwanger ist. Von ihrer Unschuld überzeugt, wiederholt er seinen Antrag, wird aber wieder abgelehnt. Als der Graf dann den Zeitungsartikel liest, schreibt er eine anonyme Notiz, dass sie sich mit dem Vater ihres Kindes treffen solle und erscheint selbst zu dem Termin. Die Marquise verträgt sich wieder mit den Eltern und heiratet schließlich den Grafen, ohne ihm aber seine Rechte in der Beziehung zuzustehen und ohne ihm zu verzeihen. Lange Zeit leben die beiden getrennt, bis sie ihn zur Taufe seines Sohnes einlädt. Die beiden verbringen mehr Zeit miteinander, versöhnen sich und heiraten ein zweites Mal.
Stil:
Gedankenstriche/- punkte
Verschachtelte Sätze (Hypotaktisch)
Gehobene Sprache
Abkürzungen für Namen und Orte
Auktorialer Erzähler
Zeitsprung
Kommentierung durch Wortwahl
Ironie
Metaphern
Falsche Kommata
Personen:
Marquise von o… (Julietta) Witwe
Herr von G… (Lorenzo) Obrist, Vater
Frau von G… Mutter, Obristin
Forstmeister von G… Bruder
Graf F… russischer Offizier
Themen:
Familienverhältnisse
Gesellschaftsordnung, Obrigkeit
Sittlichkeit
Emanzipation der Frau
Mündigkeit
Konflikte:
Sittlichkeit vs Emotion
Mann & Frau
Der Einzelne in der Gesellschaft
Willkür vs Tugend
Standesdifferenzen
Deutungen:
Veränderung der Menschen durch den Krieg (Graf)
Rücksichtslosigkeit und Brutalität der Gesellschaft
Sitte steht über den individuellen Bedürfnissen
Versagen der Normen/ Patriarchat
Realität des Adels
Marquise als emanzipierte Frau
Zwiespalt der Figuren (Graf- Retter & Vergewaltiger)
Schwan: Reinheit, Beschmutzung durch Graf, bleibt aber innerlich rein und sauber
Die Marquise weiß von der Vergewaltigung und dem Täter, verdrängt beides aber (Selbstschutz, Einengung durch Gesellschaft)
Orientierungslosigkeit und Auswegslosigkeit Kleists wird auf die Marquise projiziert
3. Lyrik zum Menschenbild der Klassik
Themen der Klassik:
Veredelung des Charakters durch Veranschaulichung des Wahren, Schönen und Guten
Entwicklung in Denken und Handeln
Harmonie
Gesetze, Ideale siehe: Jungfrau von Orleans
Humanität
Bildung, Mündigkeit
Entwicklung hin zur symbolisch verdichteten (Liebes)Lyrik
Rückgriff aus antike Genres und Metren
Hymnen
Formideal der Geschlossenheit und Vollendung
Medium ästhetischer Reflexion
Gedankenlyrik stellt rhetorisch die Ideale der Klassik dar
Ode, Elegie, Lied, Ballade, Sonett
Komplexe Syntax
Leitbegriffe
Viele rhetorische Mittel
Beispiele: Das Göttliche, Worte des Glaubens, Grenzen der Menschheit, Teilung der Erde, Xenien
Menschenbild:
Streben nach Vollkommenheit durch Harmonie zwischen emotio und ratio, gottesähnlich, Mittelstellung: Beziehung zu Gott und Natur, Ideal: Schöne Seele
Künste:
Kunst soll Klarheit in Bezug auf die Natur und das Menschliche schaffen (Mittel zur Perfektion)
Muss aus Fleiß, Form und Streben nach Vollkommenheit bestehen und das Schönste aus Natur, Göttlichem und Menschlichem vereinen
Soll Zusammenhänge in der Welt aufzeigen
Menschen zur Reflektion anregen
4. Lyrik der Romantik
Themen der Romantik:
Romantisierung der Wirklichkeit
Priorität von Gefühl, Leidenschaft, Phantasie
Individualität, Subjektivität
Liebe, Freundschaft, Geselligkeit Abgrenzung vom Spießbürgertum
Mysterium, Märchen, Vergangenheit
Religiosität
Romantisierung der Welt
Wortmusik
Vermittelt Sinneseindrücke von Sehnsucht, Traum, …
Spiel mit sprachlichen Bildern, Klängen und Formen
Erweckt viele Assoziationen
Romantische Chiffre
Volkslied, Kunstlied, Singspiel
Beispiele: Mondnacht, Wiegenlied, Des Knaben Wanderhorn, Liebe, Sehnsucht, der Spinnerin Nachtlied
Poesie:
Innere Malerei, Stimmungen des Gemüts, Zug der Leidenschaft, beinhaltet alle Künste, Gemütserregungskunst, von Menschen oft nicht zu fassen, Zauberhaftes, unendlich, frei, geht über das Ordentliche hinaus
Kann bei richtiger Herangehensweise das Leben beeinflussen, die Welt widerspiegeln, dem Leben Sinn und Besonderheit verleihen, Bildung vermitteln, beseelen, Heil der Seele erlangen, Verbindungen schaffen
5. Woyzeck
Georg Büchner
Drama (Fragmente: 4 unterschiedliche Teilfassungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten)
Hessen: ca. 1824 (Vorbild: Eifersuchtsmord durch Johann Woyzeck)
Inhalt:
Woyzeck ist ein einfacher, armer Soldat, der versucht mit ehrlicher Arbeit seine Freundin Marie und sein uneheliches Kind zu unterstützen. Er dient dem Hauptmann, welcher jede Situation nutzt, um Woyzeck zu beleidigen und auszunutzen. Woyzeck versucht sich nicht davon beirren zu lassen. Marie begegnet indessen dem Tambourmajor, der sich von ihr angetan zeigt und versucht, sie mit Geschenken für sich zu gewinnen. Woyzeck ahnt, dass Marie ihn betrügt. Er lässt sich auf das Experiment des Arztes ein, weil er hofft, durch das zusätzliche Geld Marie an sich binden zu können. Folglich wird Woyzeck auf eine Erbsendiät gesetzt. Aber Marie kann dem Tambourmajor nicht widerstehen und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Woyzecks Eifersucht wächst, zumal er physisch und psychisch ausgenutzt und in der Öffentlichkeit blamiert wird. Als Woyzeck die beiden beim Tanzen entdeckt, beginnt er Stimmen zu hören, die ihm befehlen, Marie umzubringen. Er lauft ein Messer, lockt sie in den Wald und ersticht sie im Blutrausch. Dann kehrt er ins Wirtshaus zurück, wo man Blutspuren an ihm entdeckt. Woyzeck ergreift die Flucht, versenkt das Messer in Nähe des Tatorts in einen Teich und steigt selbst ins Wasser.
[...]
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