Ziel dieser Arbeit ist es, von dem Grundschnitt der Standardhose ausgehend ein Basisschnittkonzept für Damenhosen mit anschließender Realisation von Modellvarianten zu entwickeln. Dabei werden drei unterschiedliche Basisschnitte für Damenhosen entwickelt, die anschließend als Hosenmodelle realisiert werden. Dies soll unter Berücksichtigung der schnitttechnischen Grundlagen erfolgen. Dabei sollen alle schnitttechnischen Schritte dokumentiert werden. Die Schnittkonstruktion wird mit dem CAD-Software-Programm GRAFIS erstellt. Es wird das Maß- und Konstruktionssystem CONTEC verwendet. Die Schnitte werden für die Konfektionsgröße 40 konstruiert. Nachdem die Basisschnitte erstellt wurden, werden Probeteile genäht.
Anschließend werden diese von einem Modell mit der Größe 40 anprobiert. Nach einer erfolgreichen Anprobe können dann die Hosenmodelle entwickelt werden. Für die Modellentwicklungen wird unelastischer Oberstoff verwendet. Denn so bleiben die Hosen bei der Anprobe stabil in ihrer Form und man kann sie besser miteinander vergleichen. Die Arbeit beschränkt sich auf die Entwicklung formeller Hosen. Formelle Hosen stehen für elegante Hosen und Business-Hosen. Danach folgt eine zweite Anprobe der Hosenmodelle. Die Anproben werden fotografisch dokumentiert, um das Ergebnis festzuhalten.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung derArbeit
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
1.4 Angesprochene Lesergruppe
2 Bekleidungsfertigung in der Bekleidungsindustrie
2.1 Schwierigkeiten der Bekleidungsfertigung
2.2 Reihenmessung Sizegermany
2.3 Die Maßtabelle
2.4 Vorgehensweise in der industriellen Schnittentwicklung
3 Entwicklung des Basisschnittkonzeptes mit anschließender Modellrealisation
3.1 Die drei Kategorien der Hosenpassformen
3.2 Grundschnitt der Standardhose
3.3 Bundfaltenhose
3.4 Hose mit Naht in dervorderen und hinteren Bruchlinie
3.5 Marlene-Hose
4 Anprobe
4.1 Das Anpassen von Hosen
4.2 Erste Anprobe
4.3 Zweite Anprobe
5 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Kurzfassung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Umsatzanteil Damenhosen an der gesamten DOB
Abbildung 2: Umsatzanteile von Jeans, Casual-Hosen und formellen Hosen
Abbildung 3: Berührungsloses vermessen mit modernster 3D- Scannertechnologie
Abbildung 4: Die Veränderungen der deutsche Durchschittsfrau im Vergleich zum Jahr 1994 der Reihenmessungen
Abbildung 5: Matrix mit den Neun Bereichen
Abbildung 6: Maßtabelle für Normalgrößen
Abbildung 7: Maßsatz für die Konstruktion einer Damenhose mit der Größe 40 und derZugabenstufe 1 (Angaben in mm)
Abbildung 8: Grundschnittzeichnung der Vorder- und Hinterhose einer Damenhose
Abbildung 9: Computerunterstütze Schnittkonstruktion mit der CAD-SoftwareGRAFIS
Abbildung 10: Konturengleiche Nähte an einer Hose erzielen (Angaben in mm)
Abbildung 11: Hosenpassformen der Marlene-Hose, Standardhose und engen-Hose
Abbildung 12: Grundschnitt Standardhose Gr
Abbildung 13: Technische Zeichnung einer Standardhose
Abbildung 14: Technische Zeichnung der Bundfaltenhose
Abbildung 15: Aufbau der Teilearbeit
Abbildung 16: VH Schnittlinien
Abbildung 17: Änderungen an derVH (Angaben in mm)
Abbildung 18: Detailansicht derVH (Angaben in mm)
Abbildung 19: Konstruktion Bund (Angaben in mm)
Abbildung 20: Untertrittbeleg (Angaben in mm)
Abbildung 21: Vorderhose links und rechts
Abbildung 22: HH
Abbildung 23: Bund
Abbildung 24: Taschenbeleg, untererTaschenbeutel und Schlitzbeleg
Abbildung 25: oberer Taschenbeutel
Abbildung 26: Schablone Obertrittschlitz
Abbildung 27: Technische Zeichnung einer Hose mit Naht in der vorderen und hinteren Bruchlinie
Abbildung 28: Aufbau Teilearbeit
Abbildung 29: Schnittlinien der Hose
Abbildung 30: Anlegen der Schnittteile (Angaben in mm)
Abbildung 31: auskopierte Schnittteile mit Reißverschlussbeleg (Angaben in mm)
Abbildung 32: Konstruktion Bund (Angaben in mm)
Abbildung 33: Schlitzbeleg Untertritt (Angaben in mm)
Abbildung 34: Inneres Hosenteil links und rechts
Abbildung 35. Äußeres Hosenteil
Abbildung 36: Bund
Abbildung 37: Schlitzbeleg Untertritt
Abbildung 38: Schablone Obertrittschlitz
Abbildung 39: Technische Zeichnung des Modells Marlene-Hose
Abbildung 40: Aufbau Teilearbeit
Abbildung 41: Konstruktion der Marlene-Hose (Angaben in mm)
Abbildung 42: Passen- und Taschenkonstruktion an derVH (Angaben in mm)
Abbildung 43: Passenkonstruktion an der HH (Angaben in mm)
Abbildung 44: Passe vorne und hinten (Angaben in mm)
Abbildung 45: Konstruktion Gürtel und Gürtelschlaufe (Angaben in mm)
Abbildung 46: Vorderhose und Hinterhose
Abbildung 47: Schnittteile der vorderen und hinteren Passe
Abbildung 48: Taschenbeleg und TB unten
Abbildung 49: Gürtel
Abbildung 50: Gürtelschlaufe
Abbildung 51: TB oben
Abbildung 52: Bestimmung der Seitenlange
Abbildung 53: Probeteil der Bundfaltenhose
Abbildung 54: Probeteil der Hose mit Naht in der vorderen und hinteren Bruchlinie
Abbildung 55: Probeteil der Marlene-Hose
Abbildung 56: Modellvariation der Bundfaltenhose
Abbildung 57: Modellvariation der Hose mit Naht in dervorderen und hinteren Bruchlinie
Abbildung 58: Modellvariation der Marlene-Hose
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Produktplanung in der Bekleidungsindustrie
Tabelle 2: Maßsatz für eine Hose mit der Größe 40 (Angaben in mm)
Tabelle 3: Globale X-Werte (Angaben in mm)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Danksagung
Die vorliegende Bachelorarbeit „Entwicklung eines Basisschnittkonzeptes für Damenhosen mit anschließender Realisation von Modellvarianten" entstand zum Abschluss meines Studiums im Sommersemester2017.
Ganz herzlich möchte ich mich bei meiner Referentin Dipl.-Ing. Heike Kienow aus dem Bereich Schnittgestaltung bedanken. Ihre Unterstützung mit der sorgfältigen und kritischen Durchsicht sowie den wertvollen Hinweisen hat wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen.
Prof. Dipl.-Kff. Dipl.-Ing. Ute Detering-Koll aus dem Bereich CAD Bekleidungskonstruktion danke ich ganz herzlich für die Übernahme des Korreferats.
Ganz besonders danken möchte ich meiner Familie für ihre vielfältige Unterstützung, ihr großes Verständnis und die liebevolle Geduld.
1 Einleitung
1.1 Problemstellung der Arbeit
Die Inbesitznahme der Hose durch die Frauen ist als ein entscheidender Schritt in Richtung Auflösung hierarchischer und geschlechtlicher Differenzierung zu werten. Dadurch wurde die strenge Grenzziehung zwischen männlichem und weiblichem Kleidercode aufgehoben. Die Annäherung weiblicher und männlicher Silhouetten ist weniger eine Frage der Kleidung als vielmehr eine der in ihr eingenommenen Haltung. Das Tragen von Hosen beeinflusste und veränderte die weibliche Körpersprache. Sie wurde raumgreifender, natürlicher und ausdrucksvoller. Durch die Hose gewann die weibliche Kultur an Stärke.1 Dies zeigt, dass die Hose für die Frauen bereits in der Geschichte eine entscheidende Rolle hatte.
Die Hosen sind heute die wichtigste Produktgruppe in der Damenoberbekleidung, denn sie machen den größten Anteil am DOB-Umsatz aus. Ihr Anteil steigt seit Jahren zusammen mit dem DOB-Umsatz an. Damit hat auch der modische Stellenwert der Hose am Gesamtoutfit zugenommen. In der DOB ist das Geschäft mit der Hose eines der schwierigsten. Hier findet man eine große Formenvielfalt vor, denn man muss nicht nur mit den klassischen Leistungen wie Qualität, Mode und Distribution überzeugen. Vor allem muss man eine gute Passform bieten. Hosenspeziallisten dominieren das Hosengeschäft.2
Denn Hosenmodelle lassen sich in geringen Preislagen nicht passgenau arbeiten. Damit eine Hose mit der Größe 38 immer exakt dieselben Maße hat, muss jeder Stoff und zuvor auch jeder Stoff-Ballen auf seine Einlaufwerte getestet werden. Denn jeder Stoff reagiert bei heißen Temperaturen und Feuchtigkeit anders. Das heißt, dass Stoffe mehr oder weniger nach dem Waschen oder Bügeln einlaufen können. Deshalb müssen Stoffe, bevor sie zugeschnitten werden, auf ihre Einlaufwerte getestet werden. Daher hat man später keine überraschenden Ver- 1 Einleitung2 änderungen bei der Passform zu befürchten. Diese Tests sind kosten-und zeitaufwändig, aber für eine gute Passform unentbehrlich. Denn nur wenn Hosen an den Käuferinnen gut sitzen, werden sie auch gekauft.3
Außerdem befinden sich viele etablierte Kollektionen im Wandel. Denn die Kundinnen zeigen immer deutlicher, dass sie mehr Mode und Veränderungen für ihre Hosen wünschen. Im Rahmen der TW-Markt- und Markenanalyse Damenhose 2006 sagten 70 % der befragten Händler, dass sie sich ständig nach neuen Hosenlabels umsehen, damit sie ihr Sortiment attraktiv und unverwechselbar gestalten können.4
Der Umsatz von Damenhosen an der gesamten DOB beträgt 33 % (siehe Abbildung 1). In zwei Jahren soll der Umsatz nochmals um 2 % steigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Umsatzanteil Damenhosen an der gesamten DOB
Quelle: online: Textilwirtschaft (2009), S.9.
In Abbildung 2 kann man die Aufteilung der Hosenumsätze auf drei Hosentypen sehen. Die Jeans hat dabei den größten Umsatz von 39 %. Danach folgt die 1 Einleitung3 Casual-Hose mit einem Umsatz von 31 %, dicht gefolgt von der formellen Hose mit einem Umsatz von 30 %.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Umsatzanteile von Jeans, Casual-Hosen und formellen Hosen.
Quelle: online: Textilwirtschaft (2009). S. 21.
1.2 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es, von dem Grundschnitt der Standardhose ausgehend ein Basisschnittkonzept für Damenhosen mit anschließender Realisation von Modellvarianten zu entwickeln. Dabei werden drei unterschiedliche Basisschnitte für Damenhosen entwickelt, die anschließend als Hosenmodelle realisiert werden. Dies soll unter Berücksichtigung der schnitttechnischen Grundlagen erfolgen. Dabei sollen alle schnitttechnischen Schritte dokumentiert werden. Die Schnittkonstruktion wird mit dem CAD-Software-Programm GRAFIS erstellt. Es wird das Maß- und Konstruktionssystem CONTEC verwendet. Die Schnitte werden für die Konfektionsgröße 40 konstruiert. Nachdem die Basisschnitte erstellt wurden, werden Probeteile genäht. Anschließend werden diese von einem Modell mit der Größe 40 anprobiert. Nach einer erfolgreichen Anprobe können dann die Hosenmodelle entwickelt werden. Für die Modellentwicklungen wird unelastischer Oberstoff verwendet. Denn so bleiben die Hosen bei der Anprobe stabil in ihrer 1 Einleitung4 Form und man kann sie besser miteinander vergleichen. Die Arbeit beschränkt sich auf die Entwicklung formeller Hosen. Formelle Hosen stehen für elegante Hosen und Business-Hosen. Danach folgt eine zweite Anprobe der Hosenmodelle. Die Anproben werden fotografisch dokumentiert, um das Ergebnis festzuhalten.
1.3 Aufbau der Arbeit
Zur Erreichung der Zielsetzung wird im zweiten Kapitel derArbeit auf die Bekleidungsfertigung innerhalb der Bekleidungsindustrie eingegangen. Im nächsten Kapitel folgt die Entwicklung der Basis- und Modellschnitte. Im vorletzten Kapitel wird die Anprobe der Hosen fotografisch dokumentiert. Im fünften und letzten Kapitel werden die wesentlichen Aspekte dieserArbeit zusammengefasst.
1.4 Angesprochene Lesergruppe
Diese Arbeit richtet sich an Personen aus der Bekleidungstechnik mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung. Natürlich auch an Personen, die Interesse an der Entwicklung von Bekleidung haben, in diesem Fall an Damenhosen. Dabei sollte ein Grundverständnis in der Schnitttechnik vorhanden sein. Im Speziellen sollen Leser angesprochen werden, die sich Kenntnisse über die Schnittentwicklung von verschiedenen Basisschnitten der Hose aneignen möchten.
2 Bekleidungsfertigung in der Bekleidungsindustrie
2.1 Schwierigkeiten der Bekleidungsfertigung
Wie jede andere wirtschaftliche Tätigkeit, erfordert erfolgreiche Bekleidungsfertigung planvolles, systematisches und vorausschauendes Vorgehen in allen involvierten Zweigen. Das Bekleidungsprodukt ist einer der wichtigsten Planungsbereiche neben dem Betriebsablauf. Dabei wird die Produktgestaltung von der Idee bis zur Herstellung von der Produktplanung begleitet.
Die Voraussetzungen und Grundlagen sind in der Bekleidungsindustrie andere als im Bekleidungshandwerk. Deshalb verläuft auch die Produktplanung anders. Bei der Maßkonfektion ist der spätere Träger der Kleidung bekannt. Dagegen ist der potenzielle Träger bei der Bekleidungsindustrie nicht bekannt. Dies bringt gewisse Probleme mit sich, die spezielle Lösungen erfordern (siehe Tabelle 1).6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Produktplanung in der Bekleidungsindustrie
Quelle: In Anlehnung an Fontaine (2008), S. 306.
Eine gängige Fertigungsart in der Bekleidungsindustrie ist die Serienfertigung. Hier produziert man größere Stückzahlen, die aber begrenzt sind. Wenn die Stückzahlen nicht von Anfang an begrenzt sind, spricht man von Massenfertigung. Ein Vorteil der Serienfertigung ist, dass die Kosten für das Endprodukt gesenkt werden können. Dies geschieht durch Einsparen von Material- und Fertigungszeitkosten. Die Nachteile sind, dass trotz vieler Größen Passformprobleme vorhanden sind. Außerdem bleiben trotz vieler Modelle Wünsche nach Individualität offen.
Dann gibt es noch die Einzelfertigung, sie kommt im Bekleidungshandwerk sowie in der Bekleidungsindustrie zur Herstellung von Kollektionsmodellen und bei Maßkonfektion vor. Die Vorteile dieser Fertigung sind: Individuelle Gestaltung der Kleidung; Berücksichtigung körperlicher Besonderheiten und Anfertigung spezieller und seltener Kleidung. Ein Nachteil ist die große Fertigungszeit und der große Materialaufwand. Dies erzeugt hohe Kosten und einen hohen Endpreis.7
2.2 Reihenmessung SizeGERMANY
Möglichst vielen Menschen gut passende Kleidung anbieten zu können, ist das Ziel der Bekleidungshersteller und des Handels. Schnittkonstruktionen müssen deshalb den ständigen Veränderungen in den Körperproportionen angepasst werden. Körpermaßtabellen bieten dafür die Basis. Diese werden anhand von repräsentativen Reihenmessungen erstellt. Seit 1957 werden diese in Deutschland von den Hohenstein Instituten in Bönnigheim regelmäßig durchgeführt.
Die letzte repräsentative Reihenmessung SizeGERMANY wurde 2009 durchgeführt. Sie ist die erste Reihenmessung mit 3D-Scannertechnologie. Diese wurde von den Hohenstein Instituten (Bönnigheim) und der Human Solution GmbH (Kaiserslautern) in Kooperation mit Industriepartnern durchgeführt. Dafür wurden an 31 Messstandorten im gesamten Bundesgebiet die Körpermaße von 13.362 Männern, Frauen und Kindern im Alter von 6 bis 87 Jahren ermittelt. Die Teilnehmer wurden berührungslos mit modernster 3D-Scannertechnologie vermessen (siehe Abbildung 3). Dies erfolgte in einer sitzenden und drei stehenden Positionen. Pro Durchlauf wurden rund 400.000 Messpunkte erfasst. Daraus wurde ein elektrischer Zwilling beziehungsweise Scan der Teilnehmer am PC erstellt. An dem Zwilling wurden 44 Körpermaße wie Hüft- und Brustumfang für die Bekleidungsindustrie sowie 53 Körpermaße für die technische Ergonomie abgenommen. Die Körpermaße sind anonymisiert, jedoch mit soziografischen Daten wie Geschlecht und Alter verknüpft. Diese Daten stehen über ein spezielles Datenportal den Industriepartnern von SizeGERMANY für zusätzliche Auswertungen zur Verfügung. Außerdem können die beteiligten Unternehmen für zielgruppen- und unternehmensspezifische Analysen auf die Daten zugreifen.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Berührungsloses Vermessen mit modernster 3D-Scannertechnologie
Quelle: online: Scharrenbroch (2009).
Die letzten Reihenmessungen in Deutschland bei den Damen vor SizeGERMANY fanden im Jahr 1994 statt. Es wurden Änderungen im Vergleich zu den Durchschnittswerten für die weibliche Bevölkerung zwischen 14 und 70 Jahren festgestellt. Diese Änderungen sind unabhängig von den Konfektionsgrößen und wurden für die Damenoberbekleidung ermittelt. Bei den Damen ergibt sich damit eine Verlagerung hin zu größeren Konfektionsgrößen. Wie man in Abbildung 4 sehen kann gibt es bei der Körperhöhe eine Zunahme um ca. 1,0 cm, beim Brustumfang eine Zunahme um 2,3 cm, beim Taillenumfang eine Zunahme von 4,1 cm und beim Hüftumfang eine Zunahme von 1,8 cm.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Die Veränderungen der deutschen Durchschnittsfrau im Vergleich zum Jahr 1994 der Reihenmessungen
Quelle: online: Gortan (2014), S. 7.
2.3 Die Maßtabelle
Um die Vielzahl an Körpermaßen zu ordnen und übersichtlich zu machen, werden diese in Maßtabellen gegliedert. Eine Maßtabelle beinhaltet folgende Körperkennmaße, die für eine Konstruktion benötigt werden: Brustumfangsmaßklassen, Körpermaßklassen und Gesäßumfangsmaßklassen/Figurtypmaßklassen. Kombiniert man diese Maßklassen, so entsteht eine Matrix mit neun Bereichen, in denen jeweils andere Größenbezeichnungen auftreten (siehe Abbildung 5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Matrix mit den neun Bereichen
Quelle: Detering/Schierling (2013).
Im Feld der normalhüftigen Normalgrößen (34-56) befindet sich der größte Anteil mit ca. 21% der potenziellen Käuferinnen. Deshalb wird in der Bekleidungskonfektion der Damen hauptsächlich dieser Bereich bedient. Hier befinden sich die gängigen Größen von 34-56. In Abbildung 6 ist eine CONTEC-Maßtabelle für Normalgrößen zu sehen. Hier sind die Konfektionsgrößen mit den dazugehörenden Körperkennmaßen aufgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Maßtabelle für Normalgrößen
Quelle: Detering/Schierling (2013).
Für die Wahl der passenden Bekleidungsgröße werden der Brustumfang, die Körperlänge und der Gesäßumfang benötigt. Deshalb bezeichnet man diese Maße auch als Primärgrößen.
Unter anderem können Größentabellen unterschiedliche Strukturen aufweisen. Dies ist auf die unterschiedlichen Größensysteme zurückzuführen. Hier gibt es das geläufige deutsche Größensystem, das neue europäische Größensystem und das amerikanische Buchstabensystem.10 Zu beachten ist, dass die Körpermaße aus den Größentabellen keine Fertigmaße eines Bekleidungsstücks sind.7 Die entnommenen Maße aus einer Größentabelle sind reine Körpermaße. Einige dieser Maße erhalten bei der Schnittkonstruktion von Bekleidung Auflockerungszugaben. Zudem werden zunächst alle Schnittteile ohne Nahtzugaben gezeichnet. Sie werden nachträglich in gewünschter Breite zugegeben.8
2.4Vorgehensweise in der industriellen Schnittentwicklung
Die dreidimensionale Bekleidung entsteht durch das Zusammenfügen von zweidimensionalen Teilen. Diese nennt man Schnittteile. Die Schnittteile müssen so entwickelt werden, dass sie beim Zusammenfügen die Modellabsicht erfüllen. Deshalb bestimmt das Modell des Kleidungsstückes Form, Zahl und Größe der Schnittteile.
Die Schnittentwicklung ist ein technischer Vorgang, bei dem man drei Verfahren kennt: das Abformen, die herkömmliche Schnittkonstruktion und die EDV-ge- stützte Schnittgewinnung.
Das Abformen der Schnittteile ist ein Verfahren, das am Körper des Kunden durchgeführt werden muss. Dies erfordert viel Geschicklichkeit und Erfahrung und wird eher bei leichten Modellen und Bekleidungsformen verwendet. Dieses Verfahren wird bei der industriellen Fertigung nicht angewendet.
Bei der herkömmlichen Schnittentwicklung gewinnt man die einzelnen Schnittteile durch die Schnittzeichnung. Dabei beruht die Konstruktion der Schnittteile auf dem Können und der Interpretation der Schnittmacherin/des Schnittmachers. Als Ergebnis erhält man eine Schnittzeichnung und eine Darstellung der einzelnen Schnittteile.9 Als Grundlage für jede Konstruktion dient ein Maßsatz (siehe Abbildung 7). In ihm sind alle relevanten Körperkennmaße zu finden. Alle Quermaße, deren Messtrecken nur einmal auftauchen, werden mit dem halben Betrag eingetragen. Durch Weitenzugaben oder andere Verrechnungswerte entstehen Konstruktionskennmaße. Diese werden dann in den jeweiligen Konstruktionen eingesetzt.14
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Detering/Schierling (2013).
Mithilfe von Konstruktionsmaßen, Konstruktionslinien, Konstruktionspunkten und Schnittlinien erfolgt die Zeichnung (siehe Abbildung 8). Die Konstruktionslinien sind waagerechte, senkrechte und schräge Hilfslinien. Auf diesen werden die berechneten Konstruktionskennmaße abgetragen. Die Anfangs-und Endpunkte der Konstruktionsmaße werden auf den Konstruktionslinien markiert. Diese werden Konstruktionspunkte genannt. Sie werden mit Zahlen versehen. Schnittlinien erhält man, in dem man Konstruktionspunkte durch gerade oder geschwungene Linien miteinander verbindet. Sie sind auch die Umrisslinien der einzelnen Teile, nach denen später ausgeschnitten wird. Schnitt- und Konstruktionslinien können in einigen Fällen auch identisch sein.15
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Grundschnittzeichnung der Vorder-und Hinterhose einerDamenhose
Quelle: Detering/Schierling (2013).
Die EDV ermöglicht eine computerunterstützte Schnittkonstruktion (siehe Abbildung 9). Diese wird in der industriellen Bekleidungsfertigung genutzt. Die ausführenden CAD-Programme basieren auf Proportionssystemen und ermöglichen Folgendes:
- Neue Schnitte können am Computer konstruiert und auf einem Datenträger gespeichert werden. Jedes Teil hat eine eigene Nummer und kann seinem Modell zugeordnet werden. Es kann aus dem Speicher auf den Bildschirm geladen und über eine elektronische Größenzeichenmaschine (Plotter) ausgedruckt werden. Man kann die Schnittteile im Originalmaß oder im verkleinerten Maßstab ausdrucken. Alle zusammengehörenden Teile werden unter einem Modellnamen abgespeichert und erscheinen nach Aufruf des Namens auf dem Computerbildschirm.
- Auf dem Datenträger gespeicherte Grundschnitte können zu Modellschnitten ausgebaut werden.
- Vorhandene Grund- und Modellschnitte können abgewandelt werden. Zum Beispiel können Falten eingelegt werden, Abnäherund Nähte verlegt werden. Arm- und Halslöcher können verändert werden. Außerdem können die Schnittteile verschoben und gedreht werden.
- Des Weiteren ist es möglich, schon hier eine Musterabstimmung der Schnittteile vorzunehmen. Hierbei werden entweder Stoffmuster eingescannt oder sie liegen schon digital vor und werden anschließend in das CAD-Programm übertragen.
- Die Entwicklung einer Modellveränderung kann jederzeit nachvollzogen werden, da jeder Schritt dokumentiert wird. Dies ist bei manuell erstellten Schnitten meistens nicht möglich. Um eine gute Passform zu erzielen, ist die Orientierung an einem Grundschnitt bei modischen Veränderungen sehrwichtig.16
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Computerunterstütze Schnittkonstruktion mit derCAD-Software GRAFIS
Quelle: Eigene Darstellung.
In der Schnittkonstruktion unterscheidet man zwischen einem Grundschnitt, einem Modellschnitt und einem Konfektionsschnitt. Der Grundschnitt zeigt ein Bekleidungsstück in seiner Grundform. An ihm können zahlreiche Änderungen vorgenommen werden. Zum Beispiel bei speziellen Kleidungsstücken, bei besonderen Körperformen oder bei modischen Entwürfen. Werden diese Abwandlungen in den Grundschnitt eingearbeitet, so entsteht ein Modellschnitt. Der Grundschnitt ist demnach eine Vorstufe zum Modellschnitt. Passformprobleme können mit der Verwendung eines bewährten Grundschnittes verringert werden.
Der Konfektionsschnitt wird bei der industriellen Fertigung eingesetzt. Hierbei wird Rücksicht auf die Bedingungen der Industrie genommen, indem man versucht, den Fertigungsaufwand möglichst gering zu halten. Zum Beispiel werden Nähte reduziert und deckungsgleiche Nähte angestrebt.10 Deckungsgleiche Nahtlagen haben eine gleiche Form an einer Naht bei zwei Schnittteilen, die aneinander genäht werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Seitennähte von einem Kleid oder um Ärmelnähte handeln. Es kann sich aber auch um die Seiten- oder Schrittnähte einer Hose handeln. Die Umstellung auf deckungsgleiche Nähte ist erforderlich, wenn harte oder spröde Stoffe verwendet werden. Außerdem ist sie auch notwendig, wenn bei der industriellen Fertigung Langnahtautomaten angewendet werden. Dabei werden die beiden Teile mithilfe einer langen Streckenführung zusammengenäht. Hierbei sind gleiche Nahtkonturen unabdingbar. Bei der Änderung zum Beispiel an einer Hose, wird an einem Teil an der Hüfte etwas abgeflacht und am anderen Teil der Hüfte wird der gleiche Betrag ergänzt. Das Gleiche wird auch an der Schrittnaht gemacht (siehe Abbildung 10). Eine Änderung ist aber nur dann möglich, wenn die Passform es erlaubt. Dabei ist auch zu beachten: wenn Modelllinien verändert werden, verändert sich dadurch auch die Optik. Bei einem Damenhosengrundschnitt sind bereits die Vorder- und Hinterhose bis zur Knielinie deckungsgleich. Ab der Knielinie ergeben sich Differenzen im Hüft- und Schrittbereich.11
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Konturengleiche Nähte an einer Hose erzielen (Angaben in mm)
Quelle: Eigene Darstellung.
[...]
1 Vgl. Wolter (1994), S.294.
2 Vgl. Textilwirtschaft (2009), S. 2.
3 Vgl. Wickerath (2006), S. 68.
4 Vgl. Wickerath (2006), S. 74.
5 Vgl. online: Gortan (2014), S. 1.
6 Vgl. online: Gortan (2014), S. 1 f.
7 Vgl. Fontaine (2008), S. 417.
8 Vgl. Stiegler/Krolopp (2012), S. 12.
9 Vgl. Fontaine (2008), S.425.
10 Vgl. Fontaine (2008), S. 426 f.
11 Vgl. Deutsche Bekleidungs-Akademie (2015), S 22 f.
- Quote paper
- Anonymous,, 2017, Ein Basisschnittkonzept für Damenhosen und die Realisation von Modellvarianten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/389061
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