Eine der wichtigsten Eigenschaften des intellektuellen Unternehmens namens Philosophie dürfte wohl sein: Prinzipielle Unabschließbarkeit. Umso mehr ist jeder Philosophietreibende bemüht, seinen Gedanken die höchstmögliche Geschlossenheit zu geben. Es gilt, von den wenigen Mitteln sorgfältigsten Gebrauch zu machen, seine Grundgedanken plausibel auszuformen, sie durch gute Argumente schlüssig zu fundieren und behutsam und genau Unterscheidungen zu treffen. Wenn auch unerreichbar, so schwebt doch das vollkommen in sich abgerundete System als Idealziel über diesen Anstrengungen. Und auf dieser Basis bildet sich auch die stabile Erwartung darüber, was Philosophie ist und wie sie vorzugehen hat. Was aber, wenn plötzlich ein Philosoph wie Friedrich Nietzsche auf die Bühne tritt, der scheinbar alle Regeln der Kunst missachtet? Was, wenn er Grundgedanken lieber provokativ als plausibel formuliert, wenn ihm die stilistische Schärfe höher wiegt als die argumentative, er die Pointe dem Beweis vorzieht und maßlos und undifferenziert seine Gedanken vorpreschen lässt? Ein Philosoph, der sich denkbar unphilosophisch artikuliert – warum? Am Beispiel von Nietzsches Fröhlicher Wissenschaft soll dies diskutiert werden. Wir werden den Blick auf die Schwierigkeiten richten, die die Lektüre bereitet, versuchen eine Struktur dahinter zu erkennen und prüfen, ob darin Korrelationen zu Nietzsches Ansichten liegen. Das Fernziel ist die Klärung der Frage: Was ist Fröhliche Wissenschaft?
Inhaltsverzeichnis
- Präambel
- Einleitung
- Problem und Ansatz
- Nietzsches Perspektivismus
- Perspektivismus im Selbstbezug
- Das Dichter-Problem
- Leseanweisungen
- Nietzsches Sicht auf die Philosophie
- Nietzsches Sicht auf die Wissenschaft
- Dichtung und Leben
- Nietzsches Alternative
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Friedrich Nietzsches „Fröhliche Wissenschaft“ als alternative Philosophie-Konzeption. Sie untersucht die Schwierigkeiten der Lektüre, die sich aus der unkonventionellen Struktur und der aphoristischen Form des Werks ergeben.
- Nietzsches Perspektivismus und seine Auswirkungen auf die Erkenntnis
- Die Rolle des „Dichters“ in Nietzsches Werk
- Nietzsches Kritik an traditionellen philosophischen Ansätzen
- Die Beziehung zwischen Dichtung und Leben
- Die Bedeutung von „Fröhlicher Wissenschaft“ als alternative Denkweise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Präambel führt das Werk mit zwei Zitaten ein, die auf Nietzsches Skepsis gegenüber der etablierten Wissenschaftslandschaft und seine Verbindung zu künstlerischen Ausdrucksformen hinweisen.
Die Einleitung stellt das Problem der unkonventionellen Struktur der „Fröhlichen Wissenschaft“ dar und benennt das Ziel der Arbeit, die Bedeutung von „Fröhlicher Wissenschaft“ als alternative Philosophie-Konzeption zu klären.
Das Kapitel „Problem und Ansatz“ analysiert die Schwierigkeiten der Lektüre und die scheinbare Strukturlosigkeit des Werks. Es diskutiert die Vorrede, in der Nietzsche seine „Fröhliche Wissenschaft“ als Werk eines Genesenden präsentiert und gleichzeitig die Bedeutung von Körperlichkeit und „Abwegen des Gedankens“ betont.
Das Kapitel „Nietzsches Perspektivismus“ stellt dar, wie Nietzsche Erkenntnis als eine Frage des Standpunkts begreift. Die Welt wird aus der Perspektive des Betrachtenden konstruiert, und die Ergebnisse des Erkenntnisprozesses spiegeln nur die Beziehung des Einzelnen zu den Dingen wider.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen des Nietzsche'schen Denkens, wie Perspektivismus, der Kritik an traditioneller Philosophie, der Rolle des „Dichters“, der Beziehung zwischen Körperlichkeit und Erkenntnis sowie dem Konzept der „Fröhlichen Wissenschaft“ als alternative Denkweise.
- Arbeit zitieren
- Axel Kannenberg (Autor:in), 2004, Nietzsches 'Fröhliche Wissenschaft' als alternative Philosophiekonzeption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39030