Der 1959 geborene Filmemacher Martin Arnold studierte zunächst Psychologie und Kunstgeschichte in Wien. Ende der 80er Jahre fing er mit ersten Filmprojekten an, erstellte kleine Kurzfilme und arbeitete an Werbefilmen. Bedeutend sind jedoch vor allem vier Werke, die zwischen 1989 und heute entstanden: pièce touchée, passage á l’acte, Alone Life Wastes Andy Hardy und Deanimated. Bei all diesen Projekten arbeitete Arnold mit vorgefundenem Filmmaterial, vornehmlich aus Hollywoodfilmen der 40er bis 60er Jahre. Weiterhin ist Martin Arnold Mitbegründer des unabhängigen Filmvertriebs Sixpackfilm. Der Kritiker Akira M. Lippit beschreibt Arnolds Kino als die Gedächtnismaschine Hollywoods und unterstellt Arnold analytische Absichten im Sinne einer Psychoanalyse.1 Arnold arbeitet mit seinen Filmen die Vergangenheit Hollywoods auf, legt dabei die unbewusst eingeschriebenen Gesellschaftlichen Kodes und Verhaltensweisen bloß. So liegt hinter einer Geschlechterrelation in einem Film zugleich auch ein übergroß gezeichnetes, aber vom Filmgeschehen überdecktes, Bild des Geschlechterverständnisses der Drehzeit. Arnolds psychologische Vorbildung macht sich deutlich bemerkbar, so auch in seinen Filmtiteln: Passage a l’acte bedeutet „aus sich herausgehen“ im Sinne eines Aussetzers, so wie die impulsiven Handlungen gewalttätiger Menschen, während Pièce Touchée eine doppelte Bedeutung hat, zum einen ist es ein Ausdruck aus der Schach Terminologie: berührt ein Spieler eine der Spielfiguren, so ist er verpflichtet mit dieser Figur seinen Zug zu machen, zum anderen wählte Arnold diesen Titel, da nicht nur der Film die Spannung von Berührungen benutzt, sondern auch er selbst bei der Arbeit das Material wieder und wieder berühren musste.2 [...] 1 Vgl. Lippit, Akira M.: Martin Arnold’s Memory Machine. In: Afterimage. The Journal of Media Arts and Cultural Criticism. Vol. 24 No. 6, Rochester, NY 1997. S. 8-10. 2 Vgl. Mac Donald, Scott: Martin Arnold. In: A Critical Cinema III: Interviews with Independent Filmmakers. Berkley 1998. S.347-362.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Passage à l'acte
- Exkurs: Sampling
- Alone Life Wastes Andy Hardy
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das filmische Werk des österreichischen Filmemachers Martin Arnold, der sich durch die Verwendung von vorgefundenem Filmmaterial aus Hollywoodfilmen der 40er bis 60er Jahre einen einzigartigen Stil erarbeitet hat. Der Fokus liegt auf Arnolds filmischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Hollywoods und der darin enthaltenen gesellschaftlichen Codes und Verhaltensweisen, die er mit seinen Filmen zum Ausdruck bringt.
- Die Verwendung von vorgefundenem Filmmaterial als Mittel der Dekonstruktion von Hollywood-Klischees und -Normen
- Die Analyse von Geschlechterrollen und Familienstrukturen im Kontext von Hollywoodfilmen
- Der Einfluss von Musik und Sounddesign auf die Gestaltung der Filmsprache Arnolds
- Die Beziehung zwischen Film und Kunst in Arnolds Werk und die Verbindung zu Avantgarde-Filmmoden
- Arnolds kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte Hollywoods und dessen Einfluss auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Martin Arnold und seine filmische Arbeit vor, beleuchtet seine künstlerischen Wurzeln und seine künstlerischen Ansätze, die sich durch die Verwendung von vorgefundenem Filmmaterial auszeichnen. Sie beschreibt seine künstlerische Entwicklung und seine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Hollywoods.
- Passage à l'acte: Dieses Kapitel analysiert Arnolds Film "Passage à l'acte", der aus einem Ausschnitt des Films "To kill a mocking bird" entstanden ist. Der Fokus liegt auf der Verwendung von Wiederholungen und Schleifen, sowie auf der Dekonstruktion der Familienszene aus dem Originalfilm und der dabei bewusst eingesetzten Rhythmisierung.
Schlüsselwörter
Martin Arnold, Hollywood, Filmmaterial, Sampling, Dekonstruktion, Geschlechterrollen, Familienstrukturen, Avantgarde, Musik, Sounddesign, Kunst, Psychoanalyse, Gesellschaftliche Codes, Verhaltensweisen.
- Arbeit zitieren
- Jens-Florian Groß (Autor:in), 2003, Martin Arnold und seine Filme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39229