Mehr als hundert Jahre stehen Palästinenser und Juden in Konflikt zueinander. Terror und Friedensverhandlungen wechseln sich seit der Gründung Israels im Jahr 1948 ab, ohne dass die Verhandlungen den Frieden in greifbare Nähe gerückt haben. Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wird im Rahmen dieses Konflikts verstärkt auf palästinensischer und israelischer Seite ein gnadenloser Kampf ausgetragen, wodurch Tausende von Menschen zu Tode kamen und bis heute kommen. Insbesondere die Zivilbevölkerungen beider Seiten sind dabei die Leidtragenden in diesem, durch Religion und Recht auf Existenz gerechtfertigten Krieg. Das Kampfmittel des Selbstmordattentats, das in den 1970’er Jahren auf palästinensischer Seite erstmals angewandt wurde, fand in kürzester Zeit weite Verbreitung und hat dem Konflikt eine neue Dimension verliehen.
Das Selbstmordattentat hat sich heute zu einem internationalen Phänomen entwickelt, das in den letzten 20 Jahren von nicht weniger als 17 Gruppierungen aus 14 verschiedenen Ländern eingesetzt wurde. Einer Gesamtzahl von über 400 Selbstmordattentaten fielen seit den 1970’er Jahren 25.000 Menschen zum Opfer, von denen ca. 5.000 um ihr Leben kamen. Hinzu kommt ein beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden, der jedoch angesichts der vielen Toten und schwer Verletzten unwesentlich erscheint.
In diesem Aufsatz werde ich zunächst den Ursprung des systematischen Selbstmordattentats, das Comeback dieser ‚wirksamen’ Waffe in den 90’er Jahren, und ihre Entwicklung im Rahmen des Nahost-Konflikts bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts darstellen.
Des Weiteren möchte ich untersuchen wodurch es zu der Entstehung eines palästinensischen Todeskultes kam, in dem Menschen als lebende Waffen instrumentalisiert wurden und werden, um in der israelischen Bevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten. Es scheint heute eine Allerweltsweisheit zu sein, dass Gewalt im Allgemeinen, und das Selbstmordattentat im Speziellen aus Armut hervorgeht, und somit nur durch die Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage zu bekämpfen sei. Anknüpfend an diese These werde ich verdeutlichen, dass die Ursachen vielschichtiger sind, und eine Bezugnahme auf psychologische Aspekte für das Verständnis des Phänomens Selbstmordattentat unerlässlich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Geschichte der Selbstmordattentate
- Ursprung des systematischen Selbstmordattentats
- Comeback der Selbstmordattentäter in den 1990'er Jahren
- Der Friedensprozess gerät ins Stocken
- Die Al-Aqsa-Intifada
- Märtyrerkult- Kult des Todes
- Selbstmörder oder Märtyrer ?
- Popstars der islamischen Welt
- Rekrutierung und Vorbereitung der Selbstmordattentäter
- Ursachen des Phänomens Selbstmordattentat
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz analysiert die Entwicklung und Ursachen des Selbstmordattentats im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts. Dabei wird insbesondere auf den Ursprung und die Verbreitung dieser Kampfmethode sowie auf den Einfluss des Märtyrerkults auf die Entstehung und Motivation von Selbstmordattentätern eingegangen.
- Die Geschichte des Selbstmordattentats
- Der Märtyrerkult als Triebkraft für Selbstmordattentate
- Die Rolle des Friedensprozesses und seiner Stagnation
- Ursachen des Phänomens Selbstmordattentat
- Mögliche Maßnahmen zur Einhegung des Konflikts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext des Israel-Palästina-Konflikts und die Rolle des Selbstmordattentats als Kampfmittel dar. Es werden Statistiken über die Verbreitung und die Auswirkungen von Selbstmordattentaten in den letzten Jahrzehnten präsentiert.
Die Geschichte der Selbstmordattentate
Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung des Selbstmordattentats nach, beginnend mit seinem Ursprung in Japan während des Zweiten Weltkriegs. Es beleuchtet die Verbreitung dieser Kampfmethode in verschiedenen Kontexten, insbesondere in Korea und im Nahen Osten.
Märtyrerkult- Kult des Todes
Der dritte Abschnitt analysiert den Märtyrerkult als zentrale Motivationsquelle für Selbstmordattentate. Es werden die verschiedenen Interpretationen des Begriffs "Märtyrer" und die Rolle des Kultes in der islamischen Welt untersucht.
Schlüsselwörter
Selbstmordattentat, Israel-Palästina-Konflikt, Märtyrerkult, Friedensprozess, Nahost-Konflikt, Gewalt, Terrorismus, Islamismus, Religion, Politik, Gesellschaft, Psychologische Aspekte.
- Quote paper
- Markus Mikikis (Author), 2005, Selbstmordattentäter im Nahost-Konflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39268