Walter Benjamin sieht in der Fotografie ein wirkungsvolles sozialrevoltionäres Kampfmittel und greift damit eine Entwicklungslinie auf, die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte. Für ihn bildet bei dieser Verwendung der Fotografie die Beschriftung und das Bild eine Einheit, deren Bedeutungsgehalt nur von beiden Medien in Kombination in dieser Vehemenz vermittelt werden kann. Mit seiner Frage, ob „die Beschriftung nicht zum wesentlichsten Bestandteil der Aufnahme werde [...]“ , d.h. zum maßgeblichen informationsvermittelnden Bestandteil, deutet er eine Hierarchie innerhalb der beiden Medien Foto und Text für den Bereich der politischen Agitation an, die es zu überprüfen gilt. Dies möchte ich anhand von zwei deutschen Werken tun, Kurt Tucholskys Deutschland, Deutschland über alles und Bertold Brechts Kriegsfibel. Beides sind wichtige Beispiele der linken Agitation vor, beziehungweise während des 2.Weltkrieges und bedienen sich der Kombination von Foto und Text als literarische Form. Ich werde auf Kurt Tucholskys Verhältnis zur Fotografie als politisches Medium recht detailiert eingehen, da es zum Verständnis der Entstehung und der Struktur von Deutschland, Deutschland über alles wichtig ist. Mein Hauptaugenmerk ruht dabei auf dem Verhältnis von Foto und Text und dessen Hierarchisierung im Sinne von Benjamin.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die Fotografie als politisches Kampfmittel bei Tucholsky
- Tucholsky und die AIZ
- Problem der LYRIK in den Bildgedichten
- Deutschland, Deutschland über alles
- Versuch einer Kategorisierung
- Text + Illustration
- Text Allegorie
- Bildgedicht
- Reportage
- Tucholskys Einschätzung des Wahrheitsgehaltes von Fotografien in DDüa
- Versuch einer Kategorisierung
- Bertold Brechts 'Kriegsfibel
- Zur Entstehung der Fotoepigramme
- Fotoepigramme des Arbeitsjournals und der Kriegsfibel
- Foto-Text-Verhältnis
- Erzählhaltung der Epigramme
- Vergleich von DDüa und Kriegsfibel
- Nachbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Bildtextierungen für die Gesamtaussage von Foto-Text-Einheiten in politischer Literatur. Im Fokus stehen Kurt Tucholskys "Deutschland, Deutschland über alles" und Bertold Brechts "Kriegsfibel" als exemplarische Beispiele linker Agitation. Die Analyse konzentriert sich auf das Verhältnis von Foto und Text und deren jeweilige Hierarchisierung, insbesondere im Hinblick auf die Thesen Walter Benjamins zur Fotografie als politischem Kampfmittel.
- Die Fotografie als politisches Kampfmittel in der Weimarer Republik und im Dritten Reich.
- Analyse des Verhältnisses von Bild und Text in politischen Foto-Text-Einheiten.
- Vergleich der Strategien von Tucholsky und Brecht in der Verwendung von Fotografien.
- Untersuchung der Rezeptionslenkung durch Bildauswahl und -unterschrift.
- Die Rolle der Textierung in der Vermittlung des Bedeutungsgehalts von Fotografien.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkung: Die Vorbemerkung führt in die Thematik ein und bezieht sich auf Walter Benjamins Thesen zur Fotografie als „Beweisstück im historischen Prozess“, deren Rezeption und den essentiellen Charakter der Beschriftung, insbesondere im Kontext politischer Propaganda. Benjamin sieht die Beschriftung als integraler Bestandteil, der den visuellen Informationsgehalt des Fotos verbal ergänzt und dessen Bedeutung erst vollends erschließt.
Die Fotografie als politisches Kampfmittel bei Tucholsky: Dieses Kapitel analysiert Tucholskys Verständnis der Fotografie als politisches Werkzeug. Es beleuchtet seinen frühen Artikel "Mehr Fotografien!", in dem er die Wirkung schockierender Fotografien auf den Betrachter betont und deren agitatorisches Potenzial für politische Zwecke hervorhebt. Tucholsky plädiert für die Verwendung von Fotografien als Mittel der Gegenüberstellung sozialer Ungleichheiten und sieht in der Bildkraft eine starke, mitunter textunabhängige Wirkung.
Deutschland, Deutschland über alles: Dieses Kapitel untersucht Tucholskys Werk "Deutschland, Deutschland über alles". Es kategorisiert die verschiedenen Formen der Foto-Text-Kombinationen innerhalb des Buches (Text + Illustration, Text Allegorie, Bildgedicht, Reportage) und analysiert, wie Tucholsky den Wahrheitsgehalt von Fotografien einschätzt und welche Rolle die Textierung in seiner politischen Aussage spielt. Die Kapitel analysiert die verschiedenen Textsorten und deren Funktion innerhalb der politischen Aussage.
Bertold Brechts 'Kriegsfibel: Dieses Kapitel widmet sich Brechts "Kriegsfibel", untersucht die Entstehung der Fotoepigramme, ihr Verhältnis von Bild und Text, und die erzählerische Haltung der Epigramme. Es betrachtet die "Kriegsfibel" im Kontext der politischen Propaganda und analysiert die Wirkung der Kombination aus Bild und Text auf den Leser.
Vergleich von DDüa und Kriegsfibel: Dieses Kapitel vergleicht die Strategien von Tucholsky und Brecht im Umgang mit Fotografien in ihren jeweiligen Werken. Es untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Gestaltung der Foto-Text-Einheiten und deren jeweilige politische Wirkung. Der Vergleich zeigt die unterschiedlichen Ansätze und die jeweilige Effektivität in der politischen Kommunikation durch Bild und Text.
Schlüsselwörter
Fotografie, politische Propaganda, Bildtextierung, Foto-Text-Einheit, Kurt Tucholsky, Bertold Brecht, Deutschland, Deutschland über alles, Kriegsfibel, Walter Benjamin, Agitation, Rezeption, Bildanalyse, Textanalyse, mediale Kombination, visuelle Kommunikation, politische Wirkung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Deutschland, Deutschland über alles" und Brechts "Kriegsfibel"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Bildtextierungen für die Gesamtaussage von Foto-Text-Einheiten in politischer Literatur. Im Fokus stehen Kurt Tucholskys "Deutschland, Deutschland über alles" (DDüa) und Bertold Brechts "Kriegsfibel" als exemplarische Beispiele linker Agitation. Die Analyse konzentriert sich auf das Verhältnis von Foto und Text und deren jeweilige Hierarchisierung, insbesondere im Hinblick auf die Thesen Walter Benjamins zur Fotografie als politischem Kampfmittel.
Welche Werke werden analysiert?
Die Hauptwerke der Analyse sind Kurt Tucholskys "Deutschland, Deutschland über alles" und Bertold Brechts "Kriegsfibel". Beide Werke werden im Hinblick auf ihre Verwendung von Fotografien und Texten als Mittel politischer Agitation untersucht.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Fotografie als politisches Kampfmittel in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, die Analyse des Verhältnisses von Bild und Text in politischen Foto-Text-Einheiten, der Vergleich der Strategien von Tucholsky und Brecht in der Verwendung von Fotografien, die Untersuchung der Rezeptionslenkung durch Bildauswahl und -unterschrift sowie die Rolle der Textierung in der Vermittlung des Bedeutungsgehalts von Fotografien.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Vorbemerkung, Kapitel zu Tucholskys Verständnis der Fotografie als politisches Werkzeug und einer detaillierten Analyse von "Deutschland, Deutschland über alles", ein Kapitel zu Brechts "Kriegsfibel" mit Fokus auf Entstehung, Foto-Text-Verhältnis und Erzählhaltung der Epigramme, einen Vergleich beider Werke und eine abschließende Nachbemerkung. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.
Welche Rolle spielt Walter Benjamin?
Die Arbeit bezieht sich auf Walter Benjamins Thesen zur Fotografie als „Beweisstück im historischen Prozess“ und deren Rezeption. Benjamins Sichtweise auf die Beschriftung als integralen Bestandteil des Fotos, der dessen Bedeutung erst vollends erschließt, insbesondere im Kontext politischer Propaganda, ist ein zentraler Bezugspunkt.
Wie werden die Foto-Text-Kombinationen in "Deutschland, Deutschland über alles" kategorisiert?
Die Arbeit kategorisiert die verschiedenen Formen der Foto-Text-Kombinationen in DDüa in: Text + Illustration, Text Allegorie, Bildgedicht und Reportage. Die Analyse untersucht, wie Tucholsky den Wahrheitsgehalt von Fotografien einschätzt und welche Rolle die Textierung in seiner politischen Aussage spielt.
Was wird im Vergleich von DDüa und der Kriegsfibel untersucht?
Der Vergleich untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Gestaltung der Foto-Text-Einheiten beider Werke und deren jeweilige politische Wirkung. Es werden die unterschiedlichen Ansätze und die jeweilige Effektivität in der politischen Kommunikation durch Bild und Text analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Fotografie, politische Propaganda, Bildtextierung, Foto-Text-Einheit, Kurt Tucholsky, Bertold Brecht, Deutschland, Deutschland über alles, Kriegsfibel, Walter Benjamin, Agitation, Rezeption, Bildanalyse, Textanalyse, mediale Kombination, visuelle Kommunikation, politische Wirkung.
- Arbeit zitieren
- Claudia Gallé (Autor:in), 2002, Die Beschriftung als 'der wesentlichste Bestandteil' des Fotos?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39353