Jugenddelinquenz ist, bei einer ansonsten gesunden Entwicklung des Jugendlichen, ein diskontinuierliches Phänomen, das einen Anpassungsversuch an die Erwachsenenwelt darstellt. Davon muß die persistente Delinquenz unterschieden werden, die in der Regel früher beginnt und mit Störungen des Jugendlichen einhergeht. Es werden zunächst die entwicklungstheoretischen Befunde zur Entwicklung von Aggression referiert, da diese mit jenen für Delinquenz überwiegend identisch sind. Anschließend wird die Entwicklung von Jugenddelinquenz am Modell von Moffit erklärt, der von einem Autonomiestreben Jugendlicher ausgeht, das auf die Diskrepanz zwischen biologischer und psycho-sozialer Reife bei Jugendlichen zurüchgeführt wird. Die Risikofaktoren für Delinquenz werden vorgestellt, wobei auf das Defizit der Verarbeitung sozialer Informationen bei (persistent) delinquenten Jugendlichen besonders eingegangen wird. Auch andere Teilaspekte der Risikofaktoren
werden erörtert. Schließlich werden auch Schutzfaktoren gegen delinquentes Verhalten besprochen. Abschließend wird eine vom Autor im Rahmen der vorliegenden Arbeit durchgeführte Befragung hessischer Richterinnen und Richter zur geschätzten Häufigkeit von Risikofaktoren für Jugenddelinquenz vorgestellt und die Ergebnisse diskutiert. Dabei zeigen sich Übereinstimmungen zwischen den theoretischen Erörterungen und den Angaben der Befragten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Entwicklung und aggressives Verhalten
- 3 Entwicklung und Delinquenz
- 3.1 Jugenddelinquente und persistent Delinquente
- 3.2 Erklärungsmodell von Moffitt
- 3.3 Risikofaktoren der Jugenddelinquenz
- 3.4 Informationsverarbeitungsdefizit
- 3.5 Ergänzende Aspekte zu den Risikofaktoren
- 3.5.1 Schulisches Klima und Aggression
- 3.5.2 Soziale Kompetenz, Substanzgebrauch und Delinquenz
- 3.5.3 Zu den Motiven jugendlichen Gewaltverhaltens
- 3.6 Schutzfaktoren gegen Jugenddelinquenz
- 4 Befragung von Richterinnen und Richtern
- 4.1 Methode
- 4.2 Rücklauf
- 4.3 Ergebnisse
- 4.4 Diskussion
- A Anschreiben und Fragebogen
- B Schriftliche Kommentare der Befragten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Entwicklung von Jugenddelinquenz anhand neuere Forschungsergebnisse und setzt sich mit Risikofaktoren und Schutzfaktoren auseinander. Sie präsentiert ein Erklärungsmodell von Moffitt, das das Autonomiestreben Jugendlicher und die Diskrepanz zwischen biologischer und psycho-sozialer Reife beleuchtet. Zudem werden die Ergebnisse einer Befragung hessischer Richterinnen und Richter zu den Risikofaktoren für Jugenddelinquenz im Gerichtsalltag vorgestellt.
- Entwicklung von Delinquenz
- Risikofaktoren für Jugenddelinquenz
- Schutzfaktoren gegen delinquentes Verhalten
- Informationsverarbeitungsdefizit bei delinquenten Jugendlichen
- Erklärungsmodell von Moffitt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problematik der Jugenddelinquenz vor und betrachtet die Altersverteilung von Tatverdächtigen. Kapitel zwei widmet sich der Entwicklung von aggressivem Verhalten und dessen Zusammenhang mit der Delinquenz. Kapitel drei erläutert verschiedene Theorien zur Entwicklung von Jugenddelinquenz, wobei das Erklärungsmodell von Moffitt im Mittelpunkt steht. Es werden Risikofaktoren und Schutzfaktoren vorgestellt und das Informationsverarbeitungsdefizit bei delinquenten Jugendlichen hervorgehoben. Kapitel vier präsentiert die Ergebnisse einer Befragung von hessischen Richterinnen und Richtern zur geschätzten Häufigkeit von Risikofaktoren für Jugenddelinquenz. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die theoretischen Überlegungen diskutiert.
Schlüsselwörter
Jugenddelinquenz, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Informationsverarbeitungsdefizit, Erklärungsmodell von Moffitt, Autonomiestreben, biologische und psycho-soziale Reife, Befragung, Richterinnen und Richter, Gerichtsalltag.
- Quote paper
- Michael Cramer (Author), 2004, Neuere Befunde entwicklungsorientierter Forschungen zur Entwicklung der Delinquenz junger Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39413