Gemeinsames Handeln (joint acts) sieht sich immer von dem Problem der doppelten Kontingenz bedroht. Doppelte Kontingenz bezeichnet ein Problem, nach dem Handlungen zweier oder mehrer Personen mehr oder weniger unberechenbar sind, denn alles, was passieren kann, kann theoretisch auch immer anders passieren. Diese Problem findet sich auch in der Kommunikation wieder. Schwierig wird es in dieser Hinsicht, sein Handeln zu koordinieren und ein gemeinsames Wissen (mutual knowledge) um die Situation und vor allen Dingen der Rolle des Gegenübers in dieser Situation zu etablieren. Immer wieder läuft man Gefahr sich in Endlosabwägungen der Sorte: ich weiß, dass mein Gegenüber weiß, dass ich weiß, dass mein Gegenüber weiß... etc. ad infinitum zu verirren. Jedoch ist gemeinsames Handeln nicht nur möglich sondern wahrscheinlich und passiert mehrfach und wiederholt jeden Tag. Doch wie kommt es dazu?
Herbert H. Clark und Thomas B. Carlson führen in ihrem Essay „Speech Acts and Hearers’ Beliefs“, das im folgenden Referat kurz skizziert und analysiert werden soll, das informative als fundamentalen Mechanismus für die Herstellung von mutual belief bzw. common knowledge ein und erweitern damit die Sprechakttheorie entscheidend. Mit Hilfe des informative gelingt es dem Sprecher nicht nur gemeinsames Wissen in den Hörern zu schaffen, sondern er bringt gleichzeitig durch sie seine Aufforderungen „an den Mann“ und unterteilt damit seine Hörer in participants (Teilnehmer), addressees (Adressaten), and die eine Aufforderung zum Handeln gerichtet ist, und overhearers (Mithörer), die nicht am Kommunikationsprozess beteiligt sind. Gleichzeitig schafft das informative Klarheit darüber, ob ein joint act, der eine gewisse Koordination voraussetzt, ausgeführt werden soll oder ob einfach nur eine parallele Handlung durchgeführt werden soll, die keiner weiteren Koordination bedarf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundannahmen
- Joint Acts
- Common Ground
- Requests und mehrere Personen (Collective Requests)
- Informatives
- Drei Hypothesen
- Die Rolle der Informatives
- Unbekannte Adressaten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay „Speech Acts and Hearers' Beliefs“ von Herbert H. Clark und Thomas B. Carlson befasst sich mit dem Problem der doppelten Kontingenz in der Kommunikation und analysiert die Rolle von Informatives bei der Etablierung von gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief) bzw. gemeinsamem Grund (common knowledge). Der Text erweitert die Sprechakttheorie und untersucht die Bedeutung von Informatives für die Koordination von gemeinsamen Handlungen (joint acts).
- Doppelte Kontingenz in der Kommunikation
- Etablierung von gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief)
- Rolle von Informatives in der Sprechakttheorie
- Koordination von gemeinsamen Handlungen (joint acts)
- Unterscheidung zwischen Teilnehmern (participants), Adressaten (addressees) und Mithörern (overhearers)
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text führt das Problem der doppelten Kontingenz in der Kommunikation ein und stellt die Bedeutung von gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief) für die Koordination von gemeinsamen Handlungen (joint acts) heraus.
- Grundannahmen: Dieser Abschnitt beschreibt die grundlegenden Annahmen, die Clark und Carlson (CC) für ihre Analyse verwenden, insbesondere die Bedeutung von gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief) für den Erfolg von Kommunikation.
- Joint Acts: CC analysieren das gemeinsame Musizieren als Beispiel für einen Joint Act, der eine komplexe Koordination von Handlungen erfordert. Sie stellen die Formel des mutual belief von Schiffer vor und erklären, wie diese Formel die Koordination von Handlungen in der Kommunikation erklärt.
- Common Ground: Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Konzept des gemeinsamen Grundes (common knowledge), das eine Erweiterung des Konzepts des gemeinsamen Wissens (mutual knowledge/belief) darstellt.
- Requests und mehrere Personen (Collective Requests): Hier untersuchen CC die Rolle von Informatives bei der Übermittlung von Anfragen (requests) an mehrere Personen. Sie betonen, wie Informatives die Teilnehmer (participants) und Adressaten (addressees) eines Requests identifizieren und die Koordination von Handlungen erleichtern.
- Informatives: Dieser Abschnitt definiert den Begriff Informatives und erklärt, wie Informatives die Hörer einer Nachricht über die Intention des Sprechers und die Rolle der Hörer in der Kommunikation informiert.
- Drei Hypothesen: CC stellen drei Hypothesen über die Funktionsweise von Informatives in der Kommunikation vor.
- Die Rolle der Informatives: Hier wird die Bedeutung von Informatives für die Koordination von Handlungen und die Etablierung von gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief) weiter erörtert.
- Unbekannte Adressaten: CC analysieren die Rolle von Informatives, wenn unbekannte Adressaten an der Kommunikation beteiligt sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind: Doppelte Kontingenz, gemeinsamem Wissen (mutual knowledge/belief), gemeinsamem Grund (common knowledge), Informatives, gemeinsame Handlungen (joint acts), participants, addressees, overhearers, Sprechakttheorie, Koordination, Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Michael Reichmann (Autor:in), 2003, Informatives und ihre Rolle bei der Etablierung von mutual knowledge: Eine Analyse des Essays 'Speech Acts and Hearers' Beliefs' von Herbert H Clark und Thomas B. Carlson., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39479